15. Juli 2021

Kaufberatung SUP-Paddel

Paddel Starboard (Quelle: Starboard Deutschland)

Das Paddel ist der Motor eines SUP und muss zum Paddler passen wie der Topf auf den Deckel. Oder wie Länge, Blattform und Material zum Paddelstil. Eliane Droemer hat sich mit Carsten Kurmis unterhalten und nennt wichtige Tipps für den Paddelkauf.

Eliane Droemer: Du hast viel Kontakt zu Profipaddlern, aber auch zu Shops und Stationen. Angenommen ich bin Einsteiger und will zunächst nicht zu viel für ein Paddel ausgeben, worauf kann ich dennoch achten?
Carsten Kurmis: Auch als Einsteiger ist die Wahl des Paddels eine der wichtigsten Entscheidungen. Gewicht, Material sowie Blattform entscheiden, ob es wirklich Spaß macht und die Möglichkeit bietet, eine gute Paddeltechnik zu erlernen. Konkret: Das Paddel sollte keinen Aluschaft haben. Aluminium ist ein totes Material ohne Flex, ohne Response, dabei schwer und steif, was nicht gut für die Muskeln und Knochen ist. Also besser einen längenverstellbaren Schaft aus Fiberglas. Diese Paddel haben einen harmonischen Flex, sind wesentlich leichter und gehen nicht unter wie die Alupaddel. Wer SUP als Sport nutzt, kann sich schon an Paddel orientieren, die einen Schaft mit Carbonanteil haben.


Eliane Droemer: Das heißt, wieviel Euro sollte ich für ein Paddel mindestens einplanen?
Carsten Kurmis: Für Paddel aus Fiberglas-Spritzguss ab 90 Euro und je mehr Anteil an qualitativem Carbon – denn hier gibt es Unterschiede – enthalten ist, umso leichter und umso teurer wird es.


Eliane Droemer: Zum Thema Carbon kommen wir gleich, zunächst noch die Frage, wie lassen sich Qualitätsunterschiede schnell feststellen?
Carsten Kurmis: Neben dem Gewicht und dem genannten Schaftmaterial ist die Form des Blattes sehr wichtig. Sie entscheidet darüber, ob das Paddel sich leicht und effizient paddeln lässt. Denn die Form des Blattes ist sehr wichtig für den Strömungsverlauf. Die Beratung im Fachhandel ist hier sehr wichtig.

 

Eliane Droemer: Auch unter den effizienten Blattformen gibt es Unterschiede. Was hat es damit auf sich?
Carsten Kurmis: Touring oder Race Paddelblätter sind für jede Phase des Paddelschlags im Geradeauslauf optimiert und bieten einen sehr effizienten Vortrieb. Das bedeutet, sie sind schmaler angelegt, wodurch das Eintauchen (Catch) mit weniger Fläche in der Spitze „leiser“ und effektiver möglich ist, ebenso wie das Herausholen (Release). Für die volle Leistung sollte das Blatt komplett unter Wasser getaucht sein. Ein Paddelblatt mit der klassischen Tropfenform und Allrounder Eigenschaften ermöglicht einen Mix aus gutem Vortrieb und guter Manövrierfähigkeit. Hier erreicht das Blatt schon einen Effekt, wenn es nur zu einem Drittel eingetaucht wird. Daher ist diese Blattform auch anfängerfreundlicher.


Eliane Droemer: Wenn ich schon eine Weile Stand-Up-Paddling betreibe, welche Fragen sollte ich mir stellen, wenn ich EIN Paddel für alles kaufen möchte, also See, leichtes Fließgewässer und den Urlaub.
Carsten Kurmis: Vor dem Kauf des Paddels, wie auch beim Board frage ich mich: Was mache ich am meisten, also wo und wie paddel ich und wo kann ich Abstriche machen. Zudem: Nutze ich es allein oder mehrere Personen.
Ein zweiteiliges Paddel mit den genannten Qualitätsmerkmalen und einem Blatt in Tropfenform ist sicher die universale Lösung für verschiedene Einsatzbereiche und Paddler. Wenn ich zu 80 % auf Seen Touren unternehme und mein Paddel allein nutze, ist ein fixes, einteiliges Touring Paddel passend. Diese Paddel haben das geringste Gewicht und beim Seitenwechsel „fließt“ der Schaft ohne störende Klemme durch die Hand. Das kommt jedoch nur in Frage, wenn man seine fixe Länge herausgefunden hat und bei einer Disziplin bleibt. Ein dreiteiliges Paddel wähle ich, wenn es für einen kompakten Transport nötig ist, wie beim Fliegen oder auf dem Fahrrad.


Eliane Droemer: Wenn auf einem Paddel „Carbon“ steht, kann ich automatisch davon ausgehen, dass es leicht und gut ist?
Carsten Kurmis: Von der Angabe „Carbon“ sollte man sich nicht blenden lassen. Es gibt Qualitätsunterschiede beim Material und der Verarbeitung. Ein schlechtes Carbonpaddel kann schwerer sein als ein gutes Fiberglaspaddel. Wichtige ist, zunächst Gewicht und Preis zu vergleichen, die Blattform zu beachten und sich im Fachhandel beraten zu lassen.
Vollcarbon bedeutet übrigens nicht maximal steif. Bei Starboard haben wir 100 % Carbon Paddelschäfte in fünf verschiedenen Steifigkeiten je nachdem wie die Faser gelegt sind und wieviele Lagen. Egal ob Vollcarbon und Carbonanteilig – der Flex hängt also auch davon ab, ob das Carbon unidirektional, biaxial oder triaxial verlegt ist und in welchem Winkel.
Carbon muss mit Harz getränkt werden und auch hier gibt es Unterschiede, wieviel Harz verwendet wird und welcher. Bei den Starboard Prepreg Paddeln, wird der Mantel des Schafts mit Bio-Harz getränkt und dann wieder rausgepresst, wodurch ein minimaler Anteil Harz erforderlich ist. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Gewicht, entsprechend ist dieses Verfahren aufwendiger und teurer.
Der Kantenschutz ist wichtig, er muss jedoch nicht nur außen sichtbar sein. Bei qualitativen Paddelblättern ist zum Beispiel sehr hochwertiges Carbon eingespritzt um zur Kante hin die Steifigkeit zu erhöhen. Je dicker ein Schaft ist, um so anstrengender für die Unterarm-Muskulatur. Daher gibt es verschiedene Durchmesser und auch Formen. Der Vorteil von einem ovalen Schaft ist, dass man immer die Ausrichtung des Paddelblatts fühlt. Die Schaftform ist ebenso wie die Form des Griffs aber auch Geschmackssache.

 

 

 

Gewichtsfrage

  • Günstige Paddel → rund 100 Euro, zweiteilig, teilweise mehr als 900gr
  • Mittelklasse-Paddel → rund 150 bis 250 Euro, zweiteilig um die 700gr
  • Beispiel: Material Starboard Prepreg Carbon → 399 Euro, ab 383gr

 

Bei rund 2.000 Paddelschlägen pro Stunde ist schon ein kleiner Gewichtsunterschied für jeden spürbar und beeinflusst deutlich den Paddelspaß.

 

Weitere Infos unter: Star Board Deutschland

 

 


 


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