21. September 2023

Eine neue Kamera im Sucher?

Urlaubsfotos sind das wohl schönste Mitbringsel, das man von einer Paddel-Reise mitbringen kann. In unserem Beitrag geben wir Empfehlungen für die ideale Einsteigerkamera. (Foto: Pixabay)

Der Kauf einer Kamera ist nicht einfach, schließlich ist der Kameramarkt riesig. Wir erklären Einsteigern worauf du beim Kamerakauf achten musst und geben konkrete Kauftipps. 

DSLR vs. DSLM vs.Bridgekamera vs. Kompaktkamera

 

Bevor du dich für ein konkretes Kameramodell entscheidest, welche Art von Kamera für deinen Einsatz überhaupt Sinn macht. Es gibt dabei vier Typen von Kameras:

  • Spiegelreflexkameras (DSLR)
  • Spiegellose Systemkameras (DSLM)
  • Bridgekameras
  • Kompaktkameras

In der Tabelle beschreiben wir die der einzelnen Kameratypen, listen die grundsätzlichen Vor- und Nachteile (für Anfänger) auf und empfehlen, was für dich beim Kauf einer Anfänger-Kamera die beste Wahl ist. Natürlich muss man aber stets die einzelnen Kameramodelle beurteilen und vergleichen. Jeder sollte sich vor dem Kauf einer neuen Kamera überlegen, welches die für ihn persönlich wichtigen Merkmale sind.

 

Unterschiedliche Kameratypen

 

 

 

 

DSLR

DSLM

Bridgekamera

Kompaktkamera

 

Vorteile

  • größte Objektiv-Auswahl
  • Optischer Sucher (OVF) - Geschwindigkeits-Vorteil  
  • sehr gute Bildqualität
  • einfache Bedienung    
  • Ausdauernde Akkus
  • relativ robust
  • kleiner und leichter als eine Spiegelreflexkamera
  • Elektronischer Sucher (EVF) zeigt fertiges Bild inkl. Einstellungen
  • sehr gute Bildqualität
  • gute Auswahl an Objektiven (weniger als DSLR)
  •  schnellere Serienbildgeschwindigkeit
  • kompakt und leicht
  • sehr großer Zoom
  • sehr günstig
  • kompakt und leicht

Nachteile

  • relativ groß und schwer.
  • oft weniger technische Hilfsmittel DSLM
  • kürzere Akkulaufzeit als DSLR
  • etwas teurer als DSLR
  • Objektiv nicht tauschbar
  • Bildqualität zum Teil schlechter (Dunkelheit)
  • Objektiv nicht tauschbar
  • Bildqualität nicht so gut
  • Bedienung weniger komfortabel    
  • wenig Einstelloptionen 

Empfehlung

Mit einer Spiegelreflexkamera machst du wenig falsch. Option, die Einsteigerkamera  durch ein besseres Objektiv aufzurüsten. Problematisch, wenn du mit wenig Gewicht unterwegs sein wilst. Gute Wahl für Einsteiger insb wegen EVF. Kompakt und leicht bedeutet weniger Gewicht. Derzeit im Fokus - also neuer und zukunftssicherer? Die Auswahl an passenden Objektiven wird größer. Nur in bestimmten Fällen empfehlenswert: Günstige Lösung, wenn man weiß, dass man nie größere Ansprüche haben wird.  Solide Fotos mit manuellen Einstellmöglichkeiten. Keine Kaufempfehlung.
Günstigen Kompaktkameras bieten kaum mehr als ein Smartphone.

 



 

Sensible Entscheidung: der geeignete Sensor

 

Vollformat oder Crop?

Der Sensor, ein fest verbauter Chip, entspricht dem Film in Digitalkameras: Er nimmt die Bildinformationen auf und leitet diese digital weiter.

Originalgröße vieler Sensorchips von Smartphones.

