17.05.2019 | Parakanu

Zwei Wettkämpfe innerhalb einer Woche für die deutschen Parakanuten

Europameisterschaften und Weltcup in Poznan
Trainingsgruppe Parakanu in Kienbaum

Die deutschen Para Kanuten starten mit einem Doppelwettkampf in die internationale Saison 2019. In Poznan(Polen) finden vor dem Weltcup, 23.-25.Mai, noch die Europameisterschaften am 21. Und 22.Mai statt. Notwendig wurde dies, da die Rennkanuten in diesem Jahr keine Europameisterschaften austragen, sondern die European Games in Minsk. Dort ist noch kein Para Sport vertreten. Üblicherweise tragen die Para Kanuten nationale und internationale Wettkämpfe immer zusammen mit den Rennsportlern aus.
Das Vorbereitungs-Trainingslager im olympischen und paralympischen Bundesstützpunkt Kienbaum diente der gezielten Wettkampfvorbereitung für die Starter in Poznan. Der neue Bundestrainer Andre Brendel aus Duisburg nutzte die Woche, um alle Athleten kennen zu lernen, sie im Training zu erleben und auf die Wettkämpfe in Poznan vorzubereiten. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit dem langjährigen Trainer Jürgen Hausmann, und das Engagement, vor allem der jungen Athleten.

Denn die deutsche Parakanu-Nationalmannschaft hat sich deutlich verjüngt. Vom Aktiv e.V. Stahnsdorf konnten sich Felicia Laberer und Johannes Pietzsch in Duisburg für die Nationalmannschaft qualifizieren. Die 18-jährige Felicia Laberer paddelt ebenso wie der Abiturient Johannes Pietzsch erst seit einem Jahr im Para-Boot. Die Auszubildende sagte vor ihrem ersten internationalen Einsatz: „Mein Ziel ist bei der EM ins Finale zu kommen und persönliche Bestzeit zu fahren. Meine Chancen kann ich leider nicht beurteilen, da  dies meine erste EM ist und ich meine Konkurrenten nicht kenne und somit nicht einschätzen kann.“ Sie startet in der Kl 3, wo die schnellsten Fahrerinnen aus Schweden und Rumänien kommen werden. Johannes Pietzsch trainierte vor seinem Unfall bereits im Canadier, und so ist es fast selbstverständlich, dass er in der Va´a- Bootsklasse die größten Fortschritte gemacht hat. Er wird in der Vl 3 an den Start gehen. Hier kommen die Favoriten aus Großbritannien und dem Gastgeberland Polen. Pietzsch sagt über seine Erwartungen: „ Die Europameisterschaften und der Worldcup sind meine ersten internationalen Wettbewerbe. Deshalb werde ich sie vor allem dafür nutzen, Erfahrungen zu sammeln und die Leistung meiner Kontrahenten zukünftig einschätzen zu können.“

Katharina Bauernschmidt, WSV Niederrhein, äußert sich zu ihren Chancen bei EM und Weltcup so: „Ich hab mich gut vorbereitet, und  bin guter Dinge, wobei immer mehr Trainingsaufwand nötig ist, um die Lücke zur Spitze schrumpfen zu lassen und ich stetig daran arbeite. Ich nehme mir fest vor, dass mir Wind und Wetter egal sind und werde alles daran setzen, meine beste Leistung abzurufen. Ich hoffe dieses Jahr sehr in der Schadensklasse VL2 einklassiefiziert zu werden.“ Die Vl 2 ist bei den Damen im Va´a die einzige paralympische Startklasse. Die 29-jährige Rollstuhlfahrerin wird erstmals auch im Kajak, in der Kl 2, international starten. Dort will sie natürlich auch ihr best-mögliches abrufen und persönliche Bestzeit fahren.

Der Hallesche KC 54 entsendet auch zwei Parakanuten zu den Wettkämpfen in Polen. Die 30-jährige Anja Adler stand bereits bei den Europameisterschaften 2018 im Va´a der Startklasse Vl 3 auf dem Podest. In der paralympischen Startklasse Kl 2 fuhr sie 2018 knapp neben das Podest. Ihre Erwartungen formuliert die Rollstuhlfahrerin so: „Wir sind nun aus dem Trainingslager zurück und ich fühle mich fit für die bevorstehenden Aufgaben zur EM und zum Weltcup. Es wird spannend sein, ob neue Athleten in den Klassen dazu kommen und wie die internationale Konkurrenz über den Winter gekommen sind. Erwartungen habe ich erst einmal nicht sehr große, ich möchte gerne einfach meine beste Leistung zeigen.“ Die stärkste Konkurrenz für Anja Adler und Katharina Bauernschmidt kommt im Va´a aus Russland und der Ukraine, und im Kajak mit der mehrfachen Weltmeisterin und Paralympics Siegerin Emma Wiggs aus Großbritannien. Am Trainingslager in Kienbaum konnte Ivo Kilian aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen. Er trainierte dafür auf dem Osendorfer See in Halle. Der 42-jährige IT-Techniker wird sich in dieser Saison voll auf den paralympischen Kajak in der Kl 2 konzentrieren. Nach Rio 2016 möchte er auf alle Fälle nochmal in Tokio 2020 an den Start gehen. Er wünscht sich für die EM: „Meine Ziele für die EM sind Top 5 im Kajak Finale.“ Markus Mendy Swoboda aus Österreich wird in seiner Startklasse mit der stärkste Konkurrent sein.

Überraschend schaffte Esther Bode vom Hamburger KC die Nominierung für die Nationalmannschaft bei den 2. Qualifikationsrennen in Duisburg. Sie wird aus beruflichen Gründen nur bei den EM –Rennen im Va´a der Startklasse Vl 1 an den Start gehen. Die 28-jährige Ergotherapeutin sieht ihren ersten internationalen Start so: „Ich bin ja nun ganz frisch in die Nationalmannschaft gepaddelt, noch nicht lange im Va'a und habe als Ziel, ein gutes Rennen zu fahren, was meinem Trainingszustand entspricht.“ Die Startklasse Vl 1 gibt es erst seit 2018 und so ist die Konkurrenz schwer einzuschätzen.

Im Trainingslager in Kienbaum gesellten sich Athleten, die erst zur Weltmeisterschaft im August in Szeged antreten werden, wie Edina Müller und Tom Kierey, dazu. Beide verfolgen einen anderen Trainingsaufbau, Müller nach der Babypause und Kierey nach einer Ausbildungs-Pause. Zur Weltmeisterschaft wollen beide um die Startplätze bei den Paralympics Tokio 2020 ein Wörtchen mitreden. Felix Höfner von der WSG Kleinheubach wurde bereits mehrfach zu Lehrgängen eingeladen. Der 15-jährige ist auf Grund seines Alters noch nicht international startberechtigt, und soll trotzdem schon von dem Angebot profitieren.


Auf dem Bild: (hinten) Jürgen Hausmann, Angelika Kriszka, Felicia Laberer, Aktiv e.V. Stahnsdorf, Tom Kierey KC Borussia Berlin, André Brendel; es fehlt Ivo Kilian, Hallescher KC 54
vorne: Felix Höfner, WSG Kleinheubach, Edina Müller, Hamburger KC, Anja Adler, Hallescher KC 54, Katharina Bauernfeind, WSV Niederrhein, Esther Bode, Hamburger KC, Johannes Pietzsch, Aktiv e.V. Stahnsdorf

Weitere Bilder von Christel Schlisio, Paul Zech
Text: Christel Schlisio

 

 

Ivo Kilian
Felicia Laberer und Johannes Pietzsch
Esther Bode
Anja Adler und Katharina Bauernschmidt
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