18. Februar 2022

Therese Zenz †

Therese Zenz war die erste deutsche (saarländische) Kanu-Weltmeisterin. Im Jahr 1954 schrieb sie mit ihrem Sieg bei den Weltmeisterschaften in Macon (Frankreich) im Einer-Kajak über 500 m Geschichte. Und auch bei Olympischen Spielen war die aus Mettlach stammende Kajakfahrerin ein Medaillengarant für die deutsche Mannschaft. In der Zeit von 1952 bis 1960 nahm Zenz an drei Olympischen Spielen teil und gewann dabei dreimal Silber. Im Jahr 1964 konnte sie sich zudem über olympisches Gold des von ihr betreuten Bootes mit Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann freuen. Für ihre sportlichen Leistungen wurde Zenz am 21. Januar 1957 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Sie gilt bis heute als eine der erfolgreichsten Sportlerinnen des Saarlandes.

Am 22. OKtober 2019 genau eine Woche nach ihrem 87. Geburtstag verstarb Therese Zenz in Merzig wo sie auch geboren wurde.

Im Jahr 2014 gab Therese Zenz im Rahmen des 100-jährigen DKV-Jubiläums ein Interview, in dem sie sich an ihre damaligen Erfolge erinnerte  

KANU-SPORT: Im Jahr 1952 haben Sie mit 19 Jahren bereits das erste Mal an Olympischen Spiele teilgenommen. Wie kamen Sie denn eigentlich zum Kanusport?

Therese Zenz: Ich habe mich immer schon für Sport interessiert. Zunächst habe ich Leichtathletik gemacht und Handball gespielt. Mein Handballtrainer war aber auch Kanufahrer. Er meinte eines Tages zu mir, dass ich so viel Kraft in den Armen hätte und deswegen mal Kanusport ausprobieren sollte. Paddeln gefiel mir von Anfang an sehr gut und deswegen bin ich auch dabei geblieben. Das war natürlich gar nicht so einfach, den Spot mit der Arbeit zu verbinden. Ich war Bildmosaiklegerin bei Villeroy und Boch. Nach Feierabend habe ich mich auf das Fahrrad geschwungen, bin zum Bootshaus gefahren und ab ins Boot. Später hat der Verein ein Reichert-Kajak bekommen, indem wir uns immer abgewechselt haben. 

KANU-SPORT: Wie sind die ersten Rennen abgelaufen?

Therese Zenz: Am Anfang hatten wir gar nicht so viel Kontakt zu den deutschen Fahrern und haben viel mit den Franzosen trainiert. Wir sind meistens von Mettlach bis Merzig auf der Saar gefahren. Mein erstes Rennen bin ich sogar noch in einem Faltboot gefahren. Auf den Saarland-Meisterschaften, eines meiner ersten Rennen, gab es eine ganz kuriose Situation, als man mir sagte: „Paddel einfach mit und wenn die anderen aufhören, dann kannst Du auch aufhören.“ Ich war aber weit in Führung und wusste nicht, wo das Ziel ist und so bin ich viel viel weiter gefahren, als ich eigentlich musste. Da ich in dieser Zeit immer in der Spitze gepaddelt bin, war es überhaupt keine Frage, dass ich dann auch mit nach Helsinki zu den Olympischen Spielen fahren durfte.

KANU-SPORT: Wie sind ihre Erinnerungen an diese Olympischen Spiele?

Therese Zenz: Als Sportler war es eine ganz große Sache, bei den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Man hatte auf einmal Kontakt zu ganze vielen Menschen. Helsinki war allerdings gar nicht so einfach, da die Regatta auf dem offenen Meer war. Bis dahin bin ich immer auf recht ruhigen Gewässern gepaddelt. Ich war schon froh, dass ich nicht gekentert bin und gut ins Ziel kam. Der Endlauf war dann ein großer Erfolg für mich, in dem ich dann Neunte wurde. In Helsinki habe ich mir dann vorgenommen, dass ich einmal da oben auf dem Siegerpodest stehen will. Von diesem Zeitpunkt ging es eigentlich auch erst richtig mit meinem Training los. Ich fing an intensiver zu trainieren, war aber auch sehr ehrgeizig. 

KANU-SPORT: Wie ging die Karriere weiter?

Therese Zenz: Zwei Jahre später fuhren wir noch als saarländische Mannschaft zur Weltmeisterschaft, bei der ich dann auch gewann. Das Saarland stand damals Kopf. Es gab einen großen Empfang am Bahnhof. Danach fuhren wir zum Ministerpräsident. Es ging so weiter durch die Ortschaften bis Mettlach. Dort hatte man ein großes Festzelt aufgebaut, indem wir lange feierten. Aber natürlich war dann noch nicht Schluss. Zwei Jahre später folgten die Olympischen Spiele in Melbourne. Plötzlich hieß es, es gibt jetzt eine Gesamtdeutsche Mannschaft. Also wurden Ausscheidungsrennen gefahren zwischen Ost, West und dem Saarland. Die habe ich dann alle gewonnen und somit kam ich als einzige Frau, da es auch nur eine Disziplin gab, zu den Olympischen Spielen. In Melbourne galt ich sogar als Favoritin. Deswegen hieß es „Therese würde jetzt Gold holen“, aber letzten Endes war es für mich ein riesen Erfolg, auch wenn die Medien mich immer nur „Silbermädchen“ nannten. 

KANU-SPORT: Wie verlief die Zeit nach Melbourne?

Therese Zenz: Nach Melbourne kam der Zweier-Kajak ins Programm, indem ich mit Ingrid Hartmann einige Titel einfuhr. Auf Deutschen Meisterschaften habe ich alle Rennen gewonnen, bei denen ich angetreten bin. 1959 war dann sportlich dann kein so gutes Jahr für mich. Da hatte auch die Presse schon geschrieben „Die Therese soll aufhören“, und darüber habe ich mich so geärgert, dass ich mir gedacht habe: „Denen zeige ich es. Ich will noch einmal mit zu den Olympischen Spielen.“ In Rom war es so, dass ich ganz knapp im Fotoentscheid das Rennen gegen die Russin verloren habe. Kurze Zeit nach dem Rennen bin ich im Zweier-Kajak mit Ingrid zur zweiten Silbermedaille gefahren. Das war aber insgesamt für mich der Beweis, dass ich doch noch da bin. Danach habe ich aber gesagt, dass ich keine Rennen mehr fahren würde. Ich habe danach langsam das Training reduziert. Es kam nach den Spielen der Vorschlag ich solle als Betreuerin von Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann weitermachen. Das war eine schöne Sache, da die beiden 1964 Gold gewinnen konnten. Danach war aber dann endgültig Schluss. Ich bin dann lieber zum Schwimmen gegangen und bin Rad gefahren. Außerdem habe ich noch 30 Jahre lang eine Frauengymnastik geleitet. Der Sport hat mir viel gegeben und ich bin ihm lange verbunden geblieben.“


Das Interview führte Oliver Strubel
 



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