16. Mai 2024

Drei-Leuchttürme-Tour von der Geltinger Bucht bis zur Mündung der Schlei

Auf Tour von der Geltinger Bucht bis zur Mündung der Schlei. (Foto: Eike Köhler)

Die westliche Ostsee ist ein abwechslungsreiches Revier für ausgedehnte Mehrtagestouren oder den spontanen Kurztrip. Wir entscheiden uns an diesem Tag für eine Drei-Leuchttürme-Tour von der Geltinger Bucht bis zur Mündung der Schlei.

Von Alex von Strombeck und Matthias Lux. Fotos: Eike Köhler

 

"Das kalte Wasser der Ostsee ist so klar, dass wir problemlos bis auf den Grund der Untiefe sehen können."

Als wir am frühen Morgen die Küste erreichen, erwartet uns eine monochrome Stimmung. Wasser und Himmel gehen nahtlos ineinander über, der Horizont ist nicht erkennbar. Der Wind weht leicht aus südöstlicher Richtung, die Ostsee liegt klar und ruhig vor uns. Wir haben Glück, es ist nicht neblig.
Unsere Tagestour starten wir in Wackerballig. Der kleine, beschauliche Ort bietet zum Einsetzen einen idealen Strand, die Parkmöglichkeiten sind direkt auf der anderen Straßenseite. Erwartungsgemäß sind wir entsprechend der Jahreszeit, von vereinzelten Strandspaziergängern abgesehen, nahezu allein.


Auf dem Weg zum Leuchtturm

Der Leuchtturm Kalkgrund warnt die Schifffahrt vor der Untiefe Kalkgrund. (Foto: Eike Köhler)

Nach dem Aufwärmen und einer kurzen Besprechung des Tagesplans stoßen wir vom Strand ab und richten den Kurs nach Norden. Unser erstes Etappenziel ist der Leuchtturm Kalkgrund, der etwa 1,6 Seemeilen nord-nordwestlich der Nordspitze der Geltinger Birk in der Ostsee steht. Auf der Strecke durch die Geltinger Bucht müssen wir das Naturschutzgebiet Geltinger Birk östlich liegenlassen. Der Schutzbereich auf dem Wasser beginnt etwas südlich vom Geltinger Noor und darf nicht befahren werden. Für uns bedeutet das, dass wir einen Abstand von mindestens einer halben Seemeile zum Ufer halten müssen.
Nach ungefähr vier Seemeilen erreichen wir den frei in der Ostsee stehenden Leuchtturm Kalkgrund. Seit der Inbetriebnahme 1963 warnt er die Schifffahrt vor der gleichnamigen Untiefe, die sich zwischen hier und der Geltinger Birk erstreckt. Der Leuchtturm war seinerzeit der erste, frei im Wasser stehende Leuchtturm der Ostsee und das erste vollautomatisierte Leuchtfeuer. Sein Leuchtfeuer auf 24m Höhe hat eine Tragweite von 24sm. Aus der Perspektive eines Paddlers wäre er bei guten Sichtbedingungen allerdings aufgrund der geringen Augenhöhe erst aus circa 10 Seemeilen Entfernung sichtbar. Nördlich ist die Südküste der dänischen Insel Kegnaes erkennbar und auch das etwa fünf Seemeilen entfernte Sonderborg lässt sich am dunstigen Horizont erahnen.


Weiter geht‘s zur Geltinger Bucht

Nach einigen Runden um den Leuchtturm wenden wir unseren Bug Richtung Süd-Ost auf die Nordspitze der Geltinger Bucht zu. Dabei paddeln wir entlang der Ostseite der Untiefe Kalkgrund. Die Untiefe liegt bei einer Wassertiefe von wenig über zwei Meter bei normalem Wasserstand. Auf beiden Seiten nimmt die Tiefe schnell auf 20 m zu. Das verspricht interessante Seegangsverhältnisse bei stärkeren Ost- oder Westwinden. Bei der leichten Brise aus Süd merken wir heute nur wenig davon.
Nach etwa zwei Seemeilen haben wir Birknack, die nördliche Landspitze der Geltinger Birk, querab. Das Schutzgebiet, in das wir auch hier nicht einfahren dürfen, erstreckt sich nur bis 300 Meter vor der Küste, so dass wir uns auf unserem Weg nach Süden immer mehr der Küste nähern. Am Ende des Schutzgebietes, in unmittelbarer Nähe zu einer östlichen Kardinaltonne, liegt ein Stahlkorb im Meer, vor dem die Tonne offenbar warnt. Dieser wird seit einigen Jahren von einer zunehmenden Population von Seehunden als Plattform genutzt. Wir haben Glück. Vier der possierlichen Tiere liegen auf der Plattform oder strecken in der Umgebung neugierig die Köpfe aus dem Wasser, um uns zu beäugen. Wir lassen uns eine Zeitlang treiben, um zu sehen, ob sie neugierig genug sind, sich uns zu nähern. Leider tun sie das nicht. Wir natürlich auch nicht.
Kurz nach der Seehundbank erreichen wir den Leuchtturm Falshöft, vor dem uns ein sandiger Strand zu einer Pause einlädt. Der Leuchtturm wurde 1910 in Betrieb genommen, nach 92 Jahren Dienst wurde das Leuchtfeuer 2002 gelöscht. Heute wird er von einem Förderverein erhalten, beinhaltet ein Museum und im Turm kann geheiratet werden.

