02. November 2023

Alles sauber?

Ist es schon Zeit das Boot einzulagern? Nicht unbedingt, aber sicher Zeit für eine gründliche Pflege.

Die offiziellen Abpaddeltermine vieler Vereine rücken näher und nach einem langen und sehr sonnigen Herbst kommen immer mehr nasse und kühle Tage. Gerade weil das Wetter nicht unbedingt zum Paddeln einlädt, ist es eine gute Gelegenheit, sich bei Regen und Herbststurm für eine intensive Putz- und Pflegeeinheit des Kanus ins das Bootshaus zurück zu ziehen.

 

Denn auch wenn das Kajak oder der Canadier auch ein Gebrauchsgegenstand ist, so ist es doch ein Sportgerät, das gepflegt werden muss, um bestens für seine Einsätze gerüstet zu sein. Dabei reicht meistens schon ein Nachmittag an Pflegeaufwand, der ein bestens präpariertes Boot für eine gelungene Saison 2017 garantiert. Das Material oder der Bootstyp macht zwar einen großen Unterschied an die benötigte Pflege, aber dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die für alle Materialien gelten:

  1. Reinigen Sie das Boot gründlich und entfernen Sie Schmutzpartikel oder Salzkristalle. Achten Sie hier besonders auf die Verschraubungen.
  2. Reinigen Sie auch das Innere des Kanus. Dazu entfernen Sie zunächst die Innenausstattung (Sitze, Gurte und Lukendeckel), entleeren dann das gesamte Boot, spülen es großzügig mit klarem Wasser aus und reinigen es anschließend mit einem Schwamm.
  3. Trocknen Sie das Boot vor einer Lagerung sorgfältig mit einem Tuch, damit sich kein Schimmel bilden kann, der die Oberfläche mit der Zeit porös werden lässt und aufweicht. Lassen Sie es dabei nicht über Stunden in der prallen Sonne stehen (soweit sich die in der aktuellen Jahreszeit überhaupt so lange blicken lässt). Direkte Sonneneinstrahlung kann den Lack oder die Oberfläche spröde machen und die Farben verblassen lassen.
  4. Kontrollieren Sie Ihr Kanu auf Beschädigungen wie Rost an den Verschraubungen oder kleine Risse. Kleine Stellen können meist schnell ausgebessert werden.
  5. Wählen Sie für eine Lagerung einen Platz, der trocken ist und vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Feuchtigkeit oder Licht können das Material schädigen. Aus ersterem Grund auch nicht das Boot mit einer aufliegenden Folie abdecken.
  6. Achten Sie darauf, dass sich kein Wasser im Rumpf sammeln kann, deshalb am besten (je nach Bootstyp) kieloben lagern und schauen, dass sich der Süllrand nicht nach innen drückt.

Das Saisonende (oder ein verregneter Nachmittag) ist ein guter Anlass, um der Oberfläche des Kanus größere Aufmerksamkeit zu widmen und sie gesondert zu pflegen.
Dabei macht das Material und die Art des Bootes den Unterschied für den benötigten Pflegeaufwand.


1.    Polyethylen (PE)

Dieses Material ist besonders leicht zu pflegen und gilt als unzerstörbar.  Wer das Boot von Schutzresten befreit und geschützt lagert, hat eigentlich alles richtiggemacht. Kratzer in der obersten Schicht sind zum Glück nur ein kosmetisches Problem und können mit etwas Wachs und Politur kaschiert werden. Tiefer gehende Kratzer oder Risse sollten von einer Fachwerkstatt repariert werden, da zuerst muss geklärt werden muss, ob das Boot überhaupt reparabel ist. Es gibt unterschiedliche PE-Arten und Herstellungsverfahren, die jeweils andere Eigenschaften besitzen.

Tipp: Gönnen Sie Ihrem Boot ab und an ein Pflegemittel, das vor UV-Strahlung und anderen schädlichen Einwirkungen schützt. Besonders die Farbe des Materials wird es danken.  

