22.08.2008 | Olympia / Paralympics

Goldener Doppelschlag, Wylenzek wieder wohlauf

Zweimal Gold plus je einmal Silber und Bronze lautet die Bilanz der deutschen Rennkanuten nach dem ersten Finaltag. Das DKV-Flagschiff - der Damen-Vierer - und der Zweier-Kajak über 1.000m mit Martin Hollstein und Andreas Ihle sorgten für einen goldenen Freitag.

Vier Medaillen standen am Ende für die Flotte des Deutschen Kanu-Verbandes nach den Rennen über 1.000m (und dem Damen-Vierer über 500m) auf der Habenseite. Der Vierer-Kajak der Damen fuhr dabei das Rennen beherzt vom Start und zeigte seine Dominanz direkt von Beginn an. "Der Start ist eh unsere Stärke", so Schlagfrau Fanny Fischer direkt nach dem Rennen. "Aber ich muss mich erstmal sammeln. Ich habe mich durchweg auf einen runden Schlag konzentriert und so lief es einfach klasse." Auch Katrin Wagner-Augustin gab ihrer Freude unter Tränen freien Lauf: "Wir haben die Ungarn gleich am Start gekascht und dann das Ding einfach nach Hause gefahren", was auch Nicole Reinhardt direkt nach Ihrem Lauf zugab: "Ich hab schon früh den anderen zugeschrien, ES REICHT, ES REICHT". Die Kleinste im K4, Conny Waßmuth, strahlte im anschließenden Interview um die Wette: "Nein, ich kann das noch nicht fassen."

Der Routinier und der Youngster - Gegensätze ziehen sich an

Ebenso glücklich und mit Siegerpose ins Ziel fahrend präsentierten sich Martin Hollstein und Andreas Ihle. Der K2 über 1000m galt im Vorfeld zwar als Medaillenanwärter, aber die Goldmedaille ist eine Sensation. Vom Start weg fuhr der erst spät zusammengesetzte Zweier-Kajak ein unangefochtenes Rennen. Andreas Ihle hatte schon Meter vor dem Ziel die Faust ballen können und fuhr mit Youngster Hollstein auf Schlag das größte Rennen seiner Karriere.
"Ich hab mich während des Rennens gefragt, wie Martin nur so lange so rund fahren kann, aber dann hab ich mir einfach gesagt, GIB IHM UND AB INS ZIEL", freute sich der Magdebruger Ihle. Auch der 21-jährige Neubrandenburger Hollstein feierte freudetaumelnd seinen Sieg. "Wir waren am Anfang so gut und hinten raus hatte ich noch Körner, dass ich schon früh wußte, DAS IST ES. Einfach geil." Das Fazit ist einfach: Der DKV holt zum goldenen Doppelschlag aus!

Zweier Canadier kämpfend zu SIlber

Der Canadier-Zweier Christian Gille und Tomasz Wylenzek holt Silber. Dominant sind die beiden "Indiander" der DKV-Flotte ihr Rennen angegangen und mussten sich am Ende nur den Weißrussen geschlagen geben. Dabei sah es bis 750m noch sehr gut für den Leipziger Gille und dem Essener Wylenzek aus. Der weißrussischen Schlussattacke konnte der deutsche C2 dennoch nicht mehr ganz Paroli bieten und so hieß es nach einem Herzschlagfinale für die völlig entkräfteten Olympiasieger von Athen "nur" Silber. Dennoch ein gutes Ergebnis und ein Rennen, das mit unendlicher Spannung die beste Werbung für den Kanu- und den Canadiersport war.

Tomasz Wylenzek wieder wohlauf im Olympischen Dorf

Der Essener, der nach dem C2-Finale bei einem Fernsehinterview einen Kreislaufkollaps erlitt und einige Zeit medizinisch versorgt worden war, ist inzwischen wieder wohlauf und ins Olympische Dorf zurückgekehrt. Er wird sich morgen früh einer weiteren ärztlichen Untersuchung unterziehen, infolgedessen dann über den Start des C2 Gille/Wylenzek über 500m entschieden wird.

