Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, dass eine Freundesgruppe aus Freude am Wassersport mit ein paar gespendeten Kajaks aus der Hauptstadt Windhoek durch die Lagune an Namibias Atlantikküste paddelte.
Die Jahre gingen wohl auf und ab und mittlerweile ist daraus ein richtiger Sportverein mit großen, sportlichen Ambitionen geworden. Der „Walvis Bay Canoe & Rowing Club“ wurde erst im Jahr 2019 ins Leben gerufen und ist seither erfreulicherweise stetig am Wachsen. Auch Kanu-Polo wird inzwischen dort gespielt. Die Stadt Walvis Bay ist nämlich einer von lediglich zwei Orten im großen, sandigen Namibia, an denen aktuell überhaupt Kanu-Polo gespielt werden kann.
Nach jungen Sitten und Gebräuchen treffen sich mittlerweile 15 begeisterte Paddler und Paddlerinnen am „Walvis Bay Yacht Club“, um gemeinsam im Kajak nach den Regeln des Kanu-Polo an ihre Grenzen zu gehen und sich auszutoben. Zuerst sind die Juniors dran und danach die Seniors. Mit von der Partie sind außerdem die Coaches Dries und Vanessa.
Die 18-jährige Vanessa kommt aus Bruchsal und absolviert derzeit von November 2021 bis September 2022 ihren „weltwärts“-Freiwilligendienst bei der „Namibian Canoe & Rowing Federation“. Sie hat sich persönlich zum Ziel gesetzt, das Kanu-Polospielen als eigenständige Sportart fest in der Stadt zu etablieren und vor allem auch für benachteiligte Kinder aus den Armutsvierteln zugänglich zu machen. Für sie geht es in erster Linie darum, dass Kinder aus ganz unterschiedlichen Lebensverhältnissen mit dem Wasser vertraut werden. Denn, wer’s glaubt oder nicht: Viele können nicht schwimmen und das, obwohl sie den großen Teich direkt vor ihrer Haustür haben. Alles in allem soll ihnen der Teamsport eine wertvolle Freizeitbeschäftigung bieten, die sie auch nachhaltig in ihrer sozialen und persönlichen Entwicklung prägt.
Um für die Kinder überhaupt genügend Boote zur Verfügung zu haben, hat Vanessa gemeinsam mit Coach Dries die ersten Wochen in Namibia zunächst damit verbracht, einige der gespendeten aber bis dahin unbrauchbaren Kajaks „auf Vordermann“ zu bringen. Denn mit einem Kajak, das bereits so abgenutzt ist, dass es überall Löcher hat und sich eher wie ein U-Boot verhält, macht das Polospielen bekanntermaßen keinen so rechten Spaß.
Zusätzlich haben sie einen dritten Trainingstag ergänzt, um die Rolle üben zu können und ein Kanupolofeld mit Seilen und Bojen an der Waterfront aufgebaut. Zwar ohne Tore, aber mit einem begrenzten Feld hat das Spiel an sich trotzdem gleich viel mehr Qualität. Samstags gibt es sogenannte „Open Days“, an denen jeder, der Lust hat, vorbeikommen und das Kajakfahren ausprobieren darf. Der ein oder andere wurde dabei schon vom Paddelfieber gepackt und ist ins Team mit eingestiegen.
Ein bisheriges Highlight war das „Canoeing and Rowing Summer Camp“, das in den Sommerferien (in Deutschland sind es die Weihnachtsferien) veranstaltet wurde und sogar auch interessierte Polospieler aus dem weit entfernten Windhoek anlockte. An vier Tagen voller Spiel und Spaß konnten die Kids ihre Paddelskills ausbauen, und Neulingen bot sich die Chance, in die Sportart hineinzuschnuppern.
Bereits morgens um 8:30 Uhr ging es los. Denn wer hier an der Küste möglichst lange ruhiges Wasser ohne Wind und große Wellen haben möchte, muss eben schweren Herzens aufs Ausschlafen verzichten. Die Kajaks, die mangels besserer Unterstellmöglichkeit aktuell noch in einem privaten Hof gelagert werden, wurden vom Bootsanhänger geladen und am Strand aufgereiht.
Alle packten voller Vorfreude mit an, dann ging das auch ganz schnell. Dazu brauchte jeder noch eine Schwimmweste und ein Paddel und dann konnte es auch schon mit dem Training losgehen. Nach einer Runde Völkerball und Ball Handling an Land als Aufwärmprogramm konnten die Kids es kaum erwarten ins Wasser zu gehen. Am ersten Tag ging es hauptsächlich darum, die praktischen Fähigkeiten der Teilnehmer zu analysieren und alle auf ein gewisses gemeinsames Niveau zu bringen. Während die einen nämlich die Handrolle schon recht gut beherrschten, gruselten sich andere noch vor dem undurchsichtigen Wasser und den Quallen, die überall herumschwammen.
