06. Juli 2023

Kanuvereine im Blick: Bremer Kanu-Wanderer e.V.

Das schöne Vereinsheim an der Weser lädt jeden Donnerstag Mitglieder und Interessierte zum Paddeln ein. (Foto: Bremer Kanu-Wanderer e.V.)

Kanuvereine sind vielfältig in ihrer Struktur, ihren Zielen und ihren Aktivitäten. Deshalb stellen wir in loser Folge Kanuvereine und seine Mitglieder in den Fokus. Bei den Bremer Kanu-Wanderer e.V. ist viel los - und die Hansestädter wollen dafür sorgen, dass das auch so bleibt.

BKW Jugend nach dem Training
(Foto: Bremer Kanu-Wanderer)

Bei den Bremer Kanu-Wanderern ist einiges los. In den Sommermonaten beteiligt sich seit 2010 die BKW-Jugend „Piranhas“ an dem Projekt „Ferien in Bremen“. Bei einem abwechslungsreichen Programm lernen Einsteiger den Kanusport kennen, paddeln in verschiedenen Booten und erlernen dabei das Paddeln. Dabei kommt natürlich der Spaß nicht zu kurz, denn es werden viele Spiele auf dem Wasser gespielt und wenn die Wassertemperaturen es erlauben, wird auch gebadet.
Das findet alles neben den „gewöhnlichen“ Veranstaltungen statt - wie viele nahe und ferne Wanderfahrten, dem wöchentlichen Feierabendpaddeln und Schnupperpaddeln für Gäste in Kajak, Canadier oder SUP sowie vielfältigen Aus- und Fortbildungen für Kajak und Canadier. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum ist eigentlich bei den Bremern so viel los?

   


Das Vereinleben steht auf vier Säulen

Die Aller ist eines der schönen Heimreviere der Bremer Kanu-Wanderer

„Unser Vereinsleben steht auf vier Säulen“, beschreibt Elke Grunwald, Ausbildungsleiterin des Landes Kanu Verbandes Bremen und verantwortlich für die Jugendarbeit beim Bremer Kanu-Wanderer e.V. Da wäre zum einen ‚der Donnerstag‘. Dieser Tag hat bei den Paddlern der norddeutschen Hansestadt mittlerweile Tradition. „Das ist unser Vereinsabend, den wir vor einigen Jahren fest eingeführt haben. Die Türen unseres Bootshauses an der Weser stehen dann immer für Mitglieder, Interessierte und Übungsleiter offen. Das wissen mittlerweile alle der Bremer Kanu-Wanderer und so ist immer einiges los. Wenn so viele Paddler zusammentreffen, hat mindestens einer eine Idee für eine gemeinsame Unternehmung.“ Außerdem haben an dem Tag Neulinge die Möglichkeit die unterschiedlichen Kanusportarten unterd qualifizierter Betreuung von Übungsleitern zu testen. Bei diesem Schnupperpaddeln wird dann gelegentlich der eine oder andere vom Paddelvirus infiziert, der dann natürlich herzlich eingeladen wird, neues Mitglied bei den Bremer Kanu-Wanderern zu werden.

"Den Übungsleiter machen bei uns viele Mitglieder zunächst einmal nur für sich selber."

