26. Mai 2021

Projekt Vorfreude

Fotos: Christian Zicke (Outdoordirekt)

Für den Paddler an sich ist der Wunsch schon fast selbstverständlich, dass er auch seinen Urlaub im Kanu verbringen möchte. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Von der Expeditionsreise auf dem Amazonas in Brasilien bis zum abwechslungsreichen Wild- und Wanderfluss Zschopau in Deutschland – die Angebote und Reiseziele sind so abwechslungsreich und vielfältig, dass ein wenig Planung nicht schaden kann, um die Möglichkeiten zu ordnen und die Reise entspannt zu starten. Denn: geträumt werden darf immer und gebucht wird (spätestens) jetzt.

Von Sabine Stümges

 

Schritt 1: Bestimmung des Urlaubsziels und der Art der Reise

Die Urlaubsplanung beginnt mit einer Reihe von Entscheidungen. Die folgenden Fragen stecken die Rahmenbedingungen für den nächsten Urlaub fest.


Mit wem möchte ich die Tour machen?

Die Kanutour sollte sich natürlich nach dem Können der Teilnehmer ausrichten. Sprich, eine Wildwassertour mit Stromschnellen sind nur bedingt Anfängertauflich. Auch zeichnet sich hier bereits ab, wie die Tour beschaffen sein wird (siehe nächster Punkt). Eine Besonderheit sind Kanu-Touren mit Kindern.

 

 

Extra: Kanu-Tour mit Kindern

Eine Paddeltour mit Kindern ist ein Abenteuer. Man landet auf unbewohnten Inseln an, bewegt das Boot durch eigene Kraft vor, bestaunt und erforscht die Natur und die Tiere aus einer neuen Perspektive und hat mit Zelt und Proviant nur das Nötigste dabei. Ein Grillfeuer ist ein beliebter Höhepunkt und gelungener Abschluss einer Kanutour.

Da selbst diese Punkte als Alleinunterhaltung bei einer längeren Paddeltour als Bespaßungsgrundlage nicht ausreichen werden, hier folgende Tipps, um den Nachwuchs im Boot bei Laune zu halten:

  • Route gemeinsam planen und eigenen Rucksack packen lassen
  • Kinder mitpaddeln lassen (Kinderpaddel!)
  • Aufgaben verteilen: navigieren, vom Boot aus angeln (vorher informieren)…
  • Fotoapparat bedienen lassen
  • an Snacks und Getränke denken
  • Möglichkeit für ein Nickerchen schaffen
  • (bootstaugliches) Spielzeug und Bilderbücher mitnehmen, Lieder singen, Spiele spielen…
  • Anladen und die Umgebung entdecken

Planen Sie im Canadier auf Gewässern ohne Strömung mit einer Geschwindigkeit von max. 3 km/h.
Mit kleineren Kindern reicht eine Tages-Strecke von 10 km.

 


Wie soll die Tour beschaffen sein?

Hier stellt sich zunächst die grundsätzliche Frage: Bin ich selber – egal ob begeisterter Paddler oder nicht – geschaffen für eine mehrtägige Paddeltour in der „Wildnis”? Trotz Regen, Gegenwind, widrigsten Portagen und einer Armee von blutdürstigen Mücken darf man nicht den Spaß am Paddeln verlieren. Jeder Punkt kann eintreten, und im besten Falle alle gleichzeitig. Nur wer mindestens ein Wochenende „überlebt” hat, sollte die Planung einer ein- oder mehrwöchigen Reise angehen.


Wo und zu welcher Jahreszeit möchte ich die Tour machen?

Wenn man sich entschieden hat, in welcher Form und mit wem man den nächsten Kanu-Urlaub verbringen wird, kann man sich an die konkrete Entscheidung über das Reiseziel wagen. Die Fülle an Informationsmöglichkeiten ist dabei grenzenlos und bietet viele Möglichkeiten zur Inspiration. Vom Internet (Reiseblogs, Suchmaschinen, Foren), über Tourenberichte im KANU-SPORT, Reiseliteratur, Reisemagazinen bis hin zu Erzählungen von Paddelkollegen.


Um die Auswahl an Zielen zu selektieren, lohnt es, sich selber folgende Fragen zu stellen.

  • Kommt der Körper mit extremen klimatischen Bedingungen (Hitze, Schwüle) oder höher gelegenen Regionen (Kopfschmerzen und Schwindel) klar?
  • Gibt es sonstige gesundheitlichen Einschränkungen?
  • Warum möchstest du verreisen? Was möchtest du ansehen und entdecken? Willst du eine Fernreise machen, Strand oder Berge? Kultur, Kurztrip, Action oder einfach beim Kanufahren relaxen? Die Auswahl ist groß. Je genauer man die eigenen Vorstellungen kennt, desto leichter ist es, den Paddel-Urlaub zu planen.
  • Reist du alleine oder in der Gruppe? Wer teilt deine Art zu reisen und mit wem kannst du dich auf ein Reiseziel einigen?
  • Wie lange hast du Zeit? Bist du zeitlich gebunden (Schulferien, betriebliche Einschränkungen …) oder sind dir 3 Wochen Urlaub zu lang? Eine Fernreise ist kaum in nur einer Woche zu schaffen.

