31.07.2021 | Thomas Konietzko Blog

Traum oder Wirklichkeit?

#tokoblog (8): Sechs aufregende Wettkampftage sind vorbei. Wir müssen uns alle immer noch täglich kneifen, damit wir verstehen, dass dies kein Traum ist.
Unsere Medaillen im Kanu-Slalom

Noch nie (1972-mal ausgenommen) hat ein Slalomteam des Deutschen Kanu-Verbandes bei Olympischen Spielen besser abgeschnitten als hier in Tokio.
1992 gab es Gold und Bronze; 1996 Gold und zwei Mal Bronze; 2000 einmal Gold; 2004 einmal Silber und einmal Bronze; 2008 einmal Gold; 2012 Silber und Bronze; über 2016 schweigen wir an dieser Stelle und 2021 Gold und dreimal Bronze. Alle Sportler fahren mit Medaillen zurück. Das DKV Team hat wieder einmal Geschichte geschrieben. Auch Hannes hat heute die ersehnte Medaille gewonnen. 

Erst eine Sicherheitsfahrt im Halbfinale, wo uns zwischenzeitlich der Atem nach zwei Fehlern stockte und er unten noch eine tolle Fahrt abgeliefert hat und Platz 7 belegte. Das war übrigens das erste Finale in diesem Jahr für Hannes.

Dann das Finale. Die ersten drei Boote machten Fehler. Keine tolle Fahrt bisher. Dann Hannes mit einigen kleineren Fehlern im oberen Bereich und einer stabilen Fahrt im unteren Bereich. Bestzeit und noch sechs Boote oben. Keine Zeit die für eine Medaille mit Sicherheit reichen kann. Langsamer wie im Halbfinale. Die Zuversicht bei den Trainern schwand. Nur nicht wieder ein Vierter Platz wie in Rio. Die Hoffnung blieb, dass wie in den ersten beiden Rennen doch wieder die letzten Fahrer Nerven zeigen.

Der Brite patzte, jetzt schon Vierter, der Slowake zeigte einen soliden Lauf und setzte sich an die Spitze, die Franzosen bisher ohne Medaille setzten alles auf ihren letzten Joker. Fehler im oberen Bereich, nicht sauber in der Mitte und dann ein vollkommen verkorkster Lauf des Franzosen und plötzlich hatte Hannes eine Medaille. Der Tscheche machte den Sack souverän zu und zeigte eine fehlerfreie Fahrt.

Am Ende freuten wir uns alle über die Bronzemedaille. Ein historisches Ergebnis für den Deutschen Kanu-Verband. 

 

  

 

In Augsburg wurde gefeiert und Sid feuerte kräftig mit an und drückte für Hannes die Daumen. Immerhin drei Medaillen gingen nach Augsburg. Da durfte dort auch gefeiert werden. 

 

Die häufigste Frage der Journalisten – warum ist der DKV so erfolgreich. Einfache Antwort, weil wir alle an einem Strang ziehen im Verband. Weil ehrenamtliche Mitstreiter Kinder für unseren Sport begeistern und die besten dann in Augsburg und Leipzig zusammen trainieren. 
Ich hätte von Walter Senft und Torsten Funk erzählen können, die mit Ricarda in Bad Kreuznach trainiert haben, von Jürgen Schubert in Hamm, von Horst Woppowa in Augsburg und Frietjof Bergner in Leipzig, von Sigrid Heinecke in Meissen oder von Karl Heinz Englet, der in Augsburg über Jahrzehnte die finanziellen Mittel sicherte und den Staffelstab an Hans Peter Pleitner übergeben hat. Und natürlich von Plastic Europe die unter der Marke Team Kunststoff unser DKV Team seit zwei Jahrzehnten unterstützen. 
Ich hätte von unseren Ausrichtern und Kampfrichtern sprechen müssen, die sich so manches Wochenende um die Uhren schlagen, um für unseren Nachwuchs Wettkämpfe zu organisieren.  Und doch hätte ich die meisten vergessen, die täglich in unseren Vereinen für den Slalomsport arbeiten und ihren Anteil am Erfolg haben.

Habe ich aber nicht gemacht, da die Journalisten einfache Botschaften bevorzugen. Wir alle hier in Tokio, inklusive des Trainerteams wissen, wem wir diesen Erfolg verdanken. Danke an alle die in Deutschland im Slalom Sport mitarbeiten. Das ist euer Erfolg !

Unsere Olympiasiegerin ist mittlerweile zu Hause angekommen. Natürlich wurde auch Ricarda von Eltern, Freunden und Mitstreitern aus ihrem Heimatverein am Flughafen begrüßt.