Die Anzahl der Pixel, die der Sensor abspeichert, sagt erst einmal nichts über die Bildqualität aus. (Eine hohe Pixelzahl bedeutet mehr Details in den Aufnahmen und größere Druckformate.) Nur die Lichtmenge, die der Sensor über die Größe seiner Fläche aufnimmt, kann eine Elektronik dahinter verstärken oder bearbeiten. Ein größerer Sensor, hat im Vergleich zu einem kleineren (mit identischer Pixelanzahl) eine geringere Pixeldichte und dementsprechend größere einzelne Sensorpixel. Als Faustregel gilt: Je größer der einzelne Sensorpixel, desto besser das Rauschverhalten. Denn je kleiner die Pixel, desto mehr Licht wird für eine Bildaufnahme benötigt. Bei kurzen Belichtungszeiten kann das Licht nicht ausreichen. Also grundsätzlich: bessere Aufnahmen bei schwierigen Lichtbedingungen ohne den ISO-Wert künstlich nach oben zu regeln zu müssen. Die technische Entwicklung schafft allerdings neue Kameras mit hoher Pixeldichte, die immer besseres Rauschverhalten aufzeigen.

 

Brennweite und Crop-Faktor

Allerdings wäre es zu simpel, einfach nur den größten Sensor suchen zu müssen. Zum einen sind Kameras mit dem größtmöglichen „Vollformatsensor“ sehr teuer und eher für das Profisegment (ab ca. 1.000 EUR für ältere Modelle. Nach oben hin kaum Grenzen, außerdem macht die Kamera nur in Verbindung mit vergleichbar hochwertigem Zubehör Sinn) Zum anderen bleibt die Frage, wie notwendig die maximal mögliche Lichtstärke für den eigenen Einsatzzweck ist.

Ausschnitt verschiedener Sensorgrößen, bei gleicher Brennweite.

Und zu guter Letzt gibt es etwas, das sich Crop-Faktor nennt und eigene Vor- und Nachteile bietet und Auswirkungen auf die Objektivwahl hat. Als Formatfaktor oder Crop-Faktor wird das diagonale Längenverhältnis kleinerer Sensoren im Vergleich zum Vollformatsensor (also mit dem vollen Kleinbildformat von 24×36 mm) bezeichnet. Kameras mit einem kleineren Sensor können nur einen um den Crop-Faktor kleineren Teil des Motivs erfassen, der Rest wird „gecropped“, also abgeschnitten. Es verändert sich der Blickwinkel und man kommt scheinbar „näher“ an das Motiv heran.
Für die gleiche Abbildung wie bei einem Kleinbildsensor müssen dementsprechend Objektive mit kürzeren Brennweiten (die sind kleiner, leichter und billiger) verwendet werden. Das wiederum ist neben Distanz zum Objekt und Blende ein Effekt auf die Tiefenschärfe (also die Ausdehnung des scharf erscheinenden Bereichs). Die Details sprengt unbedingt das Ausmaß einer „Einsteiger-Kaufberatung“. Vereinfacht: Je kürzer die Brennweite desto größer fällt die Schärfentiefe aus – bei ansonsten gleichen Einstellungen und Distanz. Für Landschaftsaufnahmen, bei denen man über das gesamte Bild alles scharf dargestellt haben möchte, ist eine größere Schärfentiefe von Vorteil.

   

 

Vorteile Crop

Nachteile Crop

  • günstig in der Anschaffung
  • deutlich größere Auswahl
  • günstigere Objektive
  • größere Objektivauswahl
  • Besser für Makros
  • Besser für Wildlife und Sport
  • Leichter
  • kleiner
  • kleinerer Sensor
  • Mehr Bildrauschen
  • Weitwinkel nur mit
  • speziellen Objektiven

 

 

Die Schärfentiefe ist ein Maß für die Ausdehnung des scharfen Bereichs

Je näher dein Motiv ist (die Fokusdistanz), desto geringer ist die Schärfentiefe. Möchte man man mit einer Kamera mit einem kleineren als den Vollformatsensor den gleichen Bildausschnitt fotografieren, bräuchte man ein Objektiv mit kürzerer Brennweite. Für Landschaftsaufnahmen optimal, denn kürzere Objektive haben eine größere Schärfentiefe. Der „scharfe Bereich ist größer.

 

 

Welches Objektiv wofür?

Viele "Megapixel" reichen nicht für qualitativ hochwertige Aufnahmen. Das Objektiv ist das Auge der Kamera.  Es gibt kein ideales Modell, das für alle Einsätze die optimalen Eigenschaften besitzt. Welches Objektiv für dich das richtige ist, hängt stark davon ab, was man eigentlich fotografieren möchte. Und wie erkennt man ein gutes Objektiv und wie sind die technischen Daten zu interpretieren?

 

Welche Faktoren sollte man beim Objektivkauf berücksichtigen?

