14. September 2023

Abenteuer Kvarner Bucht

Kvarner Bucht (Foto: Christian Zicke, outdoordirekt)

Mich und die Kvarner Bucht – uns verbindet so manche leidvolle wie auch wunderbare Erfahrung. Bereits seit zehn Jahren bereise ich dieses Archipel zwischen der Insel Pag im Süden und der Insel Krk im Norden. Es ist der nördlichste Teil der Adria und für mich nicht nur das nächste, sondern auch das schönste Paddelrevier an der dalmatischen Küste. Von Slowenien aus, etwa von der guten alten Soca, sind es gerade mal 200 Kilometer bis an die Küste bei Rijeka, wo es per Brücke auf die erste Insel geht, nach Krk.

Von Christian Zicke (Outdoordirekt)

 

Der Schein trügt

Ablegen auf Sv. Grgur mit Blick auf Prvic.

Das Inselarchipel der Kvarner Bucht liegt in der Regel ruhig und beschaulich da, als könne es kein Wässerchen trüben. Doch obwohl es kaum jemand weiß, dieses Seekajakrevier zählt zu den aufregendsten in Südeuropa. Denn gerade in der Nachsaison, ab Mitte September, wenn die Touristen-Massen Kroatien langsam wieder entvölkern und es uns Paddler an die einsamen Strände zieht, entwickeln sich auch die ersten ernsthaften Winde. Die Windsaison dauert dann bis in das Frühjahr an, besonders in den Wintermonaten ist die Adria kein leichter Gegner mehr für Freizeitkapitäne. Ab Mai wird es dann wieder ruhiger, in der Regel unterbrechen nur noch kurze stürmische Phasen das frühsommerliche Wetter. Dass dem so ist, das liegt an den geographischen Lage. Nach Süden hin geöffnet, bildet die nördliche Adria einen Trichter für warme Südwinde, zum Beispiel den Scirocco, der in Kroatien Jugo genannt wird. Diese heizen das Adriabecken auf. Kommt dazu eine Kaltfront aus Norden, etwa aus den Alpen, treffen am Dinarischen Gebirge, dem mächtigen Massiv im Nordosten der Kvarner Bucht, zwei Fronten aufeinander. Die kalte Luft staut sich am Gebirge und peitscht dann als kalter Fallwind auf die Adria. Dann haben wir es mit der berühmt-berüchtigten Bora zu tun, die vor allem nach Schönwetterphasen auftritt, etwa nach einer längeren Südwindlage.


Aller Anfang ist beeindruckend – Kvarner Bucht im Winter

Das erste Mal besuchte ich die Kvarner Bucht Ende November 2009. Kumpel Chris und ich wollten noch ein paar Tage Sonne tanken und wählten dafür die Adria. Zugegeben, wir wurden damals vor allem vom glasklaren Wasser und dem blauen Himmel auf diversen Google-Fotos verführt. Und genauso kam es auch, als wir bei Rijeka das erste Mal auf das ruhige Wasser vor der Insel Krk schauten – die beschauliche Adria lag uns zu Füßen, der Himmel blau, die Luft klar – kein Wölkchen trübte dieses Idyll.

Premium Campspot auf Rab.

Doch unser Ziel, die Insel Rab, lag noch gut zwei Autostunden vor uns. Denn die Küstenautobahn war noch nicht so weit ausgebaut wie heute und wir mussten uns bereis ab kurz hinter Rijeka über die alte Landstraße schlängeln. Auf Rab angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem Campspot. Doch alle offiziellen Campingplätze waren geschlossen, so übernachteten wir auf einer Anhöhe im Westen der Insel. Eine gute Flasche Wein im Sonnenuntergang und dann ging es ins Bettchen. In der Nacht trauten wir uns kaum noch aus dem Zelt. Wir waren uns sicher: wenn einer aufsteht, segelt der andere mitsamt des Zeltes ins Meer. So stark zerrte der Sturm an unserer Behausung.
Völlig durchgeschüttelt krabbelten wir morgens aus den Schlafsäcken und wurden direkt von einem bärtigen Österreicher begrüßt, der gerade seine Jacht vertäute. Nachdem wir ihm von unseren Plänen erzählten, die Insel in den nächsten drei Tagen mit dem Seekajak zu umrunden und einige Abstecher zu den Nachbarinsel zu machen, wurde sein Lächeln noch breiter. „Jungs, was hier weht ist der Jugo – und wenn der weg is, dann kommt die Bora – dann wird´s wild!“
Bora, das hatten wir schon einmal gelesen. Und allein die Lektüre hatte uns Angst gemacht. Also gingen wir zum Hafenbüro in Rab City und wandten uns mit unseren Plänen an den Hafenmeister. In der Hoffnung, einen sicheren Wetterbericht wenigstens für die nächsten zwei Tage zu bekommen. Seine Antwort, bevor er sich nuschelt wegdrehte und sich wieder seinem Bürokram widmete: „you better search for a Lady on the shore“…

