Zwischen beiden Veranstaltungen liegen mit dem zweiten
nationalen Ranglistenwettkampf einschließlich der Deutschen
Einer-Meisterschaften in den olympischen Disziplinen ebenfalls
in Duisburg (27.-29. April) und dem ersten Weltcup in Posen
(18.-20. Mai) zwei weitere Prüfungen von entscheidender
Bedeutung für die Olympiaqualifikation. Alles in allem wartet
damit auf die Aktiven wieder ein Ausleseprozess, der es in sich
hat. "Die Qualifikation ist neben den Olympischen Spielen
selbst der wichtigste Wettkampf des Jahres, denn wer sie nicht
besteht, ist bei Olympia gar nicht erst dabei", betont
DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl und unterstreicht zugleich
ihren besonderen Anspruch: "Im Unterschied zu ebenfalls
knallharten Qualifikationen wie etwa den Trials der
US-amerikanischen Leichtathleten besteht unsere Qualifikation
eben nicht nur aus einem Wettkampf, sondern die Athleten müssen
sich bei mindestens drei bzw. gar vier Veranstaltungen der
hochkarätigen Konkurrenz stellen und somit auch Kontinuität
nachweisen."
Bonus für die Athleten der Kernmannschaft ist kein
Ruhekissen
Dabei wird den erfolgreichen WM-Teilnehmern des Vorjahres, die
in Szeged in neun von zwölf olympischen Bootsdisziplinen
Quotenplätze für den DKV erkämpft haben (siehe Auflistung am
Ende), zwar ein gewisser Bonus eingeräumt, in Sicherheit wiegen
aber kann sich niemand. Dazu erklärt der DKV-Sportdirektor:
"Wir wollten die Athleten der Kernmannschaft im Sinne eines
langfristigen Saisonaufbaus ganz bewusst davon befreien,
bereits zum Qualifikationsauftakt Bestform an den Tag legen zu
müssen. Für die Sportler gilt es abzuwägen, wie intensiv sie
sich speziell auf den Einstieg in die Qualifikation vorbereiten
oder ob sie auf eine spezifische Vorbereitung verzichten und
den Einstieg weitgehend aus dem Training heraus bestreiten. Das
ist nicht einfach. Um diesen Weg letztlich auch erfolgreich zu
bewältigen, bedarf es viel Erfahrung und auch einer gehörigen
Portion Selbstvertrauen."
Gleichwohl dürfte für die meisten die Devise lauten, sich
bereits beim Qualifikationsauftakt am 6./7. April mit den
Einer-Prüfungen über 200, 500 und 1000m für die Kajak- und
Canadier-Herren sowie über 200, 250 und 500m für die
Kajak-Damen eine komfortable Ausgangsposition zu verschaffen,
wobei die Kajak- und Canadier-Herren bei Konzentration auf die
Kurzstrecke auf die 1000m und umgekehrt bei Priorität für die
Mittelstrecke auf die 200m verzichten können. Chefbundestrainer
Reiner Kießler rechnet jedenfalls mit reichlich Andrang im
Kampf um die heiß begehrten Nominierungsplätze: "Die Sportler
haben in den Vorbereitungstrainingslagern in Florida,
Südafrika, Sevilla und Sabaudia alle sehr zielstrebig und
professionell trainiert, denn natürlich möchte jeder von ihnen
den Sprung in die Olympiamannschaft schaffen. Ich hoffe, dass
diejenigen, die sich im Laufe der Saisonvorbereitung die besten
Leistungsvoraussetzungen erarbeitet haben, sich auch am Ende
durchsetzen können und ihr Niveau im weiteren Saisonverlauf
über die Wettkampf-Strecken dann noch eine Steigerung Richtung
Olympia erwarten lässt. Außerdem würde ich mir wünschen, dass
wir bei der Qualifikation für alle gleich faire Bedingungen
haben und der Leistungsstand der Athleten nicht durch
unterschiedliche äußere Begleitumstände verfälscht wird."
