10.10.2012 | Kanu-Freestyle

Dauerregen bremst Münchener Freestyler nicht aus - Regenschlacht die Zweite

Wer im Vorjahr bei der dritten Münchner Freestyle-Meisterschaft dachte, dass es wettertechnisch eigentlich nicht mehr schlimmer kommen könnte, der hatte sich getäuscht.

Diesmal setzte der Dauerregen bereits vor dem Start ein, um pünktlich nach den Finalläufen wieder der Herbstsonne Platz zu machen. Als Höhepunkt gab es pünktlich zur Brotzeit am Mittag einen echten Wolkenbruch samt kräftigen Sturmböen, der sogar der Münchner Boulevardpresse eigene Artikel wert war und beinahe die Zelte in den Floßländkanal wehte. Der guten Stimmung tat das Sauwetter zum Glück keinen Abbruch – Freestylepaddler sind schließlich nicht wasserscheu!

Wohl bedingt durch die gleichzeitig stattfindende Sickline-WM im Ötztal samt großer Party am Samstagabend, hielt sich die Zahl der Anmeldungen in diesem Jahr in überschaubaren Grenzen. Zur Ehrenrettung der Veranstalter sei aber angemerkt, dass es leider keine Terminalternativen gibt, da die Floßgasse in München nur drei Wochen nach der Floßfahrtsaison für uns uneingeschränkt zur Verfügung steht. In dieser Zeit verwandeln die Münchner Kanu-Vereine durch Holzeinbauten den sonst träge dahin fließenden Kanal zumindest in leichtes  Wildwasser samt zweier Walzen. Die Strecke teilen sich die Freestyler dann allerdings auch noch mit den Wildwasserrennsportlern und Slalompaddlern, die zwei weitere Wettkämpfe innerhalb dieser drei Wochen ausfahren. Da ist gute Terminabsprache gefragt, doch das zeitliche Korsett für alle ist eng. Wie dem auch sei: Dank einiger Nachmeldungen fanden sich immerhin fast 30 Freestyler an der Theo-Bock-Walze ein, um traditionell im Session-Format um die Wette zu rotieren.

Obwohl die Erwachsenenklassen eher dünn besetzt waren, gab es für die Zuschauer bereits in den Vorläufen viele spektakuläre Moves zu bewundern. Bei den Junioren machte besonders Raphael Scheu aus Straubing mit hohen Airloops und komplexen Figuren auf sich aufmerksam und setzte sich gegen die starke Konkurrenz vom Team Baden durch. Dank der zahlreichen jungen Teilnehmer konnte dieses Jahr eine eigene Schülerklasse gebildet werden, die sich in der - manchmal gar nicht so leicht zu beherrschenden -  Walze wacker schlug. Um unnötige Erkältungen zu vermeiden, wurden hier die Vorläufe gleich als Finale gewertet. Der Sieg bei den Jüngsten ging aus Max Kolbinger aus Speyer vor Emma Schuck, die alle anderen Jungs erfolgreich auf die weiteren Plätze verwies.

Kaum waren die Vorläufe über die Bühne gebracht, wobei sich Organisator Julian Mihé zum ersten Mal über den Einzug ins Finale freuen konnte,  folgte mit dem Gaudirennen einer der Höhepunkte der Münchner Freestyle Meisterschaft.  Dank der geringeren Teilnehmerzahl fiel die Schlacht zwar dieses Jahr etwas zivilisierter aus, war für Teilnehmer und Zuschauer aber trotzdem eine große Gaudi. Die erste Aufgabe bestand darin, nach dem traditionellen Le-Mans-Start samt unfreiwilliger Rutschpartie wieder eine Badeente, dieses Mal in aufgehängter Form, zu schnappen.  Zwischendurch gab es noch einen Sonderpreis zu erobern, der in bester Kindergeburtstagstradition über dem Floßländkanal hing. Für den Zieleinlauf galten dann die traditionellen Regeln:  Die goldene Ananas für Platz eins, eine Dartscheibe für Kinder für Platz zwei, ein Voodoo-Set für Platz drei und erst für Platz vier der Hauptpreis, ein Paddel gestiftet vom Kajakshop Wildmountain in München. Über attraktive Preise durften sich aber auch alle anderen Teilnehmer freuen, hatten sich die Sponsoren doch nicht lumpen lassen und unter anderem Schuhe, wasserdichte Säcke, Mützen und T-Shirts zur Verfügung gestellt.