Höhle an der Küste von Krk.

Nur noch mehr motiviert booteten wir wenig später südlich von Rab ein. Dieser Bora zeigen wir es – und diesem Hafenmeister sowieso. Im Windschatten paddelten wir bis in den Nordwesten von Rab und schlugen dort unser Lager auf. Alles halb so wild, dachten wir. Und so waren wir guten Mutes, bis wir am nächsten Morgen den Windschatten verließen und im Norden Rabs gegen die ersten Bora-Böen ankämpften. Wir schafften es bis zum großen Sandstrand von Lopar, trotzdem war uns klar, dass dieses Unterfangen kein gutes Ende nehmen würde. Denn die lange Steilküste zwischen Lopar und dem Süden von Rab bietet auf mehr als zwanzig Kilometern nur eine einzige Bucht, in der man bei zunehmendem Wind biwakieren könnte. Von der Bora getrieben, kämpften wir uns zurück bis in die geschützte Bucht von Supetarska Draga. Wir trampten zum Auto und waren noch in derselben Nacht zurück im muckeligen Fischbachau…

   


Adria im Sommer – Eine weitere Lektion

"All das konnte uns nicht stressen, nach einer so entspannten Woche zwischen Einsamkeit und Touristen-Wahn."

Nach den Erfahrungen vom 2009 trieb es mich ein Jahr später wieder in die Kvarner Bucht. Diesmal mit Lutz. Im Sommer wollten wir von Insel zu Insel paddeln und uns die Sonne auf den Bauch brennen lassen. Doch als wir auf der Insel Krk ankamen, dem Startpunkt unserer Reise, war kein Boden gut zu machen. Es war so extrem voll hier. Also fuhren wir mit dem Auto auf einen Campingplatz auf einem Hügel, weit weg vom Meer. Hier bekamen wir einen Stellplatz und eine Info zum Wetter: „so einen starken und langen Bora wie in den vergangenen Tagen hatten wir im Sommer noch nie“… Aha!
Bei Sonnenaufgang standen wir auf. Wir suchten uns einen Parkplatz am Meer, stellten hier unseren Bus ab und sattelten die Seekajaks. Ok, kein Lüftchen weht. Entspannt ging es für uns in Richtung Baska. Der Ort liegt im Südosten von Krk. Doch kurz bevor wir in die lange Bucht von Baska einliefen, wehten uns die ersten Böen entgegen. Wir wurden fast zurückgeblasen und entschlossen, ein Päuschen einzulegen und eine Wanderung auf die Klippe mit Blick auf Baska zu unternehmen. Von oben schauten wir auf den schäumenden Velebit-Kanal, den Bereich in der Kvarner Bucht mit der stärksten Bora überhaupt. Noch während wir auf dem Rückweg zu den Booten waren, legte sich der Sturm – Sommer-Bora dauern in der Regel nur wenige Stunden an – und das Meer glättete sich wieder. An diesem Tag schafften wir es noch zur Mittagspause nach Baska und weiter bis auf die Nachbarinsel Prvic, wo wir uns eine kleine Bucht für das Nachtlager suchten. Doch begegneten wir vorher noch einem weiteren Phänomen. Nachmittags waren alle Buchten vollgestopft mit Motorbooten. Touristen badeten im warmen Wasser und sonnten sich auf ihren Jachten, was teilweise kein unschöner Anblick war. Doch Punkt 17.30 Uhr, als hätte jemand ins Horn geblasen, zogen alle ihren Anker ein und hauten ab. Überließen uns die Adria, die kleinen Strände und die verlassenen Buchten. Später wurde uns klar, dass sie es vielleicht pünktlich zum Abendessen im Hotel schaffen mussten, inkl. Duschen, versteht sich.