 

Die beste Reisezeit
Ist die Auswahl erst einmal eingegrenzt, so wird es schnell konkret. Es gibt für jedes Reiseziel eine empfohlene ideale Reisezeit und eine weniger günstige. Zur besten Reisezeit ist oft das Wetter am besten. Dann ist Hauptsaison.
Doch ist das die beste Zeit für den Kanu-Urlaub? Wie sind die Pegelsstände in der jeweiligen Zeit? Gibt es weitere Einschränkungen wie Befahrungsverbote? Sind die Flussabschnitte in der Zeit sehr stark befahren, so dass an Ruhe nicht zu denken ist? Und passt die Reisezeit überhaupt in die eigene Planung?

 

Wohin soll die Reise gehen? Entscheidungen, die dir bei der Auswahl helfen können:

 


Schritt 2: Planung der Tour - Etappenplanung

Wenn man weiß, wo, in welcher Art, und wie lange man unterwegs sein wird, dann steht bei den eigenorganisiereten Kanu-Urlauben nun die Planung eines detaillierten Streckenplans an.
Dabei ist der wichtigste Schritt: „Informiere dich vor der Fahrt über das Gewässer!“ Aber was muss man wissen und welche Quellen gibt es überhaupt?
 

 

Titel

Information

Anmerkung

DKV-
Flussführer
Objektive und sachliche Informationen, systematisch aufgebaut in einen allgemeinen Teil mit grundlegenden Informationen und einem Beschreibungsteil zu Schwierigkeiten, Gefahrenstellen, Befahrbarkeit, Gefälle, Zeltmöglichkeiten usw. Das Deutsche Flusswanderbuch, die sechs deutschen Regionalführer sowie die neun DKV-Auslandsführer sind Referenzobjekte der Fahrtenplanung
App Canua Canua bietet Informationen über 4200 Gewässer in über 20 Ländern Europas und es kommen kontinuierlich neue Regionen und Gewässer hinzu – zuletzt Österreich, das Baltikum und die Schweiz. Nutze mit Canua die einzigartige Gewässerdatenbank des Deutschen Kanu-Verbandes, DKV, für die Planung deiner Paddelfahrten.
Informier dich über die Gewässer, plane deine Route, zeichne deine Paddeltour auf und teile sie. Weitere Infos unter https://canua.info/
Wassersport-
karten
Lokale detaillierte Information als Ergänzung
zu den Flussführern
Darauf achten, dass die Wassersportkarten
speziell für den Kanusport konzipiert sind
Topographische Karten Wenn es spezielle Wassersportkarten nicht gibt, kann man mit topografischen Karten Gefälle abschätzen und Orte und Straßen identifizieren  
Kanu-Reiseführer Rein regionale Gewässerbeschreibung,
zahlreiche touristische Informationen – z.T. Farbfotos und Karten

Breites Spektrum
-    Gebietsführer
-    Einzelflussführer
-    Tourenführer

Zeitschrift
KANU-SPORT
Persönliche Schilderung einer Tour mit
zahlreichen Bildern
Die Artikel sollen Interesse an einem Paddelgebiet wecken, sie stellen keine alleinige Planungsgrundlage dar.
Pegeldienste Information über den aktuellen Wasserstand eines ausgewählten Flusses Um die Werte richtig einschätzen zu können, muss man den aktuellen Pegel mit den im Flussführer genannten Mittelwasserständen vergleichen. Viele Pegel sind unter www.kanu.de/pegel zu erreichen. Information über die Pegelstände auf den Websites von Landesumweltämtern und anderen Behörden
Aktualisierungen Information über die Veränderungen zum
letzten veröffentlichten Flussführer
Der DKV bietet für seine Flussführer unter www.kanu-verlag.de fluss- bzw. gebietsweise die Veränderungen gegenüber dem Stand der Druckfassung zum kostenlosen Download an.
Befahrungs-
regelungen
Zeitnahme Absicherung ob der geplante
Abschnitt befahren werden darf.
Eine jährlich aktualisierte Übersicht der Befahrungsregelungen befindet sich im DKV-Sportprogramm. Eine vollständige Aufzählung aller dem DKV bekannten Befahrungsregelungen im In- und Ausland findet man unter www.kanu.de > Freizeitsport > Gewässer > Befahrungsregelungen
 

 

 

Wieviele Kilometer können an einem Tag gepaddelt werden?

