26.09.2021 | Kanu-Slalom

WM: Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze

Die Weltmeisterschaften im Kanuslalom in Bratislava waren für den Deutschen Kanu-Verband ein voller Erfolg. Zwei Titel, einmal Silber und einmal Bronze sind kaum zu toppen.
Medaillengewinner Ricarda Funk, Elena Apel und Franz Anton (v.r.) mit Trainingswissenschaftler Michael Keim und Trainer Thomas Apel (l.) Foto: Timo Trummer

Es ist eine WM der Superlative. Trotz kleinen Teams fahren die Deutschen mit zwei Weltmeistertiteln, einer Silber- und einer Bronzemedaille von den Kanuslalom-Weltmeisterschaften in Bratislava an diesem Wochenende nach Hause. Hervorstechend dabei die Leistung von Doppelstarterin Elena Apel, die mit Gold und Silber unter Beweis gestellt hat, dass sie in beiden Disziplinen ganz vorn dabei sein kann. Und Kajakspezialistin Ricarda Funk brachte das historische Kunststück fertig, als Olympiasiegerin im gleichen Jahr auch Weltmeisterin zu werden. Einen versöhnlichen Saisonabschluss mit WM-Bronze gab es für Franz Anton, nachdem die Saison für den Leipziger nicht nach Wunsch verlief.

Doppelerfolg für Elena Apel

Elena Apel paddelte am Samstag im Kajak-Einer zu Silber. Am Sonntag setzte die 23-jährige Augsburger Kanu-Schwäbin mit Gold im Canadier ihrem Erfolg die Krone auf. „Ich glaube, ich muss das ganze erst noch realisieren. Aber ich bin wahnsinnig stolz auf mich, dass sich die ganze harte Arbeit und das Dranbleiben gelohnt hat“, sagte Apel, die bei dieser WM zum letzten Mal unter ihrem Mädchennamen gestartet ist. „Während den Olympischen Spielen saß ich noch vor dem Fernseher und musste ein Zitat von unserem Cheftrainer hören, der sagte, dass Doppelstart kein Leistungssport sei, sondern Erlebnispädagogik. Ich glaube, dieser Spruch hat mich so motiviert, dass heute einfach alles zusammengekommen ist und ich sagen kann, dass Doppelstarts keine Erlebnispädagogik ist, sondern echter und wahrer Leistungssport. Deshalb bin ich umso stolzer auf diese zwei Medaillen.“ Zudem habe heute, am Sonntag, ihre jüngere Schwester Emily – ebenfalls Slalomkanuten – Geburtstag, „deshalb geht diese Medaille ganz klar auch an sie.“

Trotz zwei Strafsekunden pulverisierte die Deutsche die starke Zeit von Tokio-Silbermedaillengewinnerin Mallory Franklin aus Großbritannien noch einmal um 31 Hundertstelsekunden. Dank ihrer überragenden Fahrt vor allem im letzten Drittel der Strecke sicherte sich die 23-jährige Kanu-Schwäbin den WM-Titel. „Ich bin froh, dass ich nach dem Zweier auch die Nerven behalten habe und mich von nichts habe abbringen lassen“, sagte die C1-Weltmeisterin. „Ich wollte es hier einfach nur genießen. Ich glaube, das war mein Schlüssel zum Erfolg“, sagte Apel.

Urlaub steht für Apel, die kürzlich Eishockeyspieler Leon Lilik geheiratet hatte, demnächst nicht an. Auch die Flitterwochen müssen bis zum nächsten Jahr warten, „weil Leons Saison jetzt im vollen Gange ist.“ Zudem beginnt für Lilik am Dienstag ein vierwöchiger Bundeswehrlehrgang.

Ricarda Funk schreibt Geschichte

Ricarda Funk hat es tatsächlich geschafft, Geschichte zu schreiben. Olympia- und WM-Gold im selben Jahr. „Es war ein wirklich langes Jahr. Das Ziel waren definitiv die Olympischen Spiele und jetzt die Weltmeisterschaften, aber jetzt bin ich definitiv reif für einen Urlaub. Ich werde direkt von Bratislava aus losfahren“, sagte die 29-jährige Wahl-Augsburgerin, die für Bad Kreuznach startet. Erstaunlich, wie sie nach Tokio die Spannung noch hochhalten konnte.

Versöhnlicher Saisonabschluss für Franz Anton

Für Franz Anton hat die Saison mit Bronze für Franz Anton bei den Weltmeisterschaften im Canadier-Einer einen glücklichen Ausgang. Im Halbfinale noch fehlerfrei den Stangenparcours heruntergepaddelt, leistete sich der 31-jährige Leipziger eine unachtsame Berührung bereits an Tor drei, die ihm fast das Edelmetall gekostet hätte. „Ich bin froh, dass ich am Ende des Jahres noch so die Form gefunden habe, wie ich sie mir am Anfang gewünscht habe“, resümierte Anton. Auch sein Trainer, Felix Michel war des Lobes über seinen Schützling. „Ich glaube, nach dem ganzen Jahr, was wirklich am Anfang nicht ganz so für ihn lief, freue ich mich wahnsinnig, dass es heute geklappt hat.“

