Von Michael Hennemann
Für überzeugte Paddler führt kaum ein Weg am Festrumpfboot vorbei. In der Tat bringen klassische Kajaks und Canadier die besten Vorrausetzungen für maximalen Paddelspaß mit. Sie sind sofort einsatzbereit, sehr robust und schnell. Nachteil: Neben dem hohen Platzbedarf für die Lagerung gestaltet sich auch der Transport von und zum Wasser recht aufwändig.
Das gilt insbesondere dann, wenn ein Kanu auf dem Wohnmobil mitfahren soll, und zwar nicht nur wegen der ausufernden Höhe, sondern auch, weil der Platz auf den Dächern von Campingfahrzeugen oftmals durch Dachluken und Aufbauten wie Solarpanele und/oder Satellitenantennen eingeschränkt wird.
Analog zu Wohnwagenfahrern, bei denen Kanus wie gewohnt mit Hilfe eines Dachträgers auf dem Zugfahrzeug mitfahren, könnten sich Wohnmobilbesitzer nach einem Bootstrailer umschauen. Der setzt aber eine Anhängerkupplung am Wohnmobilheck ebenso voraus, wie einen „alten“ Führerschein der Klasse 3 oder mindestens die Führerschein-Erweiterung B96 für alle diejenigen, die ihren Führerschein nach 1999 gemacht haben. Von den Nachteilen eines sperrigen Wohnmobil-Anhänger-Gespanns beim Rangieren auf einer engen Campingplatzparzelle einmal ganz zu schweigen.
Beste Voraussetzungen für den Kanutransport auf dem Fahrzeugdach bringen kleinere Campingfahrzeuge wie Campingbusse oder Kastenwagen mit, deren serienmäßigen Hochdächer in der Regel mit Aufnahmepunkten zur Montage eines Dachträgers ausgestattet sind.
Auf dem können dann problemlos Querholme und die vom Kanutransport auf dem PKW-Dach bekannten Hilfsmittel angebracht werden, z.B. Ovalbügel oder Senkrechtstützen, um mehrere Boote hochkant nebeneinander unterzubringen oder eine Bootsmulde, in der empfindliche Boote mit dem Kiel nach unten transportiert werden können.
Bei den aufstellbaren Schlafdächern von Campingbussen ist, wie auch bei den meisten aktuellen Wohnmobilen, keine Montage eines Dachträgers vorgesehen. Hier hilft nur das Nachrüsten einer Dachreling aus dem Zubehörhandel, die auf das GFK-Dach geschraubt oder geklebt wird.
Mit dem Dachträger oben auf dem Fahrzeug ist es aber noch nicht getan, denn das eigentliche Problem besteht darin, das schwere und sperrige Kanu dort unfallfrei hinaufzubekommen. Zur Veranschaulichung: Statt auf eine Höhe von nur knapp 1,50 m bei einem Mittelklasse-Kombi wie dem VW Passat müssen die Boote je nach Wohnmobiltyp um einiges höher gestemmt werden, nämlich auf 2,58 m bei einem typischen Kastenwagen auf Basis eines Fiat Ducatos bzw. sogar 2,91 m bei einem Teilintegrierten wie z.B. dem beliebten Weinsberg Pepper. Bei einem Alkovenmobil wie dem Activa One von Eura Mobil sind es sogar stattliche 3,15 m.
Eine entsprechende (Teleskop-)Leiter ist daher in jedem Fall unabdingbar. Zusätzlich unbedingt beim Hersteller darüber informieren, inwieweit das Fahrzeugdach überhaupt begangen werden darf. Gegebenenfalls lassen sich Riffelbleche nachrüsten, damit die empfindliche Dachkonstruktion nicht durch die punktuelle Spitzenbelastung beim Herumturnen auf dem Oberstübchen beschädigt wird.
Wie aber kommt das Kanu denn nun auf das hohe Wohnmobildach? Der bei PKWs oft genutzte Ansatz, das Boot mit zwei Personen vorne und hinten anzuheben und dann seitlich auf den Dachträger zu verfrachten, funktioniert allenfalls bei großen Personen und Campingbussen. Bei höheren Fahrzeugen dagegen stellt man das Kanu zunächst hochkant am Heck auf und zieht es dann über den hinteren Holm nach oben aufs Dach. Das geht zur Not und mit etwas Übung sogar solo, einfacher wird es aber natürlich, wenn eine zweite Person von unten schiebend unterstützt. Zum Glück finden sich im Fachhandel verschiedene Hilfsmittel, um sich den Kraftakt beim Verladen des Kanus etwas zu erleichtern. Dabei lassen sich grundsätzliche drei unterschiedliche Funktionsweisen unterscheiden:
KANU-SPORT 5/2022 |