22. Oktober 2021

Ehrenamtler im Portrait: Helga und Manfred Scheppach

Die Olympischen Sommerspiele Tokio 2020 sind noch im Gedächtnis. Drei von vier deutschen Startern im Kanusport kommen aus Augsburg oder trainieren am Augsburger Eiskanal. Alle drei gewannen eine Medaille. Das war ein wahres olympisches Sommermärchen für den Augsburger Kanusport, für die ganze Stadt, für das deutsche Olympia-Team. Großen Anteil an diesen wie an anderen Medaillen für Augsburger Kanutinnen und Kanuten haben dabei Helga und Manfred Scheppach. 

Im Sportleben von Helga und Manfred Scheppach klingt so manches nach einem Märchen, obgleich nicht alles immer märchenhaft gelaufen ist. Manfred Scheppach war Anfang der 60er Jahre mit seiner Familie in das Schleußenhaus an der Wertach gezogen. Dort konnte er die Kajakfahrer beobachten, die auf dem Wertachkanal trainierten. Schon bald sollte auch er in einem dieser Boote auf dem Wasser sein. 1962 wird er als Sechzehnjähriger Mitglied des Augsburger Kajak-Vereins. Sein erstes Boot hatte er sich selbst gebaut, mit Zeltplane überzogen und mit Teer versucht es wasserdicht zu machen.

Drei Jahre später tritt Helga Weickmann in den Verein. Zuvor hatte die Sechzehnjährige es mit Judo versucht. Da es beim Judo zu dieser Zeit jedoch keine Wettkämpfe für Frauen gab, suchte sie eine Sportart, in der man sich auch in Wettkämpfen mit anderen Sportlerinnen messen konnte. Den Kajaksport kannte sie von Ihrem Onkel Sepp Leiß, der schon viele Jahre im AKV aktiv war und so saß sie ab 1965 erstmals in einem Kajakboot und trainierte bald schon fast täglich. Dass für beide der Kajaksport eine Leidenschaft für ihr ganzes Leben werden sollte, wussten Sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Manfred hatte die jüngeren Fahrerinnen auch als Trainer mitbetreut. So hatte es nicht lange gedauert, bis die beiden sich kennengelernt hatten und gute Freunde wurden. Bis die Liebe dann amtlich besiegelt wurde, gingen noch einige Jahre ins Land. Schwierig war es einen Hochzeitstermin zu finden, da beide jedes Wochenende mit Wettkämpfen irgendwo auf irgendwelchen Flüssen unterwegs waren. 


Und dann kam Olympia 1972

Helga hatte sich rasch an die Spitze der deutschen Kanutinnen gefahren. Ihren ersten Meistertitel holte sie 1966 bei den Bayerischen Meisterschaften. Dies war der Auftakt zu einer Flut an Treppchenplätzen und so wurde sie für den Olympiakader von 1972 nominiert. Die Olympischen Spiele in München 1972 hatte erstmals auch den Kajaksport mit im Programm. Austragungsort war zudem der Augsburger Eiskanal. Somit hätte Olympia 1972 zu einem Sommermärchen für Helga Weickmann werden können, doch leider machte ihr die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Eine hartnäckige Lungenentzündung kostete ihr den Startplatz bei der Olympia-Premiere ihres Sports.

Als Trost blieb ihr der Fackellauf mit der olympischen Flamme durch Augsburgs Innenstadt. Dieses Erlebnis ist für sie unvergessen. Manfred Scheppach war Deutscher Meister mit der Mannschaft geworden, aber sehr rasch hatte er sich vor allem zu einem versierteren Trainer entwickelt. So fungierte er bei der den Spielen von 1972 als ICF-Olympia-Kampfrichter. 

1973 war es dann endlich so weit. Manfred, inzwischen Technischer Zeichner, heiratet seine Helga, die nun als Reprofotografin arbeitete. Helga blieb auch nach dem verpassten Olympiastart weiter erfolgreiche Kanutin und holte vor allem mit der Mannschaft noch eine Vielzahl an Top-Drei Platzierungen bei Bayerischen und Deutschen Meisterschaften. Gleichzeitig hatte sie aber nun auch das Nachwuchstraining im Augsburger Kajak-Verein mit übernommen. Seit 1983 besitzen Manfred und Helga die A-Trainer-Lizenz für den Kajaksport. Über drei Jahrzehnte war Manfred Scheppach als Landestrainer für den Bayerischen Kanu Verband BKV tätig. Viele Jahre davon als Ressortleiter für den Kanu-Slalom. Insgesamt können die Scheppachs heute auf über 50 Jahre Trainiertätigkeit zurückblicken. 
 