 

  • Brennweite - Weitwinkelobjektive mit kleiner Brennweite (z.B. 14mm) halten viel von Landschaften fest, Tele-Objektive mit großer Brennweite (z.B. 200mm) holen die Objekte nahe heran: zum Beispiel auf Sportveranstaltungen oder Tiere am Ufer eines Gewässers.
  • Lichtstärke (Blendenwert) - Der Blendenwert ist die Angabe für die größte Blendenöffnung (= Offenblende), die bei dem jeweiligen Objektiv zur Verfügung steht. Unser auf dem Objektiv angegebener Wert sagt aus wie viel Licht maximal durch das Objektiv „fallen“ kann. Weniger geht immer, sprich die Blende kann immer geschlossen werden.
  • Naheinstellgrenze für Makroaufnahmen - Das ist der Mindestabstand, den du zu deinem Motiv haben musst, um etwas scharf zu stellen.
  • Der passende Objektivanschluss (Mount) - Jeder Kamerahersteller hat einen eigens entwickelten Objektivanschluss. Achte beim Kauf daher drauf, dass das Objektiv die entsprechende Mount-Bezeichnung hat.
  • Größe und Gewicht des Objektivs
  • Der Preis

 

 


Brennweite

In Punkto Brennweite muss direkt die erste grundsätzliche Entscheidung gefällt werden: Möchte man mit Zoomobjektiv oder mit Festbrennweite fotografieren?

Festbrennweite vs. Zoom

Eigenschaften

Festbrennweite

Zoom

Bildauschnitt veränderbar
Abbildungsleistung
Gewicht
Größe
Preis
Verzeichnung
Lichtstärke
Bildstabilisator
Fokusgeschwindigkeit
nein
sehr gut
leichter
kleiner
gering bis mittel
gering
sehr hoch
selten verbaut
schnell bis mittel
ja
gut
schwerer
größer
mittel bis hoch
mittel bis hoch
mittel bis gering
häufig verbaut
sehr schnell bis mittel

 


Die Tabelle zeigt: Objektive mit Festbrennweiten sind auf einen Bereich spezialisiert. Paddler, die auf Reisen sind und unterwegs schnell die passende Brennweite für dein Motiv einstellen müssen, sind mit einem Zoomobjektiv flexibel und benötigen meist nur ein Objektiv. Das ist ein Vorteil, da man Zoom-Objektive an Orten verwenden kann, an denen ein Wechsel nicht möglich ist: Zum Beispiel dort, wo es nass ist.
Optimal wäre also ein Zoomobjektiv mit möglichst großem Zoombereich? Reisezoomobjektive haben extrem große Brennweitenbereich von bis zu 18-300 mm.  Desto größer ist aber auch der Kompromiss bei der Bildqualität, da sich die Abstände der einzelnen Linsen im Gehäuse verändern. In kürzeren Brennweiten kommt dagegen die Abbildungsqualität an eine Festbrennweite heran. Daher ist die Suche nach dem passenden Objektiv ist oft noch schwerer als die Suche nach der perfekten Kamera.

 

Lichtstärke

Die Größe der Blende gibt man in Blendenwerten an. Man schreibt f/2,8 etc. (f steht dabei für »Focal Length« (Brennweite).

Der Blendenwert errechnet sich aus dem Verhältnis Brennweite zum Durchmesser der Blendenöffnung.

Dadurch entspricht eine große Blendenzahl einer kleinen Blendenöffnung. Desto weniger Licht erreicht den Sensor.
Üblicherweise beträgt die maximale Lichtstärke heutiger Objektive zwischen f/1.4 und f/5.6. Blenden mit einem Wert von f/1 bis f/4 werden dabei als besonders „lichtstark“ bezeichnet. Bei Zoom-Objektive mit variablen Brennweiten wird die Lichtstärke in einem Bereich angegeben. „70-300/4.0-5.6“ bedeutet, dass bei der kleinsten Brennweite (70 mm) die Lichtstärke f/4.0 beträgt. Bei der größten Brennweite (300 mm) beträgt die Lichtstärke nur noch f/5.6. Kleinere Blendenwerte gehen natürlich immer - die Blende kann ja geschlossen werden.
Die Schritte der so genannten „Blendenreihe“ stehen für eine Verdopplung (Wert wird kleiner) bzw. Halbierung (Wert wird größer) der Lichtmenge:

 

