KANUMORGEN - KLIMASCHUTZ IM KANUPORT

Der Klimawandel ist da und er hat auch schon längst den Kanusport erreicht. Niedrigwasser, Hochwasser, unvorhergesehene Wetterereignisse und extreme Temperaturen erleben wir bereits seit längerer Zeit. Höhere Energie- und Mobilitätskosten, aber auch Auswirkungen auf die Gesundheit, auf die Infrastruktur treffen die Menschen und somit auch die Kanu-Familie. Es besteht Handlungsbedarf. 

Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) sieht sich sowohl in sportlicher als auch in gesellschaftlicher Verantwortung in der Lage, seinen Teil zum Schutz des Klimas beizutragen. Denn Sport wirkt in die Gesellschaft hinein. Wenn die Werte und das Verständnis für Klimaschutz, die im Sport erworben werden, auch im alltäglichen Leben Einzug halten, besteht eine nachhaltige Chance gemeinsam den Vorhersagen der weiteren Klimaveränderungen entgegenzuwirken. 
Wir sitzen alle im gleichen Boot

Aus diesem Grund ist es von höchster Bedeutung, dass alle Menschen an einem Strang ziehen. Die Kanu-Familie will und wird ihren Beitrag leisten, um der Entwicklung entgegen zu wirken. Jeder Beitrag, den wir Menschen leisten können ist wertvoll, deshalb fängt Klimaschutz bei den kleinen Einsparungen im Alltagsleben, die wir alle leisten können, an und geht bis zu den großen Aufgaben im politischen Bereich. 
Diese Einsparungen und Veränderungen können weh tun. Sie werden uns aus unseren Komfortzonen herausbringen, den Alltag deutlich verändern und nicht geliebt werden. Der erste Schritt zum Klimaschutz findet deswegen im Kopf statt. 

Mit dem Projekt KanuMorgen geht der Deutsche Kanu-Verband diesen ersten Schritt. Das Verständnis für dieses wohl größte Thema unserer Zeit soll durch den KanuMorgen gestärkt werden und auf politischer Ebene intensiver in die Köpfe gelangen. 

 

Das auf der Homepage www.kanu-morgen.de vorgestellte Projekt basiert auf zwei Säulen. Der Deutsche Kanu-Verband wird eine klare Positionierung gegenüber der Politik vorstellen und seine Nachhaltigkeitsstrategie zur Milderung des Klimawandels in Form von zahlreichen Handlungsempfehlungen für die im Sport agierenden Menschen, Vereine und Verbände vorstellen.


Nachhaltiger Kanusport

Die Grundlage für einen zukunftsfähigen Verband

Seit Langem setzt sich unser Verband mit vielen verschiedenen Aktivitäten und Maßnahmen für einen sensiblen Umgang mit unserem Sportraum Natur und eine nachhaltige Ausübung des Kanusports ein. Die aktuellen Diskussionen zum Klimaschutz machen uns noch sensibler für dieses Thema. Wir wollen uns auch weiterhin als Verband dieser Diskussion stellen. Deshalb ist uns dieses Thema wichtig – auch, um die Zukunft unseres Sports zu gestalten.

Verantwortung erkennen und leben!

Im Deutschen Kanu-Verband ist man sich bewusst, dass es kein konkretes Handlungsschema für nachhaltiges Handeln gibt. Die Vielfalt des Kanusports schließt einfache Rezepte aus. Aus diesem Grunde wird auf die Verabschiedung konkreter einzelner Tätigkeiten verzichtet. Vielmehr sollen alle Mitglieder im DKV motiviert werden, die Verantwortung ihres Handelns als Kanusportler zu erkennen und ihr gesamtes Verhalten am Prinzip der Nachhaltigkeit zu orientieren.

Basis hierfür sollen die folgenden Punkte für Nachhaltigkeit im Kanusport sein - wohlwissend, dass der Kanusport schon immer für Natur- und Umweltschutz gestanden hat und auch weiterhin stehen wird und darüber hinaus auch viele unserer Mitglieder unseren Sport bereits nachhaltig betreiben.

Trotz der Dringlichkeit eines nachhaltigen Sporttreibens soll dennoch nicht Aktionismus Beweggrund für nachhaltiges Handeln sein. Nur ein akzeptiertes verändertes Verhalten wird langfristig den für Nachhaltigkeit gewünschten Effekt bringen. Deshalb legt der DKV Wert darauf, dass die Anpassungen der bisherigen Verhaltensmuster vom ehrlichen Wunsch eines langfristigen Beitrags zur Nachhaltigkeit getragen werden, die Umsetzung mit Verabschiedung dieser Erklärung begonnen wird und Veränderungen schon schnell als Selbstverständlichkeit empfunden werden.