Traumhafte Kiesbucht, Insel Rab.

Am nächsten Morgen liefen wir Rab an. Wo wir im November noch einen völlig verwaisten Strand vorfanden, lagen die Menschen nun wie die Heringe. Wir konnten nicht anlanden, so dicht waren die Körper aneinandergereiht. Also fuhren wir in den Hafen und liefen in den kleinen Ort Lopar. Hier war nix los, alle waren am Meer. Wir nahmen eine Portion Calamari zu uns und verließen die Insel wieder. Wir paddelten rüber nach Dogi Otok, wo wir die Nacht verbrachten. Alleine versteht sich.
So cruisten wir in diesem Sommer eine Woche lang von Insel zu Insel, ab halb sechs hatten wir jede Bucht für uns alleine, und genossen die Kvarner Bucht. Mit viel baden, schnorcheln und paddeln. Erst als wir uns am Nachmittag des letzten Tages wieder der Ortschaft Krk näherten, kamen wir uns vor wie im Freibad. Es war laut und voll. Unser Auto fanden wir eingeparkt auf einem völlig überfüllten Parkplatz wieder. Doch all das konnte uns nicht stressen, nach einer so entspannten Woche zwischen Einsamkeit und Touristen-Wahn…

   


Herbst-Visite

Schöner Campen. Zahlreiche abgelegene Buchten bieten sich dem Seekajakfahrer auf seiner Reise durch die Kvarner Bucht.

2009 und 2010 haben uns gelehrt, die Winde im Blick zu behalten und zu jeder Jahreszeit aufmerksam zu sein. Bestätigt wurde dies in den letzten Jahren, in denen wir regelmäßig Camps und Reisen unserer Kanuschule im September durch die Kvarner Bucht unternommen haben. Von den sechs Reisen der Jahre 2012 bis 2018 haben wir nur gut die Hälfte planmäßig durchführen können. Jugo und Bora im Wechsel zwangen uns während der anderen Hälfte zu Early-Bird-Starts bei Sonnenaufgang oder sorgten gar dafür, alternative Routen zu wählen, um die Windschneise des Velebit-Kanals zu vermeiden. Einmal mussten wir gar nach einem Tag zurück zu unserem Startplatz umkehren, dem Campingplatz auf Rab, weil die Winde zu unberechenbar waren. In diesem Jahr haben wir die Woche mit Sturmfahrten und Brandungssurfen an der Küste Rabs verbracht. Wenn jemand eine Woche bei bestem Wetter in der Kvarner Bucht Urlaub macht, bei blauem Himmel und ohne ein Lüftchen, der wird meine Schilderungen kaum nachvollziehen können und mich gar einen Phantasten nennen. Wäre ich von Anfang an im Juni nach Kroatien gekommen, hätte ich meine eigenen Geschichten vielleicht auch gar nicht erlebt…

   


Ein Hoch auf den Frühsommer

 

Seit wir unsere kroatischen Lieblingsinseln zu Pfingsten besuchen, was meist Ende Mai bis Mitte Juni bedeutet, hat sich mein Bild der Kvarner Bucht wieder stark zum Guten geändert und aus der etwas verblassten Liebe sind neue Frühlingsgefühle entsprungen. Seitdem ist das Wetter stabil wie nie zuvor. Planmäßig konnten wir die letzten drei Reisen durchführen, wurden begleitet vom strahlend blauem Himmel und glasklarem Wasser, was um diese Jahreszeit noch ein bisschen erfrischender ist als am Ende des Sommers. Wer also nicht auf Massentourismus in der Hochsaison steht und für den eine stabile Wetterlage genauso wichtig ist, der sollte meiner Erfahrung nach ab Mitte Mai die Reise antreten. Wer auf Sturm steht, der komme ab Oktober…
Natürlich muss man auch im Frühsommer und Sommer den Wetterbericht und vor allem die lokalen Wetterdienste und Seewetterberichte im Auge behalten. Meiner Erfahrung nach ist vor allem die gefürchtete Bora um diese Zeit deutlich schwächer und dauert meist nur kurz an.