Gerade als Kanu-Urlaubs-Einsteiger plant man eher gemütliche Tagesetappen zwischen 10-15 km. Wer schon länger dabei ist, kann auch sportliche Varianten zwischen 16-24 km wählen. Am Abreisetag ist es sinnvoll die Etappe etwas kürzer zu gestalten, um genug Zeit für die letzte Kanufahrt, eventuelles Schleusen, Abgabe der Kanus sowie den Antritt der Heimreise zu haben.
Natürlich sind das nur grobe Richtwerte. DIe Form des Bootes, die eigene Fitness, der geplante Tagesablauf, Strömungen, Landtransporte, Schleusen usw. haben große Auswirkungen auf die Paddelkilometer. Gerade im Urlaub möchte man vielleicht auch spontan einen Berg besteigen oder eine Stadt besichtigen. Außerdem weiß man während eines Outdoor-Urlaubes nie, was noch alles passiert. Gerade drohnedes Gewitter kann die tatsächlich realisierte Paddelkilometer mal schnell auf „0” reduzieren. Daher sollte die Planung immer wieder während der Reise einer Aktualisierung unterzogen werden.

 


Schritt 3: Zusammenstellen der Packliste

Wenn die Formalitäten erledigt sind, kann man anfangen, seinen Urlaub zu organisieren. Damit fängt man (zumindest gedanklich) am besten zeitig an, damit genügend Zeit bleibt, Sachen nachzukaufen, falls etwas fehlt. Aber was muss überhaupt mit bei einem Kanu-Urlaub? Falls man in einer Gruppe oder mit einem Veranstalter fährt, stimmt man sich ab, wer was mitbringt. Schlussendlich stellt sich die Frage des Proviants. Hier tun sich je nach Reiseziel große Unterschiede auf. Dann sollte man sich Gedanken über die Proviantliste machen. Was möchte man essen und trinken? Die folgende Liste kann daher nur exemplarisch sein, ist aber vielleicht in der einen oder anderen Hinsicht eine gute Erinnerungsstütze. Die für die Gewässerart und Jahreszeit notwendige Boots- und persönliche Sicherheitsausrüstung wird nicht in der Liste aufgeführt.

 

Packliste Ausrüstung

Zelt (inkl. Reparaturhülse), Tarp und 1 starkes Seil als Tarp-Dachbalken, Schlafmatte, Schlafsack, Kopfkissen, IKEA-Tasche (für die Be- und Entladung des Bootes), Gewebeband, Draht, Erste-Hilfe-Paket, Feuerzeug / Streichhölzer, Axt, Säge, Klapp-Spaten, Müllsäcke, Klopapier, Mückenschutzmittel, Sonnencreme, GPS-Gerät, Taschenmesser/Multi-Tool (mit Korkenzieher, Flaschenöffner, Dosenöffner), Nähzeug, Kerzen, Notizzettel und Stift, Handy und Notfallnummern, Ladekabel, Taschenlampe, Powerbank/Ersatzbatterien für elektronische Geräte...
 

Packliste Kleidung und Persönliches

SoftShell-Jacke, Hosen und Pullover aus Polyester-Mischgeweben, Funktionsshirts, Stiefel, Freizeitschuhe, Sandalen, Regenbekleidung, Regenschirm (Regen- und Sonnenschutz an Land oder als Segel), Kopfbedeckung (Regen- und Sonnenschutz), warme Mütze, Neopren-Socken/Socken, Badebekleidung, Unterwäsche (Plastiktüte für alte Unterwäsche), Handtuch, Zahnbürste, Zahncreme, Rasierzeug, Nagelschere, Kamm, Seife, Moskito-Kopfnetz, Sonnenbrille, Brille/Kontaktlinsen, Bücher, Kuscheltiere oder Spielzeug?, Reiseapotheke (Desinfektionsmittel, Verbandszeug, Nahtpflaster, Zeckenzange), Reisewaschmittel, Fotoapparat, Reisepass, Auslands-Krankenversicherung, Reise-Tickets...
 

Packliste Essen & Verpflegung

Lebensmittel (nach eigenem Geschmack, auf gute Lager- und Transportierbarkeit achten), Getränke, Kocher, Brennstoff für Kocher, Pfanne, Töpfe, Grillgitter, Schneidebrett, Teller, Tasse, Gabel, Löffel, Faltschüssel, Schwamm, Stahlwolle, Spülmittel, Wasserbeutel, Zipper Beutel, Einmach- Gummi, Tee- oder Kaffeefilter, Thermosflasche / Trinkflasche, Wassersack für den Trinkwasservorrat, Rolltisch, Reisestuhl
 

   

Packliste Kanu

Boot, Paddel (zusätzlich Ersatzpaddel?), Kartenmaterial, Schwimmweste, Wurfsack, Kopfschutz, mehrere starke Seile (10 - 15 Meter), mehrere Karabiner, mindestens eine wasserdichte Kanutonne / Kanusack, Neopren-Handschuhe, Schöpfkelle / kleiner Eimer, Schwamm, Kanu-Reperatur-Kit, Bootswagen ...

 

(Foto: Sport Schröer)


 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 3/2017:

KANU-SPORT 3/2017
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