03.07.2014 | Ocean-Sport

Ein Wahnsinnsritt über die Ostsee

Abenteuer Baltic Outrigger Challenge 2014 - Spitzenkanuten wollen neuen Weltrekord aufstellen

Bei der Baltic Outrigger Challenge 2014 wagen Spitzenkanuten erstmals die 100 Kilometer lange Überfahrt von Bornholm nach Rügen mit Auslegerbooten (Outriggern). Der Weltrekordversuch startet am Sonnabend, dem 6. September 2014, um 6.00 Uhr von Rønne (Dänemark) nach Sellin (Rügen). Der Wahnsinnsritt über die Ostsee soll gleichzeitig einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde bringen.  

„Wir lieben sportliche Herausforderungen, spektakuläre Ziele spornen uns an. In der Vergangenheit hat es noch niemand geschafft, mit muskelkraftbetriebenen Booten von der dänischen Insel Bornholm nach Rügen zu paddeln“, sagte der Projektkoordinator, der dreifache Olympiasieger und achtfache Weltmeister Andreas Dittmer (42). „Wir tragen den Wunsch seit mehr als drei Jahren in uns und wollen in zwei Outrigger-Booten die Ostsee überqueren. Dieses Abenteuer soll nun gelingen.“ Auf Hawaii genießen die populären Outrigger-Rennen absoluten Kultstatus, ähnlich wie in Deutschland der Fußball.

Der außergewöhnliche Weltrekordversuch ist eine gemeinsame Initiative des 2004 gegründeten 1. Outrigger Canoe Clubs mit dem Neubrandenburger Steffen Polchow (46) an der Spitze und der Tourismuszentrale Rügen (TZR). Verwirklicht wird das ambitionierte Vorhaben mit ehemaligen und aktuellen Weltklasseathleten der Kanu-Szene. „Darunter befinden sich zahlreiche Olympiasieger, ehemalige Weltmeister und nationale Meister des Kanurennsports. Die meisten leben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Auch die achtfache Olympiasiegerin Birgit Fischer und erfolgreichste Sportlerin Deutschlands ist mit an Bord“, freut sich Steffen Polchow, selbst mehrfacher Weltmeister im Drachenboot. Zum 20-köpfigen Team gehören unter anderem neben Birgit Fischer, Andreas Dittmer und Steffen Polchow auch Martin Hollstein, Paul Mittelstedt, Torsten Krentz, Frank Fischer, Mike Rolle und Max Hoff.

Mit zwei Booten gegen die Naturgewalten
Die Überquerung der Ostsee von Rønne nach Sellin über eine Entfernung von 100 km wird ca. zehn Stunden dauern, wenn die beiden Boote den Kurs halten. „Beim Training auf Binnengewässern erreichen wir Spitzengeschwindigkeiten von 15 Kilometern pro Stunde“, so Polchow. „Auf der Ostsee sind die Bedingungen weitaus schwieriger. Das wird eine menschliche Grenzerfahrung gegen die Wind- und Wellenkraft der Ostsee. Dennoch gehen wir von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa zehn Kilometern pro Stunde aus.“ Die beiden Boote mit je sechs Paddlern starten mit dem Sonnenaufgang in Rønne. Für jedes Team stehen vier Auswechsler in den Beibooten zur Verfügung. Bis zu 30 Mal wird während der Fahrt bei vollem Tempo gewechselt. „Seit Wochen trainieren wir das Wechseln, das sehr viel Geschick erfordert, da die Boote schnell und durch die Nässe glitschig sind. Je zwei Paddler lassen sich ins Wasser fallen und zwei Ersatzkräfte aus den Beibooten hangeln sich direkt aus der Ostsee auf den Outrigger.“

Unterstützt wird das Abenteuer Baltic Outrigger Challenge 2014 von der Tourismuszentrale Rügen und der Gemeinde Sellin, die unter anderem für die Sportler Unterkünfte stellen und eine große Willkommensparty für die Sportler am 6. September in Sellin auf Rügen organisieren. Die spektakuläre Überfahrt soll an der Selliner Seebrücke live übertragen werden.
Auch die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel drückt die Daumen. Projektkoordinator Andreas Dittmer  hatte der Regierungschefin am 22. Mai 2014 in der Landesvertretung von Mecklenburg- Vorpommern beim Sommerfest der Tourismuszentrale Rügen die Idee von der Ostseeüberfahrt vorgestellt (s. Video Trainingsauftakt). „Wir freuen uns auf ein einzigartiges sportliches Highlight, das gleichzeitig auch beste Werbung für die Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern und den Kanusport sein wird“, so Steffen Polchow.

Sollte die Premiere in diesem Jahr gelingen, stehen bereits viele Sportfreunde im Ausland bereit. Schon im nächsten Jahr sollen dann ca. 20 Boote mit internationaler Besetzung starten und neue Weltbestzeiten in Angriff nehmen.
 

Hintergrund
Seit gut 5.000 Jahren gibt es Outrigger-Boote in verschiedensten Varianten. Sie bestehen aus dem schmalen Bootsrumpf, zwei Befestigungsbügeln, die den Bootsrumpf mit dem Ausleger (Ama) verbinden. Die Boote sind durch den Ausleger sehr kippsicher und erlauben den Bootsrumpf sehr schmal zu gestalten. Das macht die Boote außerordentlich schnell - ein Vorteil beim Überwinden großer Distanzen.
Der Ursprung der Boote liegt im Südchinesischem Meer, sie wurden vor allem von Fischern verwendet. Von hier aus wurden beispielsweise Australien, Neukaledonien oder die Marshallinseln erreicht. Vor über 2000 Jahren gelang es dann den Polynesiern, die zahlreichen Inseln im Polynesischen Dreieck zu erkunden und zu besiedeln, ein Gebiet, das sich über mehrere tausend Kilometer von den Hawaii-Inseln bis hin nach Neuseeland erstreckt. Sie navigierten mit Hilfe der Sterne und erreichten ihre Ziele auch durch den Einsatz von Segelanlagen.
Heute bestehen die Boote meist aus Glasfaserlaminaten, es gibt aber auch noch traditionelle Holzboote. Diese werden aus dem Holz des Koa-Baumes gefertigt, der nur auf Hawaii wächst. Dementsprechend teuer und selten sind diese Boote. Outrigger werden vor allem auf Hawaii, Tahiti, in Neuseeland und Australien, aber auch seit einiger Zeit auf dem Europäischen Kontinent gebaut, hier in Italien, in Tschechien und in Frankreich. Es gibt Einer-, Zweier-, Vierer- und Sechser-Outrigger.

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