20. Juli 2023

Die Outdoorküche für Paddeltouren

Einfach und gut. Mittagspause am Rio Hollin in Ecuador. (Foto: Frank Schröer)

Eigentlich ist es fast egal, was man isst. Wer nach einer langen Paddeltour hungrig am Camping- oder Rastplatz sein verdientes Abendessen genießt und dabei einen idyllischen Ausblick auf das Gewässer hat, dem schmecken auch Nudeln mit Tomatensoße wie ein 5-Gänge-Menü im Drei Sterne Restaurant. Naja… fast.

Beziehungsweise, der Hunger treibt es gelegentlich auch rein. Dabei bekommt man mit ein paar simplen Tricks schnell und unkompliziert ein wenig Abwechslung von Chili-Con-Carne und Ravioli aus der Dose. Wer also seine nächste mehrtägige Paddeltour bereits geplant hat, der sollte aus Rücksicht auf seinen kulinarischen Gaumen die Zeit für die folgenden Zeilen investieren. Natürlich sind die Tipps allgemein gehalten. Der eine plant eine drei-wöchige Tour am Yukon und wird die meiste Zeit keinen Supermarkt treffen. Der andere paddelt von Bamberg bis Aschaffenburg auf dem Main und kann für jede Mahlzeit frische Lebensmittel kaufen. Hier kommt es auf sehr auf die eigenen Erfahrungen an. Daher haben wir an dieser Stelle eine breite Sammlung an Tipps und Ideen zusammengestellt.

 

Die  Ausrüstung


Es macht natürlich einen riesigen Unterschied, ob man sich bei der Tourenplanung für den Komfort eines Wohnmobils oder Caravans entscheidet, oder ob man mit einem Zelt unterwegs ist.  Aber auch wer sich gegen den Komfort eines Wohnwagens entscheidet und stattdessen die Unabhängigkeit und Flexibilität genießt, nur mit seinem Kanu unterwegs zu sein, hat zumindest gegenüber Wanderern und Radfahrern einen entscheidenden Vorteil. Das Kanu galt schon früher als der
„LKW der Indianer“. Natürlich sind hier die Unterschiede zwischen den Zuladungsmöglichkeiten eines Kanadiers und dem eines Einer-Wildwasserkajaks enorm. Trotzdem ist genug Platz für Menge Gepäck, ohne dass es dabei merklich langsamer oder weniger wendig wird. Das ist auch gut, denn beim Paddeln ist das das Camp genauso wichtig wie das Paddeln selbst. Man paddelt ein paar (oder viele) Stunden, landet an und genießt die Rast genauso wie das Paddeln.
Zu den unersetzlichen Ausrüstungsgegenständen gehören:

  • Besteck
  • Flasche
  • Gewürzstreuer
  • Schüssel
  • Taschenmesser
  • Topf
  • Campingkocher

 

 

Der Campingkocher


Wer sich nicht über mehrere Tage nur von Brot und Wurst ernähren möchte, braucht einen Kocher, der das Wasser nicht nur erhitzt, sondern richtig „zum kochen“ bringt. Hier gibt es unterschiedliche Modelle in Form von Spiritus-, Benzin-, oder Gaskochern

 

Spiritus

Sturmkocher und Spirituskocher haben eine simple Konstruktion und funktionieren robust ohne Druck bzw. Düse. Sie bestehen aus einem kleinen Töpfchen in das man das Brennspiritus füllt und einem Gestell, auf dem der Kochtopf abgestellt wird. Durch diesen einfachen Aufbau sind die Kocher sehr zuverlässig, allerdings ist durch den geringen Heizwert die Kochzeit länger. Das übliche Rußen bei einem Spirituskocher kann vermieden werden, indem man dem Spiritus maximal 10 Prozent Wasser beimischt. Allerdings muss der Spiritus bei Gefriertemperaturen vorgewärmt werden. Er ist dann genau wie bei dünner Luft weniger leistungsfähig. Je nachdem wo man als Paddler unterwegs ist, kann man keinen Nachschub kaufen. Daher im Zweifelsfall an einen ausreichenden Vorrat denken.  Außerdem muss man den Rest Spiritus nach Abkühlung wieder zurück füllen.


Gas

Die Verwendung von Gaskochern ist leicht und einfach, sauber und komfortabel. Sie benötigen keinerlei Wartung ist sind auch sehr günstig. Gaskocher werden mit Flüssiggas aus Gaskartuschen gefüllt mit Butan- oder Propan-Gas bedient. Hier kann man leider nicht einschätzen, wie viel Gas noch in der Kartusche ist und da der Nachschub nicht in allen Ländern gesichert ist, nimmt man im Zweifelsfall besser eine zweite mit. Nicht alle Systeme sind wiederverschließbar. Schraubt man da die Kartusche ab, entweicht das Gas. Wer eine Flugreise plant, sollte unbedingt vorher nachfragen, ob er die Gaskartusche mitnehmen darf oder ob man am Reiseziel die Gaskartusche mit dem entsprechenden Aufsatz erhält.  Auch beim Gaskochen nimmt die Leistung bei niedrigen Temperaturen oder großen Höhen ab.

