Tipps und Anleitungen zum selbständigen Verbessern der Paddeltechnik.
In diesem Workshop behandeln wir den wichtigsten aller Paddelschläge, den Grundschlag vorwärts, auch Vorwärtsschlag genannt.
Tipps und Anleitungen zum selbständigen Verbessern der Paddeltechnik.
In diesem Workshop behandeln wir den wichtigsten aller Paddelschläge, den Grundschlag vorwärts, auch Vorwärtsschlag genannt.
Von Christian Zicke, Werne Werne (Outdoordirekt)
Doch beginnen wir mit der Frage, warum man überhaupt an seiner Technik arbeiten und seine Paddelschläge optimieren wollen sollte. Macht das für Hobbysportler überhaupt Sinn? Die Frage ist von meiner Seite aus schnell beantwortet. Mit einem klaren Ja.
Denn sobald man den Schritt vom Gelegenheits- zum ambitionierten Touren- oder Seekajak-Paddler machen und längere Strecken stressfrei und mit viel Freude zurücklegen möchte, ist der korrekte Vorwärtsschlag das A und O.
Eine gute Technik hilft nämlich nicht nur dabei, Kraft zu sparen, sondern auch langwierige Verletzungen zu vermeiden. Nicht selten werden Paddler durch Sehnenscheidenentzündungen, Handgelenks-Probleme oder Tennis-Ellbogen ausgebremst. Auch Rückenschmerzen sind häufig das Resultat einer falschen Sitzposition, die eng mit der effizienten Paddeltechnik zusammenhängt.
Doch beginnen wir von Anfang an. Erst einmal gilt es zu klären, was für einen Vorwärtsschlag ihr überhaupt verwendet und ob es da überhaupt Verbesserungspotential gibt. Dazu möchte ich kurz erläutern, welche Arten des Schlags es überhaupt gibt. Gerade wenn ihr euch autodidaktisch an den Sport heran gewagt habt, könnt ihr hier schon einmal kontrollieren, ob ihr euch in einem dieser Stile wiederfindet. Weiter unten im Text schlüssle ich die Schläge detailliert auf und weise auf häufige Fehlerbilder hin.
Vorwärts-Schlag Nummer 1:
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Das Paddel wird nah am Boot, weit vorne eingesetzt. Der untere Arm zieht das Paddel gleichmäßig und nah am Rumpf entlang, bis ungefähr auf Höhe des Gesäßes. Gleichzeitig drückt der Gegenarm (der obere) gradlinig ungefähr auf Augenhöhe nach vorne. Dabei bleibt die Gegenhand immer nahezu auf einer Höhe und greift nicht über die Bootsmittelachse. Viele Autodidakten ziehen oder drücken nur, selten wird beides gleichmäßig mit ähnlicher Intensität ausführen. Spätestens wenn man gegen stärkere Strömung oder mäßigen Wind anfahren muss, trennt sich hier die Spreu vom Weizen. Wenn Druck und Zug gleichmäßig und rund laufen, kommt der Einsatz des Schultergürtels hinzu. Wenn der Gegenarm drückt, wird auf derselben Seite die Schulter mit nach vorne geschoben, dies geschieht natürlich nicht einseitig, sondern durch ein verdrehen des Schultergürtel als Ganzes. |
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Diese Druck- und Zug-Technik funktioniert bei steiler und flacher Paddeltechnik. Viele Paddler beginnen ihre Karriere allerdings mit einer flachen Paddeltechnik, dabei ist die Druckhand nicht auf Augen-, sondern auf Brusthöhe oder noch tiefer. Das liegt daran, dass sich eine flache Technik stabiler anfühlt und ein steiler Schaft anfangs zur Stolperfalle werden kann. Flach zu paddeln ist natürlich auch nicht verboten, die meisten Paddelhersteller haben sogar extra Paddel für eine flache Technik im Repertoire. Da es in diesem Workshop aber darum geht, seine Technik zu optimieren, will ich euch hier die effizientere, steile Technik ans Herz legen. Bei der steilen Technik ist nicht nur die Höhe und der damit verbundene Winkel der Druckhand besser für die Kraftübertragung, auch kann das Paddelblatt bei einer steilen Technik näher am Bootsrumpf geführt und so mehr Energie in Vortrieb gewandelt werden. Bei einer flachen, weiter vom Bootsrumpf entfernt ausgeführten Technik, verpufft ein Teil der Paddelbewegung in seitliche Bewegung des Kajaks (wegen des Hebels). Ohne Steuer oder Skeg fährt das Kajak auch schlechter geradeaus oder sogar Schlangenlinien.
