02. Mai 2024

Kanu und Wohnmobil - Tipps für den Dachtransport

Mit etwas Übung und der passenden Ausrüstung lassen sich Festrumpfboote gut auf das Dach eines Wohnmobils oder Transporters. (Foto: Michael Hennemann)

Viele Campingplätze liegen an Seen, Flüssen oder am Meer. Da bietet es sich doch an, ein Wohnmobil als mobiles Basislager für tolle Kanutouren zu nutzen. Wäre da nur nicht die Herausforderung ein sperriges und nicht gerade leichtes Kajak oder gar einen Canadier auf das über drei Meter hohe Fahrzeug wuchten zu müssen. Wir haben die besten Tipps, damit aus dem Dreamteam Kanu & Wohnmobil kein Alptraum wird.

Von Michael Hennemann

 

Für überzeugte Paddler führt kaum ein Weg am Festrumpfboot vorbei. In der Tat bringen klassische Kajaks und Canadier die besten Vorrausetzungen für maximalen Paddelspaß mit. Sie sind sofort einsatzbereit, sehr robust und schnell. Nachteil: Neben dem hohen Platzbedarf für die Lagerung gestaltet sich auch der Transport von und zum Wasser recht aufwändig.
Das gilt insbesondere dann, wenn ein Kanu auf dem Wohnmobil mitfahren soll, und zwar nicht nur wegen der ausufernden Höhe, sondern auch, weil der Platz auf den Dächern von Campingfahrzeugen oftmals durch Dachluken und Aufbauten wie Solarpanele und/oder Satellitenantennen eingeschränkt wird.
Analog zu Wohnwagenfahrern, bei denen Kanus wie gewohnt mit Hilfe eines Dachträgers auf dem Zugfahrzeug mitfahren, könnten sich Wohnmobilbesitzer nach einem Bootstrailer umschauen. Der setzt aber eine Anhängerkupplung am Wohnmobilheck ebenso voraus, wie einen „alten“ Führerschein der Klasse 3 oder mindestens die Führerschein-Erweiterung B96 für alle diejenigen, die ihren Führerschein nach 1999 gemacht haben. Von den Nachteilen eines sperrigen Wohnmobil-Anhänger-Gespanns beim Rangieren auf einer engen Campingplatzparzelle einmal ganz zu schweigen.


Es müssen andere Lösungen her...

Beste Voraussetzungen für den Kanutransport auf dem Fahrzeugdach bringen kleinere Campingfahrzeuge wie Campingbusse oder Kastenwagen mit, deren serienmäßigen Hochdächer in der Regel mit Aufnahmepunkten zur Montage eines Dachträgers ausgestattet sind.
Auf dem können dann problemlos Querholme und die vom Kanutransport auf dem PKW-Dach bekannten Hilfsmittel angebracht werden, z.B. Ovalbügel oder Senkrechtstützen, um mehrere Boote hochkant nebeneinander unterzubringen oder eine Bootsmulde, in der  empfindliche Boote mit dem Kiel nach unten transportiert werden können.
Bei den aufstellbaren Schlafdächern von Campingbussen ist, wie auch bei den meisten aktuellen Wohnmobilen, keine Montage eines Dachträgers vorgesehen. Hier hilft nur das Nachrüsten einer Dachreling aus dem Zubehörhandel, die auf das GFK-Dach geschraubt oder geklebt wird.

 

Es geht aufwärts

Mit dem Dachträger oben auf dem Fahrzeug ist es aber noch nicht getan, denn das eigentliche Problem besteht darin, das schwere und sperrige Kanu dort unfallfrei hinaufzubekommen. Zur Veranschaulichung: Statt auf eine Höhe von nur knapp 1,50 m bei einem Mittelklasse-Kombi wie dem VW Passat müssen die Boote je nach Wohnmobiltyp um einiges höher gestemmt werden, nämlich auf 2,58 m bei einem typischen Kastenwagen auf Basis eines Fiat Ducatos bzw. sogar 2,91 m bei einem Teilintegrierten wie z.B. dem beliebten Weinsberg Pepper. Bei einem Alkovenmobil wie dem Activa One von Eura Mobil sind es sogar stattliche 3,15 m.
Eine entsprechende (Teleskop-)Leiter ist daher in jedem Fall unabdingbar. Zusätzlich unbedingt beim Hersteller darüber informieren, inwieweit das Fahrzeugdach überhaupt begangen werden darf. Gegebenenfalls lassen sich Riffelbleche nachrüsten, damit die empfindliche Dachkonstruktion nicht durch die punktuelle Spitzenbelastung beim Herumturnen auf dem Oberstübchen beschädigt wird.


Schwere Kanus leichter laden

Wie aber kommt das Kanu denn nun auf das hohe Wohnmobildach? Der bei PKWs oft genutzte Ansatz, das Boot mit zwei Personen vorne und hinten anzuheben und dann seitlich auf den Dachträger zu verfrachten, funktioniert allenfalls bei großen Personen und Campingbussen. Bei höheren Fahrzeugen dagegen stellt man das Kanu zunächst hochkant am Heck auf und zieht es dann über den hinteren Holm nach oben aufs Dach. Das geht zur Not und mit etwas Übung sogar solo, einfacher wird es aber natürlich, wenn eine zweite Person von unten schiebend unterstützt. Zum Glück finden sich im Fachhandel verschiedene Hilfsmittel, um sich den Kraftakt beim Verladen des Kanus etwas zu erleichtern. Dabei lassen sich grundsätzliche drei unterschiedliche Funktionsweisen unterscheiden:

  1. Eine angesichts der oben vorgestellten Verladetechnik naheliegende Lösung ist eine Laderolle auf der Rückseite des Dachträgers. So lassen sich selbst sperrige und schwere Canadier relativ problemlos auf das Dach schieben und das Risiko von Lackschäden wird minimiert.
  2. Eine Alternative für flachere Freizeitfahrzeuge wie Campingbusse oder Kastenwagen stellen ausziehbare Querträger oder seitlich ansteckbare Ladehilfen für den Dachträger dar. So kann Bug oder Heck des Kanus zunächst dort abgelegt und mit einem Seil gegen Absturz gesichert werden. Anschließend wird die andere Bootshälfte angehoben und auf den Dachträger gelegt. Nun muss nur noch der auf der Ladehilfe aufliegende Bootsteil seitlich auf den Dachträger verschoben und die Ladehilfe je nach Modell entweder eingeschoben oder abgenommen werden. Da zu keiner Zeit das volle Gewicht in die Höhe gestemmt werden muss, lassen sich so selbst schwerere Boote von nur einer Person aufs Dach bugsieren.
  3. Mit Abstand am luxuriösesten, aber natürlich auch besonders kostspielig, sind sogenannte Hublift-Systeme. Dabei wird der komplette Dachträger auf die Fahrzeugseite heruntergeklappt und die Boote können ganz bequem auf Brusthöhe verladen und befestigt werden. Abschließend wird dann der Dachträger samt Boot(en) als Ganzes nach oben auf das Dach geklappt, wo er nur noch fixiert zu werden braucht.

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 5/2022:

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