10.09.2014 | Kanu-Drachenboot

Offener Brief von Günter Renschin und Thomas Konietzko an die "Drachenboot-Gemeinde"

In einem offenen Brief an die Gemeinde der Drachenbootfahrer in Deutschland äußern sich der DKV-Ressortleiter (Drachenboot) Günter Renschin und der DKV-Präsident Thomas Konietzko zur akutuellen Situation im Drachenbootsport.

Liebe Drachenbootler,

nachdem wir mit einer wirklich qualitativ und organisatorisch hochwertigen Weltmeisterschaft in Poznan (Polen) unsere Wettkampfsaison 2014 erfolgreich abgeschlossen haben, nun einige Informationen über zukünftige Strategien des Drachenbootsports im Deutschen Kanu-Verband (DKV) und den Stand der Verhandlungen mit dem Deutschen Drachenboot Verband (DDV).

Zusammenarbeit mit dem DDV

Nach nunmehr drei Jahren einer gemeinsamen Deutschen Meisterschaft mit dem DDV hat sich die Zusammenführung der besten deutschen Drachenbootteams zu einer gemeinsamen Meisterschaft bewährt. Das Feedback aller Teams ist überwiegend positiv.

Es bleibt den meisten Teams verborgen - oder es interessiert die Teams, die lediglich ihren Sport ausüben, nicht - welche verbandspolitischen Diskussionen und Streitereien im Hintergrund zwischen dem DKV und dem DDV geführt werden - und das ist gut so. Allerdings möchten wir auch aufgrund der Kommunikationsstrategie des DDV etwas ausführlicher unsere Sicht erläutern und euch erklären:

Als vor vier Jahren der DDV-Präsident und der DKV-Präsident die zukünftige Durchführung gemeinsamer DM vereinbarten, gab es aufgrund der Entscheidung der Präsidenten viele kritische Stimmen in unserem Verband. Es war richtig, dass wir bis zur Entscheidung, gemeinsame DM zu veranstalten, als DKV hochklassige nationale Meisterschaften auf hohem organisatorischem Niveau angeboten haben, die von mehr als 100 Teams als ihre DM angenommen wurde. Als gemeinnütziger Verband konnten wir die besten Regattastrecken Deutschlands nutzen, und unsere Kampfrichter und Steuerleute waren hervorragend ausgebildet. Der fast immer freundschaftliche Wettbewerb mit dem DDV hat zumindest auf Seiten des DKV zu einer deutlichen Qualitätssteigerung des Drachenbootsportes bei unseren Meisterschaften geführt.

Trotz allem war es uns damals wichtiger, auch aufgrund unserer internationalen Schwäche, unseren Teams bzw. Sportlern im DKV die Möglichkeit zu bieten, selber zu entscheiden, für welchen Verband sie zur DM starten und damit verbunden, für welchen Verband sie international antreten wollen. Es ging uns aber auch um die Einheit des Drachenbootsports in Deutschland, da unserer Meinung nach das gemeinsame hohe Niveau des Drachenbootsports in Deutschland nur gehalten werden kann, wenn wir uns alle hinter gleichen Zielen versammeln und in den Sportorganisationen der Städte/Kreise und Länder möglichst stark (d.h. mit möglichst vielen aktiven Drachenbootsportlern) Einfluss nehmen können. Da wahrscheinlich mindestens 80 % aller Drachenbootsportler in Deutschland Mitglied im DKV sind und neben dem Drachenbootsport häufig weitere Kanudisziplinen in einem DKV-Bootshaus ausüben, schienen uns die Hürden für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen beiden Verbänden überwindbar.

Deshalb war Teil des "Deals" im Gespräch zwischen DDV- und DKV-Präsidenten 2011, neben einer gemeinsamen DM auch an einer engeren Zusammenarbeit beider Verbände zu arbeiten.

