23. Mai 2022

Ilona Schnurer

Ilona Schnurer ist Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bayerischen Kanu-Verbands und Gründungsmitglied im Kernteam „Frau im DKV“. In unserer Portraitserie "Starke Frauen" stellt sich Ilona selbst vor:

Man schreibt das Jahr 2022, Mai 2022.
Ich bin 72 Jahre alt, weiblich und nur noch 313 km vom „Globus“ entfernt! Das bedeutet:

  • 60 Jahre Kajak fahren. 
  • Darin enthalten erste Liebe ..., Heirat, 
  • Kinder kriegen, groß ziehen und ins Boot bringen. 
  • Last, but not least: Enkel in die Boote locken! 

1965 war meine erste große Bootstour, eine Gepäckfahrt auf der Donau von Regensburg nach Wien, als Frontfrau im Zweier mit meinem eher unsportlichen Vater. Der berüchtigte Gegenwind durch die „Schlögner Schlingen“ brachte mir ständig Ärger, da ich das Wasser mit dem Paddel angeblich immer in Vatis Gesicht schaufelte. Da lernte ich schon fürs weitere Paddlerleben: „Einer muss schuld sein. Und im Zweifel ist „Einer“ immer weiblich.“ 
(Anmerkung: Ich hatte auch zu viel gegessen, darum war die Fahrt auch so teuer. Der Wein war nämlich recht preiswert…)

Meine Wildwasseranfänge erlebte ich dann im Canadier-Zweier mit meinem späteren Ehemann. Das Boot hieß „take it easy“ und war geschätzt einen Zentner schwer. Die Flüsse Ammer, Steierische Salza, Enns, Ziller, obere Isar und Ilz finden sich 1968 in meinem Fahrtenbuch. Ich sah allerdings nicht viel von der Landschaft, da ich nur eine halben Meter Boot vor mir hatte und mein Mann mit seinem Gewicht von hinten anschob, sodass ich meistens unter Wasser war. Aber es war toll! Bewunderungswürdig, was mein Held hinten im Boot alles konnte! 

1969 begannen langsam die Schwierigkeiten in der Bootsbeziehung. Ich wusste jetzt wie das Wasser läuft, was ein Kehrwasser ist etc. – und, dass mein Held mit seiner Brille schlecht sieht! 

Mittlerweile standen Isel, Rienz, Möll, Malta, Mur, Steyer und Lieser in meinem Fahrtenbuch. Nach einigen geradezu dramatischen, scheinbar ehrenrührigen Kenterungen und der Aussage: „Nie bin ich geschwommen, mit dir muss ich auch das noch lernen!“, beschloss ich, im Einer mein Glück zu versuchen. Das war der Grundstein zu einer bisher 52 Jahre glücklich bestehenden Ehe.

Die Schwierigkeiten der Befahrungen stiegen. Es kamen die Innschluchten, die Ötz und Bäche in Norwegen sowie Frankreich hinzu. Alles jetzt „einsam“ im Einer. Und soll ich euch etwas verraten? Ich mochte das Schwimmen auch nie! Ich habe es auf ein Minimum reduziert, das Rollen gelernt, den C-Trainer-Schein gemacht und jahrelang als Wanderfrau und Wanderwartin Fahrten organisiert.

„Frau, trau dich“, ist ein Slogan des Bayerischen Landessportverbandes!

Mein Wissen und die Leidenschaft fürs Wasser habe ich bis in die Enkelgeneration weitergereicht. Wenn ich die „Wilden Wasser“ jetzt auch meide, genieße ich immer noch die unvergleichlichen Erlebnisse mit und auf dem Wasser.

Und in diesen Tagen breche ich mit meinem Mann auf nach Frankreich an die Dordogne und vollende die 40.000 km für das Globusabzeichen!

In diesem Sinne: ahoi und bis bald!



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