Dieser Vereinstag an dem schönen Bootshaus an der Weser bedeutet natürlich Arbeit. Gerade um die Neulinge muss sich jemand kümmern. Der regelmäßige Donnerstag funktioniert auch deshalb so gut, weil es bei den Bremer Kanu-Wanderern sehr viele Übungsleiter und Assistenten gibt. Die aktive Weiterbildung der eigenen Mitglieder zu Übungsleitern, Assistenten oder Fahrtenleitern ist die zweite wichtige Säule der Bremer. Allein zehn aktive Übungsleiter stehen für Kurse bereit, wodurch sich die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. „Den Übungsleiter machen bei uns viele Mitglieder zunächst einmal nur für sich selber. Über diese Qualifizierung kommen sie in ihrer Erfahrung und in ihrer Paddeltechnik einen großen Schritt weiter. Wenn es dann darum geht, dass sie ihr Wissen für den Verein einsetzen, dann gibt es bei uns die Möglichkeit, dass sie zunächst beispielsweise nur für ein Wochenende einen Kurs übernehmen oder nur gelegentlich bei Schulungen assistieren. Das macht es leichter Helfer zu finden, da der Aufwand hier überschaubar ist.“ Dabei ist Elke Grunwald aufgefallen: „Als wir das Stand Up Paddling mit in das Vereinsangebot aufgenommen haben, ist unseren Mitglieder ordentlich Bewegung hereingekommen. Viele sind motiviert, hier anderen ebenfalls auf das Board zu helfen. Die Hemmschwelle hier bei Kursen zu assistieren, da viele neu in das SUP-Thema einsteigen. Hier fürchtet niemand sich ‚vor einem alten Hasen zu blamieren‘.“ Dabei freuen sich bei den Bremer Kanu-Wanderer alle – natürlich auch die erfahrenen Paddler wie Elke Grunwald selbst – über jeden einzelnen Helfer. Egal ob Übungsleiter oder „gewöhnlicher Paddler“, der sich mit Unterstützung der Bremer das nötige Know-how angeeignet hat, um bei den Kursen unterstützen zu können.

Auch Wildwasser wird bei den Bremer Kanu-Wanderern gefahren und geschult.

Das sehr breit gefächerte Kursangebot ist nämlich die dritte wichtige Säule bei dem Verein. „Wir bieten sowohl für Einsteiger als auch Erfahrene eine Vielzahl an Kurse, die nicht nur den Vereinsmitgliedern vorbehalten sind, sondern auch externe Nichtmitglieder ansprechen sollen. Wir schaffen ein attraktives Programm für unsere Mitglieder und machen uns gleichzeitig interessant für junge und alte Paddelneulinge, die uns erst kennen lernen wollen.“ Hier sind Übungsleiter oder Kanulehrer gefragt. „Wir setzen uns bereits im September zusammen und beraten, wer was im kommenden Jahr anbieten möchte“, berichtet Elke Grunwald. Dabei gilt die Maxime – alles ist möglich. „Wenn sich jemand Gedanken zu dem Thema einer Fahrt oder eines Kurses macht und sich bereits Gedanken macht wie sich die Idee umsetzen lässt, dann ist die Idee immer willkommen. Egal welche Kanusportart und welche Zielgruppe.“ Dadurch kann sich jeder mit seinem Kurs identifizieren und hat einfach Lust „seine Idee und seine Inhalte“ an Kursteilnehmer zu vermitteln. Der Ansatz kommt gut an – wer im kommenden Jahr ein Paddelangebot verwirklichen möchte, muss sich bei den Bremern beeilen. „Bei den beliebten längeren Wochenenden müssen wir uns gut organisieren, damit wir genügend Boote und Material anbieten können.“ Doch gerade die Idee, dass jeder sein persönliches Spezialthema als Kurs oder Programm ausschreiben kann, birgt natürlich ein Risiko. „Nicht jedes Thema interessiert die breite Masse der Vereinsmitglieder“, sagt Elke Grunwald und spricht aus eigener Erfahrung. Aber die Kanu-Wanderer sind hier kreativ, um dennoch dieses breite Kursprogramm auf die Beine zu stellen. „Wir arbeiten eng mit dem Landeskanuverband und mit anderen Vereinen in Bremen zusammen. Über einen Verteiler stehen wir mit anderen Vereinen in engem Kontakt und tauschen uns über Kursangebote aus. Wenn wir für ein Thema wenig Interessenten finden, dann schauen wir über unseren ‚Vereinstellerrand hinaus‘ und bieten auch anderen Vereinen an teilzunehmen. So finden wir fast immer genügend Teilnehmer.“ Andererseits können die eigenen Mitglieder auch bei anderen Vereinen Angebote nutzen. Wer wo paddelt, ist hier sekundär.