Paddeltechnik flach |
Paddeltechnik steil |
Es gibt Paddel für flache und/oder steile Paddel-Technik. Dabei muss man sagen, dass beide Paddeltypen sich flach und steil paddeln lassen, sie sind lediglich für eine bestimmte Technik optimiert. So nutzt man lange, schmale Blätter tendenziell eher für eine flache, kurze breite Blätter eher für eine steile Technik.
Vorwärts-Schlag Nummer 2:
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Steil oder flach, das ist hier nicht die FrageDiese Technik wird immer steil ausgeführt, mit Druckhand ungefähr auf Augenhöhe.
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MischformJetzt, da ihr beide Vorwärtsschläge kennt, könnt ihr euch überlegen, wie es für euch weitergeht. Optimiert ihr nur eure Druck- und Zug-Technik, könnt ihr effizienter unterwegs sein und mit den unten angeführten Tipps gesünder paddeln. Wollt ihr etwas mehr Wums in den Schlag bringen, hilft euch die Rotationstechnik weiter. Daraus muss keine mustergültige Wettkampftechnik werden, sondern oft ergibt sich eine Mischform aus beiden Techniken. Aus der Kombination beider Schläge kann eine sehr effiziente und kraftsparende Art des Paddels entstehen. Sie ist auch tatsächlich die von uns am meisten beobachtete Form des Paddelns, denn erfahrungsgemäß schaffen es nur trainierte Renn- oder Marathon-Paddler, lange Distanzen ausschließlich aus der Oberkörperrotation zu absolvieren. Genauso ist es schwer, lange und effizient nur auf Druck und Zug zu paddeln. Oft zu beobachten: Motivierte Hobbysportler beginnen die 40 km lange Seekajak-Tagestour mit einer vorbildlichen, steilen Rotationstechnik. Nach zehn km wird die Technik flacher, nach zwanzig Kilometern fangen die Arme an, sich deutlich zu beugen und zu strecken. Spätestens dann ist man bei der Mischform angelangt. Zwar rotiert der Oberkörper immer noch mit und der Paddelschlag wird durch die Rumpfmuskulatur weiterhin unterstützt, doch generiert der Paddler eben soviel Kraft durch Druck und Zug der Arme. Meiner Meinung nach sollte man beide Techniken trainiere, um daraus einen effizienten, eigener Stil zu entwickeln. |
Natürlich kann man mit jedem Körperbau, ob Mann, Frau, stark oder schwach, jeden Paddelstil paddeln. Besonders kleine und weniger kräftige Sportler profitieren aber vom Paddeln aus der Oberkörper-Rotation. Da deutlich größere Muskelgruppen zum Einsatz kommen, ist so ein längeres und schnelleres Paddeln eher möglich, vor allem wenn der kräftigere Paddelpartner ggf. nur die weniger effiziente Druck- und Zug-Technik beherrscht.
Wer effizient paddeln will, muss sich sein Kajak richtig einstellen. Dazu müssen bei einem normalen Touren- oder Seekajak die drei Kontaktstellen richtig sitzen. Füße, Po und Oberschenkel.
Der Rückengurt oder gar die bei Sportlern verpönte Rückenlehne ist kein nötiger Kontaktpunkt. Man kann sehr effizient paddeln, wenn man gar keinen Rückengurt verbaut hat. Eine ergonomische Sitzschale und die (hoffentlich bald) trainierte Rumpf- und Rückenmuskulatur sorgen dafür, dass man aufrecht im Kajak sitzt. Sinnvoll ist eine leichte Unterstützung der unteren Lendenwirbelsäule durch einen tiefen, lockeren Rückengurt oder eine Keil aus Schaum.