 

 

Infos zum Seekajak-Revier Kvarner Bucht

   
Rab

Seit 2010 bieten wir mit unserer Kanuschule auf der Insel Rab stationäre Seekajak-Kurse an. Hier schulen wir neben Seekajak-Techniken auch viel rund um das Thema Sicherheit im Seekajak. Wir haben uns Rab ausgesucht, weil es die einzige Insel in Kroatien ist, an deren Küste es so viele Sandstrände gibt. Die riesige Bucht an unserem Campingplatz ist so seicht, dass wir auch bei Sturm Brandungs- und Wind-Fahrten trainieren können, ohne Gefahr zu laufen, vom Wind verblasen zu werden. Für uns der beste Platz für intensives Seekajak-Training in der kroatischen Nebensaison. Vor allem, weil man einen beeindruckenden Blick auf das Dinarische Gebirge hat, die zyklonare Bora beaobachten kann, wenn sich ihre beeindruckenden Wolken über die Kanten des Gebirges stülpt. Auch die kleinen vorgelagerten Inseln sind ein schönes Tagesziel, ein Ausflug an die unnahbare Steilküste Rabs ebenso. Hier fällt die Küste senkrecht in das Meer ab, nur selten kann man das Kajak verlassen, hier heißt es den Harndrang zu unterdrücken bis nach ca. sechs Kilometern, von Lopar aus gesehen, die schönste aller Buchten vor dem Bug des Seekajaks auftaucht. Wer den Camingplatz Marino in Lopar als Standquartier wählt, sollte allerdings wissen, dass nicht der Campingplatz Grund der Reise ist. Manch einem mag dieser riesige Platz zwar gefallen und, zugegeben, es gibt auch einige schöne Stellplätze, trotzdem ist er eher ein Traum für gesetzte Camper und Familien, als für einsame Outdoorsportler. Doch einmal auf dem Wasser, hat man den Trubel auf dem Platz schnell vergessen. Zu schön sind die Strände im Norden, zu einsam ist die Steilküste im Süden des Platzes.


Auf Reise

Wer den sicheren Hafen verlassen und die Kvarner Bucht als Selbstversorger-Reise erleben möchte, der sollte sich gut über die Inseln informieren. Mit Google Earth und einigen interessanten Karten über die Region bekommt man einen guten Einblick. So lebensfeindlich, karg und unnahbar die Ostküsten der Inseln wirken, so charmant sind die kleinen Buchten, die sich meist im Norden und Nordwesten befinden. Doch Wasser gibt es auf den kleinen Inseln nicht, auch auf Rab und Krk findet sich nur in den Orten die Möglichkeit, die Vorräte aufzufüllen. Gerade bei heißem Wetter sollte demnach ausreichend Wasser mitgeführt werden, denn auf den Inseln gibt es auch nur wenig Schatten. Hält man sich zwischen Krk im Norden, Cres im Westen und Pag im Süden auf, so kann man locker ein bis zwei Wochen mit Inselhopping verbringen. Doch wer eine längere Reise durch die Kvarner Bucht plant, der muss sich unbedingt mit den Winden und Stürmen der Region beschäftigen.


Die Winde in der Kvarner Bucht
Die für uns Seekajakfahrer relevantesten Stürme in der nördlichen Adria sind Jugo und Bora.
Während der Jugo auch mal mehrere Tage wehen kann, ist die Bora meist nach ein oder zwei Tagen wieder weg. Auch bläst der Jugo stetig, während die Bora in Böen auftritt. Ein harmloser dennoch nicht zu unterschätzender Wind ist der Maestral. Er weht meist im Sommer und wird in der Regel von stabilem Seewetter begleitet.