 Im Sonnenuntergang: Der Leuchtturm Schleimünde weist seit 1871 einfahrenden Schiffen den sicheren Weg in die Schlei. (Foto: Eike Köhler)

Entlang der Küste zur Schleimündung

Frisch gestärkt schieben wir unsere Skim Kajaks wieder in die Ostsee und setzen den Weg entlang der Küste fort. Die Distanz der nächsten Etappe bis zur Schleimündung beträgt etwas unter sieben Seemeilen. Wir entscheiden uns dazu, einigen Abstand von der Küste zu halten, um das Schutzgebiet östlich der Lotseninsel großzügig zu umfahren. Wir nehmen Kurs auf die große Ansteuerungstonne, die die Einfahrt in das Fahrwasser Richtung Schleimünde kennzeichnet. In der Saison ist ab hier mit regem Verkehr durch Segelboote und Ausflugsschiffe zu rechnen.
Im Fahrwasser Richtung Schleimünde sehen wir backbord die Silhouette von Port Olpenitz. Wir paddeln einen kleinen Umweg, um einen Blick in das Becken des Vorhafens zu werfen. Es hat die Größe eines kleinen Binnensees. Im Vorhafen und im Innenhafen gibt es mehrere Strände, an denen Kajaks anlanden können. Im Innenhafen liegt ein Yachthafen und an mehreren Steganlagen liegen Hausboote, die auch als Feriendomizil dienen. An die Zeit als aktiver Marinestützpunkt erinnert nur noch ein verwittertes Schild an der Außenmole, das unbefugtes Betreten verbietet und vor Schusswaffengebrauch warnt. Uns zieht es jetzt aber zum dritten Leuchtturm auf unserer Tour. Der Leuchtturm Schleimünde steht auf der nördlichen Mole in der Einfahrt zur Schlei. Der Leuchtturm weist seit 1871 einfahrenden Schiffen den sicheren Weg. Die südliche Spitze der Halbinsel ist aufgrund des nördlich gelegenen Naturschutzgebiets nur per Schiff erreichbar. Wir landen auf der Lotseninsel am seeseitigen Strand an. Eine weitere Möglichkeit zur Landung bietet sich am Strand im geschützten Yachthafen auf der Innenseite der Insel. Auf der nahe gelegenen Zeltwiese können Paddler auf ihrer Tour übernachten. Von hier aus werden auch geführte Spaziergänge in das angrenzende Vogelschutzgebiet angeboten. Nach der Pause starten wir zum letzten Stück unserer Tagestour. Im Fahrwasser der Schlei paddeln wir nach Westen auf Maasholm zu. Die langsam untergehende Sonne taucht die Schlei und die umgebende Landschaft in ein warmes Licht. Viele Schwäne schwimmen in den geschützten Bereichen der Schlei. Nach eineinhalb Seemeilen erreichen wir Maasholm. Am Ostende der südlichen Mole ist ein kleiner Strand, an dem wir die Boote aus dem Wasser tragen. Der anliegende Parkplatz des Hafens ist nur wenige Schritte entfernt. Ideale Voraussetzungen für das Ende eines herrlichen Paddeltages.
Nach dem Genuss eines Fischbrötchens aus einem der zahlreichen Fischgeschäfte, bleibt uns als letzte Aufgabe des Tages nur noch, unser Auto aus dem 13 Kilometer entfernten Wackerballig zu holen und Kajaks und Ausrüstung wieder zu verstauen. Voller schöner Eindrücke machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Hamburg. Wie schön wäre es, diese Tagestour auszudehnen und die kommenden Tage auf der Schlei zu verbringen oder weiter entlang der Küste Richtung Eckernförder Bucht zu paddeln. Nächstes Mal.

 

Infos zum Revier

 

Tourenplanung

Anreise: Mit dem Auto von Hamburg über die A7 bis Gelting, dann über die Bundes- und Land­straßen bis Wackerballig oder Maasholm

Ein-/ausstieg:
Einstieg in Wackerballig am Strand. Ein Parkplatz ist in unmittelbarer Nähe. Alternativer Einstieg in Falshöft.
Ausstieg in Maasholm. Großer Parkplatz am Hafen, auch für Wohnmobile. Kleiner Strand in geringer Entfernung.

Gefahren: Bei starken Winden kann es über der Untiefe Kalkgrund zu unruhigem Seegang kommen.
Starker Ostwind über mehrere Tage führt an der Ostküste der Halbinsel Schwansen zu hohen Wellen und Brandung, was ein Anlanden erschweren kann.
Je nach Windverlauf der letzten Tage kann dazu in der Schleimündung starker Strom stehen. Im Sommer herrscht reger Verkehr von Sportbooten und Ausflugsschiffen in der Mündung.

Strecke: 18 Seemeilen

Streckenverlauf: Wackerballig – Leuchtturm Kalkgrund – Leuchtturm Falshöft – Port-Olpenitz - Schleimünde – Maasholm

Entfernung Wackerballig – Maasholm per Straße: 13,5 km

Weiterführende Links:

 

 

 

Vor der Paddeltour steht die Planung

 


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 

DKV-Hinweis zum Tragen von Schwimmwesten

WICHTIG: Der Deutsche Kanu-Verband weist aufgrund zahlreicher Kanuunfälle eindringlich alle Paddler :innen auf die Notwendigkeit von Schwimmwesten hin.

Weitere Infos: www.kanu.de

 

 

 

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU SPORT 8/2023:

KANU SPORT 8/2023
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