Viele Paddler leiden unter massiven Rückenschmerzen beim Paddeln, obwohl Paddeln eigentlich sehr gut für den Rücken ist. Grund ist eine völlige Fehlinterpretation des Themas „sitzen im Kajak“. Wer die Fußstütze zu locker, die Rückenlehne aber voll angeknallt hat, blockiert die Beweglichkeit der Wirbelsäule und drückt wichtige Nerven ab. So sind nicht nur eingeschlafene Füße und Beine, sondern ernsthafte Blockaden vorprogrammiert.
Ebenfalls entscheidend für einen effizienten Vorwärtsschlag ist die Sitzhöhe. Wer zu tief im Kajak sitzt, der kann den Oberkörper nicht frei bewegen. Vor allem in breiteren Tourenkajaks ist es wichtig, nicht zu tief zu sitzen, um das Paddel auch steil und nah am Kajak führen zu können.
Das beste Schlagtraining nutzt nichts, wenn man wie ein Schluck Wasser in der Kurve in seinem Kajak sitzt. Ein Lümmeln in Rückenlage erlaubt keine effiziente Kraftübertragung auf das Paddel. Die richtige Sitzposition sieht eine aufrechte, leicht nach vorne gebeugte Körperhaltung vor. Dabei wird nicht der Kopf nach vorne geschoben wie bei einer Schildkröte, sondern der Oberkörper bei gerader Wirbelsäule insgesamt nach vorne geneigt. Dabei kippt das Becken leicht nach vorne. Die Bauchmuskeln werden, wenn vorhanden, angespannt (Bauch rein, Brust raus).
Körperhaltung richtig |
Körperhaltung falsch |
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Diese Punkte könnt ihr beim Training eigenständig kontrollieren.
Vorbereitung/Grundposition:
Durchführung:
Hinterfragt die wichtigsten Kriterien:
Häufigste Fehler:
Vorbereitung/Grundposition:
Durchführung:
Hinterfragt die wichtigsten Kriterien:
Häufigste Fehler
Tipps zum Training
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SchlussJetzt habe ich viele Worte über die richtigen Grundschläge verloren. An einigen Stellen wiederhole ich mich auch. Aber die Erfahrung aus hunderten Kursen – ich bin seit 15 Jahren hauptberuflich als Kanulehrer unterwegs – zeigt mir, dass nur das Wiederholen in Wort und Tat sowie ein ständiges Hinterfragen zum Erfolg führt. Selbst so vermeintlich einfache Schläge wie die oben genannten erfordern ein langes Training. Solltet ihr eigenständig nicht zu gewünschten Ziel kommen, empfehle ich euch, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – dann klappt es auch mit dem Vorwärtsschlag! |
Nadja und Christian können zusammen nicht nur auf unzählige Stunden Erfahrung im Wildwasser- und Seekajak zurückgreifen, sie sind seit 1998 auch regelmäßig mit Kanuschülern unterwegs. Von Anfang an zählten für beide der Spaß und die Freude am Vermitteln des Kajaksports ebenso wie die professionellen Lehrinhalte und das didaktisch immer weiter optimierte Schulungskonzept. Durch die viele Erfahrung fällt es den beiden leicht, Kanuschüler-orientiert ihr Wissen zu vermitteln oder bereits vorhandene Fehler auf Anhieb zu erkennen und diese durch gezieltes Üben auszumerzen.
Das kleine Team ausgewählter Kanulehrer, das Christian und Nadja bei den Kursen und Reisen unterstützt, besteht aus professionellen Sportlern und Expeditionisten. Doch das allein macht keinen guten Lehrer aus. Deshalb durchlaufen unsere Kanulehrer eine intensive Ausbildung bei uns im Betrieb. Außerdem muss jeder Kanulehrer sein didaktisches Geschick in einer oder mehreren Hospitationen unter Beweis stellen, bevor er bei uns schult.
Weil das Lernen in lockerer Atmosphäre und in kleinen Gruppen das Allerwichtigste ist, wird das Verhältnis von Kanulehrer zu Schüler dem jeweiligen Kursgebiet angepasst, es ist aber nie höher als 1:6. So setzt Outdoordirekt hohe Standards in den Bereichen "Sicherheit" und "Lern-Intensität".
Weitere Infos und Kursangebote auf www.outdoordirekt.de
KANU-SPORT 4/2019 |