13. Juli 2023

Kaufberatung Seekajak

Seekajaks werden immer beliebter und die Auswahl wird immer größer (Foto: Prijon)

Es gibt eine Vielzahl von Modellen in den unterschiedlichsten Materialien und Ausstattungsvarianten am Markt. Hier auf Kurs zu bleiben, ist gar nicht so einfach, doch wer weiß, wohin das Kajak ihn führen soll, dem fällt es leichter die Orientierung zu wahren. Hersteller Toni Prijon stellt mit seinem Kriterienkatalog für Seekajaks quasi Karte und Kompass für die nächste Testfahrt bereit.


1. Materialien

Es gibt zwei Materialgruppen; in denen Seekajaks hergestellt werden.
 

1. Thermoplastboote

Bei den Thermoplastbooten gibt es zwei Arten,  Polyethylen und ABS-Boote.

  • Polyethylenboote sind die robustesten am Markt. Wenn man Wert auf Langlebigkeit und Robustheit legt ist man hier richtig. Auch die Wahl der Gewässer sollte in die Kaufentscheidung einfließen. Wenn man viel in steinigen Regionen unterwegs ist, sind Polyethylenboote einfacher zu handeln. Man kann mit Gepäck an steinigen Ufern ein- und aussteigen, was auch ein Anlanden mit Brandungswellen einfacher macht. Nachteilig kann das etwas höhere Gewicht sein, was sich hauptsächlich beim Be-und Entladen des Autos bemerkbar macht. Reparieren ist bei diesen Booten fast nie ein Thema, und wenn doch, kann man sie mit etwas Geschick mit Thermoplaststücken heisschweissen.
  • Eine weitere Art von Thermoplast ist ABS (=Acrylnitril-Butadien-Styrol), und verhältnismäßig schlagfester Kunststoff. ABS Boote sind etwas empfindlicher als Polyethylenboote dafür sind sie deutlich leichter. Auch diese Boote lassen sich wie Duroplastboote im Schadensfall reparieren.
     

2. Duoplastboote

Hier gibt es eine Vielzahl von verschieden Materialauswahlen.

  • Es gibt die Glasfaserboote, die im Nasslaminatverfahren hergestellt sind. Diese Boote sind in der Regel etwas  preisgünstiger als die Thermoplastboote und sollten dann in die Auswahl gelangen, wenn man sich hauptsächlich in Gewässern bewegt, wo ein einfacher Zustieg (Sandstrände …) möglich ist.
  • Die nächsthochwertigern Glasfaserboote werden als Vakuuminjektionsmodelle angeboten, hier kommen diverse Verstärkungsschäume zum Einsatz. Diese machen das Boot leichter und steifer, oft aber auch empflindlich gegen Steinberührungen.
  • Die Highendversionen im Duroplastbereich sind diverse Modelle aus Kohlefaser oder/und Aramidfaserverstärkungen. Diese Boote sind robuster als die Glasfaserboote und auch deutlich leichter. Auch hier sollte man scharfe Steinberührungen vermeiden.

Generell kann man aber alle Arten von Duroplastboote mit etwas Geschick im Schadensfall gut reparieren.


2. Bootsformen


Generell haben alle Seekajaks ihr Hauptvolumen in der Mitte und lange schlanke Bootsenden. Diese Form erleichtert ein Durchschneiden von Wellen. Ein hochgezogener Bug erleichtert auch hier das Durchschneiden von Wellen. Dann gilt: Je schmäler desto schneller aber auch kippeliger, hier sollte man seine Fähigkeiten richtig einschätzen. Es gibt hier Rundspant, V-Spant und Gemischtspantboote im Angebot. Über diese Spantenformen kann man seitenlange Abhandlungen nachlesen.
Letztendlich entscheidet das persönliche Wohlbefinden darüber, für welche Bootsform man sich entscheidet.

 

3. Ausstattungsvarianten

  • Es sollten alle Seekajaks mit mindestens zwei Abschottungen ausgestattet sein.
    Diese dienen zum einem als sicherer Auftrieb im Kenterungsfall und als Gepäckraum. Es gibt auch Varianten mit einer dritten Abschottung, die sich direkt hinter dem Cockpit befindet. Diese wird über eine kleine Luke erreicht. Der Vorteil dieser dritten Abschottung ist die Zugänglichkeit auf offener See, ohne an Sicherheit einzubüßen.
  • Eine Rundumleine sollte obligatorisch sein, dort kann man sich in einem Kenterungsfall einhalten und sie dient auch zu diversen Wiedereinstiegstechniken.
    Wenn man Touren mit viel Gepäck unternehmen möchte, sollte man auf diverese Befestigungsmöglichkeiten auf dem Deck achten. Es gibt hier Gummileinen und Netze im Angebot. Bei Gummileinen lassen sich größere Gepäckstücke unterbringen, bei Netzen hat auch die Sonnencreme einen sicheren Platz.
     


Generell gilt: So wenig wie möglich auf dem Deck befestigen, es erhöht den Schwerpunkt und die Windanfälligkeit. Eine Paddeljacke, die im Bedarfsfall schnell angezogen werden kann ist meist ausreichend.
 


 

  • Sehr praktisch ist eine kleine Tagesluke die sich vor dem Cockpit befindet, hier kann man praktische Sachen wie Smartphone, Sonnenbrille… leicht zugänglich unterbringen.
  • Dann gibt es noch praktische Befestigungen, um ein teilbares Reservepaddel unterbringen zu können.
    Diese befinden sich meist im Heckbereich. Auch Vorrichtungen um ein Paddel für den Wiedereinstieg zu befestigen sind oft von Vorteil, wenn man die Wiedereinstiegstechniken beherrscht. Es gibt auch diverse Modelle, die über eine Treidelleine verfügen, das kann ganz praktisch sein, wenn man sein Boot mal kurz an einen Steg befestigen möchte.
  • Sitzanlagen – Es gibt diverse Sitzanlagen im Angebot.
    Hier sollte man darauf achten, dass der Sitz trimmbar ist, besonders wenn man Gepäcktouren unternehmen möchte. Ein bequemer Sitz und eine verstellbare Rückenlehne finden in den meisten Modellen Eingang.
    Auch ein fester Sitz der Schenkelstütze sollte Beachtung finden, wenn man sich in wilder See bewegen möchte.
    Letzlich gibt es noch die Möglichkeit zwischen Steuer und Skeg zu wählen.
    • Ein Steuer ist einfacher mit den  eingebauten Fußpedalen zu bedienen, man kann hier leichter engere Manöver machen und ist für den nicht so versierten Seekajaker oft leichter zu handhaben.
    • Ein Skeg wird über eine Schiebevorrichtung nahe am Cockpit bedient, es hält die Richtung, die man vorgeben hat, auch bei starken Wind verlässlich ein. Skegboote sind oft an Booten mit mehr Kielsprung zu finden, diese lassen sich hervorragend zum Surfen in Wellen verwenden, wenn das Skeg eingezogen ist.

 


 

 


 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 8/2018:

KANU-SPORT 8/2018
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