16. Juni 2021

Ich packe mein Seekajak und nehme mit....

Das Wichtigste vorweg: Nein, man muss nicht jedes Mal wie ein Elite- Kämpfer ausgerüstet zur Seekajak-Tour starten. Es ist ein sehr großer Unterschied wo man hinfährt, ob alleine oder in der Gruppe gefahren wirdoder ob man eine besondere Funktion (zum Beispiel Fahrtenleiter) übernommen hat. Folgend ein Überblick, was wann mit muss und worauf man bei der Ausrüstung achten sollte.

 

Tabelle adaptiert von Lars Everding

 

1. Schwimmweste

Ein Schwimmweste ist stets Pflicht!  Ob Schlupf- oder Reißverschlussweste entscheidet der Geschmack und über die Kennzeichnung der unterschiedlichen Auftriebsklassen kann klar eingegrenzt werden, welche Schwimmweste für den individuellen Einsatzweck die geeignete ist (vgl. KANU-SPORT 01/2018). Dennoch ist häufig zu beobachten das Schwimmwesten nicht richtig passen, da die falsche Passform gewählt wurde. „Häufig sind die Westen zu lang, bieten nicht genug Bewegungsfreiheit für die Arme oder die Verstellgurte sind nicht richtig eingestellt“, erklärt Robert Leidel, Inhaber der Kajakschule "Paddelprofi". Er rät: „für die Passprobe auf eine Bank oder am besten direkt ins eigene Kajak setzen, damit man die Rotationsbewegung mit Weste ausprobieren kann.“ Außerdem sollte sich intensiv mit dem Einstellen der Gurte befasst werden. Eine unbequeme Weste nützt wenig, weil sie schnell zum Passagier auf dem Vorderdeck wird. Ebenso rät Robert Leidel von Halbautomatikwesten ab. „Wenn die Weste einmal ausgelöst wurde, muss man eine neue Kartusche einsetzen. Je nach Bedingungen – man fällt schließlich nicht einfach so ins Wasser – kann das zu einer herausfordernden Aufgabe werden.“


2. Spritzdecke

Auch eine Spritzdecke sollte immer mit an Board sein. Welche die Richtige ist, ist nicht so leicht zu beantworten, da jeder Paddler individuelle Anforderungen hat. Was aber immer stimmen sollte, ist die Passform. „Beim Kauf einer Spritzdecke genau darauf achten, dass sie gut zum Kajak und zum eigenen Bauch passt“, rät Robert Leidel. „Zu locker ist dabei genauso schlecht wie „zu fest“. Sitzt sie zu locker, hält sie nicht dicht – sitzt sie zu fest, kann es im Falle einer Kenterung gefährlich werden. „Zum Test ob die Bedienung der Spritzdecke einem persönlich liegt, sollte man sich in sein Boot setzen und mit geschlossenen Augen die Spritzdecke auf und wieder abziehen“, rät Robert Leidel. Die anfängliche sehr stramme Spannung kann abgemindert werden, indem die Spritzdecke einige Zeit (1-2 Wochen) auf dem Boot gespannt belassen wird. Ob eher Nylon, Neopren oder Kombinationen geeignet ist, entscheidet neben dem Einsatzzweck und der Preisfrage auch das Material des Kajaks. „Wer scharfkantige Süllränder hat, der sollte beispielsweise eine Spritzdecke mit Verstärkung verwenden.“


3. Bekleidung

Die Wahl der Bekleidung hängt vom Einsatzgebiet und von der Umgebungs- und Wassertemperatur ab. Da es hier eine sehr große Auswahl gibt, ist es hier ratsam, sich vor Kauf gut beraten zu lassen und sich vorher im Klaren zu sein, wo und wann man das jeweilige Bekleidungsteil tragen möchte. Allgemein gesprochen: „Im Sommer ist eine vernünftige Ventilation wichtig. Man muss sich Luft verschaffen können“, sagt Robert Leidel. Im Sommer ist beispielsweise je nach Stärke Neopren im Bereich Hosen eine gute Variante. Wobei man auch berücksichtigen muss, dass es zahlreiche Alternativen zu Neopren gibt. Auch bei warmen Temperaturen empfindet Leidel im Seekajak eine 3/4 Hose als amgenehmer, weil der Kontakt zwischen Boot und ihm selbst dann „gepolstert“ ist durch die Hose. Für den Oberkörper empfiehlt Leidel kein Neopren. Hier eignet sich Lycra im Sommer und in der Übergangszeit Neopren oder Polartec, alternativ Thermal Rashy. Die Füße kommen dabei im Sommer in Neoprensocken oder -schuhen (Kommentar Robert Leidel: „Paddler die auf ‘großem Fuß leben, sollten vorab testen ob die Schuhe auch im Boot Platz finden.) Im Winter dagegen ist der Trockenanzug die geeignetere Wahl – in Kombination mit warmer Funktionsunterwäsche. Im Winter werden die Füße im Trockenanzug mit dicken Socken gewärmt. Dabei ist darauf zu achten, dass niemals direkt auf der Socke des Neoprenanzugs gelaufen wird, sondern stets Schuhe getragen werden!


