03.07.2024 | Inklusion

Inklusion ja, und ohne aber ...! (3)

Ein Kommentar des DKV-Referenten für Inklusion Heinz Ehlers
Einstiegshilfe für Boote

In dieser Ausgabe möchte ich euch ein besonderes Hilfsmittel zeigen.

Kajak fahren ist einfach eine tolle Sportart. Aber wie sieht es mit dieser sportlichen Betätigung aus, wenn sich gesundheitliche Einschränkungen oder gar bis hin zu Behinderungen bemerkbar machen? Da stellt sich manch einer plötzlich die Frage: „Wie komme ich in das Kajak rein, und wie komme ich da bloß wieder raus“. Plötzlich wird das Kajak zu einer vermeidlich unüberwindbaren Barriere, was dazu führt, dass der ein oder andere Kanute seinen geliebten Sport auf Grund seines Handicaps aufgeben muss. Aber Leute, das muss nicht sein!

Auch in unserem Verein mussten wir uns (auch auf Grund des demographischen Wandels) diesen gesundheitsbedingten Schwierigkeiten beim Kajak-Fahren stellen. Diesen Umstand war es zu verdanken, dass wir uns vor zwei Jahren für unsere Mitglieder und Gäste mit einer Einstiegshilfe als Hilfsmittel beschäftigten. Nach einigen Prototypen war schließlich eine Adaption entstanden, die aus HT-Rohren (Abwasserrohren aus dem Baumarkt) und diversen Gurtbändern hergestellt wurde. Diese kreierte Einstiegshilfe, die zum Wasser hin mit einem stabilisierenden Auftriebskörper gesichert wird, im unteren Bereich mit Gleitrollen versehen ist, erwies sich als äußerst praxistauglich. Auf Grund der geringen Herstellungskosten von unter 100€ wurde sie mittlerweile diverse Male nachgebaut. Der einzige Nachteil dieser Konstruktion war, dass die Rohrverbindungen nicht verwindungsfrei waren.

Aus diesem Grund beauftragten wir zusammen mit dem DKV ein ansässiges Metallbauunternehmen mit der Anfertigung einer verwindungsfreien Einstiegshilfe aus Salzwasserbeständigem Aluminium gem. Vorgabe unseres Prototypen. Auf Grund von Lieferschwierigkeiten konnte der Auftrag erst nach 4 Monaten fertiggestellt und an uns übergeben werden. 
Anbei die Bilder von der Anlieferung und Übergabe.

Die Testung der Einstiegshilfe übertraf alle Erwartungen. Die Boote liegen absolut sicher und stabil auf den Gleitrollen des Grundgestells. Der Einstieg in die Boote (ob In-Top- oder On-Top Boote) ist nun rutschend, hockend, kniend oder sogar stehend möglich, ohne das der Sportler Angst haben muss, dass das Boot wackelt oder vom Steg abdriftet. Das Boot liegt stabil zwischen Steg und Schwimmkörper eingebettet auf dem schwimmenden Gestell. 

An dem Geländer oder einem Tau auf dem Auftriebskörper einerseits, sowie auf der Steg-Seite anderer Seitz zieht sich der Sportler, gleitend über die Rollen, auf die Wasserfläche. Ist die Kajak-Tour oder das Training beendet, so fährt der Kanute mit etwas Dynamik einfach auf die Einstiegshilfe rauf. Mittels des Geländers und der Tampen zieht er sich über die Rollen auf die Mitte der Einstiegshilfe. Nun kann der Ausstieg sicher und ohne jegliche Schwankungen des Kajaks verlassen werden. Für Rollstuhlfahrer lässt sich die Einstiegshilfe mit einer Stufenbox kombinieren, um vom Niveau des Bootes auf die Höhe des Rollstuhlsitzes eigenständig zu gelangen, und umgekehrt. Aus der Kombination aus Sit-On-Top-Kajaks sowie der Einstiegshilfe konnten wir all unsere Sportler wieder den Kajaksport zugänglich machen.

In unserem inklusiven Wassersportzentrum bei den NaturFreunden in Wilhelmshaven sehen wir wieder viele glückliche Gesichter auf dem Wasser.

Vielleicht wäre unsere konzipierte Einstiegshilfe auch etwas für euren Verein, um allen Vereinsmitgliedern, oder im Rahmen von inklusiven Angeboten, diesen tollen Sport (wieder) zugänglich zu machen.
Die Einstiegshilfe kann jederzeit nach Terminabsprache in Wilhelmshaven (Nordseeküste) in Augenschein genommen und getestet werden.

Anlieferung der Einstiegshilfe
Transport zum Gewässer
Vorbereitung vor dem Wassern
Endlich im Wasser
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