16. Februar 2023

Kanu-Check - das Boot auf die neue Saison vorbereiten

Foto: Frank Schröer

Der Frühjahrsputz hat hierzulande Tradition. Auch heute ist die Beliebtheit des Frühjahrsputzes ungebrochen. Vieles wird geprüft und gereinigt bevor der Frühling startet. Das Auto, der Garten, ja sogar der PC oder der eigene Körper und Seele – und natürlich der Haushalt. Wie schaut es mit dem Frühjahrscheck am Kanu aus?

Klingt zwar zunächst ungewöhnlich, da ja ein Kanu eine besonders robuste und widerstandsfähige Bauweise hat. Doch genauso selbstverständlich: Wer seinen Besitz pflegt und prüft, der beugt Verschleiß vor und kann sich länger auf sein Boot und das Zubehör verlassen. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es beim Frühjahrscheck ankommt und auf was besonders zu achten ist. Dabei greifen wir auch auf die Erfahrung von Frank Schröer zurück, Geschäftsführer  von Sport Schröer. Seit über 50 Jahren ist das Familienunternehmen Ansprechpartner für Kanu und Outdoor. In der hauseigenen Werkstatt sind dem Händler schon einige Schäden untergekommen, die sich mit ein wenig Pflege hätten vermeiden lassen. „Natürlich gibt es kein „muss“ für die Pflege von Boot und Ausrüstung. Aber der Verschleiß ist natürlich dann höher“, sagt Frank Schröer.


Ein Überblick über das Prüf- und Kontrollrepertoire

FDer passionierte Kanufahrer gibt gerne einen Überblick aus seinem „Prüf- und Kontrollrepertoire“. Natürlich ist die Liste beliebig erweiterbar und vor allem spezifizierbar. Diese Übersicht soll einen ersten Überblick über die möglichen Maßnahmen verschaffen. Im Laufe der Jahre entwickelt jeder Paddler ohnehin seine eigene Checkliste, die exakt auf sein Kanu und seine Ausrüstung abgestimmt ist.
Los geht es beim jährlichen Frühjahrcheck mit dem Boot an sich. Es macht Sinn, das Kanu und die verbauten Komponenten genau unter die Lupe zu nehmen, bevor sie zum ersten Mal in der neuen Saison zu Wasser gelassen wird und direkt zum Einsatz kommen. Viele Reparaturen und Kontrollen lassen sich natürlich auch nach der letzten Fahrt in der alten Saison durchführen. Doch auch falls im Herbst oder im Winter bereits ein Check durchgeführt wurde, ist mindestens eine gründliche Sichtkontrolle vor der ersten Fahrt empfehlenswert. Leichte Schäden können meist mit nur geringem Aufwand ausgebessert werden. Höhere Folgekosten oder sogar Unfälle lassen sich so vermeiden.


Je nach Bootstyp andere Aufgaben

Für eine bessere Übersicht wurden die Kategorien Faltboote, Luftboote und starre Boote (Composite/GFK oder PE) gebildet, da bei der jährlichen Überprüfung hier unterschiedliche Aufgaben anfallen.

 

1. Faltboote

Klassisches Faltboot (Foto: Redaktion)

Holzgerüst:

  • auf Lackschäden durch Sand oder Steine im Bootsrumpf kontrollieren und bei Bedarf mit einem wasserfesten Holzlack nachlackieren. Alle Beschläge kontrollieren und falls nötig ersetzen

Alugerüst:

  • Steckverbindungen auf Gängigkeit überprüfen und gegebenenfalls schmieren

Oberdeck und Außenhaut:

  • Bootshaut auf Beschädigungen prüfen. Scheuerstellen oder kleine Löcher mit Flicken ausbessern
  • Eine Gummi-Außenhaut mit einem Gummipflegemittel behandeln (2x Jährlich)
  • Eine PVC-Außenhaut mit Wasser reinigen
  • Falls das Oberdeck aus Baumwolle ist, bei Bedarf (spätestens bei Undichtigkeit) imprägnieren
       

 

2. Luftboote

Luftboot (Foto: Redaktion)
  • Auf Beschädigungen prüfen und bei Bedarf flicken
  • Alle Ventile prüfen, ggf. Dichtigkeitstest mit Seifenwasser (Luftverlust wird durch Bläschenbildung angezeigt)
  • Bei neuen Luftbooten bei Bedarf die Ventile mit einem Ventilschlüssel nachziehen
  • Gummi-Luftboote mit einem Gummipflegemittel behandeln (2x Jährlich)
  • PVC-Boote mit Wasser reinigen
Ventile mit einem Ventilschlüssel nachziehen Auf Beschädigungen prüfen und gegebenenfalls ausbessern

 

 

3. Starre Boote

 1. Composite Bauweise:

Composite Boot (Foto: Redaktion)
  • Auf Beschädigungen kontrollieren. Je nach Schwere unterscheiden sich die Reparaturmaßnahmen

  • Beschädigungen der Gelcoat-Feinschicht (oft die Farbschicht) müssen mit einem entsprechenden Gelcoat oder einem passenden Schlusslack neu versiegelt werden, um die Wasserdichtigkeit wiederherzustellen und das darunterliegende Gewebe zu schützen.

  • Beschädigungen der tieferen Schichten (Bruch oder Riss im Laminat) vorab mit einem Fachmann abklären. Hier gibt es viele Möglichkeiten wie die Epoxy-Reparatur bei Carbon oder die Polyester-Reparatur bei GFK – und auch Sonderfälle

  • Ein Pflegemittel ist kein Muss, erhält aber langfristig die Optik des Bootes
     

       

     

 2. Polyethylen Boote:

  • Composite Boot (Foto: Redaktion)

    Kontrollieren, ob im Boot tiefe Schnitte sind. An diesen Stellen kann das Material brechen. Welche Reparatur hier die Richtige ist, hängt von der PE-Art und dem Herstellungsverfahren ab.

  • Bei Wildwasser-Kajaks prüfen, ob die Griffe unbeschädigt sind, damit sie im Extremfall auch einer Rettungsaktion standhalten

  • Rundum-Check der Dichtigkeit des Bootes: Verschraubungen kontrollieren und nachziehen, Dichtungen prüfen

  • Pflege: Vom Material her muss man hier nicht viel machen. Bei Lagerung darauf achten, dass das Boot vor Sonne geschützt ist.

An PE-Schnittkanten kann das Material brechen Sind die Griffe intakt für eine Rettungsaktion?

 

 

Wichtig bei Tourenbooten

Steueranlage

  • Wenn sich die Anlage nicht oder nur schwer bedienen lässt, zunächst wieder die Gängigkeit herstellen. Steuer- und Aufholseile auf Scheuerstellen kontrollieren und bei Bedarf ersetzen.

Gummiverspannung

  • Ersetzen, falls sie bereits ausgeleiert sein sollte.

Luken- & Stauraumdeckel

  • Nach der Lagerung im Winter (mit offenem Deckel) prüfen, ob es Risse gibt.

Sitz- & Schenkelstützen, Rückengurt, Sitzanlage

  • Alle Teile auf Festigkeit kontrollieren. Schraubverbindungen auf festen Sitz, Steckschnallen / Ratschen auf Funktion prüfen. Schwergängige Ratschen schmieren.

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 4/2016:

KANU-SPORT 4/2016
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