26.07.2022 | Kanu-Slalom

WM Augsburg vom 26. bis 31. Juli: Alle schauen auf die Deutschen

Lange haben die Athletinnen und Athleten auf die Heim-WM am Eiskanal in Augsburg hin gefiebert. Nun ist es endlich so weit. Am heutigen Dienstagabend, 50 Jahre nach den Olympischen Spielen, werden die Kanuslalom-Weltmeisterschaften um 19 Uhr auf dem Rathausplatz in Augsburg feierlich eröffnet. Dabei war es eine ganz schöne Zitterpartie für alle. Wegen anhaltender Trockenheit musste der Kanal im Vorfeld schon gesperrt werden. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat die Stadt Augsburg eine Wand in den benachbarten Jugendkanal gebaut, um ausreichend Wasser für die Eiskanal zu sichern. Neben den Kanuslalom-Wettkämpfen werden auch die Wettbewerbe im Extremslalom spannend sein. Alle Nationen legen einen großen Fokus auf diese dynamische Disziplin, in der 2024 in Paris erstmals olympische Medaillen vergeben werden.

Die WM-Wettkämpfe starten mit den Team-Wettbewerben am Mittwoch. Die Medaillen in den Einzelwettkämpfen werden am Wochenende ausgekämpft.

Für das deutsche Team soll es ein Fest werden. Die Heim-WM ist ein ganz besonderes Ereignis, entsprechend hoch sind auch der Druck und die Erwartungen. Zumal die Deutschen mit einer Last in die Wettkämpfe gehen. So schaut die Kanuslalom-Welt natürlich auf Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) im Kajak-Einer. „Der Eiskanal ist mein Happyplace. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hier trainieren darf. Ich freue mich jetzt riesig au die WM. Ich möchte natürlich an meine vorherigen Erfolge anknüpfen, aber die Konkurrenz ist bockstark und deshalb denke ich eher step-by-step: Quali, dann hoffentlich Halbfinale. Dann hat man natürlich nur ein Ziel im Kopf, das Finale“, sagt Ricarda Funk.

Im Canadier-Einer der Damen gilt es für Elena Lilik (ehemals Apel) ihren Weltmeistertitel zu verteidigen. Zudem holte die 23-Jährige von Kanu-Schwaben Augsburg bei den Weltmeisterschaften 2021 Silber im Kajak-Einer sowie in der 2024 neuen olympischen Disziplin Extremslalom. „Mit dem Eiskanal verbinde ich meine komplette Kindheit. Ich habe hier jede freie Minute von meiner Kindheit verbracht, am Wasser, am Eiskanal. Sei es beim Schwimmen, Picknicken oder Spielen. Deswegen freue ich mich, dass ich die Heim-WM hier miterleben darf. Ich möchte vorrangig das ganze Event zuhause genießen. Ich glaube, dass mein Sommermärchen vom letzten Jahr sehr schwer zu wiederholen sein wird, wenn nicht gar unmöglich. Aber nichts ist unmöglich. Das Step-by-Step-Denken ist auch bei mir vorrangig, erst Halbfinale, dann Finale. Und im Extrem gebe ich einfach nur Vollgas: alles oder nichts, das liegt, glaube ich, aber auch an der Sportart“, sagt Elena Lilik.