Vordere Ranglistenplätze eröffnen die attraktivsten
Einsatzchancen
Drei Wochen nach dem Qualifikationsauftakt stehen bei der
zweiten Ranglistenprüfung vom 27.-29. April wiederum auf der
Wedau im Kajak und Canadier der Herren noch einmal die gleichen
Distanzen wie beim ersten Ranglistenwettkampf auf dem Programm,
während die Kajak-Damen sich über 200 und zweimal 500m beweisen
müssen. Zugleich werden die diesjährigen Deutschen Meister in
den olympischen Einerdisziplinen ermittelt. In der Addition
beider Ranglistenprüfungen wird im Kajak und Canadier der
Herren jeweils eine Kurz- und eine Mittelstreckenrangliste
gebildet, die Ergebnisse bei den Kajak-Damen fließen dagegen in
eine Gesamtrangliste und zusätzlich teilweise in eine
Kurzstreckenrangliste ein (2x200m, 250m und das 500m-Rennen der
Deutschen Meisterschaft). Außerdem wird beim zweiten
Ranglisten-Wettkampf eine Qualifikation im C2 über zweimal
1000m ausgefahren.
Um für die anschließende internationale Qualifikation bei den
Weltcups in Posen (18.-20. Mai) und in Duisburg (25.-27. Mai)
nominiert werden zu können, gilt es für die Athleten der
Kernmannschaft, neben einem entsprechenden Leistungsnachweis an
Hand der Fahrzeiten in den jeweiligen Finalläufen weitere
Mindestanforderungen zu erfüllen. So müssen die Kajak-Herren
bei Ambitionen auf einen 1000m-Einsatz mindestens einen Platz
unter den ersten zehn der Mittelstreckenrangliste erreichen
oder einen 1000m-Sieg zu Buche stehen haben. Für einen Einsatz
auf der Sprintdistanz sind eine Platzierung unter den ersten
vier der Kurzstreckenrangliste oder zwei Siegleistungen über
200m erforderlich. Im Kajak der Damen müssen sich die
Athletinnen unter den ersten acht der Rangliste platzieren oder
zweimal über 500m gewinnen und im C2 müssten die Weltmeister
Tomasz Wylenzek (Essen) und Stefan Holtz (Leipzig) beim
Ausscheid in Duisburg mindestens Platz drei erreichen.
Wenn es den Athleten der Kernmannschaft gelingt, die
Vorgaben für eine Nominierung zu erfüllen, dann wird schnell
klar, wie anspruchsvoll die Aufgabe für die nicht zur
Kernmannschaft gehörenden Seiteneinsteiger wird. Zu welch
hochkarätigen Auseinandersetzungen es dabei voraussichtlich
kommt, zeigt sich vor allem bei den Damen, wo nicht nur die
vierfache Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin (Potsdam) nach
der Geburt von Klein-Emil und der Wiederaufnahme des Trainings
mit Beginn der Wintersaison erneut und hoch motiviert mit von
der Partie ist, sondern auch Rekordolympiasiegerin Birgit
Fischer – wie von den Medien bereits berichtet – mit einem
erneuten Comeback liebäugelt. Die Brandenburgerin hat sich im
Winter über mehrere Wochen in Australien vorbereitet und man
darf gespannt sein, welche Form sie erreicht und ob sie ihre
Ankündigung in die Tat umsetzt. Auch bei den Kajak-Herren hat
sich u. a. mit dem K2-Olympiasieger und 7-fachen Weltmeister
Tim Wieskötter (Potsdam) ein namhafter Athlet als
Seiteneinsteiger den Kampf um ein Olympiaticket vorgenommen.
Ganz gleich ob Kernmannschaft oder Seiteneinsteiger –
Chefbundestrainer Reiner Kießler gibt den Athleten einen
grundlegenden Rat mit auf den Weg: "Auf den Punkt gebracht
lässt sich sagen: je besser ein Sportler oder eine Sportlerin
in den jeweiligen Ranglisten plaziert ist, desto attraktiver
sind auch die Chancen insbesondere bei der Berücksichtigung für
die Mannschaftsboote. Ich hoffe, dass nach dieser Maxime alle
um eine saubere Nominierung kämpfen. Das würde uns viel
nachträglichen Stress in der Olympiavorbereitung
ersparen."
Auflistung Kernmannschaft London 2012
Kajak Damen
Dietze, Tina (Leipzig)
Hörmann, Silke (Karlsruhe)
Leonhardt, Carolin (Mannheim)
Reinhardt, Nicole (Lampertheim)
Weber, Franziska (Potsdam)
Kajak Herren
Bröckl, Norman (Berlin)
Ems, Jonas (Essen)
Gleinert, Robert (Berlin)
Groß, Markus (Berlin)
Hoff, Max (Essen)
Hollstein, Martin (Neubrandenburg)
Ihle, Andreas (Magdeburg)
Mittelstedt, Paul (Neubrandenburg)
Rauhe, Ronald (Potsdam)
Canadier
Holtz, Stefan (Leipzig)
Wylenzek, Tomasz (Essen)