16. November 2023

Entspannung auf der Winterruhr

Ruhr auf der Ruhr (Foto: Constantin Körner)

Es muss nicht immer ein exotisches Gewässer sein, um im Kajak dem Alltagsstress zu entfliehen. Die Hausstrecke des eigenen Vereins hat selbst in der Winterzeit ihren Reiz. Ruhe auf der Ruhr.

 

Von Constantin Körner, Mülheimer Kanu- und Ski - Freunde e.V.

 

Das Bootshaus der Mülheimer Kanu- und Ski-Freunde e. V. (MKSF).

Die winterliche Sonne lässt das Kupferdach des Rathausturmes schimmern. Mitten in der Innenstadt, an einem nicht-schiffbaren Nebenarm der Ruhr, auf Höhe von Ruhr-Kilometer 12,6 liegt das Bootshaus der Mülheimer Kanu- und Ski-Freunde e. V. (MKSF). Der 1959 gegründete Verein ist sportliche Heimat für rund 200 Mitglieder mit einem Schwerpunkt im Kanupolo - mittlerweile sogar auf Bundesliga-Niveau.

Ruhrtal entlang Industrie und Natur bis Essen-Kettwig und retour

Das Bootshaus, das auf einem der ganz wenigen Grundstücke Mülheims mit einem unmittelbaren Zugang zur Ruhr liegt, ist Ausgangspunkt für die Hausstrecke der Vereins - das Ruhrtal bis zum Stausee Essen-Kettwig und wieder retour. Den Rathausturm im Rücken lassend, geht es den Nebenarm stromaufwärts. Die Dohneinsel bildet als naturbelassenes Trinkwasserschutzgebiet das östliche Ufer, auf dem man regelmäßig Rehe beobachten kann. Auch der Eisvogel zeigt sich häufig. Am westlichen Ufer liegen einige wenige historische Wohnhäuser, unter anderem des Mülheimer Humorkünstlers Helge Schneider.
Nach der ersten Kurve ist bereits das Kahlenbergwehr zu sehen. Beim Hochwasser im Juli 2021 erlangte es traurige Berühmtheit: Das losgerissene einstige Fahrgastschiff Moornixe prallte zunächst gegen das Walzenwehr und wurde von diesem dann regelrecht verschlungen. Das Handyvideo, das diesen gespenstischen Moment viral gehen ließ, ist auch Mahnung an alle Kanuten, Wehranlagen mit Vorsicht zu genießen.
Nach 1,2 Kilometern geht es am Kahlenbergwehr die Steinstufen hinauf und gut 120 Meter über Kopfsteinpflaster und Asphalt bis zum Ponton-Anleger der DJK Ruhrwacht e. V. und damit in den Hauptarm der Ruhr.
Gegenüber thront erhaben die ehemalige städtische Jugendherberge am Kahlenberg, die vor ein paar Jahren leider verkauft und zu Eigentumswohnungen umgewandelt wurde. Immerhin die historische Fassade ist aus Denkmalschutz erhalten geblieben.

   


Reges Treiben im Sommer - Stille im Winter

Winterliches Stillleben.

Vorbei am Bootshaus der Mülheimer Kanu-Gilde e. V. (MKG) passiert man den Ruhrbadestrand, der in der warmen Jahreszeit schon von weitem an den Dunstschwaden über seinen Grillplätzen zu erkennen ist.
Gleich hinter den Bögen der Mendener Brücke bei Ruhr-Kilometer 15,1 reihen sich links wie an einer Perlenschnur gleich drei Wassersportvereine aneinander, darunter auch der Mülheimer Kanusport-Verein e. V. (MKV). Zu Trainingszeiten oder in der Hochsaison bietet sich hier ein eindrucksvolles Schauspiel, weil die Ruhr gesprenkelt ist von Drachenbooten, Outriggern und Renneinern. Wenn sich dann auch noch die Weiße Flotte, die zwischen dem Mülheimer Wasserbahnhof und Essen-Kettwig im Linienverkehr pendelt, hindurch ihren Weg bahnt, schauen die Gäste auf den Außenterrassen der griechischen Restaurants in zwei der Bootshäuser umso gespannter. Am östlichen Ufer schlängelt sich der Leinpfad, der besonders bei Radfahrern beliebt ist. Am westlichen Ufer liegen Campingplätze, von denen einer bei Ruhr-Kilometer 17,1 die Kanu-Gesellschaft Haus Kron e.V. beheimatet.
Vor Kopf tut sich in 65 Metern Höhe nun eine besondere Landmarke auf - die rund 1,8 Kilometer lange Ruhrtalbrücke, über welche die A52 führt. Nach 5,8 Kilometern ist sie bei Ruhr-Kilometer 18,4 erreicht. Weil die Ruhr unterhalb nur sehr schmal ist, ist dies - je nach Wasserstand und Windverhältnissen - die anstrengendste Stelle der Tour. Nach eindrucksvollen Renaturierungsmaßnahmen am westlichen Ufer ist nach neun Kilometern bei Ruhr-Kilometer 21,9 das Bootshaus der Kanu-Abteilung des Turnvereins 1869 e.V. Heiligenhaus (TVH) erreicht, das direkt unter der Ruhrbrücke am Stausee liegt. Wer nun wendet, wird nach rund drei  Stunden wieder am Bootshaus der Mülheimer Kanu- und Ski-Freunde ankommen und 18 Kilometer mehr in seinem Fahrtenbuch verzeichnen dürfen.

 

 

   

 


 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 2/2022:

KANU-SPORT 2/2022
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