Auch in diesem Jahr verwöhnte uns die Septembersonne und ein
wunderbares Spätsommerwochenende bescherte uns zwei
erlebnisreiche Fahrten auf dem krummen Rhein und auf dem
besagten Groschenwasser.
Anlaufpunkt war – wie im Vorjahr – der Campingplatz in Kehl,
der uns wieder idealer Ausgangspunkt für unsere beiden
Wanderfahrten war. Unser Bootsanhänger war wieder gut gepackt
als wir uns am Freitagabend gegen 17 Uhr auf den Weg machten.
Fast zeitgleich traf ein großer Teil der Mannschaft auf dem
Platz am Rheinufer ein und blitzschnell waren das
Gemeinschaftszelt und die transportablen Einzimmerapartments
aufgebaut. Nun konnte der gemütliche Teil des Abends
beginnen.
Helga und Emil waren schon etwas früher angereist und
allmählich erfüllte sich die Lounge mit Leben. Natalie hatte
mit Hilfe von Werners Kochnische köstliche Spaghetti mit noch
köstlicherer Tomatenkräutersauce zubereitet, die nicht nur den
Bauch, sondern auch meine Hose wärmte. Es schmeckte allen
vorzüglich und an rotem Rebensaft sollte es nicht fehlen. Wir
waren wieder vortrefflich ausgestattet und es war alles bereit,
um uns die Zeit am Rhein so angenehm wie möglich zu
machen.
Soeben war das neueste „AHOI“ erschienen und einige Exemplare
waren schon auf dem Tisch. Was lag also näher, als in der
kleinen Runde einige Kostproben der aktuellen Lektüre
vorzutragen. So wurde der Abend auch zur kulturellen
Vorlesestunde.
Wegen der längeren Strecke entschieden wir uns am ersten Tag
für die Fahrt vom krummen Rhein über die Ill und den
Rhein-Marnekanal zurück zum Campingplatz.
Dazu mussten nur die Boote und die Passagiere ins nahe
gelegene Plobsheim gebracht werden, denn für die Rückholung
standen auf dem Platz genügend Fahrzeuge zur Verfügung. Schnell
war die Einsatzstelle erreicht und die kleine Furt bot eine
komfortable Möglichkeit die Boote zu Wasser zu lassen.
Unfreiwillige Badeeinlage
Das muntere Flüsschen führte uns in vielen Schleifen durch den
Ort und schon bald war eine kurze Schwallstrecke erreicht, die
über ein zerfallenes Wehr hinunterführt.
Andreas konnte der Versuchung nicht widerstehen, etwas in der
schäumenden Walze zu spielen und bot dabei den interessierten
Zuschauern eine unfreiwillige Badeeinlage. Normalerweise ist
dieses Gewässer nicht wirklich „brillengefährlich“, aber
Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. Dennoch
hatte unser Pechvogel alle wohl gemeinten Ratschläge, seine
Brille zu sichern, in den Wind geschlagen und so war sein
Sehkraftverstärker schließlich in Neptuns Reich gelandet.
Doch die abwechslungsreiche Flusslandschaft und das herrliche
Spätsommerwetter ließen das Kümmernis schnell vergessen und
bald waren auch die Kleider wieder trocken.
Der krumme Rhein verläuft streckenweise, eingedeicht, etwas
höher als das Umland und so wechseln sich saftige Felder und
sumpfige Auwälder zur rechten und zur linken ab.
Als wir die erste Umtragestelle an einer Mühle erreichten, war
es Zeit zu einer Mittagspause im Schatten der Uferbäume. Wie
gewohnt wurde schnell ein behagliches Feuer entfacht und die
kleine Gruppe scharte sich um die lodernden Flammen. Nach einer
ausgiebigen Rast setzen wir unterhalb der Staustufe ein und
unsere Boote trugen uns durch die waldreiche Auenlandschaft
fort. Ausgelassene Spielchen und angeregte Unterhaltungen
gestalteten den weiteren Teil unserer Fahrt auf dem krummen
Rhein sehr kurzweilig.
Durch die Vororte von Straßburg
Dann musste eine weiteren Engstelle an einer verfallenen
Schleuse umtragen werden. Mit gegenseitiger Hilfe war auch
dieses Hindernis bald bewältigt und wir erreichten die ersten
Vororte von Straßburg. An blumengeschmückten Gärten und kleinen
Hütten vorbei kamen wir schließlich an die Einmündung in die
Ill.
Ein kurzes Stück des Weges begleiteten wir den Fluss, der
Straßburg in nordöstlicher Richtung durchquert. Entlang dem
Quai Louis Pasteur folgten wir dem Kanal in den Südhafen. Auf
halber Strecke zum Hafen war aber noch ein kleines Hindernis zu
überwinden, denn nicht alle Schleusen in der Stadt sind dauernd
besetzt. Diese Umtragung gestaltete sich etwas schwierig, da
ausgerechnet an der Ausstiegstelle unangenehme Brennesseln
standen und obendrein ein Wespennest den Weg versperrte. Doch
schließlich waren wieder alle auf dem Wasser und die Fahrt
Richtung Südschleuse konnte weitergehen. Das endlos lange
Hafenbecken bot zwar nicht unbedingt die schönste Aussicht,
ermöglichte uns aber direkt in den Rhein einzufahren und am
Campingplatz auszusteigen.