 

 

In ihrer Heimatstadt gibt es jetzt auch einen Olympiasieger Eisbecher der Ricarda gewidmet ist.

Und jetzt geht die Aufmerksamkeit schon langsam zum Kanu-Rennsport. Heute war ich das erste Mal an der Strecke und durfte mir den Ruder Achter anschauen. Toller Kampf unserer Jungens, die natürlich Gold wollten und trotzdem die herausragende Leistung der Neuseeländer anerkannten. Was mich zumindest genauso interessiert hat, waren die Bedingungen an der Strecke. Die Ruderer hatten die ganze Woche mit Wellen und starkem Wind zu kämpfen. Heute gab es nur sehr leichten Wind von links hinten (optimal für unsere beiden Canadier Einer Fahrer) und faire Bedingungen. Der Preis für dieses Wetter waren die bisher heißesten Temperaturen und eine große Schwüle.

 

Die Einsatzkonzeption steht jetzt fest. Die Herren im Kajak konzentrieren sich auf den Vierer und schicken deshalb keinen Starter über die 200 m Strecke Jacob Schopf fährt den K1 über 1000 m; Hoff-Schopf den K2 über 1000 m und Rendschmidt/Rauhe/Liebscher und Lemke fahren in bewährter Besatzung den K4. 

Im Canadier schicken wir Sebastian Brendel und Conrad Scheibner auf die 1000 m Strecke im C1. Brendel/Hecker fahren den C2. Bei den Damen lassen wir den K1 über 200 m aus und schicken dafür zwei Sportler, Jule Hake und Sabrina Hering-Pradler auf die 500 m Strecke im K1. Da es der Zeitplan zulässt werden auch zwei Zweier in der Besetzung Hering/Dietze und Arft/Brüsseler an den Start gehen. Der Vierer bleibt unverändert in der Besetzung Hering/Gebhardt/Dietze/Hake.

Auch im Canadier Einer werden Lisa Jahn und Sophie Koch unsere Farben vertreten. Beide starten dann gemeinsam auch im C2.

Heute ging es für das Sprintteam von Naka in das Olympische Dorf. Die Gastfreundschaft in Naka war überwältigend. Heute säumten Hunderte den Weg von Naka zum Flughafen. Dort angekommen wurden sie noch von Vertretern der Fluggesellschaft verabschiedet. Der japanische Kanupräsident sagte heute im Spaß, er ist gar nicht so traurig, dass keine Zuschauer zugelassen sind, da er vermutete, dass die halbe Bevölkerung aus Naka gekommen wäre und dann für die deutsche Mannschaft gejubelt hätte. Hier noch einige Impressionen aus Naka vom deutschen Sprint Team und der Verabschiedung.

 

 

   

Die Logistik bei den Spielen ist alles. Unser Partner Pro Wave muss gemeinsam mit dem Logistiker des DOSB hinter den Kulissen Vieles organisieren. Die Boote sind vier Wochen vor den Spielen per Luftfracht nach Tokio transportiert wurden. Da Naka, der Ort unseres Trainingslagers aber ca. 800 km entfernt von Tokio ist, mussten die Boote noch dorthin transportiert werden. Ich hatte in einem früheren Blog geschrieben, dass die Boote mitsamt Bootshänger transportiert werden. Hier haben mich die Logistiker aufgeklärt, dass dies falsch ist. Extra für den Transport wurde ein Rahmen, vergleichbar mit dem Aufbau eines Bootshängers gebaut und für den Transport genutzt. Alles sollte save sein, hat leider mit dem K4 nicht ganz geklappt. Freitag früh, noch bevor unsere Sportler Naka verließen war auch schon der LKW da und hat das Gestell aufgeladen und war pünktlich heute früh in Tokio. 


.
Kurz vor den Booten sind auch unsere Athleten im Dorf angekommen. Alle haben großen Augen gemacht, weil fast die Hälfte der Mannschaft dieses Gefühl zum ersten Mal erleben. Bei einem ersten ausgedehnten Abendessen wurde nach berühmten Gesichtern geschaut, um endlich mal die Großen der Sportwelt persönlich zu sehen. 

  

Vielleicht schauen ja die anderen Sportler im Dorf am Ende der Spiele auf unsere deutschen Kanuten, die dann hoffentlich  Helden sind.

Schauen wir mal. 
Euer Thomas

Zurück zur Liste


Letzte News

06.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
04.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
03.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
02.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
02.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
01.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
31.07.2021 | Thomas Konietzko Blog
30.07.2021 | Thomas Konietzko Blog
29.07.2021 | Thomas Konietzko Blog