Von Alfons Zaunhuber
Kaum ein Wildfluss der Alpen besitzt ein so einzigartiges Ökosystem wie der 170 km lange Tagliamento in Friaul. Er entspringt am Mauriapass auf 1195 m Höhe in der Provinz Belluno und mündet bei Lignano Riviera in die Adria. Weite Umlagerungsstrecken kennzeichnen den Fluss, der wegen seiner Verzweigungen viele Überraschungen bietet. Wer nicht aufpasst, verliert leicht die Orientierung in dem Gewirr von Wasserarmen. Dafür bieten die kilometerbreiten Schotterauen problemlose Übernachtungsmöglichkeiten am wilden Fluss wie kaum irgendwo sonst. Da es sich um Überschwemmungsgebiete handelt, ist hier gegen das freie Camping kaum etwas einzuwenden. Auch das Umland ist als Reiseregion sehr spannend. Das „Colli Orientali del Friuli“ ist ein uraltes Weingebiet mit sehr interessanten Rebsorten. Aus San Daniele kommt der berühmte Schinken und ganz in der Nähe dieser Stadt lockt die Kirche Sant'Antonio Abate mit einem einzigartigen Freskenzyklus in die „Sixtinische Kapelle“ des Friaul.(...) Wenige Meter westlich des sympathischen Ortes Venzone, dem man unbedingt einen Besuch abstatten sollte, befindet sich der übliche Einstieg zu einer Kanufahrt auf dem Tagliamento. Die Parkplätze sind in Sichtweite des Ortes und eine Treppe führt direkt vor der Brücke hinunter zum Fluss. Schon der erste Blick verheisst eine Flusslandschaft der Extraklasse. Smaragdgrünes Wasser leuchtet im weiten Kiesbett. Der Blick auf die dahinter aufragenden Berge ist fast majestätisch zu nennen. Man kann sich kaum satt sehen. Kein anderer Alpenfluss bekommt so eine weite Flussaue zugestanden.(...) Obwohl die Strecke von Venzone bis Cornino vermutlich die schönste Tagesetappe ist, weil man hier den Bergen noch recht nah ist, lohnt es sich, den Fluss auf einer längeren Strecke zu befahren. Wir erreichen unseren geplanten Ausstieg bei Cornino und haben jeden Meter der Flussfahrt in vollen Zügen genossen. Empfehlenswert ist es auch noch, den nahe gelegenen Naturpark des Lago die Cornino zu besuchen und den glasklaren Karstsee zu umrunden. In den Felswänden am See nisten einige Gänsegeierpaare, die sich hier im Umfeld des Tagliamento heimisch fühlen.
Der ganzjährig befahrbare Ticino gilt als einer der Flussgötter Italien. Insbesondere die Strecke zwischen Turbigo und Pavia ist bei deutschen und italienischen Kanuten sehr beliebt. Der kraftwerksregulierte Gletscherflus beansprucht eine breite Talaue. Unterwegs wird Wasser vor allem in den Naviglio Grande abgeleitet. Die Wassermenge reicht dennoch bis in den späten Herbst hinein. Der Fluss beeindruckt vor allem durch sein unreguliertes Flussbett und seine Abgeschiedenheit.
Charakter: Verzweigter Wildfluss, der sich fast im Kiesbett verliert.
Ausrüstung: Kanus aller Art, Bootswagen für die Wehrumtragung in Gemona.
Beste Zeit: Mitte April bis spätestens Anfang Juni (je nach Schneeschmelze).
Einstieg: gebührenfreier Parkplatz 200 Meter westlich von Venzone, Treppe zum Fluss.
Ausstieg: doppelte Brücke bei Cornino (gute Parkmöglichkeiten und Ausstieg rechtsufrig).
Fahrstrecke: ca 19 km.
Gefahren: Wehr in Gemona, Stufe unter der Autobahnbrücke (jeweils umtragen).
Bahnverbindung: Bahnhöfe in Venzone, Gemona, Cornino, Spilimbergo und Latisana, nicht immer sehr flussnah! Auskunft: www.trenitalia.it und www.saf.ud.it
Weitere Etappen:
Kanugewässer der näheren Umgebung: Lago di Cavazzo (Camping).
Auskunft: Tourismusinfo Gemona, Piazza del Municipio 5, Tel. +39(0)432/981/441, www.gemonaweb.it oder www.fvg.info
Übernachten:
Sehenswertes:
Alternativen:
Buchtipp:
In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.
Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:
In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
WICHTIG: Der Deutsche Kanu-Verband weist aufgrund zahlreicher Kanuunfälle eindringlich alle Paddler :innen auf die Notwendigkeit von Schwimmwesten hin.
Weitere Infos: www.kanu.de
KANU SPORT 12/2016 |