 

2.    Glasfaser (GFK)

Boote aus Glasfaser sind sehr leicht und gleichzeitig stabil. Gleichzeitig allerdings sehr empfindlich im Hinblick auf Beschädigungen durch Steine oder Felsen. Der Pflegeaufwand ist höher als bei PE-Kanus und es gibt große Unterschiede. Wie alt ist das Boot? Welche Verschmutzungen liegen vor? In welchem Zustand ist die Oberfläche? Wer sich noch nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat, lässt sich am besten im Fachhandel beraten.
Die Haltbarkeit von GfK Booten hängt von der Wasserdichtigkeit der Gelcoatoberfläche ab. Durch Wasser, UV-Strahlung und weitere Umwelteinflüsse korrodiert das Gelcoat und es entsteht im ersten Schritt eine matte Oberfläche (sogenannte Kreidung). Seine gründliche Pflege kann man grob in drei Schritten beschreiben: Reinigen – polieren (nur, wenn unbedingt nötig) – konservieren.
Ein neutraler Reiniger löst Schmutzpartikel von der Oberfläche und macht fettige Substanzen wasserlöslich. Ein Schleif- und Poliermittel für die Gelcoatschicht entfernt Auskreidungen und Aufschichtungen. Dabei gilt: je feiner die Körnung, umso geringer ist der Materialabtrag und die Beschädigung der gesunden Schichten des Gelcoats und umso höher die Oberflächengüte und damit der Glanzgrad. Unbedingt im Fachhandel bei der Wahl des Produktes beraten lassen. Gelcoat besteht im Wesentlichen aus einem Polyesterharz und den darin eingeschlossenen, farbigen Pigmenten. Diese äußere geschlossene Harzschicht gilt es, so lange wie möglich zu erhalten, weshalb Boote in den ersten Jahren möglichst nicht mit Poliermittel behandelt werden sollten. Hier sind konservierende Mittel angebracht, die die Materialoberfläche abdecken und schützen. Sie müssen regelmäßig auf die Oberfläche aufgetragen werden. Das bekannte Hartwachs bildet diesen zusätzlich schützenden Film auf der Oberfläche und kann einen sogar vergleichbar hohen Glanzgrad wie im Neuzustand schaffen. Allerdings sind die Pigmente jetzt nicht mehr von hartem und widerstandsfähigem Harz bedeckt, sondern von mehr oder weniger weichem Wachs oder einem anderen Oberflächenmittel. Der wieder vorhandene Glanz hält also bei weitem nicht mehr so lange wie bei einem Neuboot. Wenn man bedenkt, dass eine Gelcoatschicht nur etwa 0,7 bis 0,8 Millimeter dick ist, versteht man, warum Schleif- und Poliermittel auch in den späteren Jahren nur sparsam eingesetzt werden sollten.

Tipp: Wenn man an die Gewebestruktur unter dem Gelcoat erahnen kann, sollte das Boot vom eine neue Lackierung bekommen. Die sorgfältige Untergrundbehandlung und die Lackierung in einer absolut staubfreien Umgebung macht es ratsamer, hier zu einer Fachwerkstatt zu gehen.

 

3.    Faltboote

Die Pflege von Faltbooten wird im Allgemeinen auf das zu pflegende Material abgestimmt: Verdeck, Außenhaut außen, Außenhaut innen und das Gerüst.  

Verdeck: Das Verdeck mit einer weichen Bürste trocken säubern. Eventuell zusätzlich sauberes Wasser verwenden. Ab und an empfiehlt es sich, das trockene Verdeck nach der Reinigung anschließend nachzuimprägnieren. Dabei erst die Nähte und die eventuell vorhandenen hellen Stellen vorgestrichen, dann von einer Seite beginnend, gleichmäßig das gesamte Verdeck mit einem Flachpinsel streichen.

Bootshaut außen: Nach jeder Fahrt reinigen Sie das gesamte Boot mit sauberem Süßwasser und einem weichem Schwamm. Pflegen Sie mindestens einmal im Jahr nach dem gründlichen Reinigen und Abspülen mit klarem Wasser Trocknen den gummierten Teil der Bootshaut außen mit einer silikonölhaltigen Pflegemittel (Gummipflegemilch) oder mit Silberwachs. Wer zum Schluss mit Talkum nachpoliert, kann neuen Dreck mit einem Lappen leichter abwischen.

