15.07.2010 | Kanu-Rennsport

Tag der offenen Tür in Kienbaum

Am gestrigen Mittwoch empfing die Kanu-Rennsport Nationalmannschaft zu ihrem "Tag der offenen Tür" in Kienbaum die Vertreter der Presse. Neben der eröffnenden Pressekonferenz hatten die Medienvertreter die Chance mit den einzelnen Athleten, Trainern und Funktionären Gespräche zu führen und einen Ausblick auf das Highlight der Saison zu werfen. Dabei konnte zur Pressekonferenz auch eine sportpolitische Überraschung mitgeteilt werden...

Konietzko kündigt Kandidatur für ICF-Vizepräsidentschaft an

Bei der Pressekonferenz des Deutschen Kanu-Verbandes am 14.7. in Kienbaum verkündete DKV-Präsident Thomas Konietzko seinen Wunsch der Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten in der ICF (Internationale Kanu-Förderation) beim Kongress im Oktober an.

„Wir müssen die Position des DKV in der ICF unbedingt stärken, da wir als größter nationaler Verband natürlich mitreden wollen und müssen“, so Konietzko. Gegen den bisherigen ungarischen Vize-Präsidenten Istvan Vaskuti ist diese Kandidatur zwar äußerst schwierig, da die Ungarn über eine sehr gute Lobby verfügen, aber aufgrund der langjährigen Präsidentschaft von Ulrich Feldhoff genießt Deutschland weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Dennoch liegt für den noch jungen DKV-Präsidenten Konietzko bis Oktober viel Arbeit vor ihm, was auch Sportdirektor und Kenner der Szene Jens Kahl noch einmal unterstrich: „Wir müssen jetzt ordentlich ackern, um Konietzko in der ICF zu platzieren. Eine handfeste Bewerbung wäre der erste Schritt.“

WM in Poznan steht an

Das große Highlight der Saison wird im Kanu-Rennsport die Weltmeisterschaft In Poznan (Polen) vom 19.-22. August sein. Bundestrainer Reiner Kießler sieht sich dabei mehreren Herausforderungen gegenüber gestellt. „Zwar haben wir die Mehrzahl der Boote besetzt,  aber es gibt auch noch einige Baustellen“, so Kießler. „Die Mannschaftsboote bei den Kajak Damen sind noch nicht klar. Die Einer-Boote aber haben wir alle fest und sind dort mit Nicole Reinhardt (200m/Lampertheim), Katrin-Wagner Augustin (500m/Potsdam), Ronny Rauhe (200m/Potsdam), Max Hoff (1.000m/Köln), Stefan Holtz (Canadier-Einer über 200m/ Karlsruhe) und Sebastian Brendel (Canadier-Einer  über 1.000 / Potsdam) sehr gut aufgestellt.“

Ein klares Ziel für die WM formulierte Kießler wie gewohnt selbstbewusst: „Wir wollen in den Olympischen Disziplinen sieben Medaillen gewinnen. Schön wäre es, wenn diese noch die richtige Farbe haben. Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber die letzten sechs Wochen bis zur WM konzentriert arbeiten. Bei den Welt-Cups und der Europameisterschaft haben die Ungarn ziemlich zugesetzt, gerade mit ihren jungen Leuten. Die meisten Rennen werden daher sicherlich wieder sehr spannend.“

Spezialisierung greift um sich

Mit der Änderung des Olympischen Programms zeigt sich schon in diesem Jahr eine  Konzentration auf die 200m-Sprintstrecke. Im Team von Chef-Bundestrainer Reiner Kießler findet neben personellen Entscheidungen wie der Installation eines Sprinttrainers auch ein Umdenken in Richtung Spezialisierung statt, was aber von Kießler auch skeptisch gesehen wird: „Nur noch auf Sprint zu trainieren, soll bei uns vorerst nicht stattfinden, da dann womöglich die Konstanz auf den letzten Metern fehlen würde. Aber insgesamt müssen wir über 200m noch zulegen.“ Auch Starsprinter Ronny Rauhe (Potsdam) ist Fan von beiden Strecken: Es ist zwar schade, dass die 500m bei Olympia weggefallen, da ich dort meinen Kampfeswillen immer gut einbringen konnte, aber die 200m machen auch Spaß. Ich sehe aber jetzt schon, dass unter der Spezialisierung die Leistungskonstanz leiden wird, da die Felder so eng sind und wenn Du mit dem falschen Bein aufstehst, findest Du Dich auf einmal auf einem hinteren Platz wieder.“

Erstmalig auch eine Canadier-Dame mit dabei

Lydia Weber heißt die Hoffnung des Deutschen Kanu-Verbandes für die Rennsport-WM in Poznan. In einem dramatischen 200m-Rennen im Rahmen der Westdeutschen Landesmeisterschaften in Duisburg erkämpfte sich die 20-jährige Dresdenerin die Chance, als erste Frau den DKV in der neuen WM-Disziplin Canadier der Damen vertreten zu dürfen. In Kienbaum freute sich die ehemalige Kajakfahrerin endlich das deutsche Trikot ausgehändigt zu bekommen: „Ein Pressetermin mit der DKV-Mannschaft ist erstmal viel Neuland für mich, aber ich bin sehr auf die WM gespannt und werde mein Bestes geben.“

Das Fernziel heißt London 2012

Für die Olympischen Spiele in London ließ sich Sportdirektor Jens Kahl schon zwei Jahre im Voraus eine Prognose entlocken: „Dreimal Gold und insgesamt sieben Medaillen wollen wir in den Kanu-Disziplinen holen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber man kann auch nur an ehrgeizigen Zielen wachsen.“ Die Vormachtstellung des DKV sollte mit diesem Ergebnis weiterhin gewährleistet sein.

Entscheidender Nachteil zur Olympiaqualifikation

Mit dem Qualifikationssystem der ICF zu den Olympischen Spielen wird ein großes Problem auf den DKV zukommen, da im Kajak-Herren-Bereich nur acht Plätze fortan gestattet werden. Ein Problem, das gerade die starken Nationen treffen wird, da diese mit bis zu zehn Startern in dieser Disziplingruppe bisher kalkuliert haben und nun im schlechtesten Fall sogar WM-Medaillengewinner nicht nominieren können.

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