30. November 2023

Mit dem Kanu zu Kapitalen

Kajakangeln hat mit dem klassischen Angeln gemein - es ist mehr eine Sportart (Foto: Dennis Kieselhorst)

Es ist gar nicht so lange her, da war in Europa der Markt für Kanus sehr überschaubar. Mitterweile gibt es jedes Jahr neue und spezialisiertere Modelle. Regelmäßig: Spezielle Kajaks für das Angeln während des Paddelns. Angler Dennis Kieselhorst wirft den Kanufahrern einen Köder aus und macht Werbung für sein Lieblingshobby: Kajakangeln.  


Von Dennis Kieselhorst

Das Kajakangeln ist das perfekte Hobby für alle, die die Natur mit allen Sinnen genießen möchten. Mit dem klassischen Angeln hat dies nicht mehr viel zu tun, es ist eher eine Sportart geworden und die Angelkajaks der grossen namhaften Hersteller lassen keine Wünsche mehr offen und sind individuell aufrüstbar. Die Szene wächst ununterbrochen und auf zahlreichen Events in ganz Europa treffen sich regelmäßig Gleichgesinnte, um dieses naturnahe Hobby zusammen zu leben und zu lieben. Hast du einmal mit dem Kayak Fishing begonnen, kommst du davon nicht wieder los. Probiert es aus!


Paddeln und Treten? Typsache!

Wenn du ins Kajakangeln einsteigen willst, steht am Anfang die Frage nach dem geeigneten Kajak-Modell. Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller, die unzählige Varianten für unterschiedliche Einsatzzwecke anbieten. Die wichtigste Frage lautet: paddeln oder treten? Neben den Paddel-Kajaks kann man nämlich auch Kajaks mit einem zusätzlichen Tretantrieb erwerben. Beides hat Vor- und Nachteile. Der Tretantrieb kann zum Beispiel beim Schleppangeln auf der Ostsee sehr sinnvoll eingesetzt werden. Auch beim Wurfangeln ist er hilfreich, da man das Boot allein mit den Füßen am Platz halten kann. Allerdings stößt er in flachen oder verkrauteten Gewässern an seine Grenzen und muss dort meistens hochgeklappt werden. Es ist schlicht und einfach Geschmackssache. Für mich persönlich muss ein Kajak gepaddelt werden, ich schätze aber auch die Vorteile eines Tretantriebes beim Angeln. Ich kenne einige Angler, die im Laufe der Zeit vom Paddeln zum Treten wechselten und sogar umgekehrt. Probieren geht über Studieren - diverse Angelläden und Kajakshops bieten Probefahrten an oder verleihen Kajaks.  


Kurz oder lang, breit oder schmal?

Als nächstes gilt es zu klären, ob das Kajak eher kurz und leicht oder lang und dementsprechend schwerer sein soll. Auch die Breite spielt eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Lang und schmal läuft gut, kippelt aber stärker. Und je länger das Boot ist, desto schwerer ist es natürlich. Auch hier solltest du dir überlegen, für was du das Kajak vorwiegend nutzen wirst. Ein kurzes, leichtes Angelkajak kannst du schnell mal nach Feierabend ans Wasser tragen, um ein paar Würfe zu machen oder vertikal zu angeln. Auf einem größeren und breiteren Modell bist du weniger flexibel, kannst aber auch im Stehen fischen. Das ist zum Beispiel ideal beim Fliegenfischen. Und mit einem langen und schmalen Modell kannst du viel Strecke machen und hast ein größeres Platzangebot. Damit kannst du mehrtägige Angeltouren unternehmen. Geschwindigkeit ist dabei ein zentrales Kriterium, denn beim Abenteuertrip in Norwegen musst du unter Umständen schnell vor einem Wetterumschwung flüchten. Ein neuer Trend geht zum aufblasbaren Angelkajak, vor allem wenn man Platzprobleme hat, ein leicht zu verstauendes Boot auf Reisen dabei haben möchte oder einfach nur auf das geringe Eigengewicht viel Wert legt.