Jugo (Scirocco)
Der Jugo ist ein warmer Wind, der über der Sahara entsteht und so auch auch im Herbst noch heiße Temperaturen bis über 30 Grad bringen kann. Er weht aus Südlicher bis südöstlicher Richtung. Bei einer Reise durch die Kvarner Bucht hatten wir dank Jugo mal 28 Grad Nachttemperatur und konnten somit gut auf das Zelt verzichten. Doch der Jugo kann auch kräftige Gewitter und regen mitbringen. In der Regel führt er große Mengen Sandstaub mit, sodass sich die Sicht verschlechtert und sich die Luft rötlich oder gelblich einfärbt. Bei einer Seekajak-Reise durch die Kvarner Bucht, bekommt man den Jugo in der Regel deutlich zu spüren. Gerade in den Kanälen zwischen den Inseln selbst sowie zwischen den Inseln und dem Festland verstärkt sich der Wind und durch die Kontinuität bilden sich teils hohe Wellen. Der Vorteil beim Jugo: Ist man einmal östlich der Inseln Rab, Pag oder Krk, so bläst einen der Jugo früher oder später an Land. Bei Jugo kann man sich gut in den Windschatten einer Insel flüchten und denkt dann, dass es überhaupt keinen Wind gibt.


Bora (Bura)
Die Bora hingegen ist ein kalter Wind aus Nord-Nordost. Sie fällt in kräftigen Böen vom Velebit-Gebirge herab. Da sie sich durch Windkanäle und Schneisen im Gebirge und zwischen den Inseln verstärkt, weht sie unterschiedlich stark. Am schlimmsten ist es in der Regel auf Höhe der Ortschaft Senj, wo die Bora schon Geschwindigkeiten von knapp 250 Stundenkilometer erreicht hat. Hier trifft sie im Velebitkanal, zwischen den Insel Rab und Krk, auf die Adria.
Wenn eine leichte Bora weht, kann man am großen Strand von Lopar auf Rab noch zum Brandungssurfen aufbrechen. Doch sollte man sich nicht mehr aus der Bucht herauswagen. Einmal haben wir Sturmtraining bei Bora gemacht, als ich kurz pinkeln musste. Als ich zurück zum Strand kam, hat sich der Sturm so verstärkt, dass mein Seekajak vom Strand abgehoben ist und mir entgegen flog. Auch im Windschatten der Inseln ist man nicht immer sicher. Durch die Inseln kann sich der Sturm sogar noch verstärken.
Vorzeichen einer Bora sind in der Regel schwer zu erkennen. In der Regel tritt die antizyklonare Bora bei ganz klarer Sicht auf, wenn keine Wolke am Himmel ist. Einfacher zu erkennen sind die Vorzeichen der zyklonaren Bora. Hier stülpen sich eindrucksvolle Bora-Wolken über das Gebirge am Festland. Doch da auch bei schönem Wetter oft Wolken über dem Velebit-Gebirge hängen, werden diese oft mit Bora-Wolken verwechselt. Doch wer einmal echte Bora-Wolken gesehen hat, der wird dieser Verwechslung nicht mehr erliegen. Bei einer zyklonaren Bora fällt auch der Luftdruck plötzlich ab und es kann regnen und gewittern. Bora-Wolken und Luftdruckabfall sind zwei Zeichen, die man als Wassersportler ernst nehmen sollte.