Besondere Spannung verspricht auch der Kampf der Canadier-Herren um die Medaillen. Lokalmatador und Tokio-Olympiadritter Sideris Tasiadis (KS Augsburg) kennt seine Heimstrecke wie kein anderer. Wird er die Nerven behalten und den ihn fehlenden WM-Titel diesmal holen? „Wunschvorstellungen hat man ja immer“, meint Sideris Tasiadis. „Aber so eine Heim-WM mitzufahren, ist das Größte, was man in seiner Sportkarriere erleben darf. Ich freue mich riesig, dass Freunde, Familie, alle da sein können und uns zujubeln können. Das wird schon was ganz Besonderes werden bei uns auf dem Eiskanal.“ Ganz sicher wird sein ebenbürtiger Konkurrent aus den eigenen Reihen, Weltmeister von 2018 Franz Anton (Leipziger KC), ihn unter Druck setzen. Der 32-Jährige hatte extra auf alle Weltcups nach Prag verzichtet, um sich so gut wie möglich in Augsburg auf die WM vorbereiten zu können. „Am Eiskanal ist immer eine tolle Stimme, wenn es voll ixt. Damit verbinde ich Augsburg. Und ich hoffe, dass die Temperaturen es zulassen, dass viele Zuschauer an der Strecke sind. Ich habe gehört, viele Tickets sind schon verkauft und das macht Hoffnung auf den Wettkampf. Für das Rennen: Ich glaube, Sideris habe ich in Augsburg noch nie geschlagen, nur einmal war ich zeitgleich bei irgendeiner Qualifikation. Vielleicht nehme ich mir dieses Jahr mal vor, dass ich es schaffe, Sideris zu schlagen“, sagt der Leipziger mit einem Lachen.

Im Kajak-Einer der Herren liegen alle Hoffnungen auf dem Olympiadritten von Tokio, Hannes Aigner (Augsburger KV), der wie kaum ein anderer sich fokussiert auf Wettkampf-Höhepunkte vorbereiten kann. Der Weltmeister von 2018 sagt, „der Eiskanal ist das erste, woran ich denke, wenn ich Augsburg höre. Mein Ziel für die WM ist es, dass ich am Ende mit mir im Reinen bin. Der letzte Saison-Höhepunkt liegt ja schon einige Monate zurück, fast ein ganzes Jahr. Und nun will ich natürlich auch sehen, was in den vielen Monaten passiert ist, was ich am Ende aus dem ganzen Aufwand, den ich reingesteckt habe am Ende rausholen kann.“ Auch möchte der Augsburger im Slalomextrem, 2024 in Paris erstmals olympisch, ein Wörtchen mitreden. Beiden Disziplinen widmet er die gleiche Aufmerksamkeit.

Spannend wird zu beobachten sein, wie der 23-jährige Kanu-Schwabe Noah Hegge sich auf seiner Heimstrecke präsentieren wird. Er hat sich in diesem Jahr in der Weltspitze etabliert. „Ich kenne den Eiskanal seit meiner Kindheit und verbringe ähnlich wie die anderen Augsburger dort meine ganze Freizeit. Dementsprechend freue ich mich natürlich, hier die WM fahren zu dürfen. Am Ende geht es darum, seine Leistung runterzubringen und die Schritte step by step geht. Am Ende will ich im Finale sein und schauen, was geht“, sagt der Augsburger.

Und auch der dritte Kajak-Fahrer, Stefan Hengst (KR Hamm), möchte ein Wörtchen mitreden. „Augsburg ist für mich meine Heimat, ich bin jetzt seit acht Jahren hier. Die Stimmung am Kanal ist generell super. Jeder von uns träumt davon, ins Finale zu kommen und da ist dann alles drin“, sagt er. Ebenfalls stark unterwegs ist der Hammer im Plastikboot. Slalomextrem betreibt er schon länger als mach anderer im deutschen Team. Entsprechend seine Erfahrung, dennoch, so sagt er, „im Extrem, das ist natürlich ein Glücksspiel. Da muss man versuchen, zu überleben bis man am Ende oben steht.“

Bei den Canadier-Damen will auch die Olympiadritte von Tokio, Andrea Herzog (Leipziger KC), in den Medaillenkampf eingreifen. Sie sagt: „Mein persönliches Ziel ist es, ins Finale zu fahren und dann zu schauen, was noch so möglich ist. Die Konkurrenz ist natürlich superstark, auch die kann hier fahren, auch wenn sie vielleicht nicht so viel hier trainieren konnte.“ Die Wettkampfstätte liebt sie, „es ist einzigartig, wie schön grün immer alles am Eiskanal ist.“ Aber, so meint sie, „für mich ist es nicht so richtig eine Heim-WM, weil ich ja aus Leipzig stamme. Ich versuche, hier mein Bestes zu zeigen.“

