19.10.2023 | Kanu-Freizeit

Hochbetrieb am Treburer Steindamm

Erstes Schnupper-Paddeln an der „Weltmeister-Welle“

Da staunten die Spaziergänger nicht schlecht, die am ersten Septemberwochenende, bei herrlichem Sonnenschein, entlang des idyllischen Rhein-Ufers bei Trebur, unterwegs waren: In bis zu 40 bunten Kajaks und auf SUPs tummelten sich die Wassersport-Fans ansässiger Vereine, am Durchlass zum Ginsheimer Altrhein. Denn hier bildet sich, auf rund 3 Meter Breite, eine Welle, die schon seit Jahrzehnten einen einzigartigen Trainingsplatz für Anfänger und Profis im Kanusport bietet, und das mitten im Rhein-Main-Gebiet.

Die Strömung läuft seicht aus und es bilden sich große und faire Kehrwässer an den Seiten - so ist diese Trainingsstelle absolut anfängertauglich und viele Wasserport-Vereine der Region und darüber hinaus kommen regelmäßig vorbei, um in bewegtem Wasser zu trainieren. Auch die DLRG trainiert hier regelmäßig die Wasserbergung in Strömung.

„Wir haben uns von Anfang an proaktiv und konstruktiv für den Erhalt der Kanu-Trainingsstelle am Steindamm eingesetzt. Die Resonanz aus Politik, Presse und Öffentlichkeit ist überragend. Der Dank geht an das Leitungsgremium der Initiative, die unterstützenden Vereine und Freizeit- und Spitzensportler“, so Jonas Künkel, Referent für Gewässerbau des DKV und Sprecher der Initiative Rhein-Main-Welle, in der sich mittlerweile über 40 regionale Wassersportvereine und verbände des Sport zusammengeschlossen haben. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Unterstützung der Naturfreunde ein. Dies zeigt sich auch darin, dass der Fokus auf ökologisch und sozialen Sportstätten liegt.

Dass Kanusport im Rhein-Main-Gebiet ein großes Thema ist und der Erhalt und Aufbau von Wassersportstätten somit eine Notwendigkeit darstellt - darauf machte die Initiative mit ihrem Aktionstag "Schnupper-Paddeln" aufmerksam. Eingeladen waren Vertreter der zuständigen Ämter, aus Politik und Medien und natürlich jeder, der selbst mal einen „Ritt“ auf den Wellen erleben wollte. Aufgrund des hohen Wasserstandes wurden Kanu-Neulingen aus Sicherheitsgründen eine von erfahrenen Kanuten geführte und mit Wurfsack und Safety-Paddler begleitete Tour im Zweier-Kajak angeboten, während sich der Paddel-Nachwuchs verschiedener lokaler Vereine mutig in die Wogen stürzte.

Da staunten auch Treburs Bürgermeister Jochen Engel, Fraktionsvorsitzende der Hessischen CDU, Ines Claus sowie die hessischen Landtagsabgeordneten Sabine Bächle-Scholz (CDU), Nina Eisenhardt (B90/Grüne) und Karin Hartmann (SPD) nicht schlecht über die große Begeisterung am Paddeln -für Jung und Alt. Durch Vor-Ort Termine wie diesen und eine direkte, proaktiv- konstruktive Kommunikation wurde die Grundlage für eine bereite politische Unterstützung für den Kanusport erreicht.

Natürlich kamen auch die fortgeschrittenen Freestyler nicht zu kurz. Mit Blunt, Loop und Cartwheel zeigten sie anschaulich, was alles in der Welle geht. Und das nicht ohne Grund - denn auch Welt- und Europameister:innen im Kanusport, wie Philip Josef, Merle Hauser und Leon Bast, Gesamtsieger des Eurocups 2023 kommen gerne zum Training an den Steindamm, was seine Bedeutung für den Leistungssport ebenfalls hervorhebt.

Denn anderes als bei künstlich angelegten Wellen, steht hinter dem Steindamm kein Betreiber, der Eintritt für den Erhalt und Wartung verlangt. Statt mehrerer Stunden Autofahrt, ist man so in wenigen Minuten aus den Metropolen Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Darmstadt angereist. Und dass kurze Wege ökologisch sinnvoll sind, unterschreiben auch der Verband der Naturfreunde Hessen, der Naturfreunde Sportverein sowie deren die Ortsvereine Mainz und Rüsselsheim, die die Initiative Rhein-Main-Welle tatkräftig unterstützen. „Die Vereinbarkeit von Sport in der Natur und Naturschutz ist uns ein besonderes Anliegen“, so Jürgen Schaffner-Möller, Vertreter der Naturfreunde im Leitungsgremium der Initiative.

So wurde bei Kaffee & Kuchen am Infostand über die Bedeutung eines langfristigen Erhalts des Steindamms als Kanu-Trainingsstelle gesprochen.  Die Initiative schlägt eine Win- Win Lösung in Bezug auf die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie vor. Die starke Strömung des Haupt-Durchlasses reichert nicht nur das Wasser des Seitenarms mit Sauerstoff an, sondern verhindert auch die Verschlammung des Altrheins und hat damit eine wichtige ökologische Funktion.  Außerdem würde die Veränderungen des Kanu-Durchlasses die Trainingsstelle unbrauchbar machen - so die Sorge der Vereine. Glücklicherweise gibt es 50 Meter weiter einen weiteren Durchlass, durch den sich die Fische bereits ihren Weg durch den Damm bahnen. 

Mit über 100 Beteiligten war die Aktion ein großer Erfolg für die Initiative. Aus aller Munde kam ein sehr positives Feedback – die Begeisterung für den Kanu-Sport sprang auf die Teilnehmenden und Zuschauer über. So wurden bereits erste Stimmen laut, daraus eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung zu etablieren, bei der die Vereine für neue Mitglieder werben können.

Doch in erster Linie möchte die Initiative hier Überzeugungs-Arbeit leisten und darauf hinweisen, wie wichtig nah erreichbare Trainingsstellen für den regionalen Wassersport sind. Darum sind bereits erste Ideen vorgestellt und Gespräche mit Landessportbund und Politiker:innen geführt worden, wie eine Wildwasserstrecke, ähnlich z.B. Hüningen, an einem der Main-Wehre entstehen könnte. Ein sicher langer Prozess - doch mit der stetig wachsenden Zahl an unterstützenden Vereinen zeigt die Initiative, wie groß der Bedarf und Befürwortung in der Bevölkerung ist und schafft es so, von den zuständigen Stellen „gehört“ zu werden. Mehrfach war die Initiative inzwischen im Hessischen Landtag eingeladen und konnte ihre Ziele und Interessen vortragen.

Weitere Informationen zur Initiative Rhein-Main-Welle: https://www.rheinmainwelle.de/

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