07. Februar 2024

Dein Weg zum Wildwasser-Glück

Auf ruhigen Teilstücken lernen Neulinge zunächst das "Eigenleben" der wendigen Wildwasserkajaks und üben grundlegenden Techniken wie Kanten und Stützen." (Foto: Outdoordirekt)

Ihr habt noch nie ein Wildwasser befahren? Dann seid ihr hier richtig für einen ersten Einblick. Für die sportlichste und spritzigste Variante des Kanufahrens gehören zwei wesentliche Schritte.

Von Christian Zicke (Outdoordirekt)

 

Bevor es losgeht: Du brauchst die richtige Ausrüstung.

Boot, Paddel, Spritzdecke
Das alte GFK-Boot aus dem Verein tut es zwar theoretisch auch. Wir haben in unzähligen Einsteigerkursen allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein modernes Kajak durchaus sinnvoller ist. Das völlig andere Raumgefühl eines modernen Creekers oder Riverrunners im Zusammenhang mit den heutzutage viel größeren Einstiegsluken gibt einem Einsteiger viel mehr Sicherheit, nicht nur beim Kentern. Die Spritzdecke kann am Anfang gerne eine Nummer zu groß sein. Sie muss leicht abgehen, damit der Vorgang des Kenterns und des Aussteigens unter Wasser zur sicheren Routine wird und nicht jedes Mal aufs Neue Panik schürt.

Ein zum Kajak passendes Paddel ist obligatorisch, wobei ich das Paddeln beim Einsteiger als das unwichtigste Feature betrachte. Irgendwas „um die zwei Meter“ und es kann losgehen.

Körperausrüstung
Klar, mit dieser Ausrüstung entscheidet sich, ob der Tag ein Erfolg wird. Fangen wir oben an: Der Helm ist obligatorisch. Auch wenn viele „alte Hasen“ die Bootsrutsche in Hattingen ohne Weste und Helm bezwingen, wir haben schon so viele spektakuläre Einlagen hier gesehen, vor allem von oben genannter Risikogruppe, das wir niemals auf einen Helm verzichten würden. Genauso wenig wie auf eine passende Schwimmweste, die nicht nur dem Auftrieb dient, sondern auch als Prallschutz. Es muss für die Ruhr nicht zwingend die doppelt vernähte Wildwasserweste mit Bergegurt sein, es reicht ein einfaches Modell, welches sich gut anpassen lässt und beim Schwimmen nicht über die Ohren rutscht.

Ganz wichtig ist eine der Temperatur angepasste Kombination aus Neoprenanzug und Paddeljacke. Auch wenn Einsteiger immer rumnölen, dass der Halsabschluss eine Semi-Trockenjacke zu eng ist, spätestens nach der ersten Kenterübung ist dies völlig belanglos und der Aspirant hat die Gedanken ganz woanders. Dafür wird er dankbar sein, dass das erfrischende Flusswasser nicht ungebremst durch die Jacke schießt. Auch die beste Jacke hält nur warm, wenn man ein langärliges Shirt aus Syntetic oder Merinowolle drunter trägt.
Ein Neoprenanzug mit Pinkel-Reißverschluss ergibt mehr als Sinn, auch im Sommer. Denn wenn man viel Zeit im Wasser verbringt, vielleicht noch etwas Wind hinzu kommt, wird es irgendwann kalt.

Bitte denkt daran, dass auch Einsteiger kalte Füße bekommen. Wir zum Beispiel verleihen aus hygienischen Gründen keine Neosocken oder Schuhe. Ein kleiner Kauftip vor dem ersten Mal wird häufig überschwänglich gedankt. Neosocken gibt es schließlich ab ca. 15,- Euro. Und wenn sie nur den Schlick vom Flussgrund von den Zehen fern halten.

 

Ab ins Boot:

Schritt 1: Kentern
Es gibt nichts, wovor sich Paddel-Einsteiger mehr fürchten, als vor dem Kentern. Diese Angst gilt es von Anfang an zu nehmen. Deshalb nehmen wir uns vor jedem Kurs die Zeit, so lange das Kentern zu üben, bis die Angst davor maximal noch einem gesunden Respekt weicht. Ängstliche Kandidaten sollten die Möglichkeit bekommen, sich dem Prozess langsam zu nähern. Der Kanulehrer macht die Kenterung vor, inkl. aller zu beachtenden Faktoren, dann wird das Kentern in mehrere Schritte aufgeteilt. Erst einmal ohne Spritzdecke und ohne das Paddel, dann später mit Paddel festhalten und schließlich mit geschlossener Decke. So legt irgendwann fast jeder die Angst ab.

Schritt 2: Bootsgewöhnung auf Flachwasser
Bevor es in die Strömung geht, sollten die Basics auf Flachwasser geübt werden. Vorwärts- und Bogenschlag, flache Stütze, Kanten etc.

Schritt 3: Strömung
Am zweiten Tag beginnen mit einer Theorie-Einheit zum Thema Strömung. Was ist ein Kehrwasser, wozu dient es mir und wie fahre ich da rein und wieder raus. Immer wieder sind die entscheidenden Faktoren Geschwindigkeit, Winkel und Kante. Auf dieser Theorie bauen die ersten Übungen an einem sehr leichten Kehrwasser hinter einer der ersten Buhnen unterhalb der Bootsrutsche auf. Dann heißt es üben, üben, üben. Der zweite Tag steht ganz im Zeichen von Kehrwasserein- und Ausfahrt. Die Intensität der Kehrwässer nimmt im Flussverlauf zu, bis mit dem ersten "richtigen Schwall" das Highlight des Tages erreicht wird.

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 3/2021:

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