Insgesamt konnten die deutschen Nachwuchskanuten vier Titel
sowie zweimal Silber und viermal Bronze auf ihrem Konto
verbuchen und damit in der Medaillenwertung hinter Ungarn (5/
6/ 5) und vor Russland (3/ 4/ 1) den zweiten Platz
belegen.
Der Überflieger im deutschen Team war eindeutig der Dresdner
Kajakfahrer Tom Liebscher, der nach seinem
Endlaufsieg im K2 über 1000m am Samstag am Abschlusstag im K1
über 200m und 500m nochmals alle seine Konkurrenten in die
Schranken verwies und damit zwei weitere Goldmedaillen
einheimste. Nach seinem Sieg über 500m meinte er gelassen:
„Auch der dritte Titelgewinn war für mich relativ normal, denn
ich hatte im Vorfeld gut trainiert und mich auf diese
Weltmeisterschaften gründlich vorbereitet“. Auch der Titel im
letzten Rennen der Junioren-Weltmeisterschaften wurde eine
Beute der DKV-Auswahl, denn vier überglückliche junge Damen
lagen sich im Ziel nach einem spannenden Boot-an-Boot-Kampf mit
den Ungarinnen in den Armen und konnten es kaum fassen, dass
sie soeben im K4 eine Goldmedaille gewonnen hatten. Sophie
Hammer und Virginia Najork (beide Berlin) sowie Anna Kowald
(Essen) und Isabel Friedt (Karlsruhe) hatten am Ende einen
Vorsprung von ca. zwei Sekunden gegenüber dem ungarischen Boot
herausgefahren. „Von den Vorlaufzeiten her waren wir nur Vierte
und haben uns gesagt, irgendwie müssen wir da aufs Treppchen.
Dass es aber am Ende so einen Sieg gibt, hätte keine von uns
gedacht“, freute sich Anna Kowald im Ziel.
Weitere Medaillen zur Bilanz des DKV-Teams steuerten am
Abschlusstag über 200m Anna Kowald im K1 (Bronze) und über 500m
das Kajakduo Sophie Hammer/ Esther Rahm (Neumünster) bei.
In den Endläufen am Sonntag platzierten sich zudem die
Zweierkajaks Felix König (Potsdam)/ Felix Frank (Kassel) über
200m auf Platz vier und Felix König/ Florian Opitz (Leipzig)
über 500m auf Rang fünf. Das Finale im C1 der Damen über 200m
sah die Leipzigerin Vicky Kohlert auf Platz neun.
Am Samstag hatte es bei den Entscheidungen über 1000 Meter
bereits einen Titelgewinn und je zwei Silber- und
Bronzemedaillen über 1.000 m gegeben. Als erste deutsche
Juniorenweltmeister auf dem Beetzsee ließ sich das Kajakduo Tom
Liebscher/Max Rendschmidt (Dresden/Rheidt) vom begeisterten
Brandenburger Publikum feiern. Immerhin hatten sie das an
zweiter Stelle einkommende slowakische Boot um volle drei
Sekunden hinter sich gelassen. Zuvor hatte Max Rendschmidt
bereits im Einer-Kajak hinter dem Tschechen Josef Dostal die
Silbermedaille erobert und avancierte damit zum erfolgreichsten
deutschen Athleten des ersten Finaltages.
In einem furiosen Endspurt auf den letzten Metern vor der
Ziellinie erkämpfte Yul Oeltze (Magdeburg) im C1 hinter dem
Ungarn David Korisanszky die zweite Silbermedaille für das
deutsche Team. „Über den Silberrang freue ich mich sehr. Den
Endspurt hatte ich eingeplant, aber ein Angriff auf den ersten
Platz war einfach nicht drin“, bekannte der freudestrahlende
Oeltze kurz vor der Siegerehrung.
Dass man sich auch über eine Bronzemedaille freuen kann, war
der auf dem Siegerpodest mit den Tränen kämpfenden Isabell
Friedt (Karlsruhe) durchaus anzusehen. Sie paddelte im K1
hinter der Ungarin Ramona Farkasdi und der Belgierin Hermien
Peters auf den bejubelten dritten Rang. Auch für das Kajakduo
Hanna Schönrath/ Melanie Gebhardt (Hamm/Leipzig) war die
Bronzemedaille, die sie sich hinter Ungarn und Großbritannien
erkämpften, ein tolles Erlebnis bei den ersten
Junioren-Weltmeisterschaften im Kanu-Rennsport auf deutschem
Boden.
Der deutsche Zweiercanadier mit Max Müller/ Michael Müller
(Leipzig/Magdeburg) musste sich um knapp eine Sekunde
geschlagen mit dem undankbaren vierten Rang begnügen. Die
beiden im Finale vertretenen Viererboote der Herren platzierten
sich auf Rang sechs für Florian Worm (Duisburg)/Maximilian Hahl
(Karlsruhe)/Daniel Horn (Kassel)/Sören Hensel (Magdeburg) im
Vierer-Kajak und Rang acht für Pascal Milde (Berlin)/Maximilian
Müller (Potsdam)/Yul Oeltze/Anton Regorius (Potsdam).
Lob für die Organisatoren gab es von ICF-Präsident Jose
Perurena Lopez: „Sowohl die Wettkämpfe als auch die
Organisation waren auf höchstem Niveau. Erfreulich war auch die
enorme Anzahl von 64 teilnehmenden Nationen.“ DKV-Präsident
Thomas Konietzko berichtete ebenfalls über viel Lob zu Ablauf,
Umfeld und Gastfreundschaft bei den
Junioren-Weltmeisterschaften. Zudem zeigte er sich erfreut über
die Leistungen des deutschen Teams, das mit seinen zehn
Medaillen, darunter viermal Gold, nur Ungarn den Vortritt
lassen musste: „Die Delle im Nachwuchsbereich ist überwunden,
wir bestimmen das Weltniveau mit. Wir haben unser Ziel erreicht
und können als Verband insgesamt sehr zufrieden sein.“
23 Entscheidungen gab es insgesamt bei der Weltmeisterschaft,
und 18 der 64 teilnehmenden Nationen machten am Ende den Kampf
um die Medaillen unter sich aus. Am erfolgreichsten waren
Ungarn, Deutschland und Russland. Noch dominieren zwar die
Europäer, aber mit Kasachstan, Brasilien und Kanada haben auch
andere Kontinente nachdrücklich Akzente gesetzt. Mit Blick auf
Olympia in Rio de Janeiro und die nächsten
Juniorenweltmeisterschaften in zwei Jahren in Kanada darf man
also durchaus gespannt sein auf die künftigen Entwicklungen.