10.08.2014 | Kanu-Rennsport

WM Moskau: DKV-Boote auf der Silberwelle

Mit viermal Silber und einmal Bronze konnten die DKV-Rennkanuten am letzten Finaltag der Rennsport-WM in Moskau ihre bisherige Medaillenbilanz deutlich aufstocken, einziger Wermutstropfen: Es fehlte der goldene Glanz.
Silberne Freude: Tina Dietze u. Franziska Weber

Der Doppelweltmeister vom Vortag, Sebastian Brendel, eröffnete den deutschen Medaillensegen am heutigen Tag. Im C1-Finale über 500m erkämpfte er hinter dem Brasilianer dos Santos Silber. „Nach dem Vor- und Zwischenlauf war mir klar, dass der Brasilianer schwer zu schlagen sein würde. Insofern bin ich mit Silber sehr zufrieden. Insgesamt war es für mich persönlich ein tolles Wochenende“, sagte der 26-Jährige Potsdamer und kündigte an, sich mit seinen Staffel-Kollegen am Nachmittag noch einmal voll ’reinhängen zu wollen. Für eine weitere Canadier-Medaille sorgten Yul Oeltze (Magdeburg) und Ronald Verch (Potsdam). Sie freuten sich hinter den Siegern aus Rumänien sowie dem Boot aus Ungarn riesig über Bronze im C2 über 1000m. Ronald Verch meinte: „Wir wollten einfach unser Ding fahren und unsere Rennstruktur durchziehen. Das hat super geklappt.“
Kein Glück hatte dagegen Franziska Weber (Potsdam) im K1 der Damen über 500m. Sie verpasste Bronze um eine reichliche Zehntelsekunde. „Mit dem Rennen selbst bin ich eigentlich zufrieden. Nur, ich hab’ am Start zu früh gezuckt, eigentlich war es schon ein Fehlstart, das Rennen ging aber trotzdem los, mein Boot aber kam ins Kippen, ich musste auflegen und dann waren die anderen schon eine halbe Länge weg“, schilderte sie nach dem Zieleinlauf untröstlich ihr Missgeschick. Gleichfalls auf Rang vier landeten im K2 der Herren über 500m wie schon über 1000m Max Rendschmidt (Essen) und Marcus Groß (Berlin). Der Zweier der Damen mit Sabrina Hering (Karlsruhe) und Steffi Kriegerstein (Dresden) kam auf Rang sechs und Max Hoff (Essen) beendete sein 500m-Finale im K1 der Herren auf Rang acht. Zuvor war der K4 der Herren über 1000m im B-Finale auf Platz vier gepaddelt. 

Sprint-Zweier allesamt auf Rang zwei
In den anschließenden Sprintfinals sorgten die Zweier in allen drei Disziplingruppen noch einmal für silbernen Glanz. Zunächst überquerten die Seriensieger des Jahres Ronald Rauhe (Potsdam) und Tom Liebscher (Dresden) hinter den Überraschungssiegern Grujic/Novakovic aus Serbien die Ziellinie. Ganz auf Gold eingestellt, wollte bei beiden richtige Freude nicht aufkommen: „Man ist natürlich nicht glücklich, wenn man das ganze Jahr dominiert und dann bei der WM verliert“, meinte Ronald Rauhe mit der Silbermedaille um den Hals, und auch sein Zweierpartner Tom Liebscher zeigte sich etwas betrübt: „Letztendlich sind wir hergekommen um den Titel zu holen, es ist schon ärgerlich, dass es nicht geklappt hat.“
Freude über Silber herrschte dagegen beim K2 der Damen mit Franziska Weber und Tina Dietze (Leipzig), sie paddelten hinter Karasz/Vad (HUN) auf den zweiten Platz. „Für uns war es ein richtig gutes Rennen, es gibt eigentlich keinen Punkt, wo wir sagen, das hätten wir besser machen können. Es freut uns, dass es immer noch klappt mit uns“, meinte Tina Dietze zufrieden mit dem Silberrang. Franziska Weber wollte den Medaillenerfolg zwar nicht als Kompensation für das Missgeschick im Einer betrachten - „die Schmach ist damit nicht getilgt“ - zeigte sich aber dennoch „überglücklich, dass es am Ende im Zweier noch so geklappt hat“.
Ebenfalls über Silber hinter den Weltmeistern Korovashkov/Shtyl aus Russland freute sich der C2 der Herren über 200m mit Robert Nuck und Stefan Holtz (beide Leipzig). „Unser Ziel war Silber, jedenfalls nicht weiter hinten, eher noch weiter vorne“, bekannte Stefan Holtz nach dem Rennen und fügte hinzu, „wenn man gegen die zwei besten Einer-Fahrer der Welt verliert, muss man sich nicht grämen.“ In den Einer-Finals kamen Stefan Kiraj (Potsdam) im C1 auf Rang fünf und Sabine Volz (Karlsruhe) im K1 der Damen auf Platz neun. Jonas Ems (Essen) beendete das C-Finale auf Rang vier. In den abschließenden Staffelrennen erkämpften die C1-Staffel (Holtz, Nuck, Brendel, Kiraj) Platz vier und die Kajak-Damen (Dietze, Wassmuth, Hering, Volz) sowie die Kajak-Herren (Liebscher, Rauhe, Ems, Schubert) jeweils Platz fünf.

Abschneiden insgesamt unter den Erwartungen

Chefbundestrainer Reiner Kießler bilanzierte nach den 200m-Rennen: „Es stellt sich so dar, dass wir auf einmal eine Sprintnation sind. Aber man muss deutlich differenzieren zwischen olympischen und nichtolympischen Disziplinen. In den olympischen Disziplinen haben wir es nicht gepackt, beim Saisonhöhepunkt mit breiter Spitze zu überzeugen. Im Kajak der Herren haben sich sicher trainingsmethodische Probleme gezeigt, es ist uns nicht gelungen, nach der EM in Brandenburg noch einmal etwas draufzusetzen. Bei den Damen hat sich angesichts der Abstände zur Weltspitze bereits angedeutet, dass wir in der einen oder anderen Disziplin eventuell keine Medaille erringen. Im Canadier lief es noch am besten, wobei man ganz klar sagen muss, es war die WM des Sebastian Brendel, ohne die Bronzemedaille des C2 1000m zu schmälern. Er hat hier wirklich Geschichte geschrieben mit drei Podestplätzen auf drei verschiedenen Strecken und davon zweimal ganz oben. Im Sprint hätten wir mit der Gesamtheit der Medaillen so nicht gerechnet, der Wermutstropfen ist jedoch der K2 der Herren, der um ein Zehntel von einem Boot geschlagen wurde, das nicht in unserem Fokus stand.“
DKV-Präsident Thomas Konietzko schätzte als Fazit der WM aus deutscher Sicht ein: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass außer Sebastian jemand im deutschen Team zufrieden ist. Unsere Erwartungshaltung war schon eine andere, auch wenn einige junge Athleten hier gezeigt haben, dass sie Anschluss an die Spitze gefunden haben. Auch im Sprintbereich lassen sich gewisse Fortschritte erkennen. Alles in allem aber überwiegt die Enttäuschung. Wir müssen nun in aller Ruhe analysieren, woran es gelegen hat.“
Komplette Ergebnisse:

http://www.results.imas-sport.com/imas/regatta.php?competition=wettkampf_112

Text: H.-P. Wagner




 

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