Die Wärmeerhaltung ist nicht nur im Winter eine wichtige Funktion von Paddelbekleidung. Es gilt der vielfach zitierte Paddlerspruch: „Dress for the water, not for the air.“ Dem gemeinen Paddler ist dieser Spruch sicher schon einmal zu Ohren gekommen. Aber was heißt das genau? Schließlich ist ein Paddelausflug geplant und kein Schwimmwettbewerb. Dennoch ist die Wassertemperatur entscheidender als die Lufttemperatur! Wassertemperaturen von unter +25° C stellen jenen Temperaturbereich dar, ab dem es langfristig kritisch werden kann. Wessen Paddelbekleidung also unter anderem die Funktion „Wärmeerhalt“ erfüllen soll, steht zunächst vor der Entscheidung Nassanzug, Halbtrockenanzug oder Trockenanzug, bevor er sich mit den Feinheiten wie Materialart- und dicke auseinandersetzen muss. Die Debatte ist ebenso hitzig, so dass wir eiskalt sachlich bleiben wollen.
Der klassische Nassanzug (wet suit) ist aus Neopren gefertigt. Dem Namen entsprechend, wird man bei starkem Spritzwasserkontakt oder einer Kenterung nass. Neopren ist aufgeschäumtes, synthetisches Kautschuk. Durch die dadurch im flüssigen Zustand zugesetzten Gasbläschen im Material wirkt Neopren als Isolationsschicht und gleichzeitig auftreibend.
Der Neoprenanzug isoliert im Wesentlichen durch seine Dicke (Dabei gilt: Je dicker das Material, desto besser isoliert es) und durch die passende Menge an Wasser, das sich zwischen Anzug und Körper sammelt und somit durch die Körperwärme erwärmt wird. Das bedeutet, dass zusätzlich die Passform entscheidend ist. Ein zu großer Neoprenanzug lässt zu viel Wasser herein, ein zu kleiner löst Beklemmungsgefühle aus. Der Schaumstoff saugt nach und nach mit Wasser voll. Auch wenn die Temperatur unter dem Neopren für eine Weile ausreicht, so ist die Spaßgrenze im kalten Wasser schnell erreicht.
Je nach Schnitt ist der „Neo“ für unterschiedliche Luft- und Wassertemperaturen (siehe Infokasten links.) Eine Stärke der Neo’s: Wer den Neoprenanzug beispielsweise mit einer Trockenjacke kombiniert, hat viel mehr Einsatzmöglichkeiten.
Der Overall (Steamer) eignet sich je nach Materialdicke (3-8 mm) für 5°C bis 20°C. | Der Kurzarmsteamer mit einer Dicke von ca. 2 - 5 mm (für ca. 17°C und 25°C) | Ein Long John ist ein Neoprenanzug mit langen Beinen aber ohne Ärmel. | Ein Shorty hat eine geringe Neoprenstärke von ca. 2 mm und eignet sich für ca. 25-30°C. |
Der Trockenanzug (dry suit) hält den Paddler wie der Name schon verrät im wesentlichen Trocken. Dazu ist er als wasserrdichter Einteiler an Hals, Armen und Füßen mit Manschetten aus Latex, Glattneoneopren oder Silikon abgedichtetet. Als Material kommt bei Paddeltrockenanzügen seltener Neopren oder häufiger sogenannte Membrantrockenanzüge infrage. Die Membranen sollen erreichen, dass man nicht nach fünf Minuten Bewegung schwitzt wie in einem Friesennerz. Das ist nämlich die große Kunst bei Trockenanzügen und macht einen wichtigen Teil des Preisunterschiedes aus. Der Trockenanzug muss von außen dicht sein und trotzdem Schweiß durchlassen.
Nass- vs. Trockenanzug im Vergleich
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KANU SPORT 11/2018 |