Vorteile von Objektiven
mit einer hohen maximalen Lichtstärke

Nachteile von Objektiven mit hohen Lichtstärken

  • kurze Verschlusszeiten durch geringeren Lichtbedarf
  • Einfrieren von Bewegungen in der Sportfotografie, geringe
  • Bewegungsunschärfe
  • weniger «Verwacklungsfehler» beim Fotografieren mit langen Brennweiten oder bei schlechten Lichtbedingungen ohne Blitz
  • geringe Schärfentiefe erleichtert das manuelle Scharfstellen (größerer gestalterischer Spielraum)
  • Helleres Sucherbild bei Spiegelreflexkameras
  • Präziserer, schnellerer Autofokus bei schlechten Lichtbedingungen

Höhere Lichtstärken erfordern bei vergleichbaren Brennweiten größere Linsendurchmesser. Dies führt (bei vergleichbarer Brennweiten) zu Objektiven mit:

  • Höherem Gewicht
  • Größeren Objektiven
  • Höheren Kosten
  • Auch Filter sind bei dem benötigtem größerem Durchmesser meist deutlich teurer



Es hängt immer von den Einsatzzwecken ab, ob man ein lichtstarkes Objektiv benötigt. Für viele Motivsituationen reicht eine geringere Lichtstärke. Der hohe Anschaffungspreis lohnt sich daher nicht immer und das erhöhte Gewicht ist gerade unterwegs besonders nachteilig.

 

Welches Objektiv für welchen Einsatzzweck?

 
  • Einsteiger: Normalobjektiv / Allround-Objektivs
  • Reisefotografie: Allround-Objektiv / Reisezoom
  • Landschaftsfotografie: Weitwinkelobjektiv
  • Tier- Sportfotografie: Teleobjektiv
  • Portraitfotografie: Festbrennweite im Telebereich

 

 


Kit-Objektiv

Das Kit-Zoomobjektiv macht die Suche einfacher. Diese Einsteiger-Objektive mit einer durchschnittlichen Brennweite von 18 - 55 mm sind für einen Mehrpreis von rund 100 Euro gegenüber dem blanken Gehäuse meist im Lieferumfang einer Anfänger-DSLR oder DSLM direkt enthalten. Für Einsteiger ist es ein ideales Lerninstrument. Nur wer gleich voll einsteigen will, sollte sich das Geld lieber sparen und direkt ein hochwertiges Objektiv erwerben. Denn Kitobjektive haben oft keinen guten Autofokus, die Blendenöffnung ist geringer und auch die eingebauten Bildstabilisatoren arbeiten auch nicht so gut wie in den höher bepreisten Objektiven. Ein gutes Kamerastativ ist daher oft Pflicht.

 

Leitfaden für eine durchdachte Kamera-Kaufentscheidung

 

Grundsätzlich gilt: Als Einsteiger kannst du heutzutage mit keiner Kamera wirklich etwas falsch machen. Und: Einsteiger lernen am besten einer Einsteigerkamera. Diese sind nicht nur günstiger, sondern auch besser für Einsteiger geeignet, weil sie durch Vollautomatik und eingebauten Blitz die Bedienung erleichtern, bis man im manuellen Modus fotografieren kann. Und: Als Einsteiger wird man die Qualitätsunterschiede von sehr hochpreisigen Systemen erst einmal kaum nutzen können.

Wer weiß, was er will, hat eine Basis um Kamerasysteme vergleichen zu können:

  • Welche Art der Fotografie willst du betreiben?
  • Welche Ausrüstung brauchst du dafür?
  • Wie sicher bist du dir, dass du die Fotografie mehr als ein Jahr betreiben wirst?
  • Besonders hochwertige Ausrüstung lohnt sich für Paddler, die beispielsweise auf lange Expeditionen gehen wollen

Für viele Paddler ist wahrscheinlich der Bereich der Reisefotografie besonders interessant:

  • dann sollte die Kamera möglichst leicht sein
  • Willst du eher Menschen fotografieren oder Landschaften? Du brauchst hier andere Brennweiten

Wenn du die Art der Kamera eingrenzen konntest, dann lese Testberichte um zu erfahren, wo drauf du bei einer bestimmten Kamera besonders achten solltest. Überlege dir, ob Kritikpunkte und Lob eines Testberichtes für deine Zwecke wichtig sind. Und ganz wichtig: Teste nach Möglichkeit neue Ausrüstung vor dem Kauf.  

  

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU SPORT 10/2020:

KANU SPORT 10/2010
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