In den folgenden Tagen drehte sich dann alles rund ums Kanu-Polo. So stand die Frage im Raum: Wie macht man einen Tail turn? Wie wirft man einen Ball mit dem Paddel und wann ist es erlaubt, den Gegner ins Wasser zu schubsen? Zur Stärkung zwischendurch gab es zur Freude aller Wurst im Brötchen und natürlich durfte der einfache Spaß im Wasser auch nicht zu kurz kommen. Deshalb bestand eine Aufgabe darin, von Sitzluke zu Sitzluke der umgedrehten Kajaks zu tauchen und dabei so lange wie möglich unter Wasser zu bleiben. Mit dem Plastikkajak von einem ca. 1,50 Meter hohen Steg zu springen war der Gag der Woche schlechthin. Am letzten Tag wurde ein Kanu-Polo-Turnier ausgetragen, bei dem drei Mannschaften mit je sechs Spielern um eine süße Überraschung kämpften und zeigen konnten, was sie schon Neues gelernt hatten. Auch die Eltern wollten sich den Spaß nicht nehmen lassen und kamen gerne zum Anfeuern vorbei. Sogar zufällig vorbeikommende Touristen, die gerade ihre Katamarantour beendet hatten, erkundigten sich interessiert, was das denn für eine außergewöhnliche Sportart sei.
Alles in allem waren es sehr gelungene vier Tage auf dem Wasser. Die Kinder haben neue Freundschaften geschlossen und alle haben große Fortschritte gemacht. Natürlich als Team, aber auch ganz persönliche.
Und weil sie nicht ertrunken sind, leben sie noch heute (zwinker).
Eins ist ganz sicher: das wird nicht das letzte Wassersport-Camp in Walvis Bay gewesen sein, denn es hat bewiesen, wie viel hoffnungsvolles Potential in dem Projekt „Kanupolo in Walvis Bay“ steckt.
Spendenaufruf
Damit das Potential der Kinder in Walvis Bay auch wirklich ausgeschöpft werden kann, ist die finanzielle Unterstützung durch Außenstehende für das Wassersportprojekt unerlässlich. Vor allem dann, wenn talentierten Kindern aus den Townships das Kanupolospielen ermöglicht werden soll, diese aber keinen eigenen Beitrag dazu leisten können. Wer selbst paddelt, weiß, dass dieser Sport sehr kostenintensiv ist. Es wird dringend Geld für neues Equipment, das Material zum Reparieren der Kajaks und zur Vergrößerung des Vereins benötigt.
Wer Vanessa bei der erfolgreichen Umsetzung des Kajakprojekts in Walvis Bay unterstützen möchte, kann gerne auf folgendes Konto überweisen:
Kontoinhaber: ASC Göttingen von 1846 e.V.
IBAN: DE10 2605 0001 0000 1110 62
BIC: NOLADE21GOE
Sparkasse Göttingen
Verwendungszweck: weltwärts-Spende: Berger, Vanessa. Spenderadresse: Straße, Hausnummer, PLZ, Stadt
Der ASC Göttingen stellt postalisch Spendenbescheinigungen aus, wenn die Anschrift im Verwendungszweck angegeben wird.
Über Sachspenden in Form von alten aber noch gebrauchsfähigen Schwimmwesten, Paddel, Spritzdecken und allem anderen, was das Paddlerherz begehrt, freuen wir uns ebenfalls!.
Das bin ich, Vanessa
Ich heiße Vanessa Berger, bin 18 Jahre alt und komme aus Bruchsal. Letztes Jahr habe ich dort mein Abitur gemacht. Jetzt habe ich die einmalige Chance, mit dem ASC Göttingen im Rahmen eines "weltwärts"-Freiwilligendienstes für elf Monate in Namibia zu leben und mich dort in einem Kanupoloprojekt zu engagieren.
Seit ich denken kann dreht sich mein Leben viel um den Sport. Besonders die Leichtathletik, in der ich seit 7 Jahren auch auf Wettkämpfen starte, ist zu einer großen Leidenschaft geworden.
Außerdem war ich bis vor kurzem bei der TSG Bruchsal als Turnerin und Kampfrichterin aktiv.
Ich bin ein absoluter Draußen-Mensch und am liebsten mit dem Nötigsten im Rucksack oder im Wildwasserkajak in den Bergen unterwegs.
Deshalb freue ich mich sehr, mit meinem Sportprojekt einen kleinen Teil zur Bildung der Kinder in Namibia beitragen zu dürfen und meine Leidenschaft dafür mit ihnen zu teilen.
Bei Fragen und Anregungen rund um meinen Freiwilligendienst bin ich gerne per Mail zu erreichen: vane.berger@gmx.de