Bronze für Herren-Vierer

Das zweite deutsche Flagschiff, der Herren-Vierer, hatte in seinem Rennen mit einer der stärksten Konkurrenzen zu kämpfen. Hier hießen die Gegner Slowkei und vor allem Weißrussland. Die beiden Boote waren schon durch die ganze Saison hinweg als nur sehr schwer schlagbar eingestuft worden, und so zeigten auch Sie ihre Dominanz im olympischen Finale. Der deutsche Vierer-Kajak mit Schlagmann Altepost, Geburtstagskind Norman Bröckl, Torsten Eckbrett und Björn Goldschmidt ließ sich aber nicht von den anderen Booten beeindrucken. "Eine Medaille soll es sein", so Altepost schon vor dem Rennen. "Also müssen wir mindestens einen der drei anderen Mitfavoriten schlagen". So konnte man ausgerechnet gegen die starken Ungarn den dritten Platz verteidigen. Mehr noch. Im Endspurt zeigten die Deutschen ihre Ausdauer und kamen noch deutlich zu den Slowaken auf. Auch hier gab es einen engen Einlauf, in dem Deutschland sich die Bronzemedaille sicherte.

Wildwasser-Champ auf Platz 5

Max Hoff ist im Kanu-Wildwasserrennsport Weltmeister und Europameister. Seit nunmehr zwei Jahren gibt er im ruhigem Element Gas und zwar gewaltig. Den Wechsel in die olympische Disziplin schaffte er fast mühelos und nach einem 10. Platz bei den letztjährigen Weltmeisterschaften in Duisburg wollte er dieses Jahr erstmal in den Endlauf. "Alles andere ist Zugabe", erzählte Hoff noch eine Woche vor seinem Rennen im Trainingslager in Duisburg. Aber wenn die Zugabe so aussieht, dann läßt sich die deutsche Kanuwelt das sehr gern gefallen: Nach einem verhaltenen Start zeigte Hoff seine Steherqualitäten auf der zweiten Teilstrecke und kam in einem Toplauf auf einen starken fünften Platz in seinem Einer-Kajak. Zunächst skeptisch dreinschauend, konnte er sich anschließend aber dennoch über sein Ergebnis freuen. Dem 25-jährigen Kölner gehört sicherlich die Zukunft und dass er beißen kann, ist in der Wildwasser- und in der Rennsportszene bekannt.

Dittmers olympischer Abschied

Es hat nicht sollen sein. Dittmers Karriere sucht sicherlich ihres Gleichen, aber leider konnte der dreifache Olympiasieger und schnellste Indianer Deutschlands nicht mehr an die Erfolge von Athen anknüpfen. Mit 36 Jahren scheint es auch fast sicher, dass die deutsche Canadier-Legende mit dem Rennen im C1 über 1.000m seinen olympischen Abschied gab. Zum Ende eines durchwachsenen Finals kam Dittmer auf Rang acht. Schon zu Beginn der Rennsport-Saison hatte der Neubrandenburger selten zu seiner gewohnten Schlagkraft gefunden und oft mit seinem "Thronprinzen" Sebastian Brendel zu kämpfen; sportlich wohlgemerkt.
Bei den Olympischen Spielen kam Dittmer auch nicht richtig in Schwung. Sein Endsprurt im Semifinale über 1.000m ließ zwischenzeitlich noch hoffen, aber durch das Ausscheiden über 500m war ihm die Enttäuschung deutlich anzumerken. Trotzdem kann Dittmer hoch erhobenen Hauptes seinen Heimweg antreten, da er schon lange im Voraus für deutsche Canadierfahrer unsterblich war. Der Deutsche Kanu-Verband sagt Danke für eine unbeschreibliche olympische Karriere mit dreifachem Gold, einmal Silber und einmal Bronze.