Nach drei erfolgreichen Deutschen Meisterschaften haben wir dem DDV in Schwerin vorgeschlagen, über eine Fusion beider Verbände im Sinne des Vereinsrechtes nachzudenken. Dabei würde eine weitest gehende Eigenständigkeit des Drachenbootsports unter dem Dach des DKV Berücksichtigung finden. Da uns klar war, dass der DDV gute Argumente für einen solchen Schritt braucht, haben wir vorgeschlagen, die zukünftigen Strukturen bei den Verantwortlichen nach einem prozentualen Schlüssel über einen noch zu verhandelnden Zeitraum  zu verteilen. Dabei haben wir angeboten, dass Funktionäre des DDV 60 % aller Positionen und Funktionäre des DKV lediglich 40 % aller Positionen in den Gremien des Drachenbootsports besetzen sollen. Da im deutschen Sport auf allen Ebenen nur ein Fachverband als Vertreter der jeweiligen Sportart anerkannt wird, schien uns diese Lösung für die Einheit des Drachenbootsports als umsetzbar, und der DDV kann aufgrund einer Mehrheit auch seine Strategie umsetzen. Leider hat der DDV eine Diskussion über ein engeres Zusammengehen abgelehnt und die weitere Zusammenarbeit lediglich auf Deutsche Meisterschaften beschränken wollen. An diesem Punkt mussten dann beide Seiten feststellen, dass die ursprüngliche Absprache, gemeinsame DM zu veranstalten und gleichzeitig Verhandlungen über eine engere Zusammenarbeit zu führen, nicht umgesetzt wurde und deshalb die Durchführung einer gemeinsamen DM ausgesetzt werden muss.

Im Nachgang hat der Präsident des DKV beim Präsidenten des DDV um ein Vier-Augen-Gespräch während der EM in Brandenburg im Juni gebeten, um doch nochmals die Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit auszuloten. Zwar wurden bis dahin unsere Vorschläge abgelehnt, ohne dass der DDV eigene Vorschläge unterbreitete, aber als Dienstleister für unsere Drachenbootsportler wollten wir alles, was möglich ist, tun, um den Drachenbootsport zu stärken. Trotz Zusage des DDV-Präsidenten nahm er diesen Termin ohne jegliche Kontaktaufnahme nicht wahr.

Wie geht es weiter mit dem Drachenbootsport im DKV?

Der DKV wird den Drachenbootsport unter Wahrung der Interessen seiner Mitglieder weiter anbieten und den aktiven Sportbetrieb und die Ausbildung von Sportlern und Trainern, um nur einige Teilbereiche zu nennen, unterstützen. Drüber hinaus stimmen beide Verbände überein, dass eigenständige Meisterschaften beider Verbände den Teams nicht zu vermitteln  sind. Der DKV unterstützt deshalb den in Schwerin gemachten Vorschlag, jeweils abwechselnd im Jahresrhythmus offene DM (200/500/2000m) entsprechend der WKB des ausrichtenden Verbandes zu organisieren. Damit würden die vorläufigen „besonderen Bestimmungen“ beider Verbände außer Kraft gesetzt und die vorhandenen Regelwerke wieder gültig.

Da der DDV 2012 und 2014 das Vorschlagsrecht und die Ausrichtung der DM übernahm und der DKV 2013 diese Ausgabe hatte, waren die langfristigen Planungen für das Jahr 2015 durch den DKV vorbereitet und eine entsprechende Vereinbarung für die Durchführung einer DM in Brandenburg abgeschlossen.  Deshalb wird der DKV am 26. bis  28. Juni 2015 eine offene Deutsche Drachenbootmeisterschaft in Brandenburg/Havel ausrichten. Damit wäre der Inhalt der in Schwerin stattgefundenen Gespräche umgesetzt. Für 2016 könnte der DKV dem DDV die Ausrichtung der nächsten offenen Drachenbootmeisterschaft überlassen.

Der DKV-Präsident und die Mitglieder des DKV-Ressorts Drachenboot stehen dem DDV-Präsidenten, den Präsidiumsmitgliedern und allen DDV-Mitgliedern jederzeit zu Gesprächen zur Verfügung. Wir glauben weiterhin, dass die Zusammenführung beider Verbände für die vielfältigen Interessen der Sportlerinnen in Sportler im deutschen Drachenbootsport einen deutlich höheren Mehrwert erfahren würde.

gez.
Günter Renschin & Thomas Konietzko

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