Gut ausgerüstet durch die Kvarner Bucht
Gerade die Winde und die wilden, unwirklichen Inseln machen das Paddeln in der nördlichen Adria zu einem unvergesslichen Erlebnis - wenn man auf eine gewisse Seekajakerfahrung und die richtige Ausrüstung zurückgreifen kann.
Wer im Sommer in die Kvarner Bucht reist, der sollte vor allem sein UV-Shirt, einen guten Hut und Sonnencreme nicht vergessen. Doch obwohl es so erscheint, als wäre die Adria ein ruhiger Pool, sollte man neben einem seetauglichen Kajak auch die volle Sicherheitsausrüstung dabei haben. Gründe sind, wie oben schon erwähnt, die langen Steilküsten-Etappen und die plötzlich auftretenden Winde. Die Fähigkeit nach einer Kenterung wieder ins Boot zu gelangen sollte auf jeden Fall gegeben sein. Auch den Umgang mit der Schleppleine solltet ihr beherrschen. Im Frühjahr und Herbst gehört auch eine gute Kälteschutzausrüstung ins Gepäck. Durch die Bora kann sich die Wassertemperatur an der Oberfläche in wenigen Stunden drastisch abkühlen. Auch das Paddeln bei Wind und Welle sollte in der Nebensaison unbedingt beherrscht werden. Denn die Stürme können nicht immer zuverlässig vorhergesagt werden. Neben der normalen Campingausrüstung sollte auch genügend Wasser mitgeführt werden. In der Nebensaison gibt es nur selten Nachschub.

Camping in der Kvarner Bucht
Wer ein stationäres Camp plant und Tagesfahrten unternehmen möchte, der sollte nicht zu spät im Jahr dran sein. Viele Campingplätze und Pensionen schließen bereits Ende September. Wer zu den Stoßzeiten verreist und an einem Ort bleiben möchte, der sollte auf jeden Fall einen schönen Platz nah am Wasser reservieren.
Müll hinterlassen gehört sich natürlich nicht, eher kann man ein bisschen was einsammeln und mit zur nächsten Ortschaft nehmen. Feuer machen ist streng verboten.


Geführte Touren und Seekajak-Camps
Autor Christian und seine Frau Nadja bieten seit zehn Jahren Kurse und Reisen in der Region an.
Eine Übersicht gibt es unter: www.outdoordirekt.de
 


Zwischen Hattingen und Essen

Auf demTeilstück zwischen Hattingen und Essen Steele bietet die Ruhr eine große Vielfalt: Bootsgassen, Strömung und vor allem jede Menge Kehrwasser.

Eine der beliebtesten Etappen aller Wassersportler auf der Ruhr ist die Etappe zwischen Hattingen und Essen Steele. Auf diesem Teilstück bietet die Ruhr eine große Vielfalt: Bootsgassen, Strömung und vor allem jede Menge Kehrwasser. Wer am Campingplatz Stolle, direkt an der Ruhrbrücke in Hattingen sein SUP wässert, der findet nahezu ideale Bedingungen vor - und das nicht nur zum sonnenbaden und dümpeln. Obwohl letzteres auf dem beschaulichen See am Campingplatz durchaus möglichst wäre. Doch schon mit dem Befahren der flotten Bootsgasse am Auslauf kommt Freunde auf - und Wasser ins Gesicht. Hier darf man durchaus auch die stehende Position verlassen und sich auf die Knie begeben. Was man nicht darf, dass ist Helm und Schwimmweste vergessen. Denn die Rutsche und die folgenden Kehrwasser sind teils flach.

   
Die Strömung und Kehrwasser auf der Ruhr wechseln sich ab - von entspannt bis sportlich, spritzig...

Nach der Bootsgasse wird es wieder entspannt. Doch wer mag, der kann sich an den zahlreichen Bunen austoben, bzw. an den Kehrwassern, die sich hinter ihnen bilden. Es geht ganz sanft los, dann steigert sich die Strömung und die Kehrwasser werden flotter, bis eine Eisenbahnbrücke die Ruhr überspannt. Dann heißt es treiben lassen bis zum eigentlichen Highlight der Fließgewässer-Fans. Der folgende Schwall mit dem beschwerlichen Namen „Zum Deutschen“, benannt nach dem Restaurant wenige Meter unterhalb, darf auch gerne „Isenburg-Schwall“ genannt werden, nach der hoch über dem Fluss thronenden Burg auf der orographisch linken Seite. An besagtem Schwall ist man bei gutem Wetter am Wochenende nur selten allein. Viele Wildwasser-Kajakfahrer trainieren hier das Kehrwasserfahren, bei manchen Wasserständen kann man sogar in der Mitte auf einer kleinen Welle surfen. Das Miteinander ist herzlich, der gegenseitige Respekt sicher. Wer an sonnigen Tagen hier rastet, kann außerdem seine Safety-Skills trainieren, indem er diverse Leihkanu-Besatzungen aus dem Bach fischt, denn „der Deutsche“ ist hinterlistig und überrascht manch eine Kanu-Besatzung mit seinen flotten Kehrwassern, was dann zum Einkehrschwung und letztendlich nicht selten zum kühlen Bade führt.