10 Punkte für Nachhaltigkeit im Kanusport

  1. Der Deutsche Kanu-Verband bekräftigt seine Verantwortung zum nachhaltigen Handeln. Alle Handlungen und Aktivitäten im DKV werden sich an ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten orientieren. Ein besonderes Augenmerk werden klimaschädliche Auswirkungen des Kanusports erhalten. Diese gilt es zukünftig gleichermaßen im Leistungs- und Freizeitsport zu minimieren.
     
  2. Können klimaschädliche Emissionen nicht vermieden werden, setzen sich die Teilnehmer an Veranstaltungen des DKV für eine Kompensation ein. Zur Unterstützung wird der DKV seinen bereits vorhandenen Ausgleichsfonds verwenden.
     
  3. Für eine zügige Anpassung an nachhaltige Handlungsweisen entwickelt der DKV Handlungsempfehlungen für vielfältige Handlungsebenen.
     
  4. Nachhaltiges Handeln wird zukünftig in den unterschiedlichen Regelwerken verankert. Hierzu werden alle Regelwerke im DKV überprüft und den Erfordernissen angepasst.
     
  5. Im Bereich der Ausbildung wird das Thema Nachhaltigkeit im Kontext mit dem Themenfeld „Umwelt“ verbindlicher Ausbildungsinhalt. Dazu werden die Rahmenrichtlinien Ausbildung überarbeitet.
     
  6. Alle Veranstaltungen, die nach den Wettkampfregeln des DKV durchgeführt werden oder die im DKV-Sportprogramm veröffentlicht sind, werden schrittweise an die Erfordernisse nachhaltigen Handelns angepasst.
     
  7. Auszeichnungen für Kanuten oder für Kanu-Vereine werden an Nachhaltigkeitsanforderungen angepasst. Auch hier werden die Vergaberichtlinien überarbeitet.
     
  8. Damit das Thema Nachhaltigkeit ein dauerhaftes Thema bleibt, enthält jeder Jahresbericht eines ehren- oder hauptamtlich Mitarbeitenden im Bundesverband den Berichtspunkt „Nachhaltigkeit“, in dem aufgeführt wird, welche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ergriffen wurden.
     
  9. Um Nachhaltigkeit im Kanusport mehr Bedeutung zu verschaffen, werden auch die Landes-Kanu-Verbände dafür eintreten, das Thema Nachhaltigkeit im Kanusport durch vielfache Aktivitäten weiter zu entwickeln.
     
  10. Die Kanu-Vereine gestalten und bewirtschaften ihre Bootshäuser und das dazugehörige Gelände den Anforderungen an Nachhaltigkeit entsprechend. Kleine Maßnahmen und große Schritte haben hier den gleichen Stellenwert.

Verabschiedet vom Verbandsausschuss am 16.11.2019


Nachhaltigkeit im Kanusport in der Praxis

Das Thema Nachhaltigkeit ist zurzeit in aller Munde. Schon in den 90er Jahren achteten die Kanu-Sporttreibende auf eine nachhaltige und achtsame Nutzung der Natur und Umwelt. Vielen Paddlern ist zwischenzeitlich ein rücksichtsvolles und wertschätzendes Verhalten selbstverständlich.
Nachhaltigkeit umfasst heute nicht nur das Verhalten während der Sportausübung sondern auch die Bereiche der Sportorganisation und Verwaltung.

In diesem Sinne dürfen wir das Tun und Handeln in allen Organisationsformen kritisch hinterfragen, und auch unser eigenes Verhalten überprüfen und anpassen. Schließlich gilt es ökologische, ökonomische und soziale Aspekte einzubeziehen.

Praxisbeispiele sollen Denk- und Handlungsanstöße geben. Nicht das „Große Ganze“ ist gefragt – klein und überschaubar beginnen, lautet die Devise: die Paddelkollegin, den Paddelkollegen überzeugen, weitere Ideen entwickeln und gemeinsam handeln, das ist das Ziel.

Katalog für Anwendungsbeispiele der Nachhaltigkeit

 

Veranstaltungen

Klassische Handlungsfelder sind alle Veranstaltungen, nicht nur Wettbewerbe, Regatten sondern auch die Touringangebote der Verbände und Vereine. Aber auch bei der Durchführung von Tagungen be- und entstehen Möglichkeiten, die einerseits unsere Umwelt aber auch die handelnden Personen entlasten können, wie z. B. :

• Tagungsorte bevorzugen, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind
• Straffung von Tagungsprogrammen, die die Tagungsdauer verkürzen (Tagesgeschäfte können regelmäßig in Telefonkonferenzen abgehandelt werden)
• Verzicht auf Einweggeschirr und Einsatz eines Geschirrmobils
• Beachtung der Mülltrennung
• strikte Anwendung / Einhaltung der Regeln zum naturverträglichen Kanusport
• Boot und Bike einplanen
• Bei Planung von Sportveranstaltungen die Integration aller gesellschaftliche Gruppen berücksichtigen
• Einsatz von Vereinsbussen und Bootsanhängern
• Fahrtenangebote überdenken
– Konzentrierung auf Mehrtagestouren
- Heimatgewässer für das Sportangebot nutzen
• Bei Bootsmaterial Mietangebote offerieren und nutzen
• DKV-Leitfaden für Nachhaltige Kanusport-Veranstaltungen hier zum Download