Zur Stärkung stand nach der Preisverleihung bereits der Leberkäse bereit, doch dann kam der große Wolkenbruch und setzte endgültig alles unter Wasser.  Mit einigen Minuten Verzögerung konnte unter einigen Regenschirmen trotzdem das große Mampfen beginnen, um für die Finalläufe wieder zu Kräften zu kommen.  Dass dieses Jahr aufgrund der geringeren Teilnerzahlen auf zusätzliche Halbfinalläufe verzichtet werden konnte, war angesichts der Witterungsbedingungen und einiger Wiesnnachwirkungen vom Vortag sicherlich kein Nachteil.

Den Anfang im Finale machten die Junioren, bei denen sich Marvin Gauglitz vom Team Baden gegen Raphael Scheu vom Straubinger Kanuclub durchsetzen konnte, der sich den Bayerischen Meistertitel sicherte. Bei den Juniorinnen siegte Julia Spaaij aus Tübingen vor Jana Groß aus Illingen und Julie Mammitzsch aus Finsterwalde. Im C 1 ging der Sieg fast konkurrenzlos an Sören Kohnert, der trotzdem Vollgas gab und eine stattliche Punktezahl herausfuhr.

Die Damen- und Herrenwertung gingen beide an den TV Passau. Sandra Sebelin und Thomas Hinkel holten die Bayerischen Meistertitel in die Dreiflüssestadt. Die Plätze zwei bis vier bei den Herren verdienten sich die Münchner Lokalmatadoren Otto Armando, Janosch Plathner und Organisator Julian Mihé, der das Siegerpodest nur um 15 Punkte verpasste.

In den übrigen Klassen war Münchner Beteiligung leider Fehlanzeige. Das ist umso bedauerlicher, als der Freestyle-Sport in München ohnehin einen schweren Stand hat. Die Surfer haben mittlerweile auch den letzten Paddlerspot in Besitz genommen und wieder einmal wird die weitere Nutzung des Spots durch Sportler insgesamt in Frage gestellt.  Daher zum Abschluss eine Bitte an die Münchner Freestyler: Informiert Euch, bringt Euch ein und zeigt z.B. bei der Münchner Freestylemeisterschaft, dass München nicht nur Surferstadt ist, sondern es auch eine kleine aber feine Freestyleszene gibt.

Bleibt das Fazit, das weitgehend dem Vorjahr gleicht: Trotz der widrigen Bedingungen gelang es den Organisatoren, die vierte Münchner Freestyle Meisterschaft ohne größere Abstriche über die Bühne zu bringen. Trotzdem hoffen die Organisatoren für eine mögliche Jubiliäumsauflage natürlich wieder auf mehr Teilnehmer insbesondere aus München und vielleicht auch mal wieder auf etwas besseres Wetter.  In jedem Fall aber soll die Münchner Freestylemeisterschaft eine Veranstaltung auch für die Youngstars bleiben, die zum Glück auch in diesem Jahr zahlreich dabei waren und hoffentlich ihren Spaß hatten.

In diesem Sinne hoffen wir auf eine gute Zukunft der Münchner Freestyle Meisterschaft und bedanken uns bei allen Teilnehmern fürs Kommen. Besonderer Dank gilt den Sponsoren Wildmountain,  Teva, Paddle-People, Kober, Fluid sowie Numismed und den Helfern, allen voran Chef-Organisator Julian Mihé, den Backoffice-Managern Andreas Strüwing, Frederik Völkl, Daniel Bauer, Joschka Nowak und Johannes Nölscher sowie den Spezialeinsatzkräften Anett, Sina, Thimo, Uschi und Volker. Sorry an alle, die ich vergessen habe. Tausend Dank auch an Ingrid Schlott und Helmut Wolff, alle Judges und Schreiber und an die Landeshauptstadt München, die den Wettkampf ermöglicht.

Die vollständige Ergebnisliste findet ihr hoffentlich demnächst auf www.freestyle-muc.de

Von Thomas Hinkel - www.thomashinkel.com

Blder: Matthias Breuel

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