"Viele Wildwasser-Kajakfahrer trainieren am Isenburg-Schwall das Kehrwasserfahren."

Viele eher Wildwasser orientierte Supler verlassen nach dem Schwall die Ruhr und tragen zum Wanderparkplatz auf der anderen Straßenseite. Doch eine Weiterfahrt bis nach Essen ist möglich. Nach wenigen Kilometern folgt in Bochum Dahlhausen das nächste Wehr, welches besonders bei hohen Wasserständen mit Respekt behandelt werden sollte. Doch rechts gibt es wieder eine Bootsrutsche, die leider häufig außer Betrieb ist. Das kurze Umtragen ist aber schnell erledigt. Das Beenden der Fahrt sei an dieser Stelle ebenfalls eine gute Option, natürlich nicht ohne Einkehr im englischen Pub direkt am Wehr. Alternativ geht es weiter  bis nach Essen Steele. Auf dem Weg passiert man noch das historische Wasserkraftwerk „Horster Mühle“ und die „Horster Schleuse“ mit Bootsgasse linksufrig. In Steele bietet sich das „Bootshaus Ruhreck“, ebenfalls auf der linken Seite, für ein kühles Getränk oder einen Snack nach dem Paddeln an, bevor man hier die Fahrt beendet. Zumindest ist das eine gute Option, will man nicht auf stehendem Wasser weiter bis zum Baldeneysee prügeln - vor allem bei Gegenwind ein eher fragwürdiges Vergnügen.

   

Tagestour mit Einkehrmöglichkeiten

Die Strecke zwischen Hattingen und Steele ist für trainierte Paddler locker an einem Nachmittag zu bewältigen.

Die Strecke zwischen Hattingen und Steele ist für trainierte Paddler locker an einem Nachmittag zu bewältigen. Wer mehr Zeit hat, der kann die Tour beliebig ausdehnen. Auf der gesamten Strecke zwischen Schwerte und Duisburg ist die Ruhr ganzjährig befahrbar. Vor allem die malerischen Ortskerne mit ihren alten Fachwerkhäusern, etwa die von Herdecke oder Hattingen, laden zum verweilen ein. Der Campingplatz in Hattingen bietet sich außerdem als Standlager an, der Ortskern der kleinen Ortschaft ist durchaus sehenswert und bietet eine Auswahl an Cafés, Bars und Restaurants. Außerdem befindet sich dort das Industriedenkmal „Henrichshütte“, das ein Teil der „Route der Industriekultur“ ist. Direkt gegenüber auf der anderen Flusseite des Campingplatzes sieht man die historische „Birschel Mühle“, die neben einem Hotel auch ein gehobenes italienisches Restaurant beherbergt.

 

 

   

 

Unter außer paddeln?


Die Ufer der Ruhr haben viel zu bieten:

  • Wer sich für Kultur interessiert, sollte sich die Seite der „Route der Industriekultur“ zu Gemüte führen (www.route-industriekultur.ruhr/).
  • Sportler finden neben dem Ruhrtalradweg (www.ruhrtalradweg.de) im gesamten Höhenzug des Ardey-Gebirge entlang der Ruhr ein Mountainbike-Paradies vor. Trailtipps gibt es unter anderem beim Mountainbike-Magazin: (www.mountainbike-magazin.de).
  • Auch Wanderer, vor allem Tagesausflügler, kommen auf ihre Kosten, vor allem rund um die Isenburg oder rund um die Hohensyburg bei Dortmund (www.nrw-tourismus.de)

 

 

 

 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU SPORT 12/2019:

KANU SPORT 12/2019
Weitere Infos zum Heft und E-Book



Letzte News