   


Benzinkocher oder Multifuel

Neben Spiritus- und Gaskocher gibt es auch noch Universaltalente, die alles verbrennen, was man ihnen zumutet. Der reine Benzinkocher verbrennt – wie es der Name schon verrät – Tankstellen-, Kocher oder Waschbenzin. Andere Ausführungen sind mit auswechselbaren Düsen ausgestattet und können auch Petroleum, Diesel, Kerosin, Heizöl oder Flüssiggas verbrennen. Beim Kochen entstehen Ruß und andere Ruckstände, die die Wartung der Kocher sehr intensiv machen. Auch beim Erhitzen muss man Geduld mitbringen, weil der Kocher vorgeheizt werden muss. Je nachdem was man gerade verbrennen möchte, können sogar Stichflammen entstehen, die im ungünstigsten Fall das Zelt in einen Haufen Asche verwandeln können. Neben der höheren Geruchs- und Geräuschbelästigung kommen noch eine schlechte Regulierbarkeit dazu. Dafür ist man sehr flexibel bei der Wahl des Brennmittels. Bei Kälte oder großen Höhen ist der Benzinkocher oft die einzige Lösung, da nur er hier noch zuverlässig heizt.

   

 

 

Der Proviant


Der Proviant

Der Kanusport stellt an den Proviant besondere Anforderung, obwohl hier natürlich jeder einpacken kann, was er möchte. Egal ob man sich Gummibärchen oder Dörrobst entscheidet, die gewählten Nahrungsmittel sollten alle zusammen nur folgende Aspekte erfüllen:

  • lange Haltbarkeit   
  • hoher Kaloriengehalt
  • Kombinierbarkeit   
  • unkomplizierte Lagerung
  • wenig Verpackungen    
  • energiesparende Zubereitung
  • Hitzeunempfindlichkeit

Glücklicherweise sind hier die Beladungsgrenzen in einem Boot höher als bei einer Rucksackwanderung, so dass die klassische Trekkingnahrung in Form von gefriergetrockneten Mahlzeiten für Wanderpaddler in der Regel nicht notwendig ist. Der höhere Energiewert ist ratsam, um auch bei einer geringen Gesamtmenge an Proviant den Körper mit ausreichend Energie versorgen zu können. Denn der Paddelsport verbrennt mit 191 bis 350 kcal die Stunde auch Einiges an Kraft. Je flexibler die ausgewählten Nahrungsmittel miteinander kombinierbar sind, desto größer ist die Variationsmöglichkeit an Gerichten, ohne die Anzahl der Bestandteile innerhalb des Proviants aufzustocken. Natürlich hat es jemand, der in der Nähe von Supermärkten paddelt leichter als jemand, der in der unberührten Wildnis unterwegs ist. Es macht auch einen Unterschied, ob man eine Winter- oder eine Sommertour bestreitet.


Gut vorbereitet für Besser-Esser

Je detaillierter man die Essensplanung für die Kajaktour angeht, desto leichter hat man es unterwegs. Je nach Tour kann man einen Essensplan zumindest für einige Tage vorbereiten und hierfür entsprechend einkaufen und packen. Gerade nach einem langen Paddeltag, ist es bequem, einfach die in einer Provianttüte zusammengestellte Mahlzeit fertig zu kochen.
Vieles kann man auch von zu Hause aus vorbereiten und mitnehmen, wie zum Beispiel Gewürzmischungen, Barbecue-Soße oder Tomatenpesto. Bei der Planung kann man natürlich rational vorgehen und die Lebensmittel anhand ihrer Zusammensetzung von Fetten, Kohlenhydraten, Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen auswählen. Das macht besonders dann Sinn, wenn es eine besonders lange Tour oder eine unter extremen Bedingungen werden soll. Häufig folgt allerdings der Appetit nicht dem medizinisch abgesegneten Speiseplan. Denn die Ernährung ist eine individuelle Sache, die jeder für sich klären muss. Besonders simpel wird es, wenn man sein eigenes Tütenessen vorbereitet. Natürlich hat die Outdoorindustrie ein riesiges Sortiment an gefriergetrocknetem Essen bereitstehen. Es gibt fast nichts was es nicht gibt: vom "Müsli mit Milchpulver", über getrocknete Fleischsnacks, Brot aus der Dose, allerlei Fertiggerichten bis hin zu getrockenetem Rotwein als Tütengetränk mit 8,2 Prozent Alkohol.
 


Günstiger und oft auch leckerer: Schnellkochnudeln, Couscous, instant Kartoffelpüree, fertige Soße, Gewürze und/oder Brühe in einen Ziplock-Beutel geben. Am Abend dann nur kochendes Wasser drauf und 10 Minuten ziehen lassen. Im besten Fall findet sich auch noch etwas frisches Gemüse oder Fleisch aus einem Supermarkt und schon ist das Abendessen gerettet.
 

 

Wer regelmäßig mit dem Kanu in der Wildnis unterwegs ist, oder wer einfach möglichst viel schon zu Hause vorbereiten möchte, für den ist ein Dörrautomat eine interessante Alternative. Man legt die Speisen für mehrere Stunden in einen Dörrautomaten. Wenn man dann auf Tour essen möchte, muss man nur noch heißes Wasser aufgießen und einige Minuten warten. Das funktioniert eigentlich mit fast jedem Nahrungsmittel, vorausgesetzt es ist nicht zu flüssig oder enthält zu viel Fett.


Immer etwas für Zwischendurch

Unter sportlicher Bewegung sind die leicht verfügbaren Energiereserven, der gespeicherte Zucker in den Muskeln, sind schnell aufgebraucht. Zum Vergleich: beim Wandern raten erfahrene Bergführer dazu, alle 90 Minuten für einen Nachschub an Kohlenhydraten zu sorgen. Viele Snacks sind dabwei besser als eine lange Pause mit umfangreichen Mahlzeit. Besser als Traubenzucker oder Schokolade sind langkettige Kohlenhydrate, die der Körper lange verwerten kann.
 


Leicht tragbare Energielieferanten für zwischendurch können sein: Müsliriegel, Bananenchips, getrocknete Aprikosen oder Pflaumen, Nüsse oder auch salziges Knabbergebäck.   
 

 

 

 

 

 


 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 7/2016:

KANU-SPORT 7/2016
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