09.05.2013 | Kanu (Allg.)

Gratulation Freya - Zweite Etappe rund Südamerika ist abgehakt

Am 6. Mai 3013 hat Freya Hoffmeister die Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela erreicht und beschlossen, dort ihre 2. Etappe rund Südamerika zu beenden.

Eigentlich wollte sie ja noch weiter bis zum ca. 2.100 km entfernt liegenden Georgetown (Guayana) paddeln, aber was genug ist, ist genug! Freya ist urlaubsreif! Die Heimat ruft! Und Ende August will sie ja schon die 3. Etappe in Angriff nehmen!

Abgesehen davon, war die 2. Etappe lang genug, und zwar sowohl von den Kilometern her, als auch von den Fahrtentagen:

1. Etappe: 30.08.2011 – 2.05.2012 (7.676 km in 247 Tagen)

Argentinien: 30.08.-21.12.11 + 8.1.-14.1.12 = 3.665 km in 121 Tagen (Atlantik)
Chile:           21.12.11-8.1.12 +14.1.-2.05.12 = 4.011 km in 126 Tagen (Atlantik/Pazifik)

2. Etappe: 25.08.2012 – 6.05.2013 (7.724 km in 228 Tagen)

Chile:          25.08.-20.10.12 = 5.889 km in 187 Tagen (Pazifik)
Peru:          20.10.-12.12.12 + 9.01.-14.01.13 = 2.431 km in 59 Tagen (Pazifik)
Ecuador:    14.01.-7.02.13 = 851 km in 25 Tagen (Pazifik)
Kolumbien: 07.02.-27.02.13 = 660 km in 21  Tagen (Pazifik)
Panama:    27.02.-26.3.13 = 720 km in 28 Tagen (Pazifik/Karibik)
Kolumbien: 26.3.-6.05.13 = 951 km in 42 Tagen (Karibik)

Die noch ausstehende 3. Etappe wird jedoch nicht – wie ihre Planungen einst vorsahen – die letzte Etappe sein und auch Buenos Aires (Argentinien), der Start/Ziel-Ort ihrer dann 3-jährigen „Expedition“ wird sie noch nicht im Mai 2014, sondern wohl erst Ende des nächsten Jahres erreichen. Lassen wir uns überraschen; denn Freya ist immer für eine Überraschung gut … wie auch das von Freya freiwillig ausgewählte Revier immer wieder voller Überraschungen ist.

Einen Höhepunkt an Überraschungen bot ihr die Karibische See

Schon gleich an ihrem ersten Paddeltag (15.3.13), gestartet am Ausgang des Panama-Kanals, wurde sie von einem derart ungewohnt böigen Wind und einer furchtbar unangenehmen steilen Welle überrascht, sodass sie das zweite Mal während ihrer Umrundung die Tour abbrach und zum Startort zurückpaddelte. Freya zweifelte an sich und an der Karibik.

Wenn das die Karibik ist, dann wird sie nicht zu ihrem Lieblingsrevier! Freya erkannte das sofort und sie ahnte das schon auf den ersten Kilometern, dass sie in der Karibik an ihre Grenzen stoßen würde, wenn ihr kein „Gegenmittel“ einfiele; denn die Karibik bedeutete nicht nur ein stetig mit mindestens 4-5 Bft. blasender Wind aus nordöstlicher Richtung (Passat-Winde), begleitet von zermürbenden „Hackwellen“, stechender Hitze am Tage und brütender Hitze in der Nacht, zäher Gegenströmung, beißenden Sandflies & Co. usw. usf. sondern auch ständiger Stress. Das kostete Kraft, zerrte an der Kondition und quälte Körper & Seele.

Zum Glück erreichte Freya bald Kolumbien, ein Land, dass ihr besonders zuvorkommend gesonnen war.

