Medaillenrausch der Deutschen Kanuten geht weiter
Der Deutsche Kanu-Verband darf sich über die zweite Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris freuen. Nach dem K4 der Herren gelang das Kunststück nun erneut im Zweier. Auch die weiblichen Kajak-Fahrerinnen holten erneut eine Medaille.
Unter den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz waren es zunächst erneut die Damen in Zweier-Kajak, die den Start in die Festlichkeiten eröffneten. Lange hatte im Rennen das Newcomer-Boot mit den Olympia-Debütantinnen Lena Röhlings und Pauline Jagsch die Nase vorne im Feld und vor allem gegenüber dem anderen deutschen Boot mit den erfahreneren Paulina Paszek und Jule Hake. Doch letzteres Duo teilte sich das Rennen clever ein und kam am Ende auf und überholten ihre Teamkolleginnen– zwar reichte es gegen die alles überragenden Neuseeländerinnen wie schon im Vierer nicht für Gold, doch sonst war in einem unglaublich knappen Finish alles möglich. Und es waren Nerven gefragt, denn auf der Ziellinie war zunächst nicht erkennbar ob es Rang drei und damit Bronze war oder doch nur der Holz-Rang vier. Sechs Minuten mussten Paszek und Hake zittern, dann die Erlösung: Es war in der Tat Rang drei – und zwar in einem „toten Rennen“, was bedeutet, dass es zwei dritte Plätze gab. „Wir freuen uns über dieses Ergebnis, am Ende ist so ein Ausgang doch für alle super und deswegen gratuliere ich auch den mit uns gemeinsam drittplatzierten Ungarinnen“, sagt Paszek nach dem Rennen.
Doch es sollte (erneut) noch besser kommen. Auch im Zweier der Kajak-Herren standen zwei deutsche Boote am Start. Mit einem aggressiven Start übernahmen Jacob Schopf und Max Lemke sofort die Führung, während Max Rendschmidt und Tom Liebscher zu Beginn etwas zurücklagen. Trotz eines furiosen Endspurts reichte es mit Rang fünf knapp nicht für die Medaillenränge. Anders beim Duo Schopf/Lemke. Die beiden fuhren wie Schlagmann Schopf später sagte „das Rennen unseres Lebens“, denn sie führten von Beginn an und ließen sich trotz eines schmilzenden Vorsprungs auf den Schlussmetern den Titel nicht mehr nehmen. Damit fahren die beiden gleich mit zweimal Gold nach Hause.
Leider nicht ganz so erfreulich lief es für Dreifach-Olympiasieger Sebastian Brendel, der nach tollen Leistungen in Vorlauf und Halbfinale zu den Medaillenanwärtern zählte. Die Wind- und Wellenbedingungen kamen dem 36-Jährigen aber nicht entgegen, zudem bekam er früh die Seitenwellen des vorausfahrenden späteren Goldmedaillengewinners aus Tschechien. „Im Moment tut es einfach nur weh. Sport ist wunderschön, kann aber auch manchmal verdammt brutal sein“, erklärt Brendel nach dem Rennen.
Am Samstag besteht in zwei Einer-Wettbewerben im Kajak noch die Chance auf Medaillen. Während die nachnominierte Enja Rößeling versucht, sich einen Platz im A-Finale zu sichern, rechnen sich die Herren im K1 1000 Meter nach den tollen Vorlaufleistungen etwas mehr. Anton Winkelmann möchte bei seinem Olympiadebüt eine gute Platzierung im Finale erreichen, Jakob Thordsen nach den Plätzen fünf und drei im Weltcup im Kampf um die Medaillen dabei sein. Sportdirektor Jens Kahl geht gelassen in den finalen Tag der Spiele: „Wir haben jetzt die sechs Medaillen für den Kanu-Verband (inkl. die beiden Medaillen im Kanu-Slalom), die wir angesprochen hatten, eingesammelt. Damit ist die Pflicht erfüllt. Doch gerade im K1 auf den 1000 Metern haben wir zwei heiße Eisen im Feuer, zwei junge und unbekümmerte Athleten. Ich bin gespannt, was dort möglich ist.“
Los geht’s am Samstag mit den Wettkämpfen um 10:30 Uhr.