Reiseverhalten

Großes Potenzial zur Schonung des Klimas birgt das Reiseverhalten:
• Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (Beispiel: 100 km PKW verursachen ca. 19 kg CO2 Ausstoß, 100 km Bahn verursachen 8,5 kg CO2 Ausstoß)
• Ausgleich von nicht vermeidbaren CO2 Emissionen über nachhaltige Klimaschutzprojekte
• Verzicht auf Inland-Flüge
• Einrichtung einer Plattform für Fahrgemeinschaften
• Bilden von Fahrgemeinschaften/Fahrten in Vereinsbussen

Energienutzung

Mit dem bewussten Einsatz von Energien, Rohstoffen und Produkten in der Verwaltung und bei Immobilien kann viel bewirkt werden:
• Papierausdrucke falls möglich vermeiden
• Dokumentenversand digital tätigen (Ausdruckhäufigkeit wird wesentlich minimiert)
• Drucksachen auf Recyclingpapier und mit Biofarben drucken
• Energiebilanz ziehen (Grünstrom, LED-Beleuchtungskörper, E-Geräte, Heizung, Sanitär) – viele Landessportbünde bieten Förderprogramme
• Heizung/Wärmedämmung auf Effizienz prüfen (viele Landessportbünde bieten Förderprogramme)
• Wassersparende Sanitärinstallationen einbauen (Durchflussbegrenzer an Duschen, Toilettenspülung)
• Trinkwasserressourcen schützen - (bei Bootspflege, auf dem Bootshausgelände, Verzicht auf Rasensprengen)
• Regen- und Oberflächenwasser nutzen - Einbau von Zisternen
• Ökologisch unbedenkliche Reinigungs- und Bootspflegemittel verwenden
• Biodiversität fördern mit Anlage von Blühwiesen, Insektenhotels

Ernährung

Auch die Ernährung und Verpflegung, u. a. im Rahmen von Veranstaltungen, bieten eine Vielzahl von Entwicklungsmöglichkeiten:
• Mit dem Einsatz von regionalen und saisonalen Produkten werden Wege und Verpackungen gespart und die regionale Vermarktung gefördert. Außerdem schmeckt es einfach besser!
• Vegetarische/vegane Mahlzeiten mit einplanen, die nicht als „zweite Wahl“ gegenüber Fleischgerichten stehen.
• Speisen ohne Umverpackungen, z. B. Marmelade aus Gläsern, anbieten
• Verzicht auf Wasser in Plastikflaschen – Wasserspender einsetzen

Material

Bei der Auswahl und Nutzung des Materials kann oftmals auf Bewährtes zurückgegriffen werden:
• Repair Cafès nutzen und/oder gründen
• Reparaturwerkstätten im Verein (von Hersteller und Verkäufer) einrichten
• Nachfragen nach Bootsmaterial aus recyceltem Material erhöhen das Angebot
• Verbände und jeder Einzelne können auf eine sozialverträgliche und nachhaltige Produktion von Materialien einwirken.

Verbands- und Vereinsarbeit

In der Verbands- und Vereinsarbeit müssen wir alle gemeinsam an einem veränderten Verhalten arbeiten.
• Die Anlage von Gewässerrandstreifen fordern und fördern ist Pflichtaufgabe aller Kanu-Verbände
• Der Abbau von Individualverkehr sollte unser aller Anliegen sein
• Die Reduzierung des Kunststoffverbrauchs ist besser als Müllsammeln! – Aber dennoch -unser „MUSS“- Sack = Müll- und Unrat-Sammel-Sack bleibt im Einsatz!
• Umweltbewusstsein auf allen Ebenen stärken ( vor Ort, bei den Touren, in der Aus- und Weiterbildung, wie auch bei Versammlungen)
• Workshops zum Upcycling als Projekttage der Kanujugend anbieten


Die vorgenannten Beispiele sind nur ein Auszug aus einem wachsenden Katalog. Auch für Ihre Ideen sind wir dankbar: Es gilt der Spruch – „Tue Gutes und sprich darüber!“ ... in diesem Sinne freuen wir uns über kurze Dokumentationen mit Fotos.

Umweltaktionen


Info-Flyer


Der MUSS

Der Müll- und Unrat-Sammel-Sack des Deutschen Kanu-Verbandes

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung im Kanusport

Die UN-Nachhaltigkeitsziele - Mit der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen zu 17 globalen Zielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) für eine bessere Zukunft verpflichtet. Leitbild der Agenda 2030 ist es, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren. Der Sport kann dazu beitragen, den ökologischen, ökonomischen sowie sozialen Zielen näher zu kommen.