03. November 2022

Schichtarbeiter - Bist du schon ganz dicht?

Für eine optimale Klimaregulierung bietet sich das Schichten von funktionellen Kleidungsstücken an (Foto: Jens Klatt / NRS)

Alles in trockenen Tüchern? Paddelbekleidung muss eine echte Mammutaufgabe bewältigen. Damit sich der Paddler im See-, Wildwasser- oder Touring-Kajak, im Canadier oder auf dem SUP wohl fühlt, soll Paddelbekleidung wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv, robust, thermo-regulierend, strapazierfähig, elastisch und leicht, integrierter UV-Schutz, pflegeleicht und langlebig sein. Viele Kriterien, die sich eigentlich widersprechen, können nur durch moderne Materialien und dem altbewährten Zwiebelprinzip. Wir nehmen Paddlers Kleider Schichten für Schicht unter die Lupe.

Isolation mit Konzept
 

Für eine optimale Klimaregulierung bietet sich das Schichten von
funktionellen Kleidungsstücken an. (Grafik: NRS)

Nicht nur beim Paddeln ist es oft praktischer und effizienter mehrere dünne, statt wenige dicke Schichten anzuziehen. Wer sich Schicht für Schicht durchdacht kleidet, setzt damit auf altbekannte Zwiebelprinzip - und verhindert damit unnötig ins Schwitzen zu geraten. Das Prinzip ist dabei simpel. Luftmoleküle zwischen den Schichten erwärmen sich und dient als Isolation zwischen den Schichten.
Je nach Bedarf werden „Schichten“ ergänzt oder weggelassen und man bleibt flexibel, wenn sich unterwegs die Bedingungen ändern. Die Anzahl der Schichten, beziehungsweise die Dicke der Bekleidung sollte dabei immer aktuell an die Wassertemperatur angepasst werden, gemäß dem eingängigen Sicherheitsspruch: „Dress for water, not for air“.
Die flexible Wärmregulierung je nach Aktivität und Außentemperatur ist dabei nur ein Vorteil des Zwiebelprinzips. Die abgestimmte Kombination der Bekleidungsschichten, ist auch notwendige Voraussetzung damit die Membran einer Paddeljacke oder eines Trockenanzugs ihre Atmungsaktivität überhaupt unter Beweis stellen kann. Nur wenn die darunter liegenden Funktionsteile den Wasserdampf vom Körper ableiten, kann die Membran der Außenhaut arbeiten.

 

   

Die erste Schicht - Base Layer

Die Basisschicht wird direkt am Körper getragen und soll Schweiß aufnehmen und vom Körper wegführen. Sie liegt hauteng an, damit das Prinzip des Feuchtigkeitstransport von innen nach außen funktioniert.
Geeignete Materialien: Kunstfasern wie Polyester oder Polyamid sind wasserabweisend: Sie saugen keine Feuchtigkeit auf, sondern transportieren sie zur Außenseite der Kleidung – also weg von der Haut. Es gibt auch Baselayer aus Merinowolle. Wolle nimmt bis zu 33% seines Gewichts als Wasser auf und sorgt dafür, dass kein Schweiß Kontakt mit der Haut hat. Zudem hat sogar nasse Wolle eine gute Isolierwirkung und neigt weniger zur Geruchsbildung. Reine Baumwolle nimmt zwar Feuchtigkeit zu einem gewissen Maß auf, transportiert den Schweiß jedoch sehr langsam nach außen und ist als Sportbekleidung ungeeignet.

   

Die zweite Schicht - Mid Layer

Die Wärmeschicht oder auch Mid Layer dient in erster Linie der Isolation gegen Kälte und kann aus mehreren Lagen bestehen. Der Mid Layer erfüllt auch die Funktion als Feuchtigkeitspuffer. Zum Einsatz kommen Fleece, Merinowolle, Daune, oder Kunstfaser. Fleece-Pullover und –jacken aus Kunstfaser-Polyester sind aktuell weit verbreitete Midlayer auf dem Markt. Polyester nimmt kein Wasser und keine Feuchtigkeit auf, ist leicht, stabil, pflegeleicht und knitterarm. Polyester lässt sich leicht verarbeiten und kann für die verschiedensten Produkte (Longsleeve, Fleece-Pulli, etc.) verwendet werden. Der größte Nachteil liegt jedoch in der Geruchsbildung.

   

Die dritte Schicht - Outer Layer

Die Außenschicht verhindert das Eindringen von Wind und Wasser. Hier kommen wind- und (spritz)wasserdichte Paddeljacken oder Trockenanzüge zum Einsatz. Sie schützt vor Wind, Spritzwasser, Regen und (sofern sie wasserdichte Abschlüsse hat) auch bei Kenterung.
Paddeljacke: Die Anforderungen an die Paddeljacke hängen vom Einsatz ab und von der Wassertemperatur ab. ist eine (Semi-) Trockenjacke die geeignete Wahl.  
Hosen: Die Auswahl an Beinbekleidung reicht von der Semi-Trocken-Hose bis hin zu robusten Trocken-Hosen, die bei kühleren Temperaturen entsprechender Funktionsunterwäsche getragen werden.
Trockenanzug: Ein Einteiler verspricht Komfort bei ungemütlichen Bedigungen. Die Anzüge sind wahlweise für Touren oder Wildwasser konzipiert. Ein Trockenanzug ist nicht billig, aber gerade für einige Disziplinen (Wildwasser, Seekajakfahren usw.) eine sinnvolle Investition. Trockenanzüge punkten in Sachen Wärme und Schutz vor Feuchtigkeit. Bei wechselnden Wetterbedingungen ist man mit einem Zweiteiler flexibler.

 


 


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