Buenos Aires, der Start/Ziel-Ort ihrer am 30.08.2011
gestarteten Südamerikaumrundung, liegt praktisch zum Greifen
nahe. Noch knapp 250 km und sie wird das Ziel ihrer Träume
erreicht haben. Träume, die manchmal sicherlich auch Albträume
hervorriefen.
Lagunen-Kanuwandern satt!
Die letzten 300 km entlang der Küste von Uruguay war
Küstenkanuwandern „wie gehabt“. Nach 9 Tagen konnte Freya ihre
letzte große Zwischenetappe (Grenze Brasilien/Uruguay –
Montevideo) abhaken. Kritisch wurde es höchstens beim Starten
und Anlanden durch die Brandung. Aber nach über 832 Paddeltagen
entlang der südamerikanischen Küste war das für Freya kein
Problem mehr; denn:
• Erstens hatte sie ein Gespür dafür
bekommen, über die auf Google-Earth abgebildete Küstenstruktur
auf den Seegang zu schließen.
• Zweitens konnte sie draußen entlang der
Küste den Seegang so gut „lesen“, dass es ihr meist gelang,
rechtzeitig den größeren Brechern auszuweichen.
• Und drittens beherrschte sie ihr Seekajak
so perfekt, dass sie nur äußerst selten aus ihrer Sitzluke
geschleudert wurde, wenn ihr es mal nicht gelang, einem
„Kaventsmann“ auszuweichen.
Freya hatte sich auf diesen Küstenabschnitt von Uruguay so
richtig gefreut; denn die letzten 660 km auf brasilianischen
Boden führte sie nicht entlang der Atlantikküste, sondern
durchs Landesinnere!? Ja, man kann es kaum glauben, aber
durchaus verstehen: Freya, die derzeit wohl zäheste
Küstenkanuwanderin, hatte keine Lust mehr, sich tagein, tagaus
mit den Gewässerbedingungen vor der Küste auseinanderzusetzen.
Die Brandung bzw. der häufige Gegenwind waren einfach zu
stressig und die hunderte von Kilometern langen Sandstrände zu
eintönig. Was aber war die Alternative?
Kartenskizze: Lagunenlandschaft aus der
Google-Earth-Perspektive
https://www.google.com/maps/@-32.2128743,-52.604372,456704m/data=!3m1!1e3
Nun, schon des Öfteren nutzte Freya die Chance, auf
Inlandsgewässern, die dicht hinter der Küste verliefen,
auszuweichen. Jetzt ab dem Ort Torres, dort wo der Rio
Mampituba in den Atlantik floss, bot sich ihr die einmalige
Chance, auf über eine Vielzahl hintereinander liegenden Lagunen
(Strandseen) auszuweichen, die durch Flussläufe bzw. Kanäle
miteinander verbunden sind. Sie ersparte sich so mit ca. 660 km
Lagunenpaddeln und 3 kürzeren Landportagen die ca. 620 km lange
Küstenpaddelei. Übrigens, zwei dieser Lagunen, der Lagoa dos
Patos ist ca. 270 km lang und der Lago Mirin ca. 195 km. Den
Rest bildeten kleinere Lagunen und kleinere
Gewässerverbindungen, die Freya an ihre Hausbäche, die Eider
und Treene, erinnerten, wenn da nicht die Palmen wären, die am
Ufer standen, und die Berge in der Ferne.
Foto: Unterwegs auf einem Kanal mit einheimischer
Begleitung
Freya war begeistert von dem mit dem Gewässerwechsel
verbundenen Landschaftswechsel. Fauna und Flora waren viel
mannigfaltiger, als sie es bislang gewohnt war … und das
Paddeln natürlich viel stressfreier. Außerdem hat sie keinen
Grund mehr, den ganzen Tag durchzupaddeln, da es keine Brandung
mehr gab, der ihr das Anlanden erschwerte. Fast konnte man den
Eindruck gewinnen, dass Freya zur Binnenkanuwanderin mutieren
könnte!?
Insgesamt 20 Tage (vom 17.3. – 5.4.15) paddelte Freya im
Landesinneren. Dann musste sie an der
brasilianisch-uruguayischen Grenze beim Grenzort Chuy wieder
zurückkehren auf den Atlantik … und sie war nicht traurig
darüber; denn bekanntlich liegt ja in der Abwechslung der
Reiz!?
Count down
Insgesamt pausierte Freya 3 Tage am Rande von
Montevideo.
Foto: Empfang beim Kajak-Club in Montevideo
Am 19.4.15 setzte sie dann zum „Endspurt“ an, um die letzten
ca. 250 km bis nach Buenos Aires zu paddeln. In 5-6 Tagen
könnte Freya das schaffen. Sie selber plant ihre offizielle
Ankunft für den 2./3. Mai 2015. Dazwischen liegen genügend
Reservetage, um manchen Sturm abwettern zu können. Es spricht
also nichts dafür, dass sie erst später ihre Umrundung von
Südamerika vollenden wird.
Text: Udo Beier
Link: http://freyahoffmeister.com/freyas-blog/