4. Paddelsicherung

Paddelsicherung ist Pflicht, da es jederzeit zu einer Kenterung kommen kann oder dass einem anderen Paddler geholfen werden muss. Dabei sollte die eigene Konzentration auf der Rettung und nicht auf dem Verbleib des Paddels liegen. „Ich bevorzuge Paddelsicherungen mit einer ‘getwisteten“ Leash’. Besonders praktisch ist es, wenn es direkt ein Säckchen zum Verstauen gibt“, urteilt Robert Leidel.


5. Zubehör von A bis Z

Hier beginnt der sensible Bereich: ‘empfehlenswert – ob für einen persönlich notwendig, entscheidet der Einzelfall. „Fahrtenleiter müssen sehr gut ausgerüstet sein, da sie Verantwortung übernehmen“, sagt Robert Leidel Gruppenmitglieder können je nach Paddelgebiet bestimmte Ausrüstungsgegenstände auch untereinander aufteilen. Deshalb ist die Sortierung nach Priorität nicht möglich. Stattdessen gibt es den Überblick von A wie Abschleppseil bis S wie Snack.

  • Abschleppseil
    Macht natürlich nur Sinn, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Für einen langen Schlepp oder hohe Wellen ist eine 15 m Leine (Hauptleine) geeignet, bei kurzen Schlepps aus der Gefahrenzone ist eine kürzere 5 m Leine (Nebenleine, Contact Line) die richtige Wahl. „Ich achte bei der Auswahl auf einen Gummizug für einen sanfteren Anzug beim Lospaddeln, auf eine Notauslösung und auf eine Aufnahmetasche“, so Leidel. Übrigens: Abschleppen will gelernt sein, genauso wie die Wurf und Knotentechniken. Ein Cowtail ist dabei ein eher selten genutzte Ergänzung.  
  • Bootspumpe
    Es sollte nicht diskutiert werden, ob man eine Lenzpumpe benötigt. Die Pumpe verbraucht wenig Platz und ist ein wichtiges Notfallutensil. Ob eine fest installiert Handpumpe, eine elektrische, eine flexible Handlenz- oder eine Fußlenzpumpe, bleibt dem Paddler selbst überlassen.
  • Erste-Hilfe-Set    
    Jeder Einzelpaddler oder jede Gruppe sollte mit mindestens einem erste Hilfe Set ausgerüstet sein. „Ich bevorzuge es, wenn jeder Paddler in einem wasserdichten Sack sein eigenes Set dabei hat, das er regelmäßig kontrolliert und auf seine eigenen Bedürfnisse (Kontaktlisen, Antiallergikum, Asthmaspray) angepasst hat.
  • Handy
    Die simple Empfehlung von Robert Leidel: „Nimm immer eins mit (notfalls ein altes Tastentelefon mit Dual-Sim-Karte) und schau, dass du leicht dran kommst.“
  • Helm
    Beim Brandungssurfen unerlässlich.
  • Leuchtmittel
    Notfall-Signalmittel sind nur für Fahrtenleiter oder für Expeditionsfahrer relevant, die sich weit vom Ufer entfernen. „Wichtiger und gesetzlich vorgeschrieben ist zwischen Sonnenuntergang und   Sonnenaufgang sowie bei verminderter Sicht einfest angebrachtes  weißes  Rundumlicht, das eine Mindestreichweite von 2 Seemeilen hat.
  • Orientierung
    Es ist eigentlich egal, ob es der Spinnen-Kompass auf dem Deck, der eingebaute Kompass im Boot oder das GPS-Gerät ist – auf einer längeren Tour muss ein Hilfsmittel zur Orientierung dabei sein. Wichtig ist dabei, dass deren Umgang beherrscht wird und die Utensilien auf See leicht zugänglich sind. „Das umfasst auch das Lesen von Seekarten. Die für die Tour relevanten Abschnitte können dabei zurecht geschnitten und in einer Kartentasche wasserdicht transportiert werden.“
  • Paddlefloat
    „Grundsätzlich sollte man auch ohne Paddlefloat sicher wieder einsteigen können“, sagt Robert Leidel. Wer auf bewegter See kentert, kommt schneller wieder an Board, wenn er den Wiedereinstieg auch ohne Hilfsmittel beherrscht. Je nach Paddelgebiet und Witterung ist das Paddlefloat jedoch gerade für Alleinpaddler eine gute, zusätzliche Sicherheitsreserve, deren Einsatz aber unbedingt trainiert werden muss.“
  • Pfeife
    Sollte in jeder Schwimmweste mitgeführt werden.
  • Reservepaddel
    Für jeden Pflicht, der auf größere Tour geht oder lange bzw. alleine unterwegs ist.
  • Snack (Trinken / Essen)
    Egal ob kurz oder lange Tour – ein Energieriegel und Wasser muss immer mit an Board
     

 


 


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