13.03.2019 | Umwelt & Gewässer

Rampenstudie über naturnahe Sohlenbauwerke, Gestaltungselemente und Nutzungsaspekte

Nach mehreren Jahren Vorarbeit ist die "Rampenstudie“ nun endlich fertig. Sie wurde mit und für die Wasserwirtschaft erstellt, dient aber auch interessierten Kanusportlern, sich auf ihrer Grundlage bei den Ämtern und Behörden für befahrbare Alternativen im Gewässerbau stark zu machen.
Wehr Ismaning

Vorgeschichte der Studie
Die Isar zwischen München und Freising ist mit 35 Wehren und Sohlstufen auf einer Flussstrecke von 20 Kilometern extrem stark verbaut. Seit 1998 arbeitet das Wasserwirtschaftsamt München daran, diese meist senkrechten Querbauwerke im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fischdurchgängig umzubauen.
Der damalige Flussmeister, der mit diesem Auftrag betraut wurde, hatte eine hervorragende Idee: Warum nur durchgängig für Fische? Der Umbau der Stufen könnte doch auch die Passierbarkeit für Boote begünstigen!
Das Wasserwirtschaftsamt bot darauf Rolf Renner die Zusammenarbeit an, die schließlich dazu führte, dass der frühere Ressortleiter Umwelt und Gewässer im BKV (2005 bis 2011) bis heute bei mehreren Wasserwirtschaftsämtern beratend tätig ist. In der Folge baute Renner ein breites Netzwerk auf und eignete sich ein breites Fachwissen im Wasserbau an.

Vortrag beim Wasserforum und Arbeitsgruppe
Beim Wasserforum Bayern am 29. April 2015 unterbreitete Rolf Renner der anwesenden Fachwelt der Wasserwirtschaftler den Vorschlag, eine Studie zu erstellen, um Ideen zu entwickeln, wie bei Baumaßnahmen an Flüssen kanusportliche Bedürfnisse einfließen könnten. Zu seiner eigenen Überraschung war davon sogar der Vertreter des Umweltministers begeistert − ganz im Gegensatz zu einigen seiner Mitarbeiter. So kam es zur ersten Gesprächsrunde mit Teilnehmern vom Landesamt für Umwelt und den Wasserwirtschaftsämtern München und Weilheim.
Die Naturschutzverbände wurden ebenfalls eingeladen, brachten allerdings wenig Begeisterung mit in die Runde, bezeichneten die Idee als wenig zielführend und verließen die Arbeitsgruppe im weiteren Verlauf wieder. Seitens des Bayerischen Kanu-Verbandes waren von der ersten Stunde bis zum Druck der Broschüre u. a. Hans-Dietrich Uhl für die Texte, Werner Götz für Gestaltung und Redaktion und Rolf Renner für Bilder, Skizzen und die Gesamtkoordination zuständig und intensiv eingebunden.

Verkehrssicherungspflicht
Die Arbeit an der textlichen Gestaltung der Studie erfolgte sehr intensiv in mehreren Arbeitsrunden zusammen mit der Wasserwirtschaft. Deren Vertreter legten größten Wert auf das Thema Bootfahren im Einklang mit der Natur und auf die Berücksichtigung der Fischwanderung.     
Beim Thema Verkehrssicherung in Verbindung mit dem Befahren von Hindernissen, die durch die Wasserwirtschaft eingebaut wurden, beteiligten sich auch Juristen am Landesamt für Umwelt. Sie legten großen Wert auf die Verkehrssicherungspflicht. Die Folge war eine Gefahreneinschätzung und damit verbunden die Festlegung unterschiedlicher Beschilderung: Von einer einfachen, immer befahrbaren Gefahrenstelle über eine Rampe, die nur bei günstiger Wasserführung für ausgebildete Bootfahrer fahrbar ist, bis zu einem absoluten Fahrverbot wurden Schilder entwickelt.