 

Etwas im Schatten der Etablierten wird es spannend zu beobachten sein, wie die andern im deutschen Team ihre Leistung abrufen können. So trämt Canadierfahrer Timo Trummer vom KV Zeitz von einer Mannschaftsmedaille. „Zielstellung bei der WM ist als erstes das Finale. Und dann würde ich mir auch wünschen, dass wir gemeinsam mit Sideris und Franz auch in der Mannschaft, wie zur EM, eine Medaille holen können.“ Augsburg ist seine quasi zweite Heimat, er erzählt, „ich habe früher auch ein paar Jahre in Augsburg gelebt und fühle mich deshalb hier auch sehr zuhause. Der Eiskanal ist einfach schön, ich fühle mich auf dem Wasser sehr wohl hier.“ Canadierspezialistin Nele Bayn vom Leipziger KC kommt ebbenfalls gern nach Augsburg. „Ich verbinde mit dem Eiskanal das Schöne, Sonnige und Grüne. Und das schöne klare Wasser. Es ist eine sehr schöne Strecke und auch die Umgebung ist sehr schön. Mein Ziel ist es, hier Erfahrungen zu sammeln und bei der Heim-WM Spaß zu haben“, sagt sie.

Jasmin Schornberg vom KR Hamm ist der „Oldie“ im deutschen Team. Nach ihrem Rücktritt, sie ist glückliche Mutter, hatte sie sich etwas überraschend in die Nationalmannschaft gefahren. „Der Eiskanal bedeutet für mich viel Freude, ich habe auch schon als Kind viel Zeit dort verbracht, wohne schon seit fast 20 Jahren in Augsburg, fühle mich hier sehr heimisch. Die WM ist jetzt noch einmal was ganz Besonderes für mich, nachdem ich mit der Teilnahme überhaupt nicht gerechnet hatte. Und eine Heim-WM stand bisher auch noch nicht auf der Liste meiner ganzen Wettkämpfe und freue mich deshalb total, mitfahren zu dürfen. Ich hoffe, dass ich am Ende mit meinem Wettkampf einfach zufrieden bin. So wie die anderen möchte ich natürlich step by step so wie die anderen auf der Leiter ein bisschen nach oben kraxeln. Ich hoffe, dass ich mich qualifiziere und wenn alles ganz rund läuft, springt vielleicht eine Finalteilnahme heraus.“

Das deutsche Team runden die beiden Extremslalom-Spezialisten Caroline Trompeter (SKG Hanau) und Vinzenz Hartl (Augsburger KV) ab. Die Hanauerin, Weltcup-Gesamtsiegerin vom vorigen Jahr, liebt den Kampf Frau gegen Frau. „Bei der WM ist mein Ziel, meine Leistung wieder voll abzurufen, so wie es beim Weltranglistenrennen hier geklappt hat“, sagt sie. Und sie möchte die Wettkämpfe genießen, „jetzt, da die Baustelle endlich weg ist, und man das Gelände wieder genießen kann, ist es einfach immer schön, am Eiskanal zu sein.“ Für Vinzenz Hartl ist es ein ganz besonderes Erlebnis, dabei zu sein. „Am Eiskanal war ich als Kind schon sehr oft und habe den Alten zugeschaut, also den damals Jungen. Ich hatte schon immer damals Spaß, da zu sein und das heute noch genauso, nur dass ich nun selbst mitfahre. Mein Ziel bei der WM ist, in die Heats zu kommen und dann schaue ich von Runde zu Runde“, sagt er.

Text: Uta Büttner

Die Broschüre zur WM: https://www.kanu.de/_ws/mediabase/_ts_1658347863000//downloads/leistung/kanu-slalom-broschuere2022.pdf

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