05. März 2024

Kajak individualisiert

Fest eingebauter Kompass (Foto: Reinder van der Wall)

Der Kanusport als Freizeitsport hat neben der gesellschaftlichen Komponente in Form von gemeinschaftlichen Fahrten, Geselligkeit im Kanuverein und gemeinsamen Aktionen im Umfeld unseres Sportes immer auch eine individuelle Komponente. Ob bei der kleinen „Feierabendrunde“ oder bei größeren Solotouren, hier kann man sich mit seinem Boot auch mal zurückziehen und die Natur nur für sich genießen. Diese Individualität spiegelt sich auch in den verwendeten Booten wider.

Von Reinder van der Wall


Zwar bieten die Hersteller bereits eine schier unglaubliche Vielzahl an Bootstypen für alle nur denkbaren Anwendungsbereiche plus eine breit gefächerte Möglichkeit der farblichen Gestaltung der Boote an, dennoch reizt es viele Besitzer von Kajaks und Kanus ihrem Boot noch eine ganz persönliche Note zu geben. Der Fachhandel bietet dabei bereits eine breite Palette an möglichem Zubehör an – geschickte Bastler können ihren persönlichen Vorstellungen zusätzlich freien Lauf lassen. Im Folgenden wollen wir an Hand einiger ausgewählter Beispiele Möglichkeiten der individuellen Gestaltung/Veränderung am Boot aufzeigen.


Fittinge für Sitz und Oberschenkel

Was im Wildwasserbereich bereits Standard ist, nämlich der meist schon vom Hersteller durchgeführte Einbau von Fittingen für einen optimalen Halt im Sitz und der Oberschenkel unter dem Süllrand, ist im Touringbereich bislang nur teilweise umgesetzt. Bei oft stundenlangem Sitzen im Boot wird hier noch etwas mehr auf Komfort und Bewegungsfreiheit gesetzt, zu eng eingebaute Fittinge werden hier manchmal als etwas störend empfunden. Dennoch sollte man sich auch hier einmal Gedanken über (wenn nicht vom Hersteller bereits mitgeliefert) den Einbau von individuellen Fittingen machen. Gerade bei Wind und Wellengang auf offenem Gewässer ist ein sicherer Halt im Boot ein großer Sicherheitsgewinn und so manches Seekajak ohne Steuer oder Skeg lässt sich durch sauberes Ankanten gut steuern – vorausgesetzt der Paddler/die Paddlerin hat einen festen Halt im Boot. Passende Stücke lassen sich aus festem (geschlossenzelligem) Schaum herausschneiden und mit entsprechendem Kleber an den gewünschten Stellen fixieren. Gegebenenfalls kann man die Schaumstoffstücke auch zunächst mit doppelseitigem Klebeband fixieren und erst wenn die optimale Position nach ein paar Probefahrten gefunden ist fest einkleben.


Kompass

Kompass flexibel positionierbar

Auf Großgewässern bedarf es einer angemessenen Ausstattung des Kajaks mit Orientierungsmöglichkeiten. Neben den heutzutage verbreiteten elektronischen Navigationshilfen ist ein stromunabhängiges System aus gedruckter Karte plus Kompass dabei die erste Wahl. Dies hilft nicht nur bei der Fahrtenplanung mit Festlegung des geplanten Kurses, sondern auch zur aktuellen Orientierung bei schlechter Sicht oder in unübersichtlichen Inselgruppen wie z.B. in den Schärengebieten der Ostsee den Inseln der kroatischen Adria oder auf den großen skandinavischen Seen (Vänern, Saimaa, Inari). Bei manchen Seekajaks ist ein Kompass bereits beim Kauf fest installiert, andere haben immerhin eine vorbereitete Kompassmulde an Deck ausgeformt. Bei der Nachrüstung eines Kompasses bieten sich im Wesentlichen zwei Optionen an: Entweder wird ein Kompass bei Bedarf über Gummizüge in die vorhandenen Decksleinen eingehängt und nur dann eingesetzt, wenn ein tatsächlicher Bedarf vorliegt. Oder es erfolgt eine feste Installation an gut sichtbarer Position auf dem Vordeck. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, da kann jeder nach seinen ganz persönlichen Ansprüchen und Vorlieben das für ihn passende System auswählen. Je nach Revier sollte man aber auch bedenken, dass ein Kompass eine evtl. starke Missweisung aufweisen kann, z.B. bedingt durch die geographische Breite, durch magnetische Anomalien im Gesteinsuntergrund oder auch durch im Wasser verlegte Starkstromkabel. Gute Karten enthalten dazu entsprechende Hinweise.

   

Lenzpumpen

Elektrische Lenzpumpe hinter dem Sitz.

Als ein wichtiges Sicherheitszubehör auf Großgewässerfahrten haben sich weithin Lenzpumpen durchgesetzt. Es gibt im Handel verschiedene Typen von Handpumpen, die sicher verstaut auf Fahrt mitgeführt werden können und für den Fall einer Kenterung mit nachfolgendem Wiedereinstieg griffbereit erreichbar sein sollten. Die Förderleistung solcher Lenzpumpen ist deutlich höher als die Entleerung des Bootes mit Schwamm oder Schöpfkelle und damit ein eindeutiger Sicherheitsgewinn. Alternativ dazu bietet sich der Festeinbau einer Lenzpumpe an, die im Regelfall entweder mechanisch mit dem Stemmbock verbunden ist und mit dem Fuß bedient werden kann. Optional wird im Handel auch eine elektrische Lenzpumpe angeboten, die über einen Akku mit Strom versorgt wird und mit einem Tastendruck in Betrieb genommen werden kann. Auch hier sollte sich jeder vor einer Entscheidung über die persönlichen Ansprüche und die technischen Vor- und Nachteile Gedanken machen. Handpumpen sind kompakt und leicht, aber nur bei offener Spritzdecke einsetzbar. Fest installierte Pumpen sind deutlich schwerer (insbesondere die elektrisch angetriebenen), können das Kajak aber auch bei geschlossener Spritzdecke über eine Auslassöffnung an Deck entleeren, was bei Wellengang von großem Vorteil ist.

