22.04.2015 | Kanu (Allg.)

Freya Hoffmeister: nur noch 250 km bis Buenos Aires

Freya Hoffmeister hat am 6.4.15, ihrem 832. Fahrtentag, die Grenze von Brasilien nach Uruguay überschritten und am 15.4.15 Montevideo, die Hauptstadt von Uruguay, erreicht.
Freya in Uruguay

Buenos Aires, der Start/Ziel-Ort ihrer am 30.08.2011 gestarteten Südamerikaumrundung, liegt praktisch zum Greifen nahe. Noch knapp 250 km und sie wird das Ziel ihrer Träume erreicht haben. Träume, die manchmal sicherlich auch Albträume hervorriefen.

Lagunen-Kanuwandern satt!

Die letzten 300 km entlang der Küste von Uruguay war Küstenkanuwandern „wie gehabt“. Nach 9 Tagen konnte Freya ihre letzte große Zwischenetappe (Grenze Brasilien/Uruguay – Montevideo) abhaken. Kritisch wurde es höchstens beim Starten und Anlanden durch die Brandung. Aber nach über 832 Paddeltagen entlang der südamerikanischen Küste war das für Freya kein Problem mehr; denn:

•    Erstens hatte sie ein Gespür dafür bekommen, über die auf Google-Earth abgebildete Küstenstruktur auf den Seegang zu schließen.
•    Zweitens konnte sie draußen entlang der Küste den Seegang so gut „lesen“, dass es ihr meist gelang, rechtzeitig den größeren Brechern auszuweichen.
•    Und drittens beherrschte sie ihr Seekajak so perfekt, dass sie nur äußerst selten aus ihrer Sitzluke geschleudert wurde, wenn ihr es mal nicht gelang, einem „Kaventsmann“ auszuweichen.

Freya hatte sich auf diesen Küstenabschnitt von Uruguay so richtig gefreut; denn die letzten 660 km auf brasilianischen Boden führte sie nicht entlang der Atlantikküste, sondern durchs Landesinnere!? Ja, man kann es kaum glauben, aber durchaus verstehen: Freya, die derzeit wohl zäheste Küstenkanuwanderin, hatte keine Lust mehr, sich tagein, tagaus mit den Gewässerbedingungen vor der Küste auseinanderzusetzen. Die Brandung bzw. der häufige Gegenwind waren einfach zu stressig und die hunderte von Kilometern langen Sandstrände zu eintönig. Was aber war die Alternative?

Kartenskizze: Lagunenlandschaft aus der Google-Earth-Perspektive
https://www.google.com/maps/@-32.2128743,-52.604372,456704m/data=!3m1!1e3

Nun, schon des Öfteren nutzte Freya die Chance, auf Inlandsgewässern, die dicht hinter der Küste verliefen, auszuweichen. Jetzt ab dem Ort Torres, dort wo der Rio Mampituba in den Atlantik floss, bot sich ihr die einmalige Chance, auf über eine Vielzahl hintereinander liegenden Lagunen (Strandseen) auszuweichen, die durch Flussläufe bzw. Kanäle miteinander verbunden sind. Sie ersparte sich so mit ca. 660 km Lagunenpaddeln und 3 kürzeren Landportagen die ca. 620 km lange Küstenpaddelei. Übrigens, zwei dieser Lagunen, der Lagoa dos Patos ist ca. 270 km lang und der Lago Mirin ca. 195 km. Den Rest bildeten kleinere Lagunen und kleinere Gewässerverbindungen, die Freya an ihre Hausbäche, die Eider und Treene, erinnerten, wenn da nicht die Palmen wären, die am Ufer standen, und die Berge in der Ferne.

Foto: Unterwegs auf einem Kanal mit einheimischer Begleitung



Freya war begeistert von dem mit dem Gewässerwechsel verbundenen Landschaftswechsel. Fauna und Flora waren viel mannigfaltiger, als sie es bislang gewohnt war … und das Paddeln natürlich viel stressfreier. Außerdem hat sie keinen Grund mehr, den ganzen Tag durchzupaddeln, da es keine Brandung mehr gab, der ihr das Anlanden erschwerte. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass Freya zur Binnenkanuwanderin mutieren könnte!?

Insgesamt 20 Tage (vom 17.3. – 5.4.15) paddelte Freya im Landesinneren. Dann musste sie an der brasilianisch-uruguayischen Grenze beim Grenzort Chuy wieder zurückkehren auf den Atlantik … und sie war nicht traurig darüber; denn bekanntlich liegt ja in der Abwechslung der Reiz!?

Count down

Insgesamt pausierte Freya 3 Tage am Rande von Montevideo.

Foto: Empfang beim Kajak-Club in Montevideo

 

Am 19.4.15 setzte sie dann zum „Endspurt“ an, um die letzten ca. 250 km bis nach Buenos Aires zu paddeln. In 5-6 Tagen könnte Freya das schaffen. Sie selber plant ihre offizielle Ankunft für den 2./3. Mai 2015. Dazwischen liegen genügend Reservetage, um manchen Sturm abwettern zu können. Es spricht also nichts dafür, dass sie erst später ihre Umrundung von Südamerika vollenden wird.

Text: Udo Beier
Link: http://freyahoffmeister.com/freyas-blog/

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