Der Doppelweltmeister vom Vortag, Sebastian Brendel,
eröffnete den deutschen Medaillensegen am heutigen Tag. Im
C1-Finale über 500m erkämpfte er hinter dem Brasilianer dos
Santos Silber. „Nach dem Vor- und Zwischenlauf war mir klar,
dass der Brasilianer schwer zu schlagen sein würde. Insofern
bin ich mit Silber sehr zufrieden. Insgesamt war es für mich
persönlich ein tolles Wochenende“, sagte der 26-Jährige
Potsdamer und kündigte an, sich mit seinen Staffel-Kollegen am
Nachmittag noch einmal voll ’reinhängen zu wollen. Für eine
weitere Canadier-Medaille sorgten Yul Oeltze (Magdeburg) und
Ronald Verch (Potsdam). Sie freuten sich hinter den Siegern aus
Rumänien sowie dem Boot aus Ungarn riesig über Bronze im C2
über 1000m. Ronald Verch meinte: „Wir wollten einfach unser
Ding fahren und unsere Rennstruktur durchziehen. Das hat super
geklappt.“
Kein Glück hatte dagegen Franziska Weber (Potsdam) im K1 der
Damen über 500m. Sie verpasste Bronze um eine reichliche
Zehntelsekunde. „Mit dem Rennen selbst bin ich eigentlich
zufrieden. Nur, ich hab’ am Start zu früh gezuckt, eigentlich
war es schon ein Fehlstart, das Rennen ging aber trotzdem los,
mein Boot aber kam ins Kippen, ich musste auflegen und dann
waren die anderen schon eine halbe Länge weg“, schilderte sie
nach dem Zieleinlauf untröstlich ihr Missgeschick. Gleichfalls
auf Rang vier landeten im K2 der Herren über 500m wie schon
über 1000m Max Rendschmidt (Essen) und Marcus Groß (Berlin).
Der Zweier der Damen mit Sabrina Hering (Karlsruhe) und Steffi
Kriegerstein (Dresden) kam auf Rang sechs und Max Hoff (Essen)
beendete sein 500m-Finale im K1 der Herren auf Rang acht. Zuvor
war der K4 der Herren über 1000m im B-Finale auf Platz vier
gepaddelt.
Sprint-Zweier allesamt auf Rang zwei
In den anschließenden Sprintfinals sorgten die Zweier in allen
drei Disziplingruppen noch einmal für silbernen Glanz. Zunächst
überquerten die Seriensieger des Jahres Ronald Rauhe (Potsdam)
und Tom Liebscher (Dresden) hinter den Überraschungssiegern
Grujic/Novakovic aus Serbien die Ziellinie. Ganz auf Gold
eingestellt, wollte bei beiden richtige Freude nicht aufkommen:
„Man ist natürlich nicht glücklich, wenn man das ganze Jahr
dominiert und dann bei der WM verliert“, meinte Ronald Rauhe
mit der Silbermedaille um den Hals, und auch sein Zweierpartner
Tom Liebscher zeigte sich etwas betrübt: „Letztendlich sind wir
hergekommen um den Titel zu holen, es ist schon ärgerlich, dass
es nicht geklappt hat.“
Freude über Silber herrschte dagegen beim K2 der Damen mit
Franziska Weber und Tina Dietze (Leipzig), sie paddelten hinter
Karasz/Vad (HUN) auf den zweiten Platz. „Für uns war es ein
richtig gutes Rennen, es gibt eigentlich keinen Punkt, wo wir
sagen, das hätten wir besser machen können. Es freut uns, dass
es immer noch klappt mit uns“, meinte Tina Dietze zufrieden mit
dem Silberrang. Franziska Weber wollte den Medaillenerfolg zwar
nicht als Kompensation für das Missgeschick im Einer betrachten
- „die Schmach ist damit nicht getilgt“ - zeigte sich aber
dennoch „überglücklich, dass es am Ende im Zweier noch so
geklappt hat“.
Ebenfalls über Silber hinter den Weltmeistern
Korovashkov/Shtyl aus Russland freute sich der C2 der Herren
über 200m mit Robert Nuck und Stefan Holtz (beide Leipzig).
„Unser Ziel war Silber, jedenfalls nicht weiter hinten, eher
noch weiter vorne“, bekannte Stefan Holtz nach dem Rennen und
fügte hinzu, „wenn man gegen die zwei besten Einer-Fahrer der
Welt verliert, muss man sich nicht grämen.“ In den Einer-Finals
kamen Stefan Kiraj (Potsdam) im C1 auf Rang fünf und Sabine
Volz (Karlsruhe) im K1 der Damen auf Platz neun. Jonas Ems
(Essen) beendete das C-Finale auf Rang vier. In den
abschließenden Staffelrennen erkämpften die C1-Staffel (Holtz,
Nuck, Brendel, Kiraj) Platz vier und die Kajak-Damen (Dietze,
Wassmuth, Hering, Volz) sowie die Kajak-Herren (Liebscher,
Rauhe, Ems, Schubert) jeweils Platz fünf.
Abschneiden insgesamt unter den Erwartungen
Chefbundestrainer Reiner Kießler bilanzierte
nach den 200m-Rennen: „Es stellt sich so dar, dass wir auf
einmal eine Sprintnation sind. Aber man muss deutlich
differenzieren zwischen olympischen und nichtolympischen
Disziplinen. In den olympischen Disziplinen haben wir es nicht
gepackt, beim Saisonhöhepunkt mit breiter Spitze zu überzeugen.
Im Kajak der Herren haben sich sicher trainingsmethodische
Probleme gezeigt, es ist uns nicht gelungen, nach der EM in
Brandenburg noch einmal etwas draufzusetzen. Bei den Damen hat
sich angesichts der Abstände zur Weltspitze bereits angedeutet,
dass wir in der einen oder anderen Disziplin eventuell keine
Medaille erringen. Im Canadier lief es noch am besten, wobei
man ganz klar sagen muss, es war die WM des Sebastian Brendel,
ohne die Bronzemedaille des C2 1000m zu schmälern. Er hat hier
wirklich Geschichte geschrieben mit drei Podestplätzen auf drei
verschiedenen Strecken und davon zweimal ganz oben. Im Sprint
hätten wir mit der Gesamtheit der Medaillen so nicht gerechnet,
der Wermutstropfen ist jedoch der K2 der Herren, der um ein
Zehntel von einem Boot geschlagen wurde, das nicht in unserem
Fokus stand.“
DKV-Präsident Thomas Konietzko schätzte als Fazit der WM aus
deutscher Sicht ein: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass
außer Sebastian jemand im deutschen Team zufrieden ist. Unsere
Erwartungshaltung war schon eine andere, auch wenn einige junge
Athleten hier gezeigt haben, dass sie Anschluss an die Spitze
gefunden haben. Auch im Sprintbereich lassen sich gewisse
Fortschritte erkennen. Alles in allem aber überwiegt die
Enttäuschung. Wir müssen nun in aller Ruhe analysieren, woran
es gelegen hat.“
Komplette Ergebnisse:
http://www.results.imas-sport.com/imas/regatta.php?competition=wettkampf_112
Text: H.-P. Wagner