Naturgemäß wurde das Thema „Gestaltung von Sohlenbauwerken“ intensiv durch die Vertreter des Kanusports in der Arbeitsgruppe behandelt. Dazu boten die verschiedenen Umbauten an der Isar besten Anschauungsunterricht.
Ein positives Beispiel für die Planung und Realisierung ist z. B. die Wehranlage bei Ismaning. Das fast vier Meter hohe Wehr wurde an der Wehrkrone zurückgebaut und das ehemalige Tosbecken mit Wasserbausteinen auf einer Länge von rund 100 Meter mit einem Gefälle von 1:10 aufgefüllt. Die Fischwanderung wurde mit einer, bis zu drei Meter breiten, S-förmigen Niederwasserrinne für den Aufstieg unterstützt. Die Befahrung dieser Rinne mit Kajaks erfordert allerdings Wildwasserkenntnisse, weshalb eine zusätzliche Bootspassage in Strömungsrichtung eingebaut wurde.

Ein weiteres hervorragendes Beispiel eines Wehrrückbaues wurde an der Ammer bei Weilheim realisiert. Die Befahrung des Bauwerkes mit Booten sowie der Fisch-Auf- und Abstieg wurden in vorbildlicher Weise einem Wildwasser ähnlich realisiert.

Auf eine gute Auffindbarkeit der Bootsgasse und auf die Sicherheit beim Durchfahren der Sohlenbauwerke wurde großen Wert gelegt. Zur Besichtigung einer Gefahrenstelle und zum leichten Anlanden oder Umtragen wurden Skizzen als Vorschlag zum Bau solcher Stellen angefertigt.

Der Bayerische Kanu-Verband dankt dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim und dem WWA für die kompromisslose Umsetzung der unterbreiteten Vorschläge.

Appell an die Kanusportler
Die Rampenstudie verfolgt zwei Ziele: Sie soll die Interessen und Bedürfnisse des Kanusports den Behörden, insbesondere den Vertretern der Wasserwirtschaft nahebringen, aber auch interessierte Kanusportler ermutigen, sich auf der Basis dieser Studie frühzeitig bei der Wasserwirtschaft in Baumaßnahmen an Gewässern einzubringen.
Im Kapitel „Von der Planung zur Umsetzung“ wird präzise anhand einer Grafik dargestellt, in welchen Schritten eine Planung der Behörden abläuft. Dabei wird unterschieden in eine Ausbaumaßnahme, die nur über eine wasserrechtliche Genehmigung abgewickelt werden kann, und in eine Maßnahme des Unterhalts, die meist ohne Planung nur in Absprache mit örtlichen Behörden erfolgt.

Die gleiche Graphik verdeutlicht auch den Stellenwert des Kanu-Verbandes: Naturschutzverbände sind (leider) grundsätzlich VOR Interessensverbänden, wie der Bayerische Kanu-Verband, angesiedelt.
Im Anhang der Broschüre werden zwar die Ansprechpartner des Bayerischen Kanu-Verbandes, gegliedert nach Bezirken, genannt. Wir dürfen uns jedoch nicht darauf verlassen, dass uns die Wasserwirtschaft ihre Veränderungen an den Gewässern mitteilt. Im Gegenteil, es liegt an uns Verbandsmitglieder, aktiv an die Wasserwirtschaftsämter heranzutreten, um geplante Baumaßnahmen abzufragen.
Selbst ohne aktuellen Anlass ist es sinnvoll, Kontakte zu den Behörden aufzubauen, nicht nur zu den Wasserwirtschaftsämtern, sondern auch zu den Bezirksregierungen.

Seit Februar dieses Jahres liegt nun die druckfertige Rampenstudie in der Geschäftsstelle des Bayerischen Kanu-Verbandes auf und kann von dort angefordert werden.

Im Internet kann die Broschüre unter https://www.kanu-bayern.de/umwelt/downloads heruntergeladen werden.

 

Rampenstudie
Sohlgleite Ammer (Bild: Sigrun Lange)
Sohlgleite Ammer (Bild: Sigrun Lange)
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