Freestyle-Kajak ist eine recht kleine und noch junge Disziplin im Kanusport. Trotzdem gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen. Anne Sommerauer, Europameisterin im Kanu-Freestyle und DKV-Ressortleiterin, gibt Tipps für den Kauf des richtigen Freestyle-Kajaks.
„Je kleiner das Boot und je flacher das Heck ist, desto leichter wird dir der Trick mit dem Unterschneiden gelingen. “
|
Was genau wird heute als Freestyle bezeichnet?
Anne Sommerauer: Freestyle-Kajak oder auch Spielboot fahren bedeutet grundsätzlich erst einmal, wie der Namen schon sagt, spielerisches Kajakfahren. Die heutige Wettkampfdisziplin Freestyle-Kajak findet auf oder in einer stehenden Welle oder Walze im Fluss als "Park-and-Play" statt. In den letzten Jahren sieht man aber auch wieder immer häufiger Paddler, die spielerisch Flussabschnitte befahren und dabei keine Welle, Walze oder Verschneidungslinie auf ihrem Weg durchs wilde Wasser als Spielort auslassen. Es wird gesurft, gekerzelt, unterschnitten und angeschanzt was das Zeug hält. Man könnte das als "River Play" oder auch "Riverrunning" bezeichnen.
Es gibt also die Disziplin Freestyle und das spielerische Flussfahren - doch wo kann ich Kanu-Rodeo einordnen?
Anne Sommerauer: Kanu-Rodeo ist die alte Bezeichung für die Disziplin Freestyle. Rodeo entwickelte sich in den 80er Jahren aus dem Wildwasser-Kajaksport. Wellen und Walzen wurden nicht mehr umfahren sondern gesurft und "abgeritten". Erste Tricks wie Kerze und Cartwheel entwickelten sich. Im Laufe der Jahre kamen immer komplexere Figuren, die als Tricks oder Moves bezeichnet werden, hinzu. Dabei sind spektakuläre Luftsprünge und Rotationen um sämtliche Achsen möglich. Die erste Rodeo-Weltmeisterschaft fand 1991 statt, 2007 die erste durch die ICF anerkannte Freestyle-WM. Mit der Weiterentwicklung der Disziplin fand natürlich auch eine enorme Weiterentwicklung der Bootsformen statt. Heutige Freestyle Boote sind extrem kurz, so dass sie kaum mehr für die Befahrung von Flussabschnitten geeignet sind.
Ein aktuelles Freestyle-Boot eignet sich also nicht mehr zur Flussbefahrung - wie sieht dann ein sogenanntes River-Play Boot oder ein Riverrunner aus?
Anne Sommerauer: Die heutigen Riverrunner zeichnen sich aus durch ein flaches Heck, damit es leicht ins Wasser einschneidet, eine gewisse Länge, um bei der Flussfahrt gut voran zu kommen und das Boot auf Geschwindigkeit zu bekommen und eine etwas dickere Spitze für ein gutes Auftauchverhalten im Wildwasser.
Worauf achte ich wenn ich mich für ein River Play Kajak oder Riverrunner entscheide?
Anne Sommerauer: Um das volle Spielpotential eines Riverrunners oder River Play Boats ausnutzen zu können, ist die Größe des Boots entscheidend. Je kleiner das Boot und je flacher das Heck ist, desto leichter wird dir der Trick mit dem Unterschneiden gelingen. Wenn du allerdings auch in etwas schwierigerem Wildwasser mit dem Boot unterwegs sein willst und noch kleine Sicherheitsreserven haben möchtest, dann solltest du dich für eine Bootsvariante mit etwas mehr Volumen entscheiden. Ganz wichtig: Probesitzen und schauen ob du gut drin sitzt - schließlich willst du mehrere Stunden Fahrspaß erleben und durchhalten!
Und was sind typische Kennzeichen von echtenFreestyle-Kajaks?
Anne Sommerauer: Bezüglich Volumen und Größe lassen sich keine klaren Grenzen ziehen. Je größer und schwerer der Paddler, desto größer das Boot. Allgemein kann man aber festhalten: der Boden ist sehr flach, jedoch mit deutlichen Kanten im Unterschiff. Das meiste Volumen ist um das Cockpit herum verteilt.
Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 9/2019: