26. Januar 2022

Bist du sicher unterwegs?

Sicherheit im Paddelsport (Foto:Kanuschule VerSam)

„Wasser hat keine Balken.“ Dieser Spruch taucht immer wieder auf, wenn man Literatur und Internet zum Thema Sicherheit beim Kanusport befragt. Das ist beruhigend zu wissen. Schwere Verletzungen im Kanusport sind nicht an der Tagesordnung. Wer kentert, landet meist weich im Wasser. Allerdings können die Folgen bei einem schweren Unfall fatal sein. Alles oder nichts. Entweder der Verunglückte steigt nur mit einem Schrecken (und tropfnass) aus dem Wasser oder es droht der Tod durch Ertrinken.

Von Sabine Stümges

 

Der erste und wichtigste Schritt für eine sichere Paddeltour ist, dass sich jeder Fahrer, egal ob Wildwasser, Seekajak, SUP,  Wanderpaddler oder welcher Facette des Paddelsports er auch angehören mag, bewusst ist, dass der Sport gefährlich sein KANN. Allein das Verdeutlichen dieses nicht unbedingt offensichtlichen Risikos, macht einen Unterschied. Daraus resultiert die Frage: „Welche Risiken müssen wir einplanen?“ Wer sich mit diesen Fragestellungen vor Fahrtantritt befasst, hat schon die wichtigsten Schritte für mehr Sicherheit beim Kanusport getan.
Der Deutsche Kanu-Verband weist darauf hin, dass zu einer Kanufahrt wesentliche Aspekte schon im Vorfeld bedacht werden müssen: Sorgfältige Fahrtenplanung unter Einbezug des Gewässers, Wahl des Kanus und der richtigen Ausrüstung, Berücksichtigung der Teilnehmer, deren Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten.


Sorgfältige Fahrtenplanung

Unfallverhütung beginnt immer mit der sorgfältigen Fahrtenplanung. Bei der Auswahl des zu befahrenden Gewässers können Sie Beschreibungen nutzen, die für fast alle europäischen Länder vorliegen: die DKV-Flussführer. Beim Deutschen Kanu-Verband und beim DKV-Kanu-Fachhändler können Sie diese erhalten. In ihnen sind alle bekannten kritischen Stellen auf und am Gewässer gekennzeichnet. Vor Befahrung eines Gewässers sind insbesondere Informationen über Gewässerschwierigkeitsgrad und besondere Gefahren, Befahrungsregeln, Verkehrsvorschriften auf dem Wasser oder Pegelregelungen einzuholen. Als Anfänger ist man am sichersten auf Gewässern ohne Strömung (z.B. kleinen Seen) in Ufernähe unterwegs. Schnellfließende Gewässer sollten Anfänger meiden. Je nach Gewässerart können unterschiedliche Risiken auftreten: Bei Kleinflüssen sind dies Baumhindernisse und Wehre, im Wildwasser nicht einsehbare Verblockungen, steile Abfälle und dahinterstehende Walzen. Große Flüsse haben oft starke Strömung und regen Schiffsverkehr, auf den zu achten ist. Große Seen und das Meer haben bei Wind oft hohe Wellen und unterliegen z.T. den Gezeiten. Diese Gewässer erfordern die Beherrschung besonderer Paddel- und Rettungstechniken und sollten nur bei ausreichender Erfahrung und Revierkenntnis unternommen werden. Grund- und Fortgeschrittenenkurse zum Kanufahren bieten u.a. die DKV anerkannten Kanu-Ausbilder. Termine und Adressen können unter www.kanu.de oder über die DKV-Geschäftsstelle abgefragt werden.


Die Wahl des Kanus oder SUP

Auch im Kanusport gilt die Regel: „Mit Sicherheit Spaß durch die Nutzung des richtigen Sportgerätes“. Lassen Sie sich deshalb beim Kauf oder dem Ausleihen durch Fachleute beraten. Erst das auf Körpermaße, die vorhandenen Fähigkeiten und das geplante Gewässer abgestimmte Material ermöglicht ein sicheres Fahrerlebnis. Für kleine Flüsse und Seen kann man zwischen SUP- Boards, Tourenkajaks oder Canadiern wählen, für Wildwasser gibt es Wildwasserkajaks und für Großgewässer sind seetüchtige Kajaks (unsinkbar, lenzbar, steuerbar) zu empfehlen. Für Kinder gibt es jeweils angepasste Varianten. Der Deutsche Kanu-Verband und die DKV-Kanu-Fachberater helfen Ihnen gerne bei der Wahl des richtigen Sportgerätes. Die Adressen gibt es bei der DKV-Geschäftsstelle und im Internet.


Die richtige Ausrüstung

Die richtige Ausrüstung hilft Ihnen, sich beim Kanusport sicher zu fühlen, die Schwierigkeiten auf Ihrer Fahrt zu meistern und widrigen Wetterbedingungen zu trotzen. Prüfen Sie vor Antritt der Fahrt immer die Vollständigkeit und die Funktionstüchtigkeit Ihrer Ausrüstung.
 


Zur Grundausstattung gehören insbesondere:

  • schnell trocknende Wassersportkleidung
  • angepasster Kälteschutz (Dress for Water not for Air)
  • Regen-/Windschutzjacke
  • passende Schwimmhilfe, Rettungsweste (bei Kindern mit Schrittgurt)
  • Auftriebskörper in Bug und Heck
  • Spritzdecke
  • wasserdicht verpackte Reservekleidung
  • Erste-Hilfe-Box (Verbandsmaterial, Pflaster)
  • Wurfsack mit Karabiner
  • Mobiltelefon für Notrufe (wasserdicht verpackt, Nummer eingespeichert: Notruf 112)
  • Helm (im Wildwasser und in der Brandung)
     

Im Winter zusätzlich:

  • weitergehende Kälteschutzkleidung wie z.B. Trockenanzug mit Thermo-Unterwäsche, Paddel-Handschuhe oder Neopren-Kopfhaube

 

 

Unterwegs ..

Prüfen Sie stets, ob Ihr eigenes Können den Anforderungen des gewählten Gewässers und der Länge der Tour entspricht. Kanusport erfordert Geschicklichkeit, Körperbeherrschung und Kondition.

  • Grundsätzlich gilt: Kanusport ist nicht geeignet für Nichtschwimmer!
  • Wenn Sie sich nicht wohl fühlen oder wenn Sie sich den Schwierigkeiten des Gewässers nicht gewachsen fühlen, verzichten Sie auf die Befahrung. Selbstüberschätzung ist die Quelle vieler Unfälle. Unfälle passieren nicht immer nur den anderen!
  • Fragen Sie ortsansässige Kanuten nach lokalen Gefahrenquellen und aufgetretenen Veränderungen.
  • Meiden Sie Hochwasser führende Gewässer
  • Teilen Sie festgestellte Gefahrenquellen anderen Kanuten mit!
  • Achten Sie stets darauf, ob Hindernisse vor Ihnen liegen könnten. Nähern Sie sich unübersichtlichen Stellen daher vorsichtig.
  • Verzichten Sie auf die Befahrung von Wehren. Ein Umtragen lässt Gefahren erst gar nicht entstehen. Dies gilt auch für Baumhindernisse und Verblockungen.
  • Beachten Sie die Wettervorhersagen. Bei angekündigtem Gewitter oder Nebel sollte auf eine Fahrt verzichtet werden!
  • Und denken Sie daran: Der Genuss von Alkohol kann zwar die Stimmung heben, Sie jedoch in Gefahrensituationen hilflos machen. Und auch auf Bundeswasserstraßen gilt die 0,5-Promille-Grenze!
     

Sicherer in der Gruppe

Vermeiden Sie Solo-Fahrten. Sicherer ist man in der Gruppe unterwegs. Die Gruppengröße und das individuelle Können der Teilnehmer sollten jedoch abgestimmt sein. Dies gilt besonders, wenn Kinder oder Anfänger mit in der Gruppe sind. Die Schwierigkeit und Länge einer Tour sollte immer auf den schwächsten Teilnehmer abgestimmt sein.
 

Schon gewusst? Wenn Sie Anschluss an eine Gruppe suchen, wenden Sie sich am besten an einen Kanu-Verein in Ihrer Nähe. Viele Vereine führen Gruppenfahrten durch, die auch Nichtmitgliedern offenstehen.

 


 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 1/2017:

KANU-SPORT 1/2017
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