Die Ergebnisse des ersten Finaltages:

MENS K1 1000m FINAL
1.Tim Brabants GBR 3:26.323
2.Eirik Veraas Larsen NOR 3:27.342
3.Ken Wallace AUS 3:27.485
4.Ben Fouhy NZL 3:29.193
5.Max Hoff GER 3:29.391
6.Markus Oscarsson SWE 3:30.198 
7.Stjepan Janic CRO 3:30.495
8.Adam van Koeverden CAN 3:31.793
9.Zoltan Benko HUN 3:32.120

MENS C1 1000m FINAL
1.Attila Vajda HUN 3:50.467
2.David Cal ESP 3:52.751
3.Thomas Hall CAN 3:53.653
4.Vadim Menkov RUS 3:54.237
5.Alaiksandr Zhukovski BLR 3:55.645
6.Florin Georgian Mironcic ROU 3:57.876
7.Mathieu Goubel FRA 3:57.889
8.Andreas Dittmer GER 3:57.894
9.Aldo Pruna CUB 3:59.087

WOMEN'S K4 500m FINAL
1.Fischer/Reinhardt/Wagner-Augustin/Wassmuth GER 1:32.231
2.Kovacs/Szabo/Kozak/Szabo HUN 1:32.971
3.Oldenhof/Davis/Meek/Fogarty AUS 1:34.704
4.Mikolajczyk/Konieczna/Dzieniszewska/Kuczkowska POL 1:34.752
5.manchon/Smidakova/Molanes/Portela ESP 1:35.366
6.Kitamoto/Kuno/Takeya/Kuno JPN 1:36.465
7.Eray/Joyce/Mocke/Hodson RSA 1:36.724
8.Cicali/Galiotto/Sgroli/Fagioli ITA 1:36.770
9.Xu/Zhong/Yu/Liang CHN 1:37.418

MEN'S K2 1000m FINAL
1.Martin Hollstein/Ihle Andreas GER 3:11.809
2.Kim Wraae Knudsen/Rene Holten Poulsen DEN 3:13.5780
3.Andrea Facchin/Antonio Scaduto ITA 3:14.750
4.Adam Seroczynski/Mariusz Kujawski POL 3:14.828
5.Zoltan Kammerer/Gabor Kucsera HUN 3:15.049
6.Mike Walker/Steve Ferguson NZL 3:15.329
7.Phillpe Colin/Cyrille Carrer FRA 3:16.532
8.Krists Straume/Kistaps Zalupe LAT 3:19.387
9.Jie Shen/Huang Zhipeng CHN 3:22.058

MENS C2 1000m FINAL
1.Andrei Bahdanovich/Alaiksandr Bahdanovich BLR 3:36.365
2.Christain Gille/Thomasz Wylenzek GER 3:36.588
3.Gyorgy Kozmann/Tamas Kiss HUN 3:40.258
4.Constantin Ciprian Popa/Niculae Flocea ROM 3:40.342
5.Chen Zongyun/Zhang Zhiwu CHN 3:40.593
6.Andrew Russell/Gabriel Beauchesne-Sevigny CAN 3:41.165
7.Wojciech Tyszynski/Pawel Baraszkiewicz POL 3:42.845
8.Sergey Ulegin/Alexander Kostoglod RUS 3:44.669
9.Serguey Torres/Karel Aguilar CUB 3:48.877

MEN'S K4 1000m FINAL
1.Piatrushenka/Abalmasau/Litvinchuk/Makhneru BLR 2:55.714
2.Riszdorfer/Riszdorfer/Vlcek/tarr SVK 2:56.593
3.Altepost/Brockl/Eckbrett/Goldschmidt GER 2:56.676
4.Benedini/Rossi/Ricchetti/Piemonte ITA 2:57.626
5.Sik/Bee/Vereckei/Bozsik HUN 2:59.009
6.Twardowski/Mendelski/Baumann/Wysocki POL 2:59.505
7.Li/Lui/Zhou/Lin CHN 3:00.078
8.Medvedev/Salakhov/Vasilyev/Vishnyakov RUS 3:00.654
9.Reardon/Mortimer/Pellini/Hill CAN 3:01.630

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