Kajak-Herren stark im Finale vertreten

Bei diesen Erfolgen gehen die Leistungen der Kajakspezialisten fast ein wenig unter. Alle drei Deutschen hatten sich für das Finale qualifiziert. Bester deutscher Kajakfahrer war der Hammer Stefan Hengst als Fünfter. Der 22-jährige Augsburger Kanu-Schwaben Noah Hegge paddelte auf Rang sechs. Olympia-Bronzegewinner Hannes Aigner verpasste das vorletzte Tor und landete damit auf Rang neun. Zusammenfassend sagte Kajak-Bundestrainer Thomas Apel, „ich denke, alle Drei hätten das Potenzial zur Medaille gehabt. So bleibt am Ende ein sehr gutes Mannschaftsergebnis. Bei den Kajak-Männern bin ich mit der Breite, mit der wir im Finale waren, schon sehr zufrieden. Am Ende muss man konstatieren, bei dem Risiko, das man für die Medaillen dort gehen muss, reichte die Vorbereitungszeit dann nicht ganz, um die Sicherheit hineinzubringen.“

Zwei schafften Finaleinzug nicht

Mit Olympia-Bronzemedaillengewinnerin im Canadier Andrea Herzog und Timo Trummer schafften nur zwei Deutsche den WM-Finaleinzug leider nicht. Für den Zeitzer Canadierfahrer war bereits die Qualifikation schon das WM-Aus. Die 22-jährige Leipzigerin verpasste wegen zu vieler Torstabberührungen das Finale. „Freud und Leid liegen nahe beieinander“, sagte ihr Trainer Felix Michel. „Es sollte heute nicht sein, aber das ist nun mal der Sport. Das ist Leistungssport. Verlieren gehört ganz klar mit dazu. Elli hat das super gemacht, das muss man auch dazu sagen. Glückwunsch an sie. Wir rappeln uns da auf und das werden wir definitiv auch hinkriegen.“ Für die Trainingsgruppe gesprochen, so Michel, habe einer für den anderen immer die Kohlen aus dem Feuer geholt. „Heute war es Franz, das letzte Mal war es Andrea. Ich denke, die Richtung stimmt.“ Timo, so habe er gehofft, dass er in das Semifinale einziehen würde, „das müssen wir genau analysieren. Und das wird sicher auch noch einige Diskussionsrunden geben, wo wir uns mit der ganzen Sache auseinandersetzen werden. Auch da werden wir Lösungen finden und hoffentlich dann nächstes Jahr auch gestärkt hervorgehen.“ Abschließend resümierte er: „Die WM ist sehr, sehr gut für uns alles gelaufen. Wir können sehr zufrieden sein und uns nun noch einmal eine kurze Pause gönnen, um für die WM 2022 neu anzufangen.“

Cheftrainer Klaus Pohlen resümierte, „es war zu erkennen, wie unterschiedlich die Vorbereitungen auf die WM nach den Olympischen Spielen waren. Rici hat das äußerst seriös gemacht. Sie hat sich geradlinig auf den möglichen WM-Titel vorbereitet und daran auch keine Luft herangelassen.“ Zudem freue er sich, „dass wir mit einer relativ kleinen Gruppe in allen Finals vertreten waren.“ Diesen Punkt hatten die Athleten zuletzt bemängelt. Auch die für manche kurze Vorbereitungszeit auf die WM, da die Qualifikation dafür unmittelbar davor ausgetragen wurde. Deshalb sagte Athletensprecher Franz Anton nach der WM, „jetzt müssen wir die Vorgänge um die Weltmeisterschaftsqualifikation im Verband sicherlich noch einmal auswerten. Das ist jetzt aber gerade nicht in meinem Kopf, kommt aber die kommende Woche wieder hinein.“ Pohlen betonte, sportfachlich gebe es zwei Varianten, sich auf einen Höhepunkt vorzubereiten, lange davor oder kurz davor. Der Erfolg spreche für sich. „Ich brauche keine Riesengruppe. Alle hier waren hoch motiviert und es hat gut funktioniert.“ Bei all den Erfolgen tue es ihm leid, „dass die Leistungen der Kajak-Herren etwas untergegangen sind“, die alle drei im Finale vertreten waren. „Mein großer Dank geht an die beiden Trainer Thomas Apel und Felix Michel. Sie haben einen Riesenjob gemacht bei den vielen Leuten, die sie betreuen mussten. Mein Dank geht aber auch an das gesamte Team einschließlich der Trainingswissenschaftler und Physiotherapeuten“, betonte Pohlen.

Uta Büttner

Ergebnisse K1 Damen:
1. Ricarda Funk (GER) 94,80 (2), 2. Elena Apel (GER) +2,51 (0)
, 3. Kimberley Woods (GER) +3,10 (2)

Ergebnisse K1 Herren:
1. Boris Neveu (FRA) 83,92 (0), 2. Marcello Beda (ITA) +3,83 (0), 3. Joan Crespo (ESP) +3,98 (2), 5. Stefan Hengst (GER) +6,76 (2), 6. Noah Hegge (GER) +7,26 (4), 9. Hannes Aigner (GER) +55,85 (52)

Ergebnisse C1 Damen:
1.
Elena Apel (GER) 99,03 (2), 2. Mallory Franklin (GBR) +0,31 (0), 3. Gabriela Satkova (CZE) +3,47 (0) … 14. Andrea Herzog (Halbfinale)

Ergebnisse C1 Herren:
1. Vaclav Chaloupka (CZE) 92,02 (0), 2. Alexander Slafkovsky (SVK) +0,15 (2), 3. Franz Anton (GER) +2,08 (2) … 33. Timo Trummer (GER) (Qualifikation 2. Lauf)

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