Weniger ist mehr

Einige Anbieter haben eine umfangreiche Produktpalette für den Kajakangler. Sehr hochwertiges Zubehör, doch die Frage ist, ob du auch wirklich alles brauchst. Erfahrungsgemäß kauft man am Anfang zu viel. Ich rate daher, erst einmal ein paar Touren zu starten, bevor du dir überall Rutenhalter, Paddelclips, Ankersysteme oder sogar Ausleger an dein Kajak schraubst. Du merkst in der Praxis sehr schnell, wo genau du was benötigst und sinnvoll einsetzen kannst. Positionsleuchten für nächtliche Angeltouren gehören hier auf alle Fälle zu den sinnvollen Artikeln. Neben Rutenhaltern ist das wohl häufigste Zubehör ein Echolot. Für den Echolotgeber gibt es auf dem Zubehörmarkt einige gut funktionierende Halterungssysteme. Für große Gewässer ist ein Kombigerät mit Kartenplotter sehr sinnvoll, vor allem weil man sich seine Hot Spots unkompliziert mit Wegpunkten markieren kann. Paddel speziell für das Kajakangeln gibt es mittlerweile von allen großen Herstellern. Mit einer Länge von 250 cm kommt man bei den meisten Angelkajaks klar. Man sollte aber definitiv auf das Gewicht vom Paddel achten. Leichte Paddel kosten ein paar Euro mehr, halten aber ewig und sind vor allem bei langen Strecken sehr angenehm zu handhaben.


Bekleidung für das Angeln

„Welche Kleidung trägst du auf dem Kajak?“. Die Frage höre ich oft. Im Sommer ist die Antwort einfach: kurze Hose, T-Shirt und Wasserschuhe. In den kalten Monaten oder auf dem Meer muss es dagegen definitiv ein Trockenanzug sein. Die Schwimmweste ist absolute Pflicht. Eine vollautomatische Weste ist allerdings nicht sehr sinnvoll, da der Wiedereinstieg auf ein Sit-on-Top mit solch einer Weste nicht mehr so leicht möglich ist. Es gibt auf dem Markt aber sehr viele Schwimmwesten, die speziell für das Kajakangeln entworfen wurden (Tipp: Chinook von NRS). Apropos Wiedereinstieg: auch wenn die heutigen Angelkajaks äußerst stabil sind, kannst du bei einer falschen Bewegung auch mal umkippen. Deswegen ist es sinnvoll, den Wiedereinstieg bei angenehmen Wassertemperaturen ausgiebig zu üben. Auf eine Paddelsicherung solltest du nicht verzichten. Auch dein Tackle bitte immer in Kisten verstauen und sichern. So kannst du Verluste verhindern.

 

Die besten Spots

 


Wenn du all diese Tipps beherzigt und dich ein wenig in die Materie einliest, kann es auch schon aufs Wasser gehen. Aber bitte informiere dich vorher genau, ob du an dem Gewässer mit dem Kajak losziehen darfst. Das ist nämlich nichts anderes als ein Boot und Bootsangeln ist nicht überall erlaubt. Ansonsten sind die Einsatzgebiete unbegrenzt.
Sehr viele Kajakangler sind auf der Ostsee unterwegs, um auf Dorsch, Meerforelle oder Plattfisch zu angeln. Einsetzstellen gib es hier sehr viele, oft kann man mit dem Auto auch sehr nah am Wasser parken. Wenn der Wind aber direkt auf Land steht und hohe Wellen ans Ufer peitscht, kann man oft nicht vom Strand aus starten. Große Flüsse wie die Weser bei mir hier in Bremen eignen sich auch sehr gut zum Kajakangeln. Die Boddengewässer rund um Rügen sind bekannt für ihren guten Hechtbestand und die Mecklenburgische Seenplatte bietet ein einzigartiges Naturerlebnis und einen guten Fischbestand.
Was die Regeln betrifft, ist es in den Nachbarländern um Einiges leichter. In den Niederlanden benötigt Du den VISpas und kannst damit sehr viele Gewässer befischen. In Dänemark und Schweden kannst Du die Lizenzen problemlos im Internet bestellen und das Kajakangeln ist so gut wie überall gestattet. Gerade die Schären in Südschweden sind eines der besten Gebiete, wenn man Hechte fangen möchte. Auch in Norwegen kann man durchaus mit einem Kajak angeln, sofern man nicht unbedingt blutiger Anfänger ist. Beachtet bitte, dass in vielen Nachbarländern das Catch & Release erwünscht oder sogar Pflicht ist.

 

 


 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 11/2021:

KANU-SPORT 11/2021
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