Alle paar Jahre macht es sind Sinn die Bootshaut mit Silberfarbe zu streichen. Dabei nach der Reinigung erst die Scheuerstellen vorstreichen, dann die gesamte Haut, von einer Seite beginnend. Zum Schluss mit Talkum nachpolieren.

Bootshaut innen: Die Hautinnenseite sollten Sie ab und zu im zerlegten Zustand des Faltbootes mit klarem Wasser oder Kernseifenlösung waschen. Nach dem mit Wachs oder Emulsion behandeln und vor dem Wiederaufbau mit viel Talkum einpudern (macht die Haut glatter). Zum Schutz vor Sand und Schmutzwasser kann man eine sogenannte Bodenschutzdecke unter das Gerüst einziehen.

Gerüst: Jedes Gerüstteil mit Wasser reinigen. Weil der Gerüstlack über die Jahre rissig wird, können Feuchtigkeit und Fäulnis eindringen. Es gibt speziellen Gerüstlack, mit dem die schadhaften Stellen ausbessert werden können. Vor dem Lackieren die schadhafte Stelle gründlich säubern und eventuell mit feinem Sandpapier und Benzin von Talkum, Verschmutzungen usw. reinigen. Dann ein bis zweimal streichen und dabei die Beschläge aussparen, da der Lack darauf nicht hält.

Lagerung: Zunächst muss das Bootsinnere, Haut und Gerüst, vollkommen trocken sein und gerne auch mit Talkum gepflegt worden sein. Grundsätzlich können Sie das Faltboot verpackt oder auch im aufgebauten Zustand lagern. Im verpackten Zustand sollte bei längerer Lagerung an den Knickstellen eine Papprolle eingelegt und nicht belastet werden. Ebenfalls nicht in einem feuchten Raum, direkt auf Beton oder an eine Außenwand angelehnt. Es empfiehlt sich, bei einer monatelangen Lagerung die Bootshaut ausgebreitet zu lagern oder nur locker zu falten.
Im aufgebauten Zustand sollte eine 3 – Punktlagerung erfolgen (Vorn – Mitte – Hinten), nicht kieloben und im gut durchlüfteten Raum.


4.    Luftboote

Mit der richtigen Pflege und der rechtzeitigen Durchführung von Kleinreparaturen wird die Lebensdauer eines Schlauchbootes deutlich verlängert. Das bedeutet, dass es vor jeder längeren Nicht-Benutzung mit Süßwasser abgespült und getrocknet wird. Für eine gründlichere Reinigung gibt es zahlreiche, spezielle Schlauchbootreiniger. Darauf achten, dass der Reiniger auf das Material abgestimmt ist. Sonst einfach einen herkömmlichen, milden Reiniger und einen weichen Lappen oder Schwamm verwenden. Es gibt darüber hinaus spezielle Schlauchboot-Pflege, das die Oberfläche glatt macht, vor Verwitterung und Ausbleichen schützt.

Mindestens für die Einlagerung im Winter ist die gründliche Reinigung notwendig, damit grobe Verschmutzungen beim Einrollen keine Schäden am Material hinterlassen.  

Für die Lagerung zunächst bei dem vollständig getrockneten Boot die Schraubventile des Luftbootes öffnen. Wenn das Boot in einer Tasche verstaut werden soll, erst die restliche Luft herausdrücken und dann auf die passende Größe zusammenrollen.  Wenn allerdings die Möglichkeit besteht, ist es besser, das Boot in einem leicht aufgeblasenen Zustand zu belassen, um Schäden an den Knickstellen zu vermeiden. Bei der anschließenden Lagerung, idealerweise zwischen 15° und 20° in einem dunklen Raum, sollte das Material locker liegen und keine schweren Gegenstände hierauf gelagert werden.

 

 


 

 

 


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