   

Ausstattung mit Solarpanel

In Zeiten des Gebrauchs von immer mehr elektronischen Geräten auch im Freizeitbereich (Smartphone, GPS, SportTracker etc.) besteht immer auch der Bedarf, diese Geräte mit ausreichend Strom zu versorgen. Dies geht bei Tagestouren sehr gut mit den handelsüblichen Akkus/Powerbank, doch bei längeren Unternehmungen stellt sich schnell die Frage, wie diese während der Fahrt auch ohne Zugriff auf eine abendliche Steckdose wieder geladen werden können.
Mobile Solarpanels sind bereits für erschwingliche Preise im Handel erhältlich und je nach Modell auch entsprechend outdoortauglich ausgelegt. Mit entsprechenden Befestigungen kann man diese z.B. am Gepäcknetz vor der Sitzluke einhängen und dort mit der Powerbank verbinden. Diese Lösung ist allerdings im Regelfall nur angeraten, wenn sichergestellt ist, dass die elektrischen Verbindungen nicht nass werden können. Spätestens wenn trotz Sonnenschein die ersten Wellen das Deck überspülen, sollte diese Ausrüstung in Sicherheit gebracht werden. Als Alternative bietet sich ein fest z.B. auf einem Gepäcklukendeckel installiertes Solarpanel an. Hier kann man die erforderliche Kabelführung/Steckverbindung geschützt unter Deck installieren und eine ggfls. erforderliche weitere Kabelführung in einem Leerrohr unter Deck an die gewünschte Stelle zum wassersicheren Lagerort der Powerbank installieren. Zumindest im Sommerhalbjahr kann bei den zu erwartenden Sonnenstunden damit eine sichere Stromversorgung auch über längere Zeiträume sichergestellt werden.

 

Beleuchtung bei Fahrten in schlechten Sichtverhältnissen

Entsprechend der Binnenschifffahrtsstraßenordnung (BinSchStrO) und der Seeschifffahrtsstraßenordnung (SeeSchStrO) müssen Kleinfahrzeuge von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und bei verminderter Sicht bei Fahrten im Geltungsbereich dieser Ordnungen ein weißes Rundumlicht führen. Die Anforderungen sind in der BinSchStrO definiert: „Ein einzelnes weder mit Maschinenantrieb noch unter Segel fahrendes Kleinfahrzeug muss bei Nacht ein von allen Seiten sichtbares weißes gewöhnliches Licht führen.“ In der Norm EN 14744 wird ergänzend die Tragweite und Helligkeitsgrade der verschiedenen Lichtklassen aufgeführt. Für ein gewöhnliches Licht gilt eine Tragweite von min. 1,85 km und max. 3,70 km sowie ein Helligkeitsgrad von 0,9 cd unter Einsatzbedingungen. In der SeeSchStrO ist für Fahrzeuge unter Ruder (das sind hier auch Kajaks) festgelegt: Es müssen Fahrzeuge unter Ruder eine elektrische Leuchte (z.B. eine leistungsstarke Taschenlampe) oder eine angezündete Laterne mit einem weißen Licht gebrauchsfertig zur Hand haben. Festlegungen zu Tragweite und Helligkeitsgrad sind in der SeeSchStrO nicht enthalten.
Nun sind wir zwar im Regelfall tagsüber bei guten Sichtverhältnissen mit unseren Booten unterwegs, dennoch kann es auch ungeplant vorkommen, dass man mit seiner Fahrt in die Abenddämmerung hineinkommt oder z.B. plötzlich auftauchender Seenebel die Sicht soweit vermindert, dass eine Beleuchtung des Bootes angezeigt ist. Hier sind dem handwerklichen Geschick der Kanuten und Kanutinnen kaum Grenzen gesetzt. Insbesondere in Verbindung mit den heute erhältlichen LED-Lampen, die sowohl sehr leuchtstark als auch stromsparend im Gebrauch sind, ist eine Beleuchtung technisch gut umsetzbar. Interessant ist eher die Frage, wie und wo bringt man die Beleuchtung an, damit sie zum einen die Anforderung an die Sichtbarkeit rundum erfüllt, zum anderen aber den Paddler im Boot nicht blendet. Der Zubehörhandel bietet bereits eine ganze Reihe von LED-Lampen für die Lichterführung am Kajak an, hinsichtlich der Installation mit Sicherstellung der Sichtbarkeit rundum ist aber jeder nach wie vor auf eigene Kreativität angewiesen. Zu beachten ist dabei, dass zum einen eine Sichtbarkeit für die anderen Schiffsführer gewährleistet sein muss, zum anderen soll die Beleuchtung den Kajaker aber auch nicht blenden.

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU SPORT 2/2021:

KANU SPORT 2/2021
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