Die Entscheidung, mit dem Leistungssport Schluss zu machen,
habe er mit „mehr Wehmut als Freude“ getroffen, und er habe
lange mit dieser Entscheidung gerungen, bekannte das
langjährige Mitglied des Rennsport-Nationalteams gegenüber der
Volksstimme. Über 25 Jahre frönte Andreas Ihle dem
Wettkampfsport. Seine ersten Paddelschläge absolvierte er
zunächst in Bad Dürrenberg, ab 1992 reifte er in Magdeburg
unter Guido Behling zum Weltklasseathleten. Im Verlauf seiner
Karriere erkämpfte Ihle einen kompletten olympischen
Medaillensatz, wurde zweimal Welt- und Europameister und
brachte es auf insgesamt sechs WM- und sieben EM-Medaillen.
Seine internationalen Erfolge erzielte der Wahl-Magdeburger
fast ausschließlich in den Mannschaftsbooten, zunächst als
zuverlässiger Schlagmann des Herren-Vierers und später im
Zweier vor allem mit Rupert Wagner bzw. Martin Hollstein.
Legendär ist sein Olympiasieg mit Martin Hollstein
(Neubrandenburg) 2008 in Peking. Die Teilnahme an den Spielen
von Peking hing nach krankheitsbedingtem Ausfall seines
Zweierpartners Rupert Wagner sechs Wochen vor Olympia schon am
seidenen Faden, da erwies sich ein Versuch mit dem acht Jahre
jüngeren Neubrandenburger Martin Hollstein als Glücksgriff.
Beide harmonierten von Beginn an und obwohl Andreas Ihle
erstmals nicht den Schlag angab, sondern auf der ungewohnten
Position hinten im Boot Platz nahm, überraschte das neue Duo
mit seiner überlegenen Goldfahrt im K2 über 1000m in der
chinesischen Hauptstadt die gesamte Weltelite. Als 32-Jähriger
schaffte er es 2012 in London mit Martin Hollstein noch einmal
aufs olympische Podest, sie gewannen Bronze.
Zuletzt plagte sich der Sportsoldat jedoch immer wieder mit
Verletzungen herum und verpasste infolgedessen 2013 und 2014
den Sprung ins Rennsport-Nationalteam. Aufgeben kam für Andreas
Ihle jedoch nie in Frage. Zu sehr reizte ihn das große Ziel,
2016 in Rio zum fünften Mal Olympische Spiele zu erleben. Auch
als er sich nicht für die Rennsport-Auswahl qualifizieren
konnte, verlegte er seinen Ehrgeiz kurzerhand auf die
Marathon-Distanz, wo er es ebenfalls bis zur EM- und
WM-Teilnahme schaffte. Obwohl er in Vorbereitung auf die
vorolympische Saison 2015 noch einmal viel investiert hatte,
fünf Trainingslager absolvierte, mit Trainer Eckhard Leue neue
Reize gesetzt hatte und von Verletzungen verschont blieb,
gelangte er im Ergebnis der nationalen Qualifikation zu der für
ihn schmerzlichen Erkenntnis: „Es reichte offensichtlich
einfach nicht mehr.“
Bis März 2016 gehört Andreas Ihle noch der Sportfördergruppe
der Bundeswehr an, wie es danach beruflich für den gelernten
Sozialversicherungs-Fachangestellten weiter geht, weiß er noch
nicht genau. Dem Kanusport wird er aber auf jeden Fall
verbunden bleiben, derzeit absolviert er die Ausbildung zum
B-Trainer. Damit tritt er in die Fußstapfen seiner
erfolgreichen Magdeburger Paddelkollegen wie Mark Zabel und
Björn Bach, mit denen er noch gemeinsam im Nationalteam war und
die inzwischen im Trainerberuf erfolgreich sind.
Text: H.-P. Wagner