02. Februar 2023

Interview mit Stefan Bühler zum Winterpaddeln

Stefan Bühler, DKV-Ressortleiter Sicherheit und Material

Paddeln im Winter kann ein besonderes Erlebnis sein, wenn man einige wichtige Dinge dabei berücksichtigt, wie Stefan Bühler, DKV-Ressortleiter für Sicherheit und Material im Interview mit Oliver Strubel verrät.

Dr. Stefan Bühler ist Ressortleiter Sicherheit und Material im Freizeitsport des Deutschen Kanu-Verbandes, Vizepräsident im Kanu-Verband Baden-Württemberg und 1. Vorsitzender im Kanu Club „Welfen“ Ravensburg. Mit anderen Worten: Durch und durch ein Kanute und begeisterter Ehrenamtler. Im Alter von drei Jahren saß Stefan Bühler bereits das erste Mal im Boot und zwei Jahre später das erste Mal auch selbst paddelnd. Im Jahr 2002 übernahm der Doktor der Chemie sein erstes Ehrenamt als Wildwasser- und später als Jugendwart bei den „Welfen“. In der Zeit von 2016 bis 2020 war Bühler Referent Sicherheit im Kanu Verband Baden-Württemberg und seit 2018 ist er Ressortleiter Sicherheit im DKV.Gerade zu dieser Jahreszeit ein besonders relevantes Thema.  

 

KANU-SPORT:  Stefan, wie oft steigst Du im Winter in Dein Boot?

Stefan Bühler: Im Winter bin ich weniger im Boot unterwegs als im Frühjahr, Sommer und Herbst, aber manchmal kann es passieren, dass ich dreimal die Woche aufs Wasser komme. Wenn ich im Winter Wildwasser fahre, dann habe ich meistens nach zwei Stunden genug, da man dann auch ordentlich eingefroren ist. Wenn ich eine normale Paddeltour fahre, kann es natürlich auch etwas länger gehen.

KANU-SPORT: Gibt es eine besondere Faszination im Winter aufs Wasser zu gehen?

Stefan Bühler:  Ich finde gerade eine Fahrt auf einem See im Winter mit etwas Nebel mit Sonne, die ein wenig durchkommt, wirklich einzigartig. Ich genieße es sehr, durch die Winterlandschaft paddeln. Es gibt im Winter so manche Phänomene, die man nur im Boot genießen kann. Ich bin aber auch leidenschaftlicher Wildwasserfahrer. Da hat der Winter natürlich den Vorteil der Wetter- und Hochwassersituation. Im Winter laufen bei uns Bäche, die man normalerweise nicht fahren kann.  Das macht nochmal eine ganz andere Faszination, die es eigentlich nur in der kalten Jahreszeit gibt.

KANU-SPORT: Wie gefährlich würdest Du das Paddeln im Winter einstufen?

Stefan Bühler: Im Winter muss man immer den Anteil der Unterkühlung berücksichtigen. Dieser Anteil kommt nicht nur vom Wasser, sondern auch durch die Luft. Die Gefahr der Unterkühlung lässt sich deutlich reduzieren durch einen ordentlichen Kälteschutz. Die Ausrüstung spielt eine wichtige Rolle und somit die Vorbereitung insgesamt. Ein weiterer Aspekt bei der Vorplanung ist, dass man bedenken muss, dass es einfach weniger Tageslicht im Winter gibt. Wenn es auf der Paddeltour Verzögerungen gibt, kommt mit der Dunkelheit eine neue Gefahrenquelle dazu.

KANU-SPORT:  Passieren denn im Winter mehr Unfälle als im Sommer?

Stefan Bühler: Von der gesamten Anzahl her sind es weniger Unfälle im Winter. Das kommt aber daher, dass auch weniger Menschen im Winter auf dem Wasser sind. Prozentual ist es schwer zu sagen, da wir auch nicht alle Unfälle mitbekommen. Aber an der Stelle werbe ich auch noch einmal gerne dafür, Unfälle schnell und bequem online zu melden zu verwenden, damit wir daraus Schlussfolgerungen für die Entwicklung des Kanusports ziehen können. Unser Anliegen ist die Erkennung von möglichen Vorbeugungsmaßnahmen.

KANU-SPORT:  Die besten Sicherheits-Tipps haben wir schon oft veröffentlicht. Gibst Du den Lesern noch einen speziellen Tipp mit?

Stefan Bühler: Zu dem Thema kann man sich auf der DKV-Homepage umfassend informieren. Ich kann aber empfehlen im Winter immer zusätzlich eine Taschenlampe, ein Handy oder ein Navi dabei zu haben. Die Dunkelheit kommt manchmal schneller als man meint. Daher ist es wichtig, dass man im Notfall auf sich aufmerksam machen oder jemanden erreichen kann. Die Ausrüstung beziehungsweise die Kleidung muss auch gut ausgewählt sein. Besonders wenn man an die Gefahren der Unterkühlung denkt. Ich habe zudem auch immer Ersatzkleidung dabei. Da nach längerer Zeit auf dem Wasser auch meistens die Hände schmerzen sind, sind dicke, warme Handschuhe für die Zeit nach dem Paddeln zu empfehlen.

Das Interview führte Oliver Strubel für den KANU-SPORT

 

 


 


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