Die Meistermacher und Medaillenschmiede

Und der Erfolg als Trainergespann ist mehr als beachtlich. In diesen 50 Jahren Trainertätigkeit errangen ca. 100 Kanutinnen und Kanuten des Augsburger Kajak-Vereins Meistertitel: bayerische, deutsche, europäische und Weltmeistertitel. Und natürlich auch Olympia-Medaiellen. Zwar gingen Fahrerinnen und Fahrer wie etwa Elisabeth und Peter Micheler, Sideris Tasiadis oder Melanie Pfeiffer bei ihren internationalen Siegfahrten nicht mehr für den AKV an den Start, doch das Kajakfahren hatten sie alle einst bei Helga und Manfred Scheppach gelernt. Sie zeigten ihnen all jene Tricks und Kniffe, um einen Wildwasserparcours mit dem ständigen Wechsel von Auf- und Abwärtstoren fehlerfrei und in Bestzeit meistern zu können. Bei Helga und Manfred hatte auch der derzeit erfolgreichste deutsche Kajakfahrer im K1, Weltmeister und zweifacher Olympia-Medaillengewinner Hannes Aigner gelernt. Das Trainergespann Scheppach als Meistermacher und Meisterschmiede zu bezeichnen, liegt also auf der Hand. 

Ehepaar Helga und Manfred Scheppach - Ehrenmitglieder des AKV

Für ihren besonderen Einsatz für die Gemeinschaft, der über fünfzig Jahre immer ehrenamtlich ausgeführt wurde, erhielten Helga und Manfred verdientermaßen eine Vielzahl an öffentlichen Ehrungen und Auszeichnungen. Selbstverständlich wurden Sie von Ihrem Verein mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet, aber auch die Stadt Augsburg oder der BKV ehrten sie mit der Goldenen Verdienstnadel. Manfred Scheppach wurde 2016 persönlich von Innenminister Herrmann für seine besonderen Verdienste um den Sport geehrt.

Über Jahrzehnte hatten beide neben ihrer Trainertätigkeit zusätzliche Verantwortung im Verein übernommen, sei es als Sportwart, Bootshauswart, Fahrzeugwart oder Vorstand. Jetzt übergeben Sie ihre aktuellen Ämter als Leiterin für den Wettkampfsport und als Fahrzeugwart an der jüngeren Generation. Dass Helga und Manfred dabei trotzdem weiterhin regelmäßig am Augsburger Eiskanal anzutreffen sein werden, das steht außer Frage. Und Trainingseinheiten werden natürlich nach wie vor übernommen. 

Weshalb der Augsburger Kajak-Verein bei seinen beiden Mitgliedern Helga und Manfred Scheppach von einem der großen Glücksfälle in seiner Vereinsgeschichte spricht, liegt auf der Hand. So verwunderte es auch nicht wirklich, dass Helga und Manfred Scheppach nun auf der Jahreshauptversammlung des Augsburger Kajak-Vereins mit der Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit bedacht wurden. 

Quelle: Pressemitteilung des AKV Augsburg

 

Manfred Scheppach Helga Scheppach
   
1962  Eintritt AKV 1965  Eintritt AKV
1972 ICF Kampfrichter Olympia  Augsburg 1968  AKV Ehrennadel Silber
seit 1973  Übungsleiter 1969  Nationalmannschaft
1980 – 2006 BKV Landestrainer 1972  Olymp. Fackelträgerin
seit 1983  A-Trainer Lizenz seit 1973  Nachwuchstrainerin
1985 AKV Ehrennadel Gold 1974 - 2021  AKV Sportwartin
1992  Verdienstnadel der Stadt  Augsburg Gold seit 1982  ICF Kampfrichter Lizenz
1993  BKV Ehrennadel Gold seit 1983  A-Trainer Lizenz
1999 – 2012  BKV Ressortleiter Slalom 1983  BKV Ehrenbrief
1999  BKV Ehrenteller 1985  AKV Ehrennadel Gold
2002 – 2021  AKV Fahrzeugwart 1993  BKV Ehrennadel Silber
2002  BLSV Verdienstnadel Gold 1998  Verdienstnadel der Stadt Augsburg Gold
2009  DKV Ehrenbrief 1999  BKV Ehrennadel Gold
2011  BKV Ehrenmitglied seit 1999  BKV Landestrainerin
2016  Ehrenmedaille des Bayerischen Staatsministerium für den Sport 2002  BLSV Verdienstnadel Gold
2021 AKV Ehrenmitglied 2019  BKV Ehrenmitglied
  2021  AKV Ehrenmitglied 


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