Als 67-jähriger Ruheständler, dreifacher Paralympics-Teilnehmer (Rollstuhlbasketball, Leichtathletik) passionierter Freizeitwassersportler – Schwimmen, Paddeln, Segeln und Bodysurfing – ist Erich Hubel immer auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen.
Ein Bericht von Erich Hubel: Da versetzte mich letzten Sommer eine zufällig erspähte Ausschreibung, für eine inklusive Kajakwoche auf der Soca in Slowenien, in helle Aufregung. Nach erfolgreicher Anmeldung, den spontanen Erwerb einer dürftigen Campingausrüstung war ich bereit für die Fahrt zum Bassiskamp Liza, direkt an der Korinica einem Zufluss der Soca.
Zu Beginn des Lehrgangs am Abend lernte ich die weiteren Teilnehmer (6 davon 5 Rollifahrer), Kajaklehrer (4) und Fußgänger (3) kennen. Ich war begeistert vom Camp und der Lockeren- und Aufgeschlossen Atmospähre. Dazu hatten wir ein Wetter wie man es sich besser nicht hätte wünschen können. Beruhigt und Erwartungsvoll freute ich mich auf den nächsten Morgen an dem es losgehen sollte. Nach gemeinsamen Frühstück wurden alle Kajaks auf die Bedürfnisse individuell angepasst, dann ging es ab zum See. Eine sehr wackelige Angelegenheit diese eierschaligen Wassersportgeräte. Es dauerte auch nicht lange bis ich kopfüber im eiskalten Wasser lag. Sehr gewöhnungsbedürftig um es Linde auszudrücken. Aber ich war Feuer und Flamme. Jedoch merkte ich bald wie kräftezährend es ist ein Kajak in die Richtige Spur zu bringen und Kenterungen zu vermeiden (auch noch mit Beinen und einer Hüfte die einfach nicht das tun was man ihnen aufträgt). Insgeheim machte ich mir schon ein wenig Sorgen wie das auf einem bewegten Fluß über einen längeren Zeitraum funktionieren kann.
|
"Das Packraft |
Nach einer Pause am Ufer fragten mich meine Kajaklehrer ob ich Lust hätte was ganz neues Auszuprobieren, ein sogenanntes Packraft! Noch nie davon gehört und beim Anblick dachte ich erst es wäre ein Kinderschlauchboot. Etwas skeptisch probierte ich es aus und schon nach einer kurzen Probefahrt war ich begeistert. Meine Sitzposition war bequem und viel stabiler. Das Boot lag breit und sicher auf dem Wasser und drohte zu keiner Zeit zu kippen, wenn auch ein wenig langsamer als ein herkömliches Kajak. Schon bald ging der erste Tag mit gemeinsammen Kochen und die Eindrücke des Tages, am Lagerfeuer mit Gitarrenmusik, Revue passierend zu Ende.
„Feuerprobe“ auf der SocaAm nächsten Tag war es soweit die „Feuerprobe“ auf der wunderschönen Soca. Ich in meinem liebgewonnem Packraft, die anderen in Ihren Eierschalen. Es war ein wenig seltsam zu beobachten wie sie mit ihren Kajaks kämpften und Baden gingen. Mein kleines gelbes Gummiboot bewarte mich die ganze Woche vor einer Kenterung und nicht nur das, während die anderen Rollifahrerimmer zusehen mussten wie die Übungsleiter die Hänger schweißgebadet Auf- und wieder Abluden konnte ich einfach mein Packraft ganz ohne fremde Hilfe aufblasen und freute mich einmal mehr über meine Unabhängigkeit.
Diese Woche wird mich noch lange in schöner Erinnerung bleiben, super Erlebnisse, tolle Gemeinschafts, neue Freunde, wiedereinmal die Bestätigung das alles möglich ist wenn man nur daran glaubt. Vielen Dank an die ganze Truppe und ich, nun überzeugter Packraft Fan, bin bald wieder dabei.
|
Erich Hubel ist ein australischer Paralympic-Athlet und Rollstuhlbasketballer. Bei den Arnhem Paralympics 1980 gewann er eine Silbermedaille und zwei Bronzemedaillen. Er war auch Teil der australischen Rollstuhl-Basketball-Nationalmannschaft der 1980er in Arnhem, 1984 in New York / Stoke Mandeville und 1988 in Seoul Paralympics.
 |
KANU-SPORT 9/2019 |