Bilder dazu hier: https://picasaweb.google.com/112133179186774955122/TheFriendlyHelpOfAllTheArmadasGuardacostasAndPrefecturasDeSouthAmerica?noredirect=1#5863836671034174130

Von der kolumbianischen Navy und Guarda Costas wurde ihr glücklicherweise eine „Rundumbetreuung“ geboten. Das fing gleich mit den ersten Tagen  in Kolumbien an. Die Guarda Costas wartete schon an der Grenze auf sie, brachte sie zur Einwanderungsbehörde und schipperte sie dann anschließend auf ein weit vor der Küste liegendes Versorgungsschiff der Navy. Dort ruhte sie sich erst einmal in einem klimatisierten Raum aus und pflegte ihre arg zerstochene Haut. Nach drei Tagen ging es aber dann wieder auf Tour. Sie paddelte los und wurde am Ende des Tages - wenn Freya meinte, „Feierabend“ zu machen – auf ein Handzeichen hin von der Guarda Costas abgeholt und zurück zum Versorgungsschiff und später zu diversen Polizeistationen gebracht. Dort ruhte sie sich in klimatisierten Räumen aus, ohne zu vergessen, mit der Guarda Costas den nächsten Tag zu planen. Denn deren Aufgabe war es ja nicht nur, sie spät nachmittags abzuholen, sondern auch früh morgens wieder dorthin zu fahren, wo sie tags zuvor aus dem Wasser gehievt wurde. Ein Vergnügen war dieser „Motobootshuttle“ jedoch nicht; denn der dauerte i.d.R. 1-2 Std. und ging durch einen Seegang, bei dem das Motorboot mehr über das Wasser flog als das es das Wasser verdrängte. Kaum auszuhalten für einen Menschen und nicht auszuhalten für Freyas Seekajak. Manches Loch im Rumpf musste dann nachher an Land wieder geflickt werden.

So ging das 40 Tage lang. 9x übernachtete sie auf Versorgungsschiffen, 18x in Polizeistationen o.ä.  und die restlichen Nächte im Zelt. Meist konnte sie nur bis Mittag paddeln, da um diese Zeit der Wind so an Stärke zunahm, dass an Paddeln nicht mehr zu denken war. Schließlich tat sie das, was fast jeder mediterrane Küstenkanuwanderer auch tut. Um dem tagsüber zunehmend kräftiger wehenden thermischen Seewind auszuweichen, wird halt schon früh morgens gestartet und mittags Schluss gemacht. So taktierte auch Freya, nur mit dem Unterschied, dass sie eine Zeit lang schon kurz nach Mitternacht so zwischen 0:30 und 2.00 Uhr sich in ihr Seekajak setzte, um wenigstens ihr Tagessoll von ca. 40 km zu packen.

Ende „schlecht“, trotzdem alles gut!

Ja, die Karibik zeigte sich nicht von ihrer freundlichen Seite. Alle Leute begegneten ihr wohl immer recht herzlich, aber die Natuuuur …... Trotzdem hinderten weder Wind, Welle und Gegenströmung, noch Hitze, Luftfeuchtigkeit und Sandflies … sie daran, in der Karibik in der Zeit vom 15.3. bis 6.5.13

  • Ø 7:40 h/Tag unterwegs zu sein (èzum Vergleich Australien: Ø 10:46 h/Tag);
  • mit einer Geschwindigkeit von Ø 4,6 km/h zu paddeln (èØ 5,2 km/h),
  • und das an 37 (= 69,8%) von 53 Fahrtentagen (è73,8 %),
  • mit einer durchschnittlichen Tagesleistung von 36,6 km (èØ 56,3 km/Tag).

Das ist weniger, als was Freya bei ihrem 332 Fahrtentage dauernden „Race Around Australien“ leistete, aber Rund Südamerika sollte erstens kein „Race“ werden. Zweitens sind die beiden Kontinente nicht miteinander vergleichbar. Und drittens ist sie nunmehr schon insgesamt 475 Tage unterwegs. Jeder einzelne dieser Tage musste solide geplant werden. Hinter jeder Tagesetappe steckte nicht nur Schweiß, sondern viel Stress. Und jede Sekunde auf dem Wasser erforderte volle Aufmerksamkeit; denn allein mit „Glück“ sind solche Strapazen nicht zu überleben.

Text: Udo Beier
Link: http://freyahoffmeister.com/freyas-blog/

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