01. Februar 2024

Leitfaden für Vereine zum Ehrenamtsmanagement: Freiwillige gewinnen und begeistern

Das Engagement von Ehrenamtlichen macht Spaß - und verdient höchste Anerkennung. (Foto: SPCA Duisburg)

Die letzten Jahre haben deutlicher denn je gezeigt, unsere Gesellschaft und damit auch unsere Vereine sind einem stetigen Wandel unterzogen. Wie gehen wir damit in unseren Strukturen um und welche Strippen müssen wir ziehen, um unsere Vereine zukunftsfähig aufzustellen?

  Von Sandra Scholzen (Kanu-Verband NRW)

 

Schauen wir zunächst auf den Ist-Zustand. Den meisten Vereinsverantwortlichen wird es bekannt vorkommen: Im Verein gibt es heutzutage andere und auch deutlich mehr Aufgaben, an vielen Stellen mit extremem Mehraufwand verbunden und hingegen mit weniger Zeitkontingent bei jedem Einzelnen, welches er für das Ehrenamt erübrigen kann oder möchte. Der Verein kämpft regelrecht um die diejenigen, die etwas gemeinsam auf die Beine stellen wollen. Das Ehrenamt in Deutschland ist nach wie vor hochgeschätzt und auch in 2023 möchten sich breite Schichten in der Bevölkerung ehrenamtlich engagieren. Aber wir konkurrieren in unseren Vereinen mit anderen Institutionen wie der Kirche, der Schule oder anderen gesellschaftlichen Bereichen. In den letzten Jahren ist hier vor allem der Anteil der ehrenamtlich tätigen Frauen im Sport gesunken und analog dazu im Rest der Gesellschaft gestiegen. Hinzu kommt, die alte Vereinsmitgliedschaft und das ehrenamtliche Engagement wird uns nicht mehr in die Wiege gelegt. Wir machen nicht alles so, wie es unsere Eltern gemacht haben und auch ist der Verein nicht mehr alleiniger Freizeit- und Lebensmittelpunkt. Eine Vielzahl anderer Freizeitaktivitäten und jede Menge beruflicher Stress lassen das Zeitkontingent für das Ehrenamt schrumpfen.


Ehrenamt neu gedacht

Dennoch fühlen sich doch so viele von uns wohl in ihren Vereinen und möchten doch auch unbedingt, dass die Angebote genau so bestehen bleiben oder sogar ausgeweitet werden. Wie können wir es da schaffen, dass nicht nur wenige Vereinsmitglieder sich für die Umsetzung ebendieser Angebote engagieren? Wie können wir die Vielzahl der Aufgaben auch auf viele Schultern verteilen und es so für jeden attraktiv machen?
Vielleicht können wir einmal auf die Motivation unserer Trainer*innen, Übungsleiter*innen, Grillmeister*innen, Fahrtenleiter*innen, Kassierer*innen oder Bootswart*innen besinnen. Der überwiegende Teil der Menschen, die nach dem Grund für ihr Ehrenamt gefragt werden, antworten darauf, dass es ihnen einfach „Spaß macht“. Sie möchten die positiven Werte, die sie oft in ihrer Jugend selber erlebt haben, weitergeben und im Verein mitbestimmen. Sie sehen es als gewinnbringend für ihre eigene persönliche Entwicklung an und gerade auch die Jugend kann hiermit beispielsweise in der Schule oder beim Arbeitgeber punkten. Nichts ist schöner, als mit Gleichgesinnten etwas auf die Beine zu stellen und positiv gestärkt nach dem Projekt weiter nach vorne zu sehen und neue Ideen zu entwickeln.
Wenn wir dieses gemeinsame Ziel im Verein stärken und zulassen, wenn wir mehr Menschen zum Ehrenamt im Verein bewegen und auch einmal kleine Aufgaben und Projekte verteilen, dann kann es uns gelingen.

 

Herausforderung - Junge Menschen als Ehrenamtler zu gewinnen
Wie holt der Verein die jungen Ehrenamtlichen am besten dort ab, wo sie sind?


„Unsere Zeit wird immer knapper.”: Dann arbeiten wir an einzelnen Projekten, zeitlich und inhaltlich begrenzt.

„Wir wissen nicht, wo wir in vier Jahren in unserem Leben stehen?”: Dann verpflichten wir uns doch nur für zwei Jahre. Und wenn alles bleibt wie es ist, können wir noch eine nächste Amtszeit hinten dranhängen.

„Wir sollen eine Aufgabe übernehmen, von der wir gar nicht genau wissen, was sie beinhaltet?”: Dann beschreiben wir die Aufgabe doch möglichst kleinschrittig, so kann sie vielleicht auch zukünftig von zwei Leuten übernommen werden. Der Vorteil, so kann sich jeder auch genau das heraussuchen, was zu ihm passt. verpflichten wir uns doch nur für zwei Jahre. Und wenn alles bleibt wie es ist, können wir noch eine nächste Amtszeit hinten dranhängen.

„Das haben wir schon x-mal gemacht, das hat nicht funktioniert.”: Macht nichts, vielleicht hat die Jugend neue Ideen es anzupacken oder eben auch neue Wege (social media und Co.). Lassen wir uns doch einfach mal auf neue Trends ein.
 

 

Noch ein Job? Ehrenamtsmanager

Für alle unsere Ehrenamtlichen im Verein und die, die es noch werden sollen, gilt: Wir müssen uns um sie bemühen und uns um sie kümmern! Ja, noch eine Aufgabe mehr, so hört es sich zunächst an. Doch die Aufgabe lohnt sich, um unsere Vereine zukunftsfähig aufzustellen. Bei der richtigen Koordination rund um unsere Ehrenamtlichen kann ein Ehrenamtsmanager*in im Verein helfen und die Aufgabenverteilungen im Verein langfristig sicherstellen. Der Ehrenamtsmanager*in ist der Kümmerer im Verein, er geht systematisch vor, hält frühzeitig Ausschau nach Nachfolgern in den Ämtern, arbeitet ein, begleitet und verabschiedet gebührend. Er ist eine zentrale Position im Verein und hält den Austausch zwischen den ehrenamtlich Engagierten und dem Vorstand. So dass wir immer auf genügend ehrenamtliches Engagement blicken können und auf gut geschulte Helfer, die die Aufgaben, die ihnen behagen erledigen, und nicht welche, die ihnen „aufgeschwatzt” wurden.

 

 


 

 

 


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