Ein Ausflugsdampfer nahm uns dann mit in die Schleusenkammer
und der freundliche Schleusenwärter wartete, bis alle Boote
eingetroffen waren.
Dann waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem
heutigen Tagesziel. Mit dem Herauftragen der Boote über den
Rheindamm endete eine Flußfahrt mit vielen unterschiedlichen
Facetten. Dörfliche Idylle wechselte mit Auwäldern und
Blumengärten.
Später umgab uns eine pulsierende Stadtlandschaft und die
Industriekulisse des Südhafens. Zum Abschluß befuhren wir noch
ein paar Kilometer den Rhein, und damit an diesem Tag eine
wenig belebte Großwasserstraße.
Nach der Rückholung der Fahrzeuge und einem kleinen Einkauf
war die Kaffeetafel bei milden Temperaturen und Sonnenschein
unter freiem Himmel gedeckt.
Erst gegen Abend zog sich das Völkchen ins gemütliche Wohnzelt
zurück. Emil hatte den Tag auf dem Fahrradsattel verbracht und
eine stattliche Anzahl Kilometer zurückgelegt.
Er berichtete von einem Felssturz bei Sasbach, genau an einem
Parkplatz, den wir früher auch öfter aufsuchten. Durch die
anhaltende Trockenheit waren die Radwege entlang des Rheins
aber sehr staubig. Ein Grund mehr, den Abend bei einem gute
Gläschen Wein und einem genüsslichen Nachtmahl ausklingen zu
lassen.
Auf dem Groschenwasser unterwegs
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit herrlichem
Sommerwetter und die Nacht war so warm wie im Hochsommer. Der
Bootsanhänger und ein weiteres Auto wurden an der späteren
Ausstiegsstelle platziert und wir setzten am gestrigen
Ausstiegspunkt in den Rhein ein. Der breite Fluss war heute
eher langweilig - spiegelglatt die Wasseroberfläche und man
hatte den Eindruck, als wäre der mächtige Strom eingeschlafen.
Aber nach sechs Kilometern hieß es umsetzen. Jetzt folgte der
eigentlich interessante Teil unserer heutigen Wanderfahrt. Nach
einem kurzen Landgang war das glasklare Groschenwasser
erreicht. Anders als im letzten Jahr war die Orientierung
überhaupt kein Problem, das schnell strömende Wasser zeigte uns
den Weg durch den windungsreichen Flusslauf mit seinen vielen
Seitenarmen. Immer wieder faszinierte uns die üppige Vegetation
und die Vielzahl der unterschiedlichsten Wasserpflanzen. Einige
unserer Wanderfahrer erlebten zum ersten Mal das bezaubernde
Flüsschen und waren von der unberührten Flusslandschaft
begeistert. Nach einer sehr abwechslungsreichen Fahrt durch
stille Schilfzonen und dichte Waldabschnitte war dann unser
Pauseplatz erreicht. Auf einer bunten Streuobstwiese lachten
uns viele rotwangige Äpfel entgegen. Hier war auch gleich ein
geeigneter Platz gefunden, um ein kleines Feuerchen zu
entzünden. Kurz darauf brutzelten die mitgebrachten Würste und
saftige Bratäpfel über der Glut. Ein kleines Schläfchen in der
Mittagssonne oder ein kurzer Spaziergang durchs Feld, dann ging
es auf den letzten Abschnitt unserer Reise.
Beim Durchzählen wurde mir bewusst, dass es genau zehn Paddler
waren.
Als wir dann alle wieder in den Booten saßen, ging mir ständig
das Lied von den zehn kleinen Negerlein durch den Kopf und ich
summte die Melodie vor mich hin. Dabei kam mir der Gedanke, das
ursprüngliche Lied in „zehn kleine Kanufahrer“
umzudichten.
Natalie war von der Idee so angetan, dass sie nicht eher
ruhte, bis sie am Ende unserer Paddeltour alle zehn Strophen
zusammen hatte. Jetzt fehlte nur noch ein Happy End und
schließlich waren in der elften Strophe alle Zehn im seligen
Paddlerhimmel.
Für den heutigen Tag hatten wir den Ausstieg einige Kilometer
vorverlegt. Auf dem Campingplatz mussten noch die Zelte
abgebaut werden und die Heimfahrt lag auch noch vor uns. Rund
um Straßburg gibt es eine ganze Reihe interessanter Gewässer,
die sich für eine Wochenendtour anbieten, und der Rhein ist ja
auch nicht gerade zu verachten.
Daher ist Straßburg immer eine Reise wert, schon allein
deshalb, weil die Region von Saarbrücken aus relativ schnell zu
erreichen ist. Unsere Truppe war wieder einmal perfekt
aufeinander eingespielt und jeder hatte in unserer
„Talentschmiede“ seinen festen Platz.
Begnadete Köche, Dichter, Feuerteufel, Gewässerkundler,
Weinkenner, Geschichtenerzähler, und Organisatoren – jeder
hatte wieder zum Gelingen einer wohltuend erholsamen
Wochenendwanderfahrt beigetragen – eine Freiheit, die
unbezahlbar ist. Ihnen allen ein großes Dankeschön – à bientôt
!
Weitere Infos:
www.saarbruecker-kanu-club.de
Von Norbert Neuschwander, SKC Saarbrücker Kanu-Club