„Kanufahren ist lebenslanges Lernen“, Wer die eigene Technik stets weiter verbessert, der hat auch im hohen Alter Spaß am Paddeln.“

Dabei geht es den Bremer Kanu-Wanderer bei ihren Kanukursen um weit mehr als darum die eigenen Mitglieder „zu bespaßen“.  „Kanufahren ist lebenslanges Lernen“, sagt Elke Grunwald. „Wer die eigene Technik stets weiter verbessert, der hat auch im hohen Alter Spaß am Paddeln.“ Außerdem sind Kurse eine regelmäßige neue Motivation um sich ins Kanu zu setzen. Die Motivation für die Kursteilnahme kommt zum einen durch das Angebot wodurch jedes Mitglied genau den Kurs finden kann, den es persönlich interessiert. Zum anderen tun die Übungsleiter einiges um das notwendige Techniktraining und die Theorie abwechslungsreich zu „verpacken“. Elke Grunwald hat da einige Tipps: „Für meinen Kurs „Einführung in das Seekajakfahren“, den ich über den LKV angeboten habe, habe ich eine Abschlussfahrt auf die Nordsee angeboten. Für die Anmeldung war die Tour allein Anreiz genug“, schmunzelt die Trainerin. „Dann habe ich darauf geachtet, dass die Teilnehmer als Gruppe zusammenwachsen. Über persönliches Kennenlernen und verbindliche Teilnahmen bei den Terminen. Immerhin sind wir kein Fitnessstudio, wo man unpersönlich kommt oder geht.“ Die Theorie selber darf dabei nicht zu technisch werden, immerhin ist es für jeden Teilnehmer die persönliche Freizeitgestaltung. „Anstatt eine Technik zu beschreiben, sollen die Paddler sie selber ausprobieren. Beispielsweise indem sie aufeinander zufahren und im letzten Augenblick rechts oder links ausweichen. Oder über einen Stoppschlag nach Pfiff.“

Mehr Wissen und Erfahrung macht die Paddler aktiver

Bei Vereinsfahrten kann jeder anbieten, worauf er Lust hat. Und so geht es beispielsweise mit Jugendlichen nach Spiekeroog.

m Ergebnis haben die Übungsleiter der Bremer Kanu-Wanderer das Ziel, dass die Teilnehmer vor allem Sicherheit gewinnen – und gleichzeitig Respekt vor der Kraft des Wassers haben. Dadurch trauen diese sich auch mehr zu – zum Beispiel auch einmal selber eine Fahrt zu führen. Elke Grunwald: „Wir versuchen, unseren Mitgliedern das nötige Know-how für eigene Touren mitzugeben und sie zu befähigen, als Tourenleitung zu fungieren.“ Die Bremer haben damit über zahlreiche gut vorbereitete Personen eine gute Basis für die starke vierte Säule des Vereins gebildet: den zahlreichen Wanderfahrten. Es ist simpel: Je mehr Leute das theoretische und praktische Rüstzeug für eine Tourenplanung haben, desto mehr organisierte Touren kann der Verein anbieten. Dabei zeigt sich die Vereinsführung erneut entspannt: Jeder kann anbieten was er Lust hat. Es gibt sogar ein Online-Formular, damit man bequem einen Tourenvorschlag einreichen kann. Dadurch ist von „Frauenfahrt“ über „Canadiertage“ bis hin zu klassischen Veranstaltungen wie der Tidenrallye immer viel los. Und das ist schließlich das gemeinsame Ziel der rund 200 Mitglieder der Bremer-Kanu-Wanderer. Dass an „ihrem“ Bootshaus oft die Türen offenstehen und sich fast immer jemand für eine gemeinsame Paddeltour findet. 

   

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 8/2018:

KANU-SPORT 8/2018
Weitere Infos zum Heft